Athen brennt - Lage völlig ausser Kontrolle

Du scheinst aber auch nicht der Nobelpreisträger im Differenzieren zu sein. "So Schatz, ich gehe auf Streife, ein paar Jugendliche umnieten. Bis heut Abend!" :rolleyes:

Der Polizist hatte das Recht nicht, und deswegen wird er vermutlich auch drankommen. Genausowenig, wie der Junge das Recht hatte, die Polizei anzugreifen. Nur, das eine war die Reaktion auf das andere. Hätte der Junge die Polizei in Ruhe gelassen, so wäre gar nichts passiert. Am Anfang stand der Junge. Punkt. Und seine Perspektivlosigkeit gibt ihm noch lange nicht das Recht, seine Wut an andere auszulassen. Zumal seine Perspektive dadurch auch nicht rosiger wird.

Mich erschreckt manchmal, dass ich bei Menschen die vermutlich deutlich juenger sind als ich, auf die selbe Betonkoepfigkeit stosse, die mich als jungen Menschen schon bei der Generation meiner Eltern zur Verzweiflung getrieben hat :)
 
@walfrieda, Danke für deine Berichte. Klinkt ein bisschen nach der DDR.
 
Grade gelesen:
Die konservative Zeitung Kathimerini betitelte ihren Kommentar "Posten zu vergeben: Eine Regierung". Die Regierung stehe "unter Schock", schreibt die Zeitung. "Wir sehen einen Staat in Trümmern, eine Polizei in Auflösung, mittelmäßige Universitäten, die Brutstätten von Wut sind statt Brutstätten des Wissens, und ein kaputtes Gesundheitswesen. Außerdem stehen wir am Rande des Ruins".
 
@ lundehundt

Tja, aber auch unser Jahrgang hat nicht ausschließlich aus "Revoluzzern" bestanden, nur haben wir diese Leute unseres Alters damals ganz einfach nicht wahrgenommen, oder vielleicht nicht wahrnehmen wollen.:)

Ich zumindest hatte mit den Älteren Probleme genug.:D
 
@Lunde:
dass die Polizei nicht einfach so Leute umpusten darf, darüber sind wir uns einig. Schön. Jetzt sag mir bitte ganz einfach, mit einem eindeutigen "Ja" oder "Nein", ohne grosse Grundsatzdiskussionen oder politisch-philosophischen Abschweifungen:

Darf man als Jugendlicher die Polizei angreifen oder nicht?
 
du reduzierst das Problem auf duerfen oder nicht duerfen - das wird der Situation, die ein junges Menschenleben gekostet hat, in keiner Weise gerecht.
 
Darf man als Jugendlicher die Polizei angreifen oder nicht?
Wie soll es zu dieser Frage ein eindeutiges ja oder nein geben?
Im konkreten Fall Griechenland, k.A. dafür kenne ich die Situation zu wenig, aber ich kann mir durchaus Fälle vorstellen, bei denen man das durchaus rechtfertigen könnte und auch die Spezis hier die so empört die Finger heben, durchaus Sympathien für die "Steinewerfer" und "Randalierer" empfinden, z.B. Anfang des Jahres, als Tibetaner die Staatmacht angriffen und herausforderten.
 
Wie soll es zu dieser Frage ein eindeutiges ja oder nein geben?
Im konkreten Fall Griechenland, k.A. dafür kenne ich die Situation zu wenig, aber ich kann mir durchaus Fälle vorstellen, bei denen man das durchaus rechtfertigen könnte und auch die Spezis hier die so empört die Finger heben, durchaus Sympathien für die "Steinewerfer" und "Randalierer" empfinden, z.B. Anfang des Jahres, als Tibetaner die Staatmacht angriffen und herausforderten.

Im Grundsatz bin ich einig, es gibt Fälle, wo man zivilen Ungehorsam - auch Randalen - durchaus verteidigen darf. In Tibet sah ich das ähnlich. Aber da ging es um Unterdrückung einer Kultur, um Menschenrechte, Folterungen, um viel fundmentalere Sachen. Aber das stelle ich auf eine andere Stufe als die Kravalle in Griechenland.
 
Du weisst weder genug ueber die Situation in Tibet noch ueber die in Griechenland um diese Differenzierung zu treffen.
 
