Alternativen zum Tiefensee-Vorschlag

below schrieb:
Wenn Sie dafür ausgebildet wären, dann sollten Sie für die Tätigkeit auch entsprechend angestellt und bezahlt werden, und es nicht als Hartz IV Zwangsarbeit verrichten.
Exakt. Im übrigen: Richtet man un- und unterstbezahlte Mitbürger (auch noch aus bestimmten Schichten darauf ab), schafft man nichts anderes als Spitzel. Die DDR lässt grüßen.
 
below schrieb:
Ja. Das war jetzt etwas missverständlich ausgedrückt, aber um es klarer zu machen:

Wenn Sie dafür ausgebildet wären, dann sollten Sie für die Tätigkeit auch entsprechend angestellt und bezahlt werden, und es nicht als Hartz IV Zwangsarbeit verrichten.

Alex

Das ist die Krux mit den Zwangsmaßnahmen. Die öffentlichen Arbeitgeber sparen zu Lasten der Hartz4 Empfänger und zu Lasten der Realwirtschaft.

Mir kann keiner erzählen die 1€ Jobber machen nur Tätigkeiten die on the top sind. Das ist zwar nicht erlaubt, aber praktsich nicht prüfbar.
Teilweise werden schon Laborassistenten in der Universitätsforschung als 1€ Jobber eingestellt. Wenn die Foschungsetats so Bankrott sind, sollte das durch solche Massnahmen nicht kaschiert werden.
 
tridion schrieb:
Hier bei uns in Ö läuft gerade die "Pflegedebatte" - Rundumdieuhrpflege, z. B. bei Krebskranken oder Appallikern, ...
Hier gäbe es auf jeden Fall Einsatzgebiete für Langzeitarbeitslose (für die, die dafür geeignet sind, und ohne Zwang), nach entsprechender Ausbildung.
diese Debatte hatten wir hier auch schon (und sie hat mich hier auch nicht gerade glücklich gestimmt). Hier wird wieder mal das Bild "Pflegen kann jeder" in die Öffentlichkeit transportiert (genauso wie beim sozialen Pflichtjahr)
 
minilux schrieb:
diese Debatte hatten wir hier auch schon (und sie hat mich hier auch nicht gerade glücklich gestimmt). Hier wird wieder mal das Bild "Pflegen kann jeder" in die Öffentlichkeit transportiert (genauso wie beim sozialen Pflichtjahr)


Das stimmt! Der Status der Kranken- und Altenpflege in unserer Gesellschaft ist abgrundschlecht! Dabei sind das (agesichts der Überalterung) Zukunftsbranchen. Nur weil da primär nichts produziert wird die Berufe derart herabzuwürdigen ist absurd! IMHO wäre viel gewonnen, würde man Zivildienst erheblich zurückstufen und durch fachlich geschultes Personal ersetzen ( was dann auch mehr kostet und leistet).
 
Ich darf vielleicht an die Versuche erinnern, Arbeitslose als Erntehelfer zu verpflichten, die klammheimlich wieder rückgängig gemacht werden.

Das Heer der HartzIV-Empfänger besteht aus individuellen Schicksalen, die auch individuell behandelt werden sollten.

Beispiel Dänemark: In Einzelbetreuungen wird nach persönlichen Stärken gesucht und entsprechende Schulungsmassnahmen vorgeschlagen. Viel Ablehnungen darf sich der Klient allerdings nicht leisten, ohne dass seine Hilfe, die anfangs noch fast so hoch wie der alte Lohn ist, drastisch gekürzt wird.
Die Erfolge dieser Art Arbeitslosenbetreuung sind immens.

Die innere Sicherheit sollten wir der Polizei überlassen. Wenn deren Kräfte nicht ausreichen, müssen wir eben mehr Geld ausgeben, um mehr PolizistInnen auszubilden.
 
spoege schrieb:
Die innere Sicherheit sollten wir der Polizei überlassen. Wenn deren Kräfte nicht ausreichen, müssen wir eben mehr Geld ausgeben, um mehr PolizistInnen auszubilden.

Genau das gleiche gilt auch bei der Pflege. Diese sollte man dem Fachpersonal überlassen. Ich würde nicht wollen, das mich ein seit 12 Jahren arbeitsloser, 52 jähriger, Dachdeckermeister pflegt, nur weil ihm das "nahe" gelegt wird. Um es mal überspitzt zu formulieren.

