Fehlende Informationspolitik bei Bewerbungen

Ok, setzen wir mal vorraus eine grosse Firma waere in der Lage, die Arbeitsleistung ihrer Mitarbeiter differenziert und objektiv einzuschaetzten und sie kaeme zu dem Schluss, dass einige der juengeren Arbeitnehmer besser Leistungen bringen als die Aelteren. Und setzen wir weiter vorrus, wir haetten keinen Kuendigungsschutz wie wir ihn heute haben. Was wuerde passieren? Ich glaube man muss kein Prophet sein, um sich das vorzustellen.

Nur mal so zum Nachdenken. Es gibt heute schon die Moeglichkeit, wegen mangelhafter Leistung einen Arbeitnehmer zu kuendigen - auch wenn der schon lange im Betrieb ist. Die Latte dafuer ist nicht sehr hoch gelegt. Die Firma muss nur nachweisen, dass Leistungsmaengel bestehen und das sie erfolglos Massnahmen mit dem Mitarbeiter durchgefuehrt hat, die die Leistung verbessern sollen. Kuendigt sie dann Leistungsbedingt, muss sie nicht mal eine Abfindung zahlen.

Ein Arbeitgeber hat per Definition eines Arbeitsvertrages uebrigens nur den Anspruch auf eine durchschnittliche Arbeitsleistung. So sehr ich den Wunsch mancher Arbeitgeber verstehe, nur Sitzenpersonal zu beschaeftigen, so muss man der Tatsache rechnung tragen, dass nicht alle Arbeitnehmer in der Lage sind Spitzenleistung zu liefern. Waere das der Fall, gaebe es keine Differenzierung mehr sondern eine Firma wuerde durch selektive Leistungsauslese bemueht sein, nur noch Spitzenleute zu beschaeftigen und das auch nur solange, solange sie Spitzenleistung bringen. Hat der Spitzenleister mal ein Jahr eine persoenliche Kriese weil seine Frau sich scheiden laesst, ist er zudem auch noch seinen Job los.


Wuerde eine Aufhebung des Kuendigungsschutzgesetzes diese Situation verbessern?
 
Okay, lassen wir mal die Leute mit 30-jähiger Berufserfahrung weg. Fakt ist, dass man Lowperformer schlicht nicht mal eben durch gute Leute austauschen kann. Das ist zwar gut für die, die auf seinem relativ sicheren Posten sitzen, aber eben schlecht für die guten Leute, die gerade einen Job suchen.

Ja das stimmt! Ich finde sowieso dass der Arbeitsmarkt viel dynamischer gestaltet werden sollte. Klar muss es Kündigungsfristen und -termine geben, aber wenn man eine Arbeitskraft nicht mehr braucht oder will sollte man sie ohne Probleme feuern können. Was ist daran so tragisch?
 
Weil in dem Falle dummerweise nicht nach Qualifikation und Nützlichkeit aussortiert wird

Du solltest dir mal die Kriterien zur Sozialauswahl in Ruhe durchlesen. Insbesondere den Passus der dem AG erlaubt, Mitarbeiter aus bestimmten Gruenden aus der Sozialauswahl auszunehmen. Das kann z.B. sein, dass er eine ausgewogenen Altersstruktur erhalten moechte oder auch, wenn es um Leistungstraeger geht.

Es ist oft erschreckend, wie wenig Menschen, die selbst zumeist Arbeitnehmer sind, ueber das hier geltende Kuendigungsschutzgesetz wissen.
 
Nur mal so zum Nachdenken. Es gibt heute schon die Moeglichkeit, wegen mangelhafter Leistung einen Arbeitnehmer zu kuendigen - auch wenn der schon lange im Betrieb ist. Die Latte dafuer ist nicht sehr hoch gelegt. Die Firma muss nur nachweisen, dass Leistungsmaengel bestehen und das sie erfolglos Massnahmen mit dem Mitarbeiter durchgefuehrt hat, die die Leistung verbessern sollen. Kuendigt sie dann Leistungsbedingt, muss sie nicht mal eine Abfindung zahlen.

Aber warum muss ich das überhaupt nachweisen? Wenn ich - als Arbeitgeber und Eigentümer - der Meinung bin ich brauche diese Arbeitskraft nicht mehr dann sollte ich doch meiner Meinung folgend den Mitarbeiter auch abbauen können, ohne Hürden und Ausreden zu suchen. So is es halt nun mal im Leben dass man sich nach neuen Jobs umsehen muss, dieses ewige Sesselkleben werd ich nie so richtig verstehen.
 