Natürlich. Nur Du bist hier allwissend und unfehlbar... Tschuldigung.
 
Natürlich. Nur Du bist hier allwissend und unfehlbar... Tschuldigung.
Warum besteht ihr nur darauf, obwohl ihr keine Ahnung von den Umständen und Hintergründen der griechischen Unruhen habt, hier irgendjemanden zu verurteilen? Und fordert von jedem, der danach fragt, eine Distanzierung von Gewalt als Mittel der politischen Auseinandersetzung?
Diese dreiste Doofheit ist wirklich rätselhaft.

Der einzige, der sich hier kompetent zur Sache äussern kann und dies auch differenziert tut, ist Walfrieda. Der lebt in Griechenland.
 
Ich weiss nicht obs schon erwähnt wurde. Ich werfs nur mal so in die Runde. Die Demonstranten, Krawallbrüder, was auch immer, sind größtenteils Kinder mittelständischer und wohlhabenderer Familien. Hab ich gestern gehört und gelesen. Es könnten also auch unsere eigenen sein. Es gibt bislang auch keine Führungspersonen oder eine Bewegung. Wenn man jetzt z.B. mal an unsere Studentenbewegung damals denkt, da gabs den Joschi oder Dutschke, usw. Dort scheint das alles völlig anders und eigendynamisch abzulaufen. Gruselig. Man kann sich als Deutscher ohne genug Hintergrundwissen (und mit vermutlich auch nicht) wohl wirklich nicht da reinversetzen sondern erstmal nur sprachlos zuschauen.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ralfinger
Die Erkenntnis, das man angreifbar ist, wenn man sich in alten Strukturen mit Rädelsführern oder anderen Aushängeschildern schmückt wird schon seit langem in der Szene verfolgt, das macht einen etwas freier, wenn es darum geht, die Staatmacht etwas an der Nase herumzuführen.
Des weiteren scheint ja für Griechenland zu gelten, das dort den Politiker gegenüber durchweg Misstrauen entgegengebracht wird (wohl auch zurecht) und auch in wirklich Breiten Teilen der Bevölkerung den Demonstranten Sympathie entgegengebracht wird.
Ich schaue daher nicht sprachlos, sondern interessiert rüber und bin gespannt, ob sich dort grundlegendes ändert.
 
Walfrieda: Mich würde interessieren, wo du die Gründe dafür siehst, dass zwei Familien mit zwei Parteien ein eigentlich demokratisches Land in ihre Fänge bekommen können.

das ist eigentlich recht einfach zu erklären. In Griechenland läuft sehr vieles über die Schienen "Vertrauen" und "soziale Kontrolle". Hier heißt es "das ist ein guter Mensch", wenn einer aus einer anerkannten Familie kommt, der "man" vertraut. Die Idee, die eigentlich nicht so schlecht ist, ist die, daß einer aus einer solchen Familie vernünftig erzogen wurde und, wenn er über die Stränge schlägt, von der Familie zurückgepfiffen wird. Das ist im täglichen Leben genauso wie in der Politik. Wenn jemand einen Job sucht, wird er oft von jemandem empfohlen der die Familie kennt, mit den Worten er sei ein "καλό παιδί" (kalo pädi, Betonung jeweils auf dem letzen Buchstaben), ein "gutes Kind". Sprich, jemand der ok ist, der aus einer vertrauenswürdigen Familie stammt, von dem recht sicher ist daß er ein soziales Netz hat das ihn im Problemfall auffängt und ihn eben auch "zurechtstutzt" wenn er Probleme macht. Schließlich hängt am Einzelnen und seinem Verhalten auch der Ruf der Familie. Das Ganze sieht oft nach Vetternwirtschaft aus (was es im Prinzip oft auch ist), hat aber seine Ursache darin daß man nur Geschäfte macht oder Beziehungen aufbaut, dem man in diesem Sinne vertraut. In der Politik ist es dann so, daß man jemanden wählt der aus einer Familie kommt, wo ein Verwandter (Vater, Onkel...) schon etwas geleistet hat, das man gut findet.