Es gibt in der Krankenpflege sehr viele privat wirtschaftende Unternehmen. Die haben momentan schon genung Probleme durch die polnischen Vollzeit "Haushaltshilfen", die auch "mal" der Mutti auf den Pott helfen.
 
Wetcat schrieb:
Es gibt in der Krankenpflege sehr viele privat wirtschaftende Unternehmen. Die haben momentan schon genung Probleme durch die polnischen Vollzeit "Haushaltshilfen", die auch "mal" der Mutti auf den Pott helfen.
völlige Zustimmung, wobei man noch sagen muss dass sich auch bei den privaten Pflegediensten einige schwarze Schafe tummeln
 
Es hat noch nicht einmal unbedingt etwas damit zu tun, ob Fachpersonal oder nicht. Es ist doch schon eine Frechheit, jemanden für einen Euro den Müll, den die Wohlstandsgesellschaft hinterlässt, aufräumen zu lassen. Ein echtes Armutszeugnis für dieses Land.
 
Bei uns hat eine arbeitslose Bekannte einen 1E-Job bekommen, was wir ihr sehr gönnen.
Er besteht darin, dem Lehrerinnen-Kollegium unserer Grundschule zur Hand zu gehen – eingesetzt wird sie aber immer mehr auch zur Pausenaufsicht und als Unterrichtskraft. Dazu ist sie allerdings nicht qualifiziert, fühlt sich auch nicht wohl damit. Aber die LehrerInnen haben's gern etwas gemütlicher.

Niemand sagt etwas, weil keiner möchte, dass sie ihren Job wieder verliert.

Ein anderer Bekannter macht in seinem 1€-Job Waldarbeit für eine Forstgenossenschaft. Die besteht aus privaten Waldbesitzern, die sich zusammengeschlossen haben, um ihr Holz rationeller einschlagen und besser vermarkten zu können. Eigentlich müssten sie einen Waldarbeiter dafür einstellen – ihn zum Beispiel.

Und so weiter.
 
Ich kenne persönlich nur fünf Hartz-IV-Empfänger. Die haben alle keine Lust zum Arbeiten (bzw. sehr idealisierte Vorstellungen von Arbeit) und sagen das im kleinen Kreis auch offen.
 
Ich kenne nur einen Hartz IV Empfänger. Der fällt in die von spoege Beschriebene Kategorie:

Er würde sehr gerne arbeiten, ist froh, dass er einen "Ein Euro Job" hat, aber in Wirklichkeit könnte man ihn für diese Sache auch ganz normal anstellen und bezahlen.

Alex
 
quomodonam schrieb:
Es hat noch nicht einmal unbedingt etwas damit zu tun, ob Fachpersonal oder nicht. Es ist doch schon eine Frechheit, jemanden für einen Euro den Müll, den die Wohlstandsgesellschaft hinterlässt, aufräumen zu lassen. Ein echtes Armutszeugnis für dieses Land.

Die Leute sollen das nicht für einen Euro, sondern für ungefähr 700 Euro netto im Monat machen. Und das ist mit Sicherheit keine Frechheit.
 
Was die Betriebe angeht, die auf Ein-Euro-Jobs zurückgreifen: Manchmal habe ich das Gefühl, vielen ist ein Stück Anstand verloren gegangen. Möchte ich eine Leistung haben, so muss ich sie auch angemessen bezahlen.
 
Leslie schrieb:
Die Leute sollen das nicht für einen Euro, sondern für ungefähr 700 Euro netto im Monat machen. Und das ist mit Sicherheit keine Frechheit.
Die kriegen ihre 400 Euro Hartz, zusätzlich wenn's hoch kommt noch 200 Euro fürs Dreckhinterherräumen. Mit Sicherheit eine Frechheit. Ein Euro pro Stunde ist eine 100%ige Frechheit. Unglaublich, dass es Leute gibt, die »dankbar« sind, dafür in Deutschland zu arbeiten. Nicht zu vergessen, dass man damit den Niedriglohnsektor etabliert.
 
quomodonam schrieb:
Die kriegen ihre 400 Euro Hartz, zusätzlich wenn's hoch kommt noch 200 Euro fürs Dreckhinterherräumen. Mit Sicherheit eine Frechheit. Ein Euro pro Stunde ist eine 100%ige Frechheit. Unglaublich, dass es Leute gibt, die »dankbar« sind, dafür in Deutschland zu arbeiten. Nicht zu vergessen, dass man damit den Niedriglohnsektor etabliert.