Klar muss es Kündigungsfristen und -termine geben, aber wenn man eine Arbeitskraft nicht mehr braucht oder will sollte man sie ohne Probleme feuern können

Das beschreibt in etwa wie es heute laueft. Wenn ein AGH den AN nicht mehr braucht, kuendigt er betriebbedingt. Wenn er mehr als 10 Mitarbeiter beschaeftigt zahlt er eine Abfindung. Wenn er einen Mitarbeiter nicht mehr will kuendigt er Leistungs- oder Verhaltensbedingt (die Sekretaerin hat sich eine Semmel vom Buffet geklaut oder der Sachbaearbeiter hat sein Handy aufgeladen und Strom geklaut - manchen kommen auch einfach dauernd zu spaet oder mobben die weiblichen Kollegen)
 
Du weisst dass es so einfach nicht ist in Deutschland jemand zu kündigen, sonst bräuchte man den Kündigungsschutz ja nicht zu lockern wenn es so easy wäre wie du tätest.
 
Ja das stimmt! Ich finde sowieso dass der Arbeitsmarkt viel dynamischer gestaltet werden sollte. Klar muss es Kündigungsfristen und -termine geben, aber wenn man eine Arbeitskraft nicht mehr braucht oder will sollte man sie ohne Probleme feuern können. Was ist daran so tragisch?

Eine Arbeitskraft ist kein Ding, sondern ein Mensch.

Vielleicht sollten die Herren BWL-Studenten mal darüber nachdenken.
 
So is es halt nun mal im Leben dass man sich nach neuen Jobs umsehen muss, dieses ewige Sesselkleben werd ich nie so richtig verstehen.
Wenn wir hier Verhaeltnisse haetten, in denen alle arbeitsfaehigen Menschen eine Arbeit bekommen wuerden, auch wenn sie aelter als 40 sind, dann waere das ein natuerlicher Kreislauf.

Wenn Menschen mit einer hire and fire Mentalitaet wie "human capital" und nach Gutsherrenart behandelt werden sollen, dann brauche ich einen Arbeitsmarkt der das ermoeglicht. Die Industrie moechte natuerlich gern cherry picking betreiben. Das laesst sich allerdings nicht mit den Grundsaetzen einer Sozialen Marktwirtschaft in Einklang bringen. Und noch steht die bei uns im Grundgesetz.
 
Du weisst dass es so einfach nicht ist in Deutschland jemand zu kündigen, sonst bräuchte man den Kündigungsschutz ja nicht zu lockern wenn es so easy wäre wie du tätest.

Das ist in der Tat richtig. Bei einer Befragung von 2000 Personalleitern in Deutschland haben nur 18% den Kuendigungsschutz als ein von Politik dringend zu ueberarbeitendes Feld genannt. Dass diese Umfrage von der Boeckler Stiftung gemacht wurde anedert nichts an der Aussage die dahinter steckt. Das Kuendigungsschutzgesetz auf der Agenda zu haben ist billiger Wahlkampfpopulismus.
 
Und das rechtfertigt es, Menschen, die jahrzehntelang in einem Unternehmen tätig waren, von Heute auf Morgen in eine existenzbedrohende Situation zu schicken?
 
Und das rechtfertigt es, Menschen, die jahrzehntelang in einem Unternehmen tätig waren, von Heute auf Morgen in eine existenzbedrohende Situation zu schicken?
Wo, bitte, steht geschrieben, daß es ein Recht auf einen lebenslangen Arbeitsplatz gibt?

Wer es noch nicht begriffen hat: Wir leben in einer Wettbewerbsgesellschaft ...
 
Und das rechtfertigt es, Menschen, die jahrzehntelang in einem Unternehmen tätig waren, von Heute auf Morgen in eine existenzbedrohende Situation zu schicken?

Nein, das hat niemand gesagt. Kein Kündigungsschutz bedeutet nicht, dass die Kündigungsfrist = 0 Tage ist. Die Frist könnte ja beispielsweise bei 6 Monaten liegen; damit hat man eine gewisse Zeit, sich umzuschauen.

