Programmierer Stundensatz

Um diesen Thread mal wieder aus der Verankerung zu holen:

Wie bitte ueberlebt jemand, der [angeblich] ein Studium abgeschlossen hat, [angeblich] alles versteuert mit 10€ Netto pro Stunde? (im Bereich PHP/SQL)

Und Leute, die angeblich seit 10 Jahren professionell arbeiten und dann 18€ netto die Stunde bei "dauerhafter" Zusammenarbeit nimmt?

Preisdumping bei Schülern und Studenten ohne Ahnung ist ja normal, aber wieso machen vermeintliche Profis so einen Bloedsinn mit?

sD.
 
Hallo es gibt durchaus Entwickler die sowas für 12 Euro die Stunde machen und gute Arbeitabliefern so ist es halt leider :-(
 
Kalkuliere Deine eigenen Kosten als Grundlage, dazu zählen u.a. Fixkosten wie Miete fürs Office (falls Du das hast), Deine eigenen Aufwendungen für Versicherungen usw. usf., wieviel willst Du am Ende in der Hand halten? usw. Falls Deine Kunde einen "billscheren" hat, soll er ihn nehmen. Wenn sein Projekt "billsch" gegen die Wand gelaufen ist und wegen fehlender Doku kaum noch zu retten ist und nur ein völliger Neubeginn ihn retten kann, dann wird er sehen das "billsch" eben "billsch" ist.

Hier in Rußland haben wir ein tolles Sprichwort dafür : "Der Dumme zahlt zweimal." In Deutschland hingegen gilt "Geiz ist geil." oder besser "Gier besiegt Gehirn." Die Entscheidung liegt bei Dir. Du mußt letztlich abwägen, kommen z.B. Nachfolgeaufträge? Ist es ein guter Referenzkunde für die Zukunft? Fragen über Fragen die nur Du beantworten kannst. Falls Dein Kunde der Typ "GiG" - "Geiz ist geil" ist dann schönen Gruß von mir, ich kann ihm ganze Computerinstitute mit hochqualifizierten Programmierern besorgen, Stundensatz, festhalten, 7 Euronen. Aber ob er damit glücklich wird?

W.
 
Die Frage ist aber, wie ein Profi mit 12 Euro/Stunde sein Leben finanziert.

Das sind bei 100% Auslastung (40 Std. die Woche, setzen wir das Rechnerisch mal so an) gerade mal EUR 1920.

Und als Tip gibt man jungen Freiberuflern, mit einer durchschnittlichen Auslastung von nicht mehr als 50% zu rechnen. Das wären dann EUR 960.

Alex
 
Ich kenne Unternehmen, die mit niemanden für Sätze unter 60 Euro überhaupt zusammen arbeiten. Die Gefahr, dass da Schrott raus kommt ist diesen Unternehmen einfach zu gross.

Wer weniger bezahlen will, muss mit entsprechenden Risiken leben.

Zur Bezahlung: Vereinbare, dass ein Teil des Betrages zu Beginn bezahlt und zu Meilensteinen immer wieder ein Teilbetrag. So hat man ein Teil des Geldes und sitzt nicht auf dem Risiko nicht bezahlt zu werden und auch da kann man etwas unternehmen ... bzw. vorsorgen.
 
Um diesen Thread mal wieder aus der Verankerung zu holen:

Wie bitte ueberlebt jemand, der [angeblich] ein Studium abgeschlossen hat, [angeblich] alles versteuert mit 10€ Netto pro Stunde? (im Bereich PHP/SQL)

Und Leute, die angeblich seit 10 Jahren professionell arbeiten und dann 18€ netto die Stunde bei "dauerhafter" Zusammenarbeit nimmt?

Preisdumping bei Schülern und Studenten ohne Ahnung ist ja normal, aber wieso machen vermeintliche Profis so einen Bloedsinn mit?

sD.



Hallo SomeDay,

dafür gibt es eine ganz einfache Antwort!
Als Standard-Lebenssicherung kassieren diese
Hartz IV und arbeiten nebenbei schwarz!
Nennen dies dann freiberuflich – so mir am
Montag bei einem Anruf eines „Freelancers”
Grafik – auf meine Frage geschehen, wie er mit
25 Euro Stundensatz seine Kosten tragen könne.


So geht es auch!

Gruss Jürgen
 
Zur Bezahlung: Vereinbare, dass ein Teil des Betrages zu Beginn bezahlt und zu Meilensteinen immer wieder ein Teilbetrag. So hat man ein Teil des Geldes und sitzt nicht auf dem Risiko nicht bezahlt zu werden und auch da kann man etwas unternehmen ... bzw. vorsorgen.