@walfrieda, Danke für deine Berichte. Klinkt ein bisschen nach der DDR.

nein, das kann man gar nicht vergleichen. Griechenland ist ein extrem freiheitliches Land. Manchmal zu freiheitlich, in dem Sinne daß jeder macht was er will. Ich sag immer, es ist kein Zufall daß "Chaos" ein griechisches Wort ist. ;) Das macht das Leben in Griechenland sehr angenehm, aber es erfordert natürlich daß man seinen Perfektionismus an der Grenze über Bord wirft. Hier läuft vieles siga-siga (wörtlich "langsam-langsam" oder "sehr langsam", gemeint ist etwa "immer mit der Ruhe" oder "mach keine Hektik"). Eigentlich kennen Griechen nur zwei Modi, "siga-siga" oder "ela-ela" (wörtlich "komm-komm", gemeint ist "zackzack"). Öffentliche Arbeiten, zum Beispiel im Strassenbau, sind 90% siga-siga, die letzten 10% der Zeit dann ela-ela, damit man fertig wird...

Des weiteren scheint ja für Griechenland zu gelten, das dort den Politiker gegenüber durchweg Misstrauen entgegengebracht wird (wohl auch zurecht) und auch in wirklich Breiten Teilen der Bevölkerung den Demonstranten Sympathie entgegengebracht wird.
Ich schaue daher nicht sprachlos, sondern interessiert rüber und bin gespannt, ob sich dort grundlegendes ändert.

es wird sich sicher etwas ändern. Es ist kaum zu erwarten daß die Regierung das übersteht. Die Frage ist, ob dann nur die andere Familie drankommt (Giorgos Papandreou mit seiner Partei PASOK), oder ob die Bevölkerung etwas anderes durchsetzt - es ist allerdings schwer sich da etwas tragbares vorzustellen. Genau das Fehlen von wählbaren Alternativen ist ja einer der Gründe für die Unzufriedenheit der Bevölkerung. Man darf auf jeden Fall gespannt sein. Ich bin vor allem auch gespannt, ob/wann die EU sich einmischt (die über die Vergabe von Fördermitteln natürlich einiges an Einfluß hat) und die Verbesserung einiger Dinge anmahnt, wie zB im Bildungssystem oder in der Korruptionsbekämpfung.
 
Vor kurzem kam eine Sendung im hr2, in der vieles, was man hier schrieb, bestätigt wurde.
Allerdings wurde ausgeschlossen, dass die Situation auf Deutschland oder andere Länder übertragbar sei - zu unterschiedlich seien die Rahmenbedingungen, so der Sprecher.
 
Der "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe hat den netten Satz gesagt: "Griechen sind Türken, die sich für Italiener halten."
 
Der einzige, der sich hier kompetent zur Sache äussern kann und dies auch differenziert tut, ist Walfrieda. Der lebt in Griechenland.

auch für dich: http://de.wikipedia.org/wiki/Totschlagargument

:D

ich finde linke gewalt asozial, sorry, egal wo sie stattfindet.

jeder weiß das in den linken statuten gewalt gegen den staat toleriert wird bzw. gefordert wird, und dagegen kann man nicht argumenteiren (wie auch), man sieht ja an dir als beispiel das die argumentationskette ins unendliche geht und sich dabei in 10 achsen um sich selbst dreht. ich sage ganz ehrlich: ich hasse linke gewalttäter und bin dafür mit aller gewalt gegen sie vorzugehen, punkt aus. der stärkere gewinnt. gegen friedliche demonstrationen habe ich nichts, aber das ist eine gaz andere geschichte, auch wenn sich die schwarzblock-psychos gern mit ihnen auf eine stufe stellen.
 
Problem der griechischen Polizei: Keine Wasserwerfer und mangelnde Erfahrung mit großen Ausschreitungen bei Demonstrationen.

In D hätte es diese Art Krawalle so nie gegeben, selbst die Chaostage in Hannover waren viel schneller beendet.

Meines Erachtens hat die Polizei aufgrund mangelhafter Ausrüstung und fehlender Taktiken vollkommen versagt.
Ich hoffe für die Polizisten dort, dass sie demnächst besser ausgerüstet werden um solchen Banden besser begegnen zu können um die Bevölkerung vor solchen Terroristen (!!!) besser schützen zu können.
 
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