Das Thema "existenzbedohend" wird letztlich dann vom Staat gehandelt und nicht mehr vom Unternehmen. Letztlich ist das eine Art Umschichtung auf dem Arbeitsmarkt.
 
Die Mehrkosten, die durch die höhere Zahl an Arbeitslosen entstehen, möchtest du also mit den Mehreinnahmen des Wirtschaftsaufschwungs, der überhaupt nicht kalkulier- bzw planbar ist, wieder reinholen?

Eine Lockerung des Kündigungsschutzes wird nur dazu führen, dass Fachkräfte entlassen und durch Niedriglöhner ersetzt werden.
Notfalls halt über Outsourcinggesellschaften.

Weniger Geld für die Arbeitnehmer, mehr für den Arbeitgeber. Gerecht?
 
Ich erlaube mir mal eine andere Sicht ...

Ich bin Arbeitgeber und habe einem oder mehreren Mitarbeitern u. U. zwanzig, dreißig Jahre nicht nur "Lohn und Brot" geboten, sondern darüber hinaus auch noch Urlaubs- und Weihnachtsgeld gezahlt, ich hab' möglicherweise auch noch ein Firmenfahrzeug (auch zur privaten Nutzung) zur Verfügung gestellt, den/die Mitarbeiter an Fortbildungsmaßnahmen teilnehmen usw. - kurz, beide Seiten (AG und AN) waren über jahrzehnte zufrieden.

Warum werde ich bei einer (von mir gewünschten) Beendigung des Arbeitsverhältnisses durch ein starres Kündigungsrecht behindert bzw. zur Zahlung einer Abfindung "verdonnert" ...?

P.S.: Ich bin kein Arbeitgeber
 
Weil ein 50-Jähriger Arbeitsloser(bzw noch-Arbeitnehmer) a) wesentlich höhere Lebenskosten (Familie,Haus,etc) hat und b) sich schwieriger tut einen neuen Job zu finden.

Als Arbeitgeber kann man in einen Pool voller Arbeitswilliger Sklaven greifen, als Arbeitnehmer ist man nach "zwanzig,dreißig Jahren" Arbeit teilweise in ziemlicher Bedrängnis in solch einer Situation.
 
Eine Lockerung des Kündigungsschutzes wird nur dazu führen, dass Fachkräfte entlassen und durch Niedriglöhner ersetzt werden.
Das stimmt so allerdings nicht ...
Das mag ja bei bestimmten Branchen/Berufsgruppen vorkommen, generell stimmt die Aussage allerdings nicht.

Ohne rosarote Brille ...

Der "Wert" eines Arbeitnehmers(AN) bemißt sich nach seiner Produktivität bzw. Wertschöpfung. Je leistungsfähiger der AN ist, desto wertvoller ist er für den Arbeitgeber(AG).
Deshalb: Der AG ist erst mal am Nutzen interresiert - und er wäre ja dumm, wenn er einen "ertragreichen" AN entlassen würde.
Und deshalb erscheint der Austausch eines erfolgreichen AN gegen einen "Niedriglöhner" zumindest zweifelhaft ...
 
Eine Arbeitskraft ist kein Ding, sondern ein Mensch.

Vielleicht sollten die Herren BWL-Studenten mal darüber nachdenken.

Ein Produktionsfaktor, und eineraerzbarer noch dazu wie der technische Fortschritt zeigt. Wer einen AN loswerde will sollte dies ohne Umschweife und Ausreden tun können, natürlich unter Einhaltung von Fristen die gesetlich geregelt sein müssen und nicht so kurz sind dass sie nur eine Formsache sind. 6 Monate wäre doch schonmal annebar zB.

Und wieso sollten Facharbeiter stets durch Billigsarbeitskräfte ersetzt werden nur weil der Kündigungsschutz gelockert wird? Diese Arbeitskräfte können doch gar nicht leisten was ein gut ausgebildeter AN leisten kann und daher kann es von der Seite auch keine echte Konkurrenz geben.
 
Das mag theoretisch so sein, ist in der Praxis aber nicht der Fall.

Macht meine Firma genauso.
Qualifizierte Arbeitskräfte outsourcen und dann zu Dumpinglöhnen wieder engagieren.

Genauso erfahren und produktiv, aber wesentlich günstiger im Unterhalt.
Nein, sie sind sogar produktiver, da man sie durch finanziellen Druck zu Mehrarbeit zwingt.
 
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