Ich wundere mich, dass so viele nach einem frei zugänglichen Dateisystem schreien ... genau das Fehlen oder Nichtsichtbarsein eines solchen Dateisystems zeichnet meiner Meinung nach ein modernes Betriebssystem aus. Ich speichere letztlich in eine Datenbank und finde die Daten anhand von Attributen wieder (im einfachsten Fall sind das halt die internen Kennungen für Numbers, Excel oder sonstwas). Wo und unter welchem Namen die Daten gespeichert werden, ist mir schnuppe.
Gut. Und wenn ich dir ein ZIP-Archiv schicke, mit mehreren tausend Dateien in mehreren zig bis hunderten Ordnern – viel spaß beim herausfinden was da so drin ist. Zum Finden musst du überhaupt mal eine grobe Ahnung haben WAS da denn gefunden werden könnte. Dann brauchst du noch das Glück, daß du dann noch die richtigen Suchbegriffe benutzt. Und wenn ich mir überlege, wieviele Dateien Spotlight beim Suchen mit den richtigen Stichworten Dateien NICHT findet, die nachweislich vorhanden sind und wo die Stichwörter in Vorschau auch gefunden werden… Nicht wirklich vertrauenserweckend.
Dazu kommt: du müsstest SEHR diszipliniert beim Taggen sein, denn sonst verlierst du den logischen Zusammenhalt der Dateien. Ich kann mir ehrlich gesagt NICHT vorstellen, daß das jemand leisten soll, der schon mit einer einfachen Ordnerstruktur überfordert ist.
Das nächste Problem ist dann: Was passiert, wenn du die Dateien an jemanden weitergeben willst?
a) der Empfänger benutzt ein hierarchisches Dateisystem. Was passiert dann mit den Dateien? Wird ein Ordner pro Tag erstellt? Wenn ja, was passiert wenn eine Datei viele Tags hat – wird sie entsprechend oft angelegt? Das würde zum Einen Speicherplatz verschwenden und b), was viel schlimmer ist: wenn ich eine Datei verändere, habe ich plötzlich unterschiedliche Dateien, die eigentlich gleich sein müssten. Und wie werden Hierarchien abgebildet?
b) der Empfänger benutzt das passende Dateisystem, aber er benutzt ein anderes Tagging-Schema und benutzt andere Tags für die gleiche Sache, weil z.B. der berufliche Kontext ein anderer ist, der eigene Begriffe benutzt. Werden jetzt gnadenlos die Tags des Absenders in das Dateisystem des Empfängers gespült? Wenn ja: wie soll der Empfänger jemals vernünftig mit den Dateien agieren?
Mir scheint, die "Dateisystem weg"-Rufer haben nicht mal im Ansatz durchdacht, was das überhaupt für Konsequenzen haben kann. Für jemanden, der über Wochen Hinweg nur Mailt, Surft und vielleicht mal 10 Dateien erstellt, mag das eine tolle Sache sein. Wer aber in dieser Zeit mit abertausenden Dateien und Projektordnern zu tun hat, ist das schlicht nicht nutzbar.
Ich lasse mich ja gerne vom Gegenteil überzeugen, aber ich denke, daß wir das so schnell nicht so sehen werden, daß auch Hardcore-User damit (gut) leben können.