Es ist auch schon vorgekommen, dass ein Auftrag vereinbart, aber dann zurückgezogen wurde.
Und dann hat man andere Angebote schon abgelehnt :(

Deshalb ist es immer richtig und ganz branchenüblich bei größeren Aufträgen einen Teilbetrag als Vorrauszahlung zu verlangen.

Gruss

Alex
 
Die Frage ist aber, wie ein Profi mit 12 Euro/Stunde sein Leben finanziert. Alex

Kann er nicht, so einfach ist das. Von "Billich-Heimern" Finger weg, für "Aufräumarbeiten" bei "Billich-Billich"-Nachfragern ordentlichen Zuschlag machen, das erzieht gewaltig für die Zukunft. Oder nach Indien, Pakistan, China oder Rußland verweisen. Allerdings kommt da ein gewaltiger Koordinations-Overhead auf Herrn Billich-Heimer zu und so ein Overhead kostet eben, auch da ist er nicht besser bedient.

W.
 
Kann er nicht, so einfach ist das.

Das dachte ich mir auch und auch eine grobe Schaetzung lieferte das Ergebnis ebenfalls. Das die nebenbei noch Arbeitslosengeld kassieren und die Steuernummer eventuell gefakt ist, kann gut sein - alternativ Wohnung bei Mutti und selbige kocht auch?

Frage ist wirklich, wie man mit solchen Loehnen ueberlebt - auch bei "sehr niedrigen" Anspruechen und ohne Familie.

@fromrussia: Mit 7€ die Stunde seid ihr aber preislich deutlich ueber Bangladesh oder Pakistan - dort ist man mit 500$ im Monat dabei. ;)

sD.
 
»Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte,
und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug, zu viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen.
Wenn Sie zu viel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles.
Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles,
da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten.
Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas hinzurechnen.
Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.«
John Ruskin, engl. Sozialreformer (1819-1900)
Genau! Habe ich sogar auf meinem WebShop...

-- hns
 
JürgenggB schrieb:
Als Standard-Lebenssicherung kassieren diese Hartz IV und arbeiten nebenbei schwarz! Nennen dies dann freiberuflich – so mir am Montag bei einem Anruf eines „Freelancers” Grafik – auf meine Frage geschehen, wie er mit 25 Euro Stundensatz seine Kosten tragen könne. So geht es auch! Gruss Jürgen

Hallo Jürgen!

Gib dem Anbieter doch beim nächsten Anruf eine Chance, denn vielleicht sitzt er aufgrund eines schrecklichen Autounfalls im Rollstuhl und hat durch einen alkoholisierten Fernfahrer, der nachts am Steuer seines Lkw eingeschlafen war und somit den tragischen Unfall verursachte, seine Ehefrau und beide Kinder verloren, die den Unfall und das Feuer nicht überlebten. Und als der Mann 5 Wochen später in der Klinik aus dem Koma erwachte, erwarteten ihn die Hiobsbotschaften, das ihn sein Vermieter und Arbeitgeber kündigten, das er nie wieder gehen wird und nie wieder in dem Job arbeiten könnte, den er einst gelernt hat, als Tanzlehrer. Und als ob die vielen Schicksalsschläge noch nicht genug wären, sterben auch noch kurze Zeit später seine Eltern und Schwiegereltern aufgrund von Herzversagen, weil die Stromkonzerne eine Nachzahlung in doppelter Höhe erwarten. Dem Konsumterror vieler Unternehmen stets ausgesetzt, ergreifen auch die Geschwister die Flucht in den Freitod und schon steht der Mann allein auf sich gestellt, aber bedauerlicherweise nicht mehr auf eigenen Beinen und Füßen.

Und dann ruft dieser Mann vor lauter Verzweiflung bei Dir an und bietet seine Dienstleistungen als freiberuflicher Grafiker an. Kenntnisse, die lange Jahre über verborgen blieben und nun reaktiviert werden müssen, um sich gegenüber dem erbitterten Überlebenskamp nicht aufgeben zu müssen, den er mit einem Amt und seiner Umgebung austrägt. Und die einzige Bewaffnung, die ihm geblieben ist, sind sein Kopf, sein Mac (es soll Grafiker geben, die machen in beiden Dingen keinen Unterschied), ein Schreibtisch und ein mickriges Zimmer unter dem Dach, wo es im Sommer heißer wird, als es in der Hölle nicht sein kann. Und Du stellst sein Angebot in Frage, das ein latenter Schrei nach Hilfe ist? Er, der nur noch die Wahl hat, sich aufzugeben oder als Freiberufler den nächsten Sonnenaufgang erleben zu dürfen? Ein irdisches Schicksal, das selbst in größter Not und ein Leben lang gefangen in einem Rollstuhl sitzend, Ideen für eine Kampagne für Einlegesohlen hat, auch wenn niemand erfährt, dass dies ebenso schrecklich wie geschmacklos ist?

