spoege: Du bist schon der x-te, der mir irgendeine Art von Erdogan-Grenze-überschritten/-liebe unterstellt.
Darum geht es überhaupt nicht. Mir geht es um die Presse und die Medien, die eine derartige Einseitigkeit zeigen, dass es mich gruselt.
Ja. Es ist meiner Meinung nach die Pflicht, eine "Checkliste" abzuarbeiten. Das ist nicht mal Böhmermanns Aufgabe. Man
kann als "Presse" auch mal, statt in dieselbe Kerbe zu schlagen, auch mal schreiben/berichten, dass Böhmermann Recht hat und nebendran einen Artikel bringen, wie es in anderen Ländern aussieht.
Und spoege.. Ich kenne ein paar Journalisten. Sowas ist relativ unerwünscht. Weil Brot und Spiele mehr Auflage bringen.
Das kritisiere ich.
Und natürlch die Tatsache, dass es die "Nation" einfach so frisst.
Ich müsste nur an den falschen in Istanbul geraten und könnte willkürlich weggesperrt werden.
Das war auch schon vor Erdogan so. Daran hat aber in der Regel niemand Interesse.
Klar musst du nicht irgendwo Urlaub machen, um zu beweisen, wie offen und tolerant du bist. Das ist auch so ziemlich das Letzte was mir einfallen würde. Ich muss ebenfalls nicht den "Klasse Typen" mimen und dann einen "Super Urlaub" aus meinem extrem weltoffenen Denken machen. Darauf hab ich sowas von gar keine Lust.
Aber: wenn du Urlaub auch mit Interesse am Land verbindest und nicht gleich die Hosen voll hast, sobald du aus dem Hotel gehst, dann
kannst du immer noch bedenkenlos nach Istanbul fliegen. Es ist anders, es ist auch ein bisschen "gruselig", wenn du auf Militär und Polizei triffst. Besonders wenn dich die Polizei anspricht.
Mein Votum ist nur: Da leben auch Menschen. Der Polizist, der mich angequatscht hat, wollte wissen, wie es mir in Istanbul gefällt. Ich wurde mehrfach eingeladen. Auf einen Tee. Das waren Geschäftsleute, die mir natürlich was verkaufen wollten. Aber weil ich da mehrfach an anderen Tagen vorbei gelaufen bin haben wir uns auch, nachdem ich nichts gekauft habe und auch nicht wollte, sehr nett unterhalten.
Du wirst überall von "make you good price" belagert und es gibt auch Leute, die dich richtig abzocken wollen.
Aber mein persönlicher Eindruck war: Es gibt Grenzen, die die Türken niemals überschreiten würden. Taschendiebstahl oder dunkle Hinterzimmer. Das kann mit der Staatsräson oder mit der Religion zusammenhängen. Ich weiß es nicht.
Und für mich persönlich sehr wichtig: Ich hatte mächtig Schiss, in eine Moschee zu gehen. Islam.. Alles streng. Schuhe aus. Beten bis der Arzt kommt. Egal. Kurz schlucken (ich bin ein Schisshase und Heimscheißer) und machen.
Weißt du, was ich erlebt habe?
Dass manche Menschen einfach stolz darauf sind, ein gutes Leben führen zu wollen. That's it und so einfach ist das.
Ich hab mich mit einer Geschäftsführerin in einem großen Einkaufszentrum unterhalten, die mit Erdogan so gar nicht einverstanden ist, bin mit einem Sammeltaxi gefahren und musste jemanden im Taxi fragen, was und wie man denn bezahlt, habe an einem anderen Abend ein Taxi nach einem Fußmarsch von 25 km durch die halbe Stadt für umgerechnet 3 Euro genommen (dafür kriegst du in Hamburg ungefähr 200 Meter) und hatte Momente, bei denen du dich fragst, ob du gleich umgebracht wirst, weil du blaue Augen hast und wie ein Tourist aussiehst.
Lange Rede, kurzer Sinn: Fahr hin. Sch.. auf Erdogan.
Ich hab viele Urlaube (auch viele kurze) gemacht. Ich war hier, da, bin mit dem Auto gefühlt 20 Mal durch Europa, habe Sprachen gelernt, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass du mit etwas Landessprache +3 Upvotes bekommst und mich dadurch mit vielen Menschen vor Ort unterhalten können. Und genau das ist für mich Urlaub. Wenn dein Youngtimer mitten in der Pampa verreckt, dann lernst du Hunde, Leute und noch mehr Leute kennen. Eigentlich möchtest du abkotzen, weil dein Französisch so mittelmäßig bis kacke ist, aber du lernst, lernst und lernst.
Wenn du lieber in den Flieger steigst und dann gut behütet die Füße hochlegst.. Warum nicht? Finde ich absolut in Ordnung. Da musst du dich auch gar nicht verbiegen.
Für mich ist Urlaub vielleicht etwas mehr "eintauchen" und darauf vertrauen, dass ich nicht entführt, ermordet oder ausgeraubt werde. Machen die Japaner, die extra zur documenta hierher kommen auch.
Ich
brauche das "Eintauchen" aber auch. Sonst ist es für mich kein Urlaub. Ich will mich da zuhause fühlen wo ich bin. So als wäre es mein Ziel, auch länger zu bleiben. Spanien wäre tatsächlich eine Option, aber dann würde ich im Urlaub nach Bayern fahren, um Fleisch mit Knödeln zu essen
Die Türkei wäre keine Option, wirklich da zu bleiben, aber ich lasse mich doch von dem Spinner nicht davon abhalten, das Land und die Menschen kennen zu lernen.