Jesselyn Radack war Anwältin im amerikanischen Justizministerium und dort verantwortlich für die Einhaltung ethischer Standards. Bis sie 2001 zur Unperson wurde, verfolgt und bedroht von der eigenen Regierung.
In diesem Jahr marschierten die USA und ihre Verbündeten in Afghanistan ein. US-Soldaten nahmen dort John Walker Lindh fest, den "amerikanischen Taliban". Lindh, ein amerikanischer Staatsbürger, wurde ohne anwaltlichen Beistand verhört und gefoltert. Das erpresste Geständnis wurde anschließend verwendet, um ihn als Terroristen anzuklagen. Ihm drohte die Todesstrafe.
Radack hatte Beweise für das illegale Vorgehen und dafür, dass die Regierung gelogen und alles versucht hatte, ihr Handeln zu vertuschen. (...) ihre Beweise der Presse übergeben. (...) Radack erzählt, wie sich der Staat an ihr rächte und wie wertlos das Gesetz zum Schutz von Whistleblowern letztlich ist: Auf Druck der Regierung verlor Radack zwei Mal ihren Job bei einer Kanzlei. Gegen sie wurde ermittelt, weshalb sie keine andere Stelle bekam. Ihr Name wurde außerdem auf die sogenannte No-Fly-List gesetzt. Dort stehen mutmaßliche Terroristen. (...) Vor der Anwaltskammer brachte die Regierung Beschwerden gegen Radack vor, gegen die sie sich nicht wehren konnte – denn die Beschwerden waren als geheim deklariert und sie bekam keine Einsicht.
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Thomas Drake saß in Spionageflugzeugen des amerikanischen Geheimdienstes NSA, die aus der Luft die DDR überwachten, später leitete der Cryptolinguist eine Auswertungsabteilung der NSA. Er war Spion und glaubte an sein Land und die Sache.
Drake berichtet, dass die NSA nach dem 11. September 2001 begann, ihre Augen und Ohren auf die eigenen Bürger zu richten. Unterstützt vom Weißen Haus habe der Geheimdienst die Verfassung gebrochen und begonnen, alles und jeden zu überwachen. Drake gehörte zu jenen, die eines dieser geheimen Spionageprogramme publik machten, das sogenannte Projekt Trailblazer. Fortan war auch er ein Krimineller, der sich einer zehn Punkte langen Anklage gegenüber sah. (...) "Der Krieg gegen den Terror sollte kein Krieg gegen ethische Grundsätze und Menschenrechte sein", sagte er. Und dass die USA nach dem 11. September ohne Grund Bürgerrechte und Freiheit geopfert hätten.
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Auch William Binney, früher Technischer Direktor bei der NSA, hat ein geheimes Überwachungsprogramm publik gemacht, dessen Ziel es war, die Kommunikation aller Bürger der USA zu beobachten . Ursprünglich gegen Al Kaida gerichtet, sollte es nach 2001 auch gegen US-Bürger eingesetzt werden – ohne irgendeine politische und gerichtliche Kontrolle.
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Denn die US-Regierung hat ihre Versuche nicht aufgegeben, bisherige Grundsätze des Rechtsstaates zu umgehen und auszuhebeln. Gerade erst hat der US-Senat ein Überwachungsgesetz verlängert. Der Fisa Amendment Act erlaubt es Geheimdiensten, auch US-Bürger ohne Gerichtsbeschluss abzuhören, wenn die Überwacher Hinweise haben, dass sich mindestens einer der an der Kommunikation Beteiligten dabei im Ausland befand.
Nach den zwei Stunden mit Berichten über Überwachung, Misstrauen und Gewalt ist es vor allem ein Satz von Thomas Drake, der hängenbleibt. Von dem Mann, dessen Aufgabe es einst war, die Staatssicherheit der DDR zu beobachten. Er sagte: "Ich möchte nicht in einem Land wie der DDR leben."
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