Gut, man muss sich nur lange genug einreden, das jeder Mensch, der sich anbietet und unter Wert verkauft, diesen oder anderen Hintergrund mit sich bringt, um für sich selbst rechtfertigen zu können, sich am Schwarzmarkt zu beteiligen, aber die Wahrheit ist vermutlich weniger dramatisch und emotional verpackt. Trotzdem reden sich das genug Agenturen ein, denn wie sonst ist es zu erklären, das sie einen Haufen Freiberufler am Laufen bzw. am Rollen haben, obwohl die Kunden und Projekte seit Monaten ausbleiben? Das kann nur funktionieren, wenn diese „freien“ Mitarbeiter von argen Schicksalen gebeutelt sind – oder einfach nur stinkendfaule Parasiten sind, die auf Kosten einer Gesellschaft leben und stets am Staat vorbei wirtschaften, mit tatkräftiger Unterstützung vieler Unternehmen.

Vielleicht war der Anrufer ein Student (und Verbrecher), der zwar BAföG bezieht, aber lieber Schwarzgeld verdienen möchte, um seine Wochenendabenteuer finanzieren zu können, weniger die Studienkosten. Das ist moralisch zwar ebenso in Frage zu stellen, wie Anbieter, die ebenfalls von öffentlichen Mitteln getragen werden und schwarz arbeiten, aber solange alles „billiger“ zu haben ist, machen selbst jene Behörden keine Rückzieher, in ihren Ausschreibungen nur die jeweils „billigsten“ Anbieter und Preise zu berücksichtigen, obwohl sie doch die moralische Verpflichtung hätten, dem entgegen zu wirken.

Was dem Staat Recht ist, ist dem Bürger billig.

Ja, auch ich lasse meinen Pkw schwarz lackieren, denn besser als akute Korruption ist latentes Handgeld für den guten Zweck. Der wirtschaftliche Schaden, der durch Schwarzarbeit in unserem Land so oft beziffert wird, erscheint gering im Vergleich zu irrsinnigen Steuergeschenken und Projekten, die Milliarden an Steuergeldern verpulvern. Schwarzarbeit macht Sinn, weil Bürger (und Unternehmen) davon profitieren. Auch die Regierung! Berücksichtigt man die Bauvorhaben öffentlicher Träger, wäre Berlin ohne Schwarzarbeit und anderer dubioser Machenschaften nicht das, was Berlin heute ist. Gilt auch für jede andere Stadt auf dieser Welt. Stets der billigste Anbieter erhält den Zuschlag.

- Sterling (The Return)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, auch ich lasse meinen Pkw schwarz lackieren, denn besser als akute Korruption ist latentes Handgeld für den guten Zweck. Der wirtschaftliche Schaden, der durch Schwarzarbeit in unserem Land so oft beziffert wird, erscheint gering im Vergleich zu irrsinnigen Steuergeschenken und Projekten, die Milliarden an Steuergeldern verpulvern. Schwarzarbeit macht Sinn, weil Bürger (und Unternehmen) davon profitieren. Auch die Regierung! Berücksichtigt man die Bauvorhaben öffentlicher Träger, wäre Berlin ohne Schwarzarbeit und anderer dubioser Machenschaften nicht das, was Berlin heute ist. Gilt auch für jede andere Stadt auf dieser Welt. Stets der billigste Anbieter erhält den Zuschlag.

- Sterling (The Return)

:nono:
 
Sterling, alter Haudegen!

Wie war's auf der Weltreise? :hehehe: Gibt es was Neues von der Karrierefront?