Nochmal: Niemand soll für einen Euro in der Stunde arbeiten. Die Leute bekommen monatlich 345 Euro bar und zusätzlich ihre Warmmiete sowie die Krankenversicherung bezahlt, außerdem einen Euro pro geleistete Arbeitsstunde. Das muss man insgesamt betrachten und sich dann auch mal anschauen, was eine regulär beschäftigte Friseuse verdient. Der zusätzliche Euro ist ausdrücklich kein Stundenlohn, sondern eine Enstchädigung des Mehraufwands, der durch die Arbeitsaufnahme im Vergleich zur Nulltätigkeit entsteht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Leslie schrieb:
Der zusätzliche Euro ist ausdrücklich kein Stundenlohn, sondern eine Enstchädigung des Mehraufwands, der durch die Arbeitsaufnahme im Vergleich zur Nulltätigkeit entsteht.
Ja, Mehraufwand.:rolleyes: Man kann alles schönreden. Würdest du die Leute korrekt bezahlen, bräuchten sie kein Hartz-Geld, überdies würde die Gehaltsstruktur in Deutschland nicht weiter den Bach runter gehen.
 
quomodonam schrieb:
Ja, Mehraufwand.:rolleyes: Man kann alles schönreden. Würdest du die Leute korrekt bezahlen, bräuchten sie kein Hartz-Geld, überdies würde die Gehaltsstruktur in Deutschland nicht weiter den Bach runter gehen.

Die Alternative ist nicht "korrekt bezahlen", sondern "gar nicht bezahlen". Es geht hier doch nun wirklich um Leute, die aus eigener Kraft überhaupt gar nichts auf die Reihe bringen können oder wollen. Bequem ist natürlich, den Staat oder irgendwelche Selbständigen verantwortlich zu machen - aber das sind im Prinzip auch nur andere Leute.
 
quomodonam schrieb:
Ja, Mehraufwand.:rolleyes: Man kann alles schönreden. Würdest du die Leute korrekt bezahlen, bräuchten sie kein Hartz-Geld, überdies würde die Gehaltsstruktur in Deutschland nicht weiter den Bach runter gehen.


Die Nebenkosten müßten runter!
Es gibt genug einfache Tätigkeiten, so daß sich da ein Job finden ließe. Nur kann sich bei den derzeitigen Lohnnebenkosten kaum noch jemand z.B. einen Gärtner 1x die Woche leisten.

Auch die Absetzbarkeit von Reparaturen ist ein Witz, weil nur abgesetzt werden kann, was man auch selber könnte. Legal Handwerker ins Haus holen wird nichtmal ansatzweise gefördert.

Zudem müßte es endlich erlaubt sein 2-3 Minijobs zu machen ohne gleich eine Dienstleistungs GbR zu Gründen.

Da führen viele Wege nach Rom, nur haben unsere Politiker alle schon vorher die Hosen voll!
 
Ich stimme Dir zu, Leslie.
Wenn sie zuhause sitzen, bekommen solche Leute Geld für das Nichtstun.
Bei einem 1-Euro-Job haben sie eine Beschäftigung, die sogar vernünftig sein kann, und bekommen etwas mehr Geld als vorher. Das ist doch okay.
 
Leslie schrieb:
Die Alternative ist nicht "korrekt bezahlen", sondern "gar nicht bezahlen". Es geht hier doch nun wirklich um Leute, die aus eigener Kraft überhaupt gar nichts auf die Reihe bringen können oder wollen. Bequem ist natürlich, den Staat oder irgendwelche Selbständigen verantwortlich zu machen - aber das sind im Prinzip auch nur andere Leute.
Ohne einen Hartz-Empfänger zu kennen, erlaube ich mir zu sagen, dass dies eine pauschale Unterstellung ist. Man rutscht, soweit ich weiß, bereits nach einem Jahr Arbeitslosigkeit in die Hartz-Schiene. Und selbst, wenn einer kein Abi, kein Studium, keine Fachausbildung und keinen Bock aufs Arbeiten hat, kann man nicht hergehen und sagen: »Du kriegst einen Euro für diese Idioten- bzw. Scheißarbeit, immerhin ist das noch besser als kein Euro, du Depp, seh's als Mehraufwand.«
 
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