Internet-Druckereien – Fluch oder Segen

Ich habe noch ein ganzes Regal voll Papiermustermappen und -ordnern. Da kamen die Vertreter
von Schneidersöhne, Igepa, Römerturm, PapierUnion, Mayspies ins Haus und brachten kiloweise neueste
Papiermuster. Zusammen mit dem Kunden hat man sich ein haptisch gutes und „persönliches“
Papier rausgesucht, evtl. sogar mit Wasserzeichen.
Hat noch jemand persönlichen Kontakt mit solchen Papierherstellern?
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: JürgenggB und dreilinger
Ja, auf Messen. Und natürlich über meinen Hausdrucker, der leider Hunderte von Kilometern entfernt ist...

Diese Diskussion, die wir hier führen, ist wohl so alt wie die technisch industrielle Revolution. Die Thematik ist nicht neu.
 
Aber man kann das ganz sportlich sehen, dauert nicht mehr lang, dann verschwindet auch ein guter Teil der grafischen Dienstleistungen. Warum sollte man einen gut ausgebildeten deutschen Grafiker bezahlen, wenn es im Internet billiger zu haben ist? Es gibt schon genügend Portale, MyHammer lässt grüßen.

Du sagst es. Im gleichen Maße, wie die Druckpreise durch die Internetdruckereien verfallen, müssen sich die jungen
GrafikerInnen als Angestellte mit Hungerlöhnen zufrieden geben oder als Freelancer Selbstausbeutung betreiben.

Dafür, dass es vor 20 Jahren umständlicher war, die Daten zu transportieren, und davor noch viel umständlicher war,
mit Setzerei und Reproanstalt seine Vorstellungen auf's Papier zu bekommen, hat man als Grafiker aber gut verdient.

Den Satz »Wenn du ein totes Pferd reitest, steig ab!« sagen jene, die meinen, sie persönlich könnte der
Strukturwandel nicht (mehr) treffen. Wenn du als Drucker oder Grafiker dann von deinem erlernten Beruf nicht
mehr leben kannst, spielt es keine Rolle mehr, welches Pferd du reitest.

Was mich entsetzt, ist die Gleichgültigkeit mancher, solche Entwicklungen als gottgegeben hinzunehmen.
Die Entwicklung des Marktes folgt den Gesetzen, die wir ihm geben. Das hat etwas mit »Macht« zu tun.
 
...
Den Satz »Wenn du ein totes Pferd reitest, steig ab!« sagen jene, die meinen, sie persönlich könnte der
Strukturwandel nicht (mehr) treffen.
Wenn du als Drucker oder Grafiker dann von deinem erlernten Beruf nicht
mehr leben kannst, spielt es keine Rolle mehr, welches Pferd du reitest.

Was mich entsetzt, ist die Gleichgültigkeit mancher, solche Entwicklungen als gottgegeben hinzunehmen.
Die Entwicklung des Marktes folgt den Gesetzen, die wir ihm geben. Das hat etwas mit »Macht« zu tun.

:unterschreibe:

Heute trifft's den Drucker, morgen den Grafiker, übermorgen den Werbetechniker. ;)
 
Als Werbetechnicker musste ich mich schon lange mit diesem Thema auseinandersetzen. In diesem Bereich habe ich mich schon vor Jahren verabschiedet, fast. Wir waren auch mal eine 3-Mann Firma. Zu viel Arbeit bei zu wenig Geld. Zeiten haben sich geändert.
Autobeschriftungen mache ich z.B. gar nicht mehr. Zur Zeit lebe ich mit meinem Schreibtischjob ganz gut. Mir ist aber bewusst, dass das nicht so bleiben muss.

Trends muss man doch erkennen können. All das Gejammer nutzt doch nichts. Ich habe in all den Jahren viele Druckereien verschwinden sehen. Viele meiner Kollegen krampfen am Existensminimum, die goldenen Jahre sind vorbei.
Anderen geht es dagegen richtig gut, sie haben sich spezialisiert mit 3D Fräsen, hochwertiges Wrapen usw.

Wir können am Lagerfeuer sitzen und nostalgisch von alten Zeiten träumen. Das wird uns aber nicht weiterhelfen wenn am nächsten morgen der Kunde im Büro steht und sagt: Warum ist das so teuer? Flyer gibt es im Internet schon für 35€! Denn genau DAS ist die Realität.
 
