Amazon geht nach Polen

Nehmen wir nur mal die Beratung heraus: Das, was früher Angestellte taten - nämlich Kunden beraten - übernimmt heute die Technik, nämlich das Internet.

Einspruch! Ich bin alt genug um dir zu sagen: Die "Beratung" im Einzelhandel war schon miserabel, da gab es noch keine Computer in den heimischen vier Wänden, und Internet schon gar nicht. Nur hatte man damals halt keine grosse Wahl, musste lokal kaufen, und zwar irgendwas genau aus der Auswahl, die im lokalen Laden gerade zufällig vorrätig war. Die Angestellten kannten sich mit den Produkten auch nicht besser aus als heute, nur konnte man ihnen ihre Unfähigkeit nicht sofort per Google-Suche auf dem Smartphone nachweisen.
Oder anders ausgedrückt: die "gute alte Zeit" war für den Kunden oft genug die Hölle.
 
Einspruch! Ich bin alt genug um dir zu sagen: Die "Beratung" im Einzelhandel war schon miserabel, da gab es noch keine Computer in den heimischen vier Wänden, und Internet schon gar nicht. Nur hatte man damals halt keine grosse Wahl, musste lokal kaufen, und zwar irgendwas genau aus der Auswahl, die im lokalen Laden gerade zufällig vorrätig war. Die Angestellten kannten sich mit den Produkten auch nicht besser aus als heute, nur konnte man ihnen ihre Unfähigkeit nicht sofort per Google-Suche auf dem Smartphone nachweisen.
Oder anders ausgedrückt: die "gute alte Zeit" war für den Kunden oft genug die Hölle.

Beim Kleidungskauf ist eine kompetente Fachkraft, die mir hilft die passende Größen zu finden, durchaus hilfreich. Schließlich spart mir das am Ende unnötige Anproben und damit Zeit und Nerven. Darüber hinaus wird es natürlich schwierig, denn eine Fachkraft kann mir schließlich nicht in den Kopf schauen und sagen, was mir gefällt.
Bei Elektronikartikeln sieht es anders aus. Bei kleinen Fachhändler findet man da durchaus kompetentes Personal, das korrekt berät. Im großen Elektronikmarkt sieht es hingegen schlecht aus. Da kann man schon froh sein, wenn einem das Personal irgendetwas bestellen kann und einem die grobe Richtung nennen kann, in der man den gesuchten Artikel eventuell finden kann. Auf Beratungen zu Artikeln sollte man hingegen nichts geben (meine Erfahrung), da ist eine kurze Internetrecherche in der Regel ergiebiger. Bei den Löhnen, die da gezahlt werden, erwarte ich allerdings auch nicht viel mehr.
 
Beim Kleidungskauf ist eine kompetente Fachkraft, die mir hilft die passende Größen zu finden, durchaus hilfreich. Schließlich spart mir das am Ende unnötige Anproben und damit Zeit und Nerven.

sicher, sicher. :crack:

Auf Beratungen zu Artikeln sollte man hingegen nichts geben (meine Erfahrung), da ist eine kurze Internetrecherche in der Regel ergiebiger. Bei den Löhnen, die da gezahlt werden, erwarte ich allerdings auch nicht viel mehr.

Was soll man deiner Meinung nach denn Leuten bezahlen, die keine Ahnung vom verkauften Produkt haben, und sich blitzschnell wie die Kakerlaken in die hinterste Ecke des Ladens verdrücken, wenn ein Kunde in ihre Abteilung kommt?
 
Einspruch! Ich bin alt genug um dir zu sagen: Die "Beratung" im Einzelhandel war schon miserabel, da gab es noch keine Computer in den heimischen vier Wänden, und Internet schon gar nicht.

