[…]Aber mit dem Internet kam auch die wunderbare neue Kulturtechnik Podcast.
Auf einmal gibt es abseits des ominösen 2,5 Minuten Aufmerksamkeitsschwellenmythos wieder richtig lange und elaborierte Hörbeiträge.
Die sind sich auch nicht zu schade, Themen so lange durchzuackern, wie es eben nötig ist. Und wenn es 3 Stunden dauert.. so what.
Nebenbei kann ich die Dinge tun, die ohne meine Ohren getan werden können und die Bereicherung ist phänomenal.
Manche mögen denken, das Thema Podcast sei durch – ich hingegen sehe in eine glorreiche Zukunft der Audiomedien mit Tiefgang.
Allerdings kommen die dann auch nicht mehr top-down. Und das ist gut so.
Langsam, kleiner Revoluzzer!
Niemand sagt, daß Lesen und Podcast Gegensätze sind. (Hätte ich ein Thema, von dem ich dächte, es könnte von Interesse sei, hätte ich schon längst einen aufgemacht.) Gut, man kann beides nicht gleichzeitig nutzen, das ist es aber auch schon. …und wer denkt, Podcasts seien schon wieder out, hat sich nicht wirklich mit dem Thema beschäftigt.
Trotzdem behaupte ich, daß man sich wohl mit einem Buch hinsetzen und lesen kann und das dann als Erholung für Körper und Geist empfindet. Die Wenigsten werden sich aber ufs Sofa setzen, vor sich hin starren und eine Podcast-Folge anhören. Das Medium lädt geradezu dazu ein, etwas anderes parallel zu machen: Autofahren, stricken, renovieren, kochen,Sportgeräte bauen etc. … Es sind einfach zwei verschiedene Wege, Informationen aufzunehmen, die verschiedene Menschen ansprechen.
natürlich kommt man bei der wissenschaftlichen Arbeit nicht um Fachliteratur herum. Aber diese ist, wenn man ein gewisses Stadium in der Wissenschaftlerkarriere erreicht hat, nicht mehr in Form von Büchern, sondern in Form von Fachartikeln […] Und diese Fachartikel lese ich heutzutage als pdf am Rechner. Das hat den großen Vorteil, daß ich mit Spotlight innerhalb von Sekunden Papers auf meinem Rechner (wieder)finde,[…]
Ich kann Deine Argumentation gut nachvollziehen. Natürlich muß man ab einem bestimmten Stadium des wiss. Arbeitens so aktuell sein, daß man nicht auf das Erscheinen von Büchern warten kann. (Außerdem riecht ein Arbeitszimmer voller alter Leitzordner einfach schlecht.
) Trotzdem habe ich die - vielleicht altmodische - Überzeugung, daß man erstmal lernen muß, sich in einer Fülle von Information zu bewegen, einen Index zu benutzen, thematische Zusammenhänge zu begreifen und zu beurteilen, was wichtig ist und was nicht.
Das ist aber genau das, was man oft braucht. Nicht bei allen Fragen muß ich tiefergehende Information einholen - solange ich mir bewusst bin daß es so ist.
Der Letzte Teil des Satzes war wahrscheinlich der Anlaß, daß ich mich zu Wort melden wollte.
In einem Punkt stimme ich dir da aber zu. Früher musste ich, um die neuesten Artikel zu lesen, in die Bibliothek schlappen und mir die Fachzeitschriften aus dem Regal fischen. Bei der Suche nach einem gewünschten Artikel kam man dann zwangsläufig in die Situation, auch andere Papers wahrzunehmen, die nicht direkt mit dem eigenen Projekt zu tun hatten, aber trotzdem interessant waren (zum Beispiel methodisch, oder ganz allgemein um den Horizont zu erweitern). Das hat man heute nicht mehr, wenn man sich nur den gewünschten Artikel als pdf runterlädt.
Ich war zu kurzsichtig, das in meinem vorherigen Beitrag zu erwähnen, danke Dir aber, daß Du das hier nochmal heraushebst. Gerade diese Kreuzvernetzung brachte mir schon oft Ideen, die mir sonst nicht gekommen wären - von der von Dir schon erwähnten rweiterung des eigenen Horizontes ganz zu schweigen. Aber vielleicht geht es nur mir so.