anders gesagt Kino.To bietet dem User das was er sucht
, und andere ihm verweigern. Der Kunde nutzt das was ihm Angeboten wird und ihm ist egal zu wem das Geld wandert. Genau, es ist egal wo die Millionen hinwandern... hier eben nicht zu den Big Playern sondern zu den "kleinen" Fischen
Lies doch bitte genauer, wenn du schon darauf antwortest. Dem Kunden ist es egal, wohin die Millionen wandern, solange es nicht
seine Millionen sind. Genau das habe ich geschrieben. Das macht die "Wahl" ja so leicht. Kino.to bietet (bzw. bot) dem User, was er sucht - und zwar gratis; und schon ist die moralische Standfestigkeit des besagten Users dahin.
Kino.To scheint an dem Modell ja gut zu verdienen, warum übernehmen denn die Konzerne nicht den Dienst von Kino.to?
Kino.to verdient(e) gut daran, weil sie bis auf ihren Unterhalt natürlich keine weiteren Kosten haben. Neue Ware kommt ja regelmäßig und ohne weitere Kosten. Das, was kino.to als eingenommen hat, würde reichen, um der gesamten Filmwirtschaft (und nein, die Konzerne hängen nicht alle zusammen und greifen in einen Topf) sowie deren Mitarbeitern und Zulieferern kostendeckend Umsätze zu generieren? Irgendwie hast du eine seltsame Vorstellung von den Dimensionen der Welt.
Los Dosos hat ja auch schon genügend Beispiele gebracht. Man kann die Komplexizität einer gesamten Wirtschaft nicht auf simples Schwarz-Weiß reduzieren, wenn man die Zusammenhänge nicht kennt - dagegen hilft auch nicht intensives Studieren der Boulevard-Medien, die diese "Ihr da oben - wir hier unten"-Mentalität natürlich auflagensteigernd fördern. Wie oft gab es hier (und anderswo) schon Milchmädchenrechnungen, was für Umsätze manche Firmen fahren, gegengerechnet mit bestenfalls unvollständigen Ausgabeposten? Würde das in einem Metier passieren, in dem man sich selbst auskennt (weil man entweder beruflich damit zu tun hat oder es als Hobby betreibt), dann kämen ganz schnell Gegenreaktionen - sieht man in jedem Mac-Thread, wenn's um Computer geht.
Natürlich befindet sich die Industrie im Wandel, und das Netz ist ein wichtiges Vertriebsmedium geworden. Warum die Industrie bei einigen Innovationen einfach nicht so schnell reagieren KANN, ist hier mehrfach dargelegt worden - es handelt sich entgegen landläufiger Auffassung eben nicht um EIN Konglomerat, in dem sich alle geifernd die Hände reiben, wenn der Rubel rollt, sondern um eine Medienlandschaft, die viel zu divers ist, um innerhalb kürzester Zeit auf einen Konsens zu kommen. Anfänge wurden auch hier gemacht, nicht zuletzt durch iTunes (und Maxdome und Videoload und T-Entertain & Konsorten, um beim Filmbeispiel zu bleiben), aber viele Ansätze müssen in der Realität erst erprobt werden und scheitern gerade heutzutage oft an der Kostenlos-Mentalität: Leute, die sich eben um keinerlei Vorschriften scheren müssen, haben das Produkt halt schneller draußen. Da spielen so viele verschiedene Faktoren mit hinein, dass man den Gesamtzustand eben einfach nicht pauschalisieren kann.
Um noch das Argument aufzugreifen, man hätte sich die Musik bzw. den Film ja sonst eh nicht gekauft: Unabhängig von der Frage, warum man das, was man eh nicht kaufen will, dann überhaupt kostenlos lädt, stimmt es natürlich, dass man Umsatzausfälle nicht 1:1 mit der Anzahl der Downloads gleichsetzen kann. Aber durch den offenen Kiosk Internet sinkt die Bereitschaft, überhaupt irgendwas zu kaufen (oder eben nur das wirklich allernötigste) - die Musikindustrie kann schon lange ein Lied davon singen und hat dazu eben noch das Glück, dass man sinkende Tonträger-Verkaufszahlen wenigstens teilweise noch über Live-Auftritte und Merchandising ausgleichen kann. Früher ist auch der Musikfan Kompromisse eingegangen ... hat sich das Album gekauft, obwohl ihm vielleicht nur drei Lieder gefallen haben. Heute lädt man die drei Lieder, mit Glück über iTunes & Co., damit überhaupt was hängen bleibt, mit Pech über diverse OCHs oder Torrent-Plattformen. Und diese Mentalität prägt sich ein.
Im Filmbereich ist das Problem nicht kleiner. Früher hat man wenigstens, um den Film zu beurteilen, seiner örtlichen Videothek ein paar Euro auf die Theke geworfen - auch da blieb etwas hängen. Selbst diese Möglichkeit fällt heute weg. Ins Kino rennt der durchschnittliche Zuschauer heutzutage eben auch nur zu den großen "Eventfilmen", die eben auch kosten (egal, ob man jetzt die Stars dafür bezahlt oder die Effekte) - es ist irgendwo schizophren, sich über die stetig steigenden Gehälter der Stars zu beschweren, wenn man mit seinem Verhalten dazu beiträgt, dass Filme (bis auf Ausnahmen) nur noch dann erfolgreich sind, wenn sie genau auf diese Stars setzen. Die restlichen 95% der am Film arbeitenden Menschen werden deswegen übrigens auch nicht viel höher bezahlt.
Verantwortungsbewusstsein ist ein zweischneidiges Schwert - beide Seiten müssen sich ausbalancieren können, und das erfordert auch von beiden Seiten ein Gefühl für die jeweils andere.