So wahnsinnig jung bin ich (leider) auch nicht mehr, und ich finde, dass du zu sehr pauschalisierst. Es mag wohl überall Läden gegeben haben, wo Schnarchnasen zugange waren, aber die waren dann auch stadtbekannt und entsprechend übel beleumdet. Man muss auch dazu sagen, dass Beratung umso schlechter werden muss, je komplizierter (und bei IT: je universeller verwendbar!) die Produkte sind - und das wurden sie ja ab Mitte der Achtziger. Und zwar gehörig! Ich bin in Deutschland schon viel rumgekommen, aber ich habe - bevor das Internet zum Massenmedium und durchkommerzialisiert wurde, um schließlich auch in Konkurrenz zum Einzelhandel zu treten - überall Läden gefunden, wo die Leute kompetent und nett waren. In Großstädten gibt es die vereinzelt immer noch, gerade auch Computerläden: Vorne ne lange Theke mit 5-6 Mitarbeitern, dahinter das Lager. Und da kriegst du dann genau die Festplatte, die du für deine Zwecke brauchst.

Nur hatte man damals halt keine grosse Wahl, musste lokal kaufen, und zwar irgendwas genau aus der Auswahl, die im lokalen Laden gerade zufällig vorrätig war.

Das habe ich anders erlebt. Mir wurden immer auch Sachen angeboten, die gerade nicht vorrätig waren, die mussten dann halt bestellt werden.

Oder anders ausgedrückt: die "gute alte Zeit" war für den Kunden oft genug die Hölle.

Ein wenig höllisch wurde es erst, als die großen Elektromärkte die Fachgeschäfte plattmachten. Es ist klar, dass ein Mediamarkt-Verkäufer nicht das Gleiche leisten kann wie ein Mitarbeiter im Fachgeschäft. Das weiß aber auch jeder. Entweder billig beim Kistenschieber (wobei man da auch immer genau hinschauen musste, ob und ggf. wie viel billiger es im Einzelfall eigentlich ist) oder teurer im Fachgeschäft.

Ich habe übrigens vor einiger Zeit eine halbprofessionelle Videokamera gekauft - in einem Fachgeschäft, wo mein Vater bereits vor 30-40 Jahren sein Super8-Equipment bezogen hatte. War nach 2 Tagen da und nicht teurer als im Internet.
 
Oder anders ausgedrückt: die "gute alte Zeit" war für den Kunden oft genug die Hölle.

Kenn ich auch noch, man ist als lästiger Bittsteller in einen Laden gegangen - wenn sich dann ein Verkäufer erbarmt hat, hieß es oft "gibt es nicht.(Punkt)" Gespräch beendet.
 
Beim Kleidungskauf ist eine kompetente Fachkraft, die mir hilft die passende Größen zu finden, durchaus hilfreich.
:faint:
Meine Erfahrung: kannst voll vergessen.

Kenn ich auch noch, man ist als lästiger Bittsteller in einen Laden gegangen - wenn sich dann ein Verkäufer erbarmt hat, hieß es oft "gibt es nicht.(Punkt)" Gespräch beendet.

Das heißt: "Wir haben nur was da ist." (Gleichbedeutend mit "Ich habe nun keine Lust, schau doch selber durch die Regale und verschwende Deine Zeit mit suchen, du doofer Kunde.")
 
Mein persönlicher Eindruck ist, dass die damals recht gut bezahlten, festangestellten Verkäufer doch sehr oft keinen Bock zum Verkaufen hatten. Heute tun mir die Verkäufer häufig leid, sie werden schlecht bezahlt, bemühen sich oft sehr (das Sortiment ist heute gefühlt 20x größer) und können eigentlich nicht überall Expertenwissen besitzen und wenn die Kunden dann endlich wissen, was sie wollen, bestellen sie es zuhause im Internet.
 
So sehe ich das auch. Gute Beratung ist für den Ladeninhaber kostenintensiv. Um ein guter Berater zu sein, braucht man in den meisten Branchen regelmässige Fortbildung, muss Seminare der Hersteller besuchen, usw. In der Zeit muss jemand anders im Geschäft sein. Das wollen oder können viele Einzelhändler sich nicht leisten. Der Aufwand muss ja auch auf die Preise umgelegt werden, was wiederum erst recht Kunden in die billigeren Internetshops treibt.

Das Amazon-Konzept ist schon genial: Eine Beratungshotline gibts nicht, die Kunden schreiben ihre Bewertungen kostenlos, Amazon muss keine Verantwortung für etwaigen Unsinn übernehmen und kann die Preise niedriger kalkulieren als der Einzelhandel.
 