Was dem Staat Recht ist, ist dem Bürger billig.
Da geb ich noch einem drauf:

Was dem Porsche-fahrenden Agenturinhaber, der 20 Mitarbeiter für 13,48 Euro die Stunde beschäftigt, recht ist, ist dem Vorstandsvorsitzenden, der 448.000,26 Euro im Jahr kassiert und auf Firmenkosten ähnliche Beträge mit Nutten und Betriebskoks durchbringt, sich aber gleichzeitig über Deutschland als schwierigen Wirtschaftsstandort, die Konkurrenzsitutation und die Gesetzeslage beschwert ebenso billig wie dem Studenten, der Bafög kassiert und sich über einen mit 20 Euro großzügig bemessenen Stundenlohn die Wochenendabenteuer oder den LCD-Fernseher finanziert.

Ich bin ganz ehrlich dort angelangt, dass ich jemandem vorwerfe, die Gesellschaft oder das System zu besch**ßen. Warum auch? Allerorten wird es vorgemacht. Sowohl bei den Großverdienern, als auch in der Politik, als auch bei den Geringverdienern oder Arbeitslosen.

Jeder bescheißt, was das Zeug hält, sofern es ihn nicht in den Knast bringt, weil jeder das gleiche Stück vom Kuchen abhaben will, wie sein Nachbar.

Allerorten wird von jedem Moral erwartet. Moral beim Schlangestehen, Moral beim subventionierten Lebenswandel, Moral beim Konkurrenzverhalten. Es gibt aber niemanden, der diesen Moralanspruch finanziert. Ja nicht mal jemanden, der ihn vorlebt.

Moral existiert nur dort, wo ich mir meine eigene Moral auferlege. Und das ist dort, wo ich einem anderen in die Augen blicke und mich schäme, wenn ich ihn über's Ohr haue.

Überall dort wo ich diese Bremse nicht habe, weil ich mein Opfer nicht kenne oder weil ich eine gute Erklärung finde, warum mein Opfer kein Opfer ist, lange ich mit beiden Händen in den Topf und nehme was ich tragen kann.

Bescheidenheit hört dort auf, wo man seinen eigenen Wert erkennt. Oder eben auch schon dort, wo man glaubt, nicht weniger wert zu sein, als einer, der keine Moral besitzt.
 
Guten Abend Mr. Sterling,

freut mich, Dich mal wieder in trauter Runde zu lesen!:)
In weiten Teilen deiner wie stets - etwas ausufernden
Erläuterungen – gehe ich konform.

Gruss Jürgen
 
"Bescheidenheit hört dort auf, wo man seinen eigenen Wert erkennt. Oder eben auch schon dort, wo man glaubt, nicht weniger wert zu sein, als einer, der keine Moral besitzt."

Sehr schön Saugkraft,
wunderbar formuliert, werde ich mir ausdrucken und einrahmen, leider gerade kein Schreibutensil zur Hand sonst würde ich sofort unterschreiben :D
 
Willkommen in der Martkwirtschaft :D
Wenn euch jemand Qualitativ _und_ preislich unterbietet, würde ich mir mal Gedanken machen ;)
Ne ehrlich - wenn jemand billiger und besser ist, heißt das in der Marktwirtschaft, dass die Konkurrenz in einem der Punkte zulegen muss

Wenn ich mich irgendwo bewerbe und x Euro verlange und jemand anderes bewirbt sich bei gleichem Abschluss mit x-y Euro, dann muss ich meine Qualifikation steigern...
 
@fromrussia: Mit 7€ die Stunde seid ihr aber preislich deutlich ueber Bangladesh oder Pakistan - dort ist man mit 500$ im Monat dabei. ;)

sD.

Du wirst es nicht glauben, am Weißen Meer (Jetzt bitte den Atlas rausholen) bekommst Du ordentlich Arbeit für 250.- Euronen. Aber der Kommunikationsaufwand ist RIESIG und den will man doch mitbezahlt bekommen, oder ? Und dann ne klitzekleine Gewinnmarge

W.:D
 
StruppiMac schrieb:
Wenn euch jemand Qualitativ _und_ preislich unterbietet, würde ich mir mal Gedanken machen

Hallo!

Qualität kann durch permanentes Unterwandern betriebswirtschaftlicher Selbstkosten dauerhaft nicht geliefert werden und dabei spielt es keine Rolle, ob es Schüler sind, die den Strom ihrer Eltern nutzen oder Unternehmen, die weitere Betriebskosten haben. Im ersten Fall werden die Eltern darauf aufmerksam, wenn die Stromkosten einen Dimension erreichen, wo das Taschengeld nicht mehr ausreichen wird, um die Nachzahlung vom Schüler zu leisten und im zweiten Fall werden die qualifizierten Mitarbeiter die Firma verlassen, wenn dem Grundvolumen ihrer Erfordernisse zunehmend die Luft zum Leben entweicht, nur weil ihr Arbeitgeber auf ihre Kosten die Auftragslage sichert, obwohl von Sicherheit keine Rede sein kann, wenn man sich von seinen Armen trennt und dafür die Hand gereicht bekommt. Wie soll das funktionieren?

