Hallo Leute,
nachdem ich mich die letzten Tage wieder ausführlich mit dem Mac beschäftigt habe - bzw. mit der Frage, ob ich mir einen Mac mini anschaffen soll - hier meine neuesten Erkenntnisse zum Thema Font rendering.
Ich habe nochmal ausführlich im Netz recherchiert und auch viele Meinungen zum Thema gefunden. Die Hauptschwierigkeit ist die "Objektivität". Zum einen hängt die Darstellung stark vom Anzeigerät ab, zum anderen sind die "Geschmäcker" sehr verschieden.
Die subjektiven Präferenzen scheinen sich sehr zu unterscheiden. Da gibt es Menschen, die jedes Anti-Aliasing strikt ablehnen und gerne jedes Pixel sehen (zu denen scheinen auch viele OS 9 Anwender zu gehören). Gerade diese Personengruppe hat wohl ein ziemliches Problem mit OS X, da sich dort das Anti-Aliasing nur mit Tricks abschalten läßt. Dann wieder gibt es Leute, die auf jedes "Treppchen" allergisch reagieren und den "verwaschenen" Look von OS X lieben.
Hier in der Diskussion hat sich heraus gestellt, das OS X die Fonts näher am "Druckbild" orientiert rendert, während XP Kompromisse macht und zu Gunsten einer besseren Lesbarkeit vom Druckbild abweicht.
Zu den persönlichen Präferenzen kommt noch ein Gewöhnungseffekt, der dazuführt, das man das System an dem man täglich arbeitet auch für das "beste" hält.
Mir persönlich ist die Lesbarkeit von Text auf dem Bildschirm am Wichtigsten. Leider gibt es noch keine Bildschirme, die eine Auflösung von 300ppi schaffen (warum eigentlich nicht??), deshalb kann eine Darstellung am Bildschirm leider nur ein Kompromiss sein und wird nie die Qualität eines Ausdrucks erreichen.
Trotz allem ist die "Imitation" des Druckbildes meiner Meinung nach der falsche Weg. Es geht darum die Anzeige auf des jeweilige Medium zu optimieren.
An dieser Stelle kommt "Sub-Pixel-Rendering" ins Spiel. Während Anti-Aliasing lediglich versucht die "Treppchen" mit einem Weichzeichner wegzubekommen, macht sich "Sub-Pixel-Rendering" die spezifischen Eigenschaften des Anzeigemediums "TFT-Bildschirm" zu nutze, nämlich die physikalische Anordnung der Subpixel nebeneinander. Durch geschicktes Einsetzen von Farbtönen wird eine höhere horizontale Auflösung "nutzbar", als tatsächlich vorhanden ist. Im Idealfall wird so die Darstellung als "feiner" wahrgenommen, ohne jedoch verschwommener zu werden. Wenn Farbsäume sichtbar werden, dann läuft etwas schief und das "Sub-Pixel-Rendering" ist nicht optimal auf das Anzeigegerät abgestimmt!
Genau hier sehe ich das Problem von OS X. Leider gibt es keine Möglichkeit die Itensität des Sub-Pixel-Renderings anzupassen. Zwar gibt es die Modi "Stark", "Mittel" und "Schwach", doch sind diese zu grob und scheinen auch zusätzlich noch die "dicke" des Renderings zu beeinflußen.
Unter XP gibt es seit kurzem ein Modul für die Systemsteuerung, mit dem die Intensität feinstufig angepasst werden kann.
Die optimale Einstellunge hängt wohl - neben der persönlichen Präferenz - vom Gamma-Wert des LCDs ab (siehe dazu
http://research.microsoft.com/users/jplatt/ClearType/samples.html).
Für OS X wird das Tool
Supercal vorgeschlagen, um die Schriftdarstellung zu verbessern (Info habe ich aus einem
Artikel aus dem Mac Observer). Hat damit jemand Erfolge erzielt?
Weiss jemand, ob irgendwelche Veränderungen in der Font-Darstellung bei OS X.4 geplant sind? Bei Microsoft wird in diesem Bereich wohl ziemlich viel geforscht. Auf der
ClearType-Seite ist ein
interessanter Artikel in einem tschechischen Magazin namens "Typo" verlinkt. Jeder, der sich dafür interessiert sollte sich diesen unbedingt anschauen! Dort wird einiges über ClearType erklärt und auch auf die Verbesserungen, die mit Longhorn kommen werden, eingegangen. Ausserdem haben wohl ziemlich bekannte Schrift-Designer neue Schriften für Longhorn entwickelt und die unsägliche Times New Roman wird wohl bei Longhorn auch endlich ersetzt...
Bei Apple ist es leider viel schwieriger bzw. unmöglich etwas über die Pläne für die Zukunft heraus zu finden. Vielleicht ändert sich ja bei Tiger schon was beim Font-Rendering? Bis Longhorn wird ja wahrscheinlich noch eine weitere Revision von OS X kommen.
Für mich ist leider die Font-Darstellung nach wie vor der Hauptgrund nicht zu switchen. Der Mac mini reizt mich doch sehr, doch ich fürchte, dass ich mich nicht an die "schwammige" Darstellung von OS X gewöhnen werde. Vielleicht werde ich es aber trotzdem ausprobieren, da vieles andere an OS X mir doch sehr gut gefällt. Der Mac mini ist auch ein sehr geniales Stück Hardware! Auf PC-Seite gibt es einfach nichts vergleichbares, das muss einfach gesagt werden.
So long und gute Nacht
Euer ClearType-Fan (schlagt mich...)
herb