Das Amazon-Konzept ist schon genial: Eine Beratungshotline gibts nicht, die Kunden schreiben ihre Bewertungen kostenlos, Amazon muss keine Verantwortung für etwaigen Unsinn übernehmen und kann die Preise niedriger kalkulieren als der Einzelhandel.
Es steht dem Einzelhandel doch frei die Kunden zu bitten, ab und an mal im Laden andere Kunden zu beraten. Oder einen Bericht über ein Produkt im Laden auszuhängen.
Macht keiner? Oh...
 
So sehe ich das auch. Gute Beratung ist für den Ladeninhaber kostenintensiv. Um ein guter Berater zu sein, braucht man in den meisten Branchen regelmässige Fortbildung, muss Seminare der Hersteller besuchen, usw. In der Zeit muss jemand anders im Geschäft sein. Das wollen oder können viele Einzelhändler sich nicht leisten. Der Aufwand muss ja auch auf die Preise umgelegt werden, was wiederum erst recht Kunden in die billigeren Internetshops treibt.

Das Amazon-Konzept ist schon genial: Eine Beratungshotline gibts nicht, die Kunden schreiben ihre Bewertungen kostenlos, Amazon muss keine Verantwortung für etwaigen Unsinn übernehmen und kann die Preise niedriger kalkulieren als der Einzelhandel.

bevor man irgendwelche Seminare besucht reicht schon ein Funken Interesse für die eigenen Produkte die man so vertreibt... Die Kunden die Fragentechnisch wirklich ans eingemachte gehen kannst du an einer Hand abzählen. Nur wenn man grad mal die Verpackungsinfos vorlesen kann sollte man sich überlegen ob man so lange überleben wird.
 
So sehe ich das auch. Gute Beratung ist für den Ladeninhaber kostenintensiv. Um ein guter Berater zu sein, braucht man in den meisten Branchen regelmässige Fortbildung, muss Seminare der Hersteller besuchen, usw. In der Zeit muss jemand anders im Geschäft sein.

Komisch daß die meisten Kunden, die sich für das interessieren was sie kaufen wollen, wesentlich besser Bescheid wissen als die Verkäufer (was nicht schwer ist wenn das Gegenüber der typische Verpackungsvorleser ist) - und das ganz sicher ohne regelmässige Fortbildungen und Seminare :rolleyes:

Das Amazon-Konzept ist schon genial: Eine Beratungshotline gibts nicht, die Kunden schreiben ihre Bewertungen kostenlos, Amazon muss keine Verantwortung für etwaigen Unsinn übernehmen und kann die Preise niedriger kalkulieren als der Einzelhandel.

Soso, im Einzelhandel übernimmt also der Laden die Verantwortung für den "etwaigen Unsinn", den die Verkäufer verzapfen? Das wär mir neu. Wie genau äussert sich das denn? Erzähl mal ein konkretes Beispiel, wie das bei dir gelaufen ist!
 
Komisch daß die meisten Kunden, die sich für das interessieren was sie kaufen wollen, wesentlich besser Bescheid wissen als die Verkäufer (was nicht schwer ist wenn das Gegenüber der typische Verpackungsvorleser ist) - und das ganz sicher ohne regelmässige Fortbildungen und Seminare :rolleyes:

Naja. Es könnte daran liegen, dass Leute, die sich ganz speziell für ein bestimmtes Produkt interessieren, sich auch genau über dieses ganz spezielle Produkt schlau gemacht haben - was ja gerade heutzutage kein allzu großes Problem mehr ist. Ein Verkäufer aber, der das komplette Sortiment im Blick hat, muss da natürlich passen. Gerade so, wie auch ich passen müsste, wenn du mich zu irgendeinem Stück von Händel befragen würdest, das ich gerade noch als Barock und Concerto Grosso einordnen könnte, aber nicht näher kenne.

Du solltest aber - fairerweise - auch endlich mal zwischen Fachgeschäft und Mediamarkt unterscheiden. Mediamarkt ist ja bereits eine Rationalisierungsmaßnahme, wo unterbezahlte Typen in roter Kleidung zwischen Hunderten von Kisten hin und herrennen. Dort werden Packungsaufschriften vorgelesen, klar. Das ist im Fachgeschäft anders. Dort weiß zwar auch nicht jeder alles, aber ein fundiertes Grundwissen und vor allen Dingen die geforderte Freude an den Produkten, die verkauft werden, trifft man dort überwiegend an.