Ohne eine Spezialisierung gäbe es die Firma, in der ich arbeite, wohl auch nicht mehr.
Aber Gott-sei-Dank gibt es auch noch ein paar (Groß-)Kunden, die Wert auf Beratung und den von uns gestellten Service legen und die froh sind, dass man Ihnen Arbeit abnimmt. Und die überall fachmännisch ihr CI verwirklicht sehen wollen mit Druck von Sonderfarben u. evtl. Verwendung eines Nicht-Standard-Papiers.
 
@jaenis

So,so, Du gibst also NIE druckfähige Dateien raus.
Unser Unternehmen braucht des Öfteren Vorlagen für Produktaufkleber, die dem (asiatischen) Hersteller zur Verfügung gestellt werden, damit er sie drucken lassen kann und auf dem Produkt anbringen kann.
Du würdest jetzt immer die Aufkleber in Deutschland drucken lassen und dann per Schiff (6 Wochen) oder per Kurier (nicht ganz billig) zum Hersteller transportieren? Chapeau!:cool:
Bei dieser Art Aufträge wärst Du ja schon aus dem Rennen!
......und glaube mir, die von uns beauftragte Werbeagentur lebt auch nicht schlecht davon.;)
 
Sieste, genau das meine ich. Man muss sich immer drehen und wenden um am Ball zu bleiben und versuchen seine Niesche zu finden. Nicht umsonst habe ich ja auch meine Hausdruckerei. Aber ich gebe zu, dass ich da weniger einkaufe als "online".

Ich verstehe auch den Grundtenor dieses Threads hier. Wer, wenn nicht die Kollegen, verstehen die Probleme die einem so plagen? Die Probleme die echt die eigene Existenz bedrohen.

Auch ich sitze mit Kollegen zusammen und wir klagen unser Leid. Grafiker? Die Arbeiten ja eh nicht! Außerdem haben die einen Computer der das macht!
Es tut mal gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Trotz allem sollte man den Blick nach vorne wenden, auch wenn der nicht rosig aussieht.
 
@ Zuse
So wie ich das verstanden habe gibt er keine offenen Dateien heraus. Das mache ich auch nicht gern.
 
@jaenis

So,so, Du gibst also NIE druckfähige Dateien raus.
Unser Unternehmen braucht des Öfteren Vorlagen für Produktaufkleber, die dem (asiatischen) Hersteller zur Verfügung gestellt werden, damit er sie drucken lassen kann und auf dem Produkt anbringen kann.

Moin,
da liegt von ihm ein klassischer Formulierungsfehler vor. Lies' jaenis Beitrag 3 Positionen tiefer. Da schreibt er es nämlich richtig und zitiert er seine AGB mit "keine offenen Daten", also keine InDesign-Aufbauten mit Schriften, Bildern usw. Dass er die von Dir als notwendig definierten "Druck-PDFs" ausliefert, halte ich für logisch.

Gruß
Günther
 
Ironie?
Ich weis nicht. Das sind aber genau die Sprüche die ich höre. Ich bekomme es selbst in der eigenen Verwandtschaft nicht gebacken den zu erklären worin nun meine Arbeit steht. (Druckvorstufe)
Die wissen nicht was ich mache. Arbeit ist wenn man malert, an Autos baut, Lkw fährt! Aber den ganzen Tag zu Hause, im Bademantel am Rechner????

Du machst Plakate, Flyer, Broschüren? Du hast eine Druckerei?
NEIN, habe ich nicht!
 
Wenn du ein totes Pferd reitest, steig ab!

Schöne Theorie, ab einem gewissen Alter fehlen in marktradikaler Dumpingumgebung oftmals die Alternativen.
Und sich beim Jobcenter zu vergnügen ist in der Tat ein Abstieg. Deshalb muss man ggf. das Pferd weiterreiten.

Ich komme es selbst in der eigenen Verwandtschaft nicht gebacken den zu erklären worin nun meine Arbeit steht.
Richtig ! Noch weniger kann man vermitteln wie brutal die Branche den Bach runterging. Zumal es Deutschland ja „so gut geht”. :rolleyes:
 
Ironie?
Ich weis nicht. Das sind aber genau die Sprüche die ich höre. Ich bekomme es selbst in der eigenen Verwandtschaft nicht gebacken den zu erklären worin nun meine Arbeit steht. (Druckvorstufe)
Unsere Drucker meinen auch, wir spielen nur rum und der Computer macht alles von selber.
Aber dass wir von Kundenanfrage über Kundenberatung über Gestaltung und Druckform-Herstellung alles regeln, damit die Herren Drucker nicht doof und arbeitslos an der Maschine stehen, das sehen sie nicht.
Schöne Theorie, ab einem gewissen Alter fehlen in marktradikaler Dumpingumgebung oftmals die Alternativen.
Und sich beim Jobcenter zu vergnügen ist in der Tat ein Abstieg. Deshalb muss man ggf. das Pferd weiterreiten.
So isses!
 
