Blinddarm
Mitglied
- Dabei seit
- 03.01.2006
- Beiträge
- 674
- Reaktionspunkte
- 62
Verstehe ich nicht. Wenn ich ein Smartphone nutze, bin ich potentiell ortbar, ob ich das will oder nicht (notfalls über die Funkzelle; ich weiß, nicht besonders genau, aber immerhin). Kommt die "nach Hause funkende Blackbox" verpflichtend in jedes Auto, wäre ich bei Benutzung eines Autos ebenfalls ortbar. Hier besteht also kein Unterschied.
Ich glaube, zwischen "potenziell ortbar" und auf jeden Fall ortbar besteht noch ein Unterschied, ebenso zwischen Funkzellen-Ortung und GPS-Ortung (die kann man ja selbst bei Zwang zum Mitführen eines eingeschalteten Smartphones abschalten).
Wenn du also behauptest, beim Smartphone wäre die Ortung ja freiwillig und beim Auto ein Zwang, dann also nur, weil man deiner Meinung nach freiwillig ein Smartphone kauft und ein Auto besitzen muss. Das ist aber sicher nicht richtig, denn wer zwingt einen, ein Auto zu besitzen? Zumindest in einer größeren Stadt brauche ich kein Auto für tägliche Erledigungen. Für die Arbeit könnte eines nötig sein, aber das gilt genauso für ein Smartphone, denn es gibt genauso Jobs, bei denen es erforderlich ist, ständig erreichbar zu sein.
Das halte ich für wenig überzeugend. Es gibt verschiedene Gründe, ein Auto zu kaufen und zu nutzen, und es gibt auch verschiedene Gründe, ein eingeschaltetes Smartphone jederzeit mit sich zu führen. Es kann natürlich so ausgehen, dass man das Auto beruflich unbedingt braucht und auch das Smartphone beruflich aufs Auge gedrückt bekommt und es außerdem noch beim Autofahren eingeschaltet lassen muss (in diesem Fall müsste der Arbeitgeber fairerweise nicht nur das Smartphone stellen, sondern auch die Kosten für eine Freisprechanlage übernehmen). Aber wie auch immer, es ist dann schon sowas wie eine Schnittmenge, bei der man erstmal prüfen müsste, wie viele sich darin überhaupt tummeln. Vielleicht wird sie immer größer, weil datenschutzrechtliche Bedenken für Arbeitgeber überhaupt kein Argument mehr sind, denn: Autos werden dank gesetzlich vorgeschriebenem Ortungssystem ohnehin getrackt. Und das Ortungssystem ist kein Problem, weil die Leute ja sowieso ein Smartphone haben wollen oder müssen. So dreht sich dann alles hübsch im Kreis.
Im Grunde macht man mit Menschen das, was Ornithologen auch mit Zugvögeln machen, um ihr Verhalten besser studieren zu können. Und die Menschen wissen das und lassen es zu, in den allermeisten Fällen für eine Extraportion Futter. Damit ist das Thema "Menschenwürde" für mich bis auf Weiteres abgehakt. Menschen haben nicht mehr Würde als Regenwürmer oder Wildschweine; wenn sie mehr haben wollen, müssen sie sie sich gegenseitig zugestehen. Menschenwürde ist ein von Menschen gemachtes Konzept und nichts, das einfach so da ist. Wer dieses Konzept gut findet, muss es aktiv verteidigen. Ende der Durchsage.