Hallo in die Runde,
als gelernter Offsetdrucker und GF einer mittelständischen Druckerei mit ca.20 Mitarbeitern freue ich mich über Eure Ansichten zu Onlinedruckereien. Aber leider sehe ich schwarz für die Masse an kleineren Unternehmen.
Viele meiner Kollegen produzieren nicht mehr selber, sondern lassen es online drucken und nehmen den Kunden entweder sogar den alten Preis ab, oder bieten es zum EK plus 10 % Bearbeitungsaufschlag an. Letzteres ist für diejenigen unter uns, die noch selbst drucken noch beschissener, weil es mir die Preise vor Ort auch noch schön versaut.
Den Kunden ist es leider oftmals egal, auch wenn wir jedesmal erzählen, dass bei uns noch echte Drucker an den Maschinen stehen, immerhin an 17 Druckwerken die gefüttert werden wollen.
In Absprache mit Kunden haben wir auch schon dreimal bei Onlinedruckereien bestellt, weil wir den Auftrag sonst verloren hätten. Aber wir haben das ganz offen kommuniziert und haben dem Kunden auch gesagt, dass wir faktisch keinen Einfluss auf die Qualität haben. Aber was soll ich sagen? Das Zeug sah gut aus. Es waren jeweils Broschüren mit Rückstichheftung, das hätten wir auch nicht besser hinbekommen. Jeder, der sich den Maschinenpark der großen Onlineanbieter anschaut kann nur staunen. Da stehen die ganz großen Klopfer, die werden ein paar Jahre totgeritten und dann erneuert, alles also auf dem neuesten Stand, mit Farbmessung während der Produktion. Wenn da die Hilfskraft an der Maschine nicht völlig blind ist, bekommt da jeder recht gute Ergebnisse raus. Wenn man mit Maschinenhändlern spricht, dann sind es fast nur noch solche Großbuden, die überhaupt noch Maschinen kaufen. Mein Vertreter von Heidelberg gehört leider zu denen, in dessen Verkaufsgebiet keine Onlinedruckerei fällt. Seine Bilanz im August: Nicht ein verkauftes Offsetdruckwerk, kein einziges! Durch das Massensterben der Druckereien ist der Markt natürlich mir gebrauchten Maschinen übersättigt. Also selbst, wenn man in der glücklichen Lage wäre, sich eine neue Maschine leisten zu wollen bekommt man auch für gut erhaltene Maschinen fast nicht mehr auf dem zweiten Markt.
So genug gejammert, auch ich bin an dem ganzen Mist mit schuldig. Tageszeitungen lese ich online, ganz selten kaufe ich mir mal einen SPIEGEL, noch seltener, wenn ich Aussicht auf einen kinderfreien Nachmittag habe gönne ich mir mal eine ZEIT. Das war es schon. Musik kaufe ich bei Apple, den anderen Rest (zumindest einen Großteil) bei amazon. So wie ich es mache, werden es viele handhaben. Die Auflagen der Zeitungen brechen ein, die Werbeeinnahmen im Printbereich sinken.
Also nochmal: Ich freue mich wirklich mal zu lesen, dass Vertreter von Agenturen bzw. Einzelkämpfer den Wert einer Vor-Ort-Druckerei zu schätzen wissen, ich fürchte aber, dass es für die meisten Druckereien, ganz schwer wird in den nächsten Jahren.