Ich sehe die Sache ein kleinwenig anders.
Jedenfalls differenziere ich konsequenter zwischen "Freundschaftsdienst" und "Vereins-, Gruppen- und Initiativendienst". Wenngleich ich selbst nicht selbstständig bin und ich mich auch in einer ganz anderen Branche bewege, kann ich durchaus nachvollziehen, dass man in seiner Freizeit nicht "mal eben" und "für umme" seiner Arbeit nachgehen möchte, mit der man von Mo bis Fr (manchmal auch am WE) acht Stunden lang (manchmal auch mehr) seine Brötchen verdient. Was also das anbelangt, stimme ich dem bisherigen Tenor voll und ganz zu.
Was das Vereinsleben betrifft, sehe ich die Sache aber anders. Es ist ja gerade der Sinn eines Vereins, Leute zusammenzubringen, die ähnliche Interessen haben, sich für irgendwas einsetzen oder ein bestimmtes Ziel erreichen wollen. Und dann geht es meist darum, Kräfte zu bündeln und Synergien zu nutzen. Wenn Vereinsmitglied A etwas kann, was alle anderen nicht können, seine Fähigkeit aber gebraucht wird, dann sollte er sich auch darum kümmern. So funktioniert das Vereinsleben. Wenn es um Flyer, Newsletter, Vereinsheftchen etc. geht, um nur mal ein Beispiel zu nennen, dann schreiben halt ein paar Leute die Texte, einer schießt ein paar Bilder, der nächste macht daraus einen professionellen Flyer und der Übernächste kennt jemanden, der einen kennt der eine Druckerei betreibt und das für schmales Geld ordentlich zu Papier bringt. Andere wiederum verteilen den Kram im Dorf, legen die Flyer aus, machen Werbung für die Veranstaltung oder laufen nach alter Schule von Briefkasten zu Briefkasten.
Wenn das ganze zu einer sehr einseitigen Sache wird, weil der Kaninchenzüchterverein Klein-Tupfingen alle vier Wochen einen Flyer vom TE haben will, ist das natürlich etwas anderes. Das muss man sich dann natürlich nicht gefallen lassen. Wenn es aber darum geht, dass der Ortsverband einer demokratischen Volkspartei einmal im Jahr zum Brunnenfest im Dorf einlädt und dafür Einladungen plakatieren will, oder wenn die Bürgerinitiative "Kein neue Mülldeponie" eine Info-Veranstaltung stattfinden lässt, um interessierte Bürger über das Vorhaben der Stadtverwaltung aufzuklären und dafür Flyer benötigt, oder wenn der Ehemaligenverein der Schule alle zwei Jahre ein Ehemaligentreffen veranstaltet und alle ehemaligen Schüler per Brief anschreibt oder oder oder ... wenn das nicht drin ist, hat man in einem solchen Verein einfach nix verloren.
Ich denke, dass es einen sehr großen Unterschied gibt, ob man von einem Freund oder einem Verein um eine derartige Leistung gebeten wird. Dem Kumpel kann ich sagen: "Ja klar, kein Ding", "Hey, das ist aber echt das letzte Mal!" oder "Joa, aber dafür müsstest mir schon was geben, weil ..." bzw. "Ne, sorry, aber ...". Prinzipiell kann man das in einem Verein natürlich auch, aber warum bin ich dann dort aktiv? Sofern es ein ehrenamtlicher Verein ist bzw. Mitglieder keinen Mitgliedsbeitrag zahlen, braucht er aktive Mitglieder, die ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten einbringen, keine Karteileichen.