@jaenis

So,so, Du gibst also NIE druckfähige Dateien raus.
Unser Unternehmen braucht des Öfteren Vorlagen für Produktaufkleber, die dem (asiatischen) Hersteller zur Verfügung gestellt werden, damit er sie drucken lassen kann und auf dem Produkt anbringen kann.
Du würdest jetzt immer die Aufkleber in Deutschland drucken lassen und dann per Schiff (6 Wochen) oder per Kurier (nicht ganz billig) zum Hersteller transportieren? Chapeau!:cool:
Bei dieser Art Aufträge wärst Du ja schon aus dem Rennen!
......und glaube mir, die von uns beauftragte Werbeagentur lebt auch nicht schlecht davon.;)
Das ist ja wieder was anderes.
— Danke @ Dreilinger —

Da gabs einen, der wollte unsere Kundenzeitschrift, der wollte dieses Zeitschrift auch noch OHNE Auftrag, offen bekommen, damit er sie von seinem Grafiker bearbeiten hätte können. So richtig dreist auch noch "aufgemandelt", es wäre wohl ein Frecheit … er könne doch das erwarten, … den Rest erspare ich mir

Ich geb natürlich Druckdaten heraus, aber keine offene. Und ich behalte mir natürlich alle Rechte.
 
Siehste, genau das meine ich. Man muss sich immer drehen und wenden um am Ball zu bleiben und versuchen seine Niesche zu finden.

Ja, das macht wohl jeder von uns. Ich mit Kunden, die vom Thema her schon lokal bleiben
(Tourismus & Standortmarketing = öffentliche Auftraggeber). Und diese Ausrichtung gibt mir
noch einen gewissen Einfluss, wer die Broschüren druckt.

Ich verstehe auch den Grundtenor dieses Threads hier. Wer, wenn nicht die Kollegen, verstehen die Probleme die einem so plagen? Die Probleme die echt die eigene Existenz bedrohen.

Auch ich sitze mit Kollegen zusammen und wir klagen unser Leid. Grafiker? Die Arbeiten ja eh nicht! Außerdem haben die einen Computer der das macht!
Es tut mal gut zu wissen, dass man nicht alleine ist.

Die Gewerkschaften sind auch nicht mehr das, was sie mal waren (für Freelancer eh keine Thema).
Deshalb drück ich der GDL mal die Daumen, dass sie ihre Forderungen durchsetzen.
 
Unsere Drucker meinen auch, wir spielen nur rum und der Computer macht alles von selber.
Aber dass wir von Kundenanfrage über Kundenberatung über Gestaltung und Druckform-Herstellung alles regeln, damit die Herren Drucker nicht doof und arbeitslos an der Maschine stehen, das sehen sie nicht.

Ja, ja... Dieser Graben oder diese Mauer existiert schon seit Generationen.

Andersherum: Hast du schon mal eine Offset-Maschine »gefahren«?
Ja? Dann akzeptierst du diese Mauer.
 
Um noch mal zur Ausgangsfrage zurückzukommen. Für mich ist das ein Segen. Für mich, ganz persönlich.

Klar fällt es mir leicht das öffentlich zu sagen, eben weil ich keine Angestellten habe, keine millionenschwere Investitionen habe, hinten in der Druckhalle, wo mich monatlichen Kreditraten plagen ...

Mir war klar, dass ich mit meinen Statement "ProOnline" hier vielen Leuten vor den Kopf stoße. Mir ist bewusst, dass das durchaus als persönlicher Angriff gewertet werden kann. Mal überspitzt: selbst dran Schuld! Ewig gestriger! Zeit verpennt! Unmodern!

Aber ganz so ist es dann doch nicht gemeint von mir. Sorry.
Das Schicksal vieler Druckereien geht mir auch nah und ich verstehe da die Problematik. Bei anderen Druckereien muss ich ganz offen sagen: die haben das nicht anders verdient! Da wird jeder so seine Beispiele haben.
 
Andersherum: Hast du schon mal eine Offset-Maschine »gefahren«?
Ja? Dann akzeptierst du diese Mauer.
Ich rede aber auch nicht blöd über die Kollegen Drucker und spiele deren Arbeitsleistung runter. Das ist der Unterschied.
 
@ Dreilinger:

als Angestellte(r) kann man leider dem Chef nicht vorschreiben, wie er seine Firma zu gestalten/modernisieren usw. hat.
Da hast Du es als eigener Chef sicher leichter.
 
Zurück
Oben Unten