Wir (Werbeagentur, in Sachen Selbständigkeit Neulinge) haben einen Kunden, der sich als sehr schwierig erweist: ich habe nun ca. den 12. Entwurf eines Flyers hingeschickt, jedesmal mit irgendwelchen grafisch unzumutbaren Änderungswünschen. Meine mündlichen Vorschläge zur Unterlassung und auch mitgelieferte Alternativen werden nicht anerkannt. Allerdings findet der Kunde seine Idee, nachdem ich sie umgesetzt habe, plötzlich doof. Jedesmal zum Freigabetermin hat der Kunde wieder eine tolle, neue Idee, bei der ich jedesmal fast in den Hörer beiße. Ich fühle mich, kurz gesagt, wie eine Probierstube für verhinderte Amateurgestalter. So geht das nun seit 3 (!) Monaten.
Mach Deinem Kunden doch bitte klar, daß es sich um einen Entwurf handelt, nicht um 12. Wenn ich einen Maler mein Zimmer 12 mal anstreichen lasse, weil mir die Farbe nicht gefällt, werde ich ihn wohl auch 12 mal bezahlen müssen...
Meldungen oder Feedbacks erfolgen nie von selbst, ich bin ständig in der Pflicht, anzurufen &150; zu erreichen ist der Verantwortliche zudem selten. Auch, wenn mir Kontaktaufnahme versprochen wird, warte ich vergebens. So auch jetzt im Moment.
Man muss dazu sagen, dass der Kunde (zu seiner Entschuldigung) technisch total unbedarft ist.
Technisch unbedarft sind sie alle, deshalb brauchen Sie ja gerade eine Agentur, und deshalb ist es auch wichtig, siehe unten, daß die Agentur ordentlich bezahlt wird, aber nicht deshalb ständig nach der Pfeife des Kunden tanzt. Ihr müsst Euch besser abgrenzen, welche Leistungen enthalten sind und welche nicht. Ein bis zwei Änderungswünsche sollen inklusive sein, wie in einer Maßschneiderei, wo ggf. ja auch noch etwas geändert wird. Alles weitere wird gebührenpflichtig. Nur zum Vergleich: wir hatten mal eine Broschüre in Arbeit, das Angebot belief sich auf 100 Seiten, 100 bilder s/w, hergestellt wurden tatsächlich 200 Seiten mit 196 Bildern (240 gescannt insgesamt), die Rechnung war natürlich auch doppelt so hoch + 10 Prozent für die Korrekturen (oder wird scannen zum Privatvergnügen des Operators, wenn der Kunde die Bilder nicht nimmt?).
Wichtig vielleicht noch das Budget (da schmunzeln wahrscheinlich einige): 210 Euro für Flyer-, Aufkleberentwurf und Entwurf für eine statische Website ohne Unterseiten. An die Web- und Aufkleberentwürfe will ich noch gar nicht denken. Ich sehe einen endlosen Rattenschwanz auf mich zukommen.
Ihr müsst ganz anders kalkulieren. Nicht was will der Kunde zahlen, sondern: Betriebsausgaben + Vorsorge+Steuer+Was will ich verdienen+wieviel reine "Produktionstunden" kann ich aufbringen+wieviel Zeit geht für die Verwaltung drauf (für Fahrten zum Kunden wirst du wohl keine Rechnung schreiben können, die Zeit ist aber auch futsch...) Wenn du das zusammenrechnest kannst du dich für 210 Euro besser mit 'ner Gitarre in die Innenstadt stellen.
Frage: wie verhält man sich? Kann ich den Auftrag abbrechen? Ist trotzdem Rechnungsstellung möglich (die Leistung wurde ja erbracht)? Wie ist die Rechtslage?
Ihr könnt den Kunden zur Abnahme verpflichten, ihr seid auch berechtigt, jede Änderung bezahlt zu bekommen. In der Rregel ist es da sehr hilfreich, wenn die Änderungen protokolliert oder vom Kunden gegengezeichnet werden. Denn da steht die Berechtigung dem Nachweis gegenüber. Natürlich wird nichts schriftlich gemacht, man versteht sich ja so gut.
Wenn Ihr den Auftrag über die Bühne gebracht habt: Lasst Euch bitte ein "Imprimatur" unterschreiben. Das ist die Druckfreigabe, mit der der Kunde auch die Verantwortung für das Ergebnis übernimmt. Sonst gibt es vielleicht noch Theater , wegen Schreibfehlern, die er zwar selbst überlesen hat, aber Euch anhängt.
Übrigens: auch wenn Ihr neu im Geschäft seid: solche Kunden braucht Ihr nicht.