Also gut, nur für dich, Barry:
Es war einmal ein junger Mann, der streifte frohgemut mit einem fröhlichen Pfeifen durch die Stadt. Er trug eine knallgelbe, eng anliegende Hose, die mit grünen Punkten und lila Streifen verziert war. Zudem ein knallrotes Shirt mit einem geschmackvollen, dezenten Aufdruck in Großbuchstaben "FICKEN ???", der ihm, so hoffte er, die nötige Anbandelei ersparen würde und die ihn gleich zur lang erhofften Sache treiben würde. Ausserdem würde er, so seine Hoffnung, in dieser leuchtenden Kleidung einfach nur auffallen und die Frauen mussten ihn, wenn schon auslachen, doch zumindest
anlachen. Über den Kopf trug er allerdings eine Papiertüte mit aufgeklebtem Ausdruck von George Clooney, nur mit kleinen Löchern an den Augen, damit er etwas sehen konnte.
Der arme Kerl nannte sich Barry, weil ihm sein eigener Name "Kevin Notdurft" zu peinlich war.
So gekleidet und verkleidet wollte er endlich mal seine Unschuld verlieren, die er bislang nur alleine an unschuldigen Materialien und Händen ausleben konnte. Er saugte auch begierig alle Geschichten und Erfahrungen anderer Leute auf, die auf offener Straße darüber sprachen, wenn auch nicht so detailverliebt und auf das Wesentliche konzentriert, wie er es gerne gehört hätte. Er hatte schon eine gewisse Übung darin erhalten, die Ohren immer da zu haben, wo gerade ein klein wenig, andeutungsweise, die Sprache auf die von ihm fixierten Themen kamen. Aber er war begierig nach mehr.
So kam es, dass er sich eines schönen Tages im September 2009 in einem Forum voller Wahnsinniger anmeldete, und hier seine aus Einsamkeit und einsamer Not zusammen fantasierten Geschichten verbreitete, von Verkehr wie sie sich nur solche Menschen vorstellen können. Kein Blabla, keine Umstände, einfach nur rein und raus und das so oft es geht. Wie es eben Menschen denken, die noch nichts anderes kennen als ihre besudelten Dinge aus künstlichen Materialien und die denken, es wäre immer nur rein und raus, nur das würde zählen!
Doch, oh Wunder, die Menschen im Forum fanden seine Geschichten, bis auf wenige ähnlich verzweifelte, gar nicht so toll und kritisierten mangelnden Stil und so ziemlich alles daran. Das konnte unser kleiner junger Mann natürlich nicht so recht verkraften und er schwang um, er wollte stattdessen, mit allerlei Tricks und Kniffen, die wahren Geschichten aus dem Sexleben kennen lernen. Wenn auch etwas ignorant ohne Umschweife und wieder nur auf ein und aus fixiert. Diese Geschichten anderer interessierten ihn noch immer, weil er, tief im inneren wusste, dass er da noch einiges davon lernen konnte. Aber dieses spießige Pack machte einfach nicht mit!
Er ließ zwar nichts unversucht, aber er erntete hauptsächlich Spott und Häme. Weil er dies aber auch aus dem realen Leben, wie oben beschrieben, gewohnt war, beeindruckte ihn das zunächst oberflächlich nicht. Nur im Geheimen, nachts, wenn er nur seine Pornos und Plastikpuppen um sich hatte, weinte er sich über diese Ungerechtigkeiten aus. Wieder online, versuchte er allerdings so zu tun, als wäre das alles völlig abwegig. Nur mehr schlecht als recht.
Was würde nur aus unserem kleinen jungen Mann namens Barry werden? Würde er jemals Hoffnung hegen können? Nun, dazu müsste er sich wohl zu sehr ändern und Wahnvorstellungen rund um den Verkehr aufgeben, weswegen es wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte.
Aber das Leben hält ja bekanntlich viele Überraschungen bereit...