StruppiMac schrieb:
Ne ehrlich - wenn jemand billiger und besser ist, heißt das in der Marktwirtschaft, dass die Konkurrenz in einem der Punkte zulegen muss

Mitnichten, denn dann schaut man als Mitbewerber genau hin und entdeckt eben jene absurde Geschäftspraxis zum langfristigen Selbstmord des Unternehmens und trifft nur noch auf Gestalten, die längst das Steuer ihres untergehenden Schiffes verlassen haben und eine Crew an Bord haben, die alles andere als hochseetauglich ist. Beim ersten Sturm wird das Schiff so in Anspruch genommen, das es zumindest als Wrack keine Kosten mehr verursacht, wenn es den Meeresgrund erreicht, wo bereits andere Wracks verrotten, eben weil Kapitän und Mannschaft betrunken waren oder einfach nur zu blöde, in See zu stechen. Für wahr, es soll Kapitäne geben, die liebend gern die Rettungsboote verkaufen und glauben, ein gutes Geschäft gemacht zu haben, wenn sie an unbekannten Riffen vorbei steuern müssen. Sie nehmen auch jeden mit an Bord, unabhängig der Tonnage und wenn Kunden bei solchen Schiffen ihren Anker werfen, nur um ein paar Goldmünzen einsparen zu können, dann sollten sie im Schwimmen geübt sein, denn sie werden Salzwasser schlucken. Qualitativ hochwertig ist höchstens das Schauspiel, das sich für alle anderen Schaulustigen bietet, wenn solche Unternehmen mit Mann und Maus untergehen.

StruppiMac schrieb:
Wenn ich mich irgendwo bewerbe und x Euro verlange und jemand anderes bewirbt sich bei gleichem Abschluss mit x-y Euro, dann muss ich meine Qualifikation steigern.

Angenommen, Du fliegst mit einer Rakete zum Mond. Und angenommen, diese Rakete erfüllt alle technischen Voraussetzungen für die Reise und führt demnach die korrekte Menge an Luftgemisch und Energie mit sich, damit Mensch und Maschine ihr Ziel erfolgreich erreichen.
Würdest Du die mitgeführte Menge an Luft und Energie steigern wollen, wenn Du erfährst, dass eine andere Rakete, die ebenso ausgestattet ist wie Deine Rakete, deutlich weniger Energie verbraucht?

Welchen Einfluss hätte mehr(!) Qualifikation in Deinem Fall, wenn doch jedes Unternehmen für sich selbst bestimmt, welche maximalen Personalkosten es bereit ist zu (er)tragen? Deiner Empfehlung nach sollte sich jeder Bewerber weiterqualifizieren, um das absurde Vergnügen zu haben, noch weniger Einkommen zu erzielen (x-y). Ehrlich, StruppiMac, wenn in Deinem Fall doch feststeht, das sich beide Bewerber mit identischen(!) Qualifikationen für einen Job bewerben und derjenige den Zuschlag erhält, der sich günstiger verkauft, dann ist doch nicht die Qualifikation die Ursache für die Einstellung, sondern der Umstand, das der andere Bewerber seine Qualifikation nicht richtig (ein)schätzen kann und sein neuer Arbeitgeber dies dahingehend zu schätzen weiß, indem er es nicht zu schätzen weiß und den neuen Mitarbeiter unterbezahlt und als Depp vom Dienst für sein Unternehmen gewinnt.

Aber ich greife Deine sonderbaren Tipps auf und führe sie wie folgt ins Absurde:
Mehmet wird als Schrauber von einer Kfz-Werkstatt abgelehnt und sein Kumpel Gökhan erhält den Job. Beide haben Hauptschulabschluss und identische Noten. Allerdings begnügt sich Gökhan mit weniger Einkommen und das ist der Ausschlag für die Einstellung. Mehmet ruft nicht seine Brüder sondern macht sich – wie Du – Gedanken. Er kommt auf die Idee, seine Qualifikationen zu steigern und will beim nächsten Versuch die Mitbewerber vom Einkommen unterbieten. Viel Glück für Mehmet, aber an seiner Qualifikation liegt es nicht.

- Sterling (The Return)
 
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