Soso, im Einzelhandel übernimmt also der Laden die Verantwortung für den "etwaigen Unsinn", den die Verkäufer verzapfen? Das wär mir neu. Wie genau äussert sich das denn?

Das äußert sich darin, dass der Kunde dort nicht mehr kauft und den Laden auch niemandem empfiehlt. Was für Fachgeschäfte richtig scheiße ist - für den Mediamarkt natürlich nicht, und erst recht nicht für Amazon.
 
Naja. Es könnte daran liegen, dass Leute, die sich ganz speziell für ein bestimmtes Produkt interessieren, sich auch genau über dieses ganz spezielle Produkt schlau gemacht haben - was ja gerade heutzutage kein allzu großes Problem mehr ist. Ein Verkäufer aber, der das komplette Sortiment im Blick hat, muss da natürlich passen.

Das kann ich nur zum Teil gelten lassen. Das "komplette Sortiment" ist gerade in einem Fachladen nicht so groß, daß man darüber nicht Bescheid wissen könnte und müsste. Wenn der Verkäufer nicht Bescheid weiß, ist er auch kein Fachmann, und seine "Beratung" damit wertlos. Für wertlose Scheinberatung bin ich aber nicht gewillt, zusätzliches Geld auszugeben.

Du solltest aber - fairerweise - auch endlich mal zwischen Fachgeschäft und Mediamarkt unterscheiden.

Ich habe nie von Mediamarkt geredet - sondern vom Einzelhandel der sich selbst als "Fachhandel" versteht.

Mediamarkt ist ja bereits eine Rationalisierungsmaßnahme, wo unterbezahlte Typen in roter Kleidung zwischen Hunderten von Kisten hin und herrennen. Dort werden Packungsaufschriften vorgelesen, klar. Das ist im Fachgeschäft anders.

Habe ich wiederum anders erlebt - und das schon zu Zeiten als es noch keinen Mediamarkt gab.

Dort weiß zwar auch nicht jeder alles, aber ein fundiertes Grundwissen und vor allen Dingen die geforderte Freude an den Produkten, die verkauft werden, trifft man dort überwiegend an.

Meiner Erfahrung nach gilt das ausschließlich dann, wenn man vom Inhaber selbst bedient wird. Ein angestellter Verkäufer, der "Freude an den Produkten" hat und sich deswegen zB. in seiner eigenen Freizeit über das Fachgebiet und zB. neue Geräte informiert, ist mir sehr selten untergekommen. Nicht, daß es diese nicht prinzipiell geben würde - aber es ist halt ein absolutes Glücksspiel, auf so einen zu treffen; und auf Glück möchte ich meine Kaufentscheidung (gerade bei teureren Anschaffungen) nicht basieren.

Das äußert sich darin, dass der Kunde dort nicht mehr kauft und den Laden auch niemandem empfiehlt. Was für Fachgeschäfte richtig scheiße ist - für den Mediamarkt natürlich nicht, und erst recht nicht für Amazon.

Das ist genau das was ich meinte: der "Fachhandel" übernimmt eben keine Verantwortung für den erzählten "Unsinn" (der ja oft genug Methode hat, um dem Kunden das aufzuschwatzen was weg muß oder wo die Marge oder Provision am grössten ist). Der Kunde bleibt auf dem Schaden/Verlust sitzen, wenn er sich auf Grund dieses Unsinns falsch entschieden hat. Daß er in Zukunft dort nicht mehr kauft - klar, aber das hilft ihm in aktuellen Fall wesentlich weniger als die "no questions asked"-Rücksendepolitik von Amazon.
 
Was soll man deiner Meinung nach denn Leuten bezahlen, die keine Ahnung vom verkauften Produkt haben, und sich blitzschnell wie die Kakerlaken in die hinterste Ecke des Ladens verdrücken, wenn ein Kunde in ihre Abteilung kommt?

Umgekehrt wird ein Schuh draus. Will ein Innhaber kompetentes, motiviertes Verkaufspersonal haben, muss er angemessene Löhne zahlen. Zahlt er wenig, darf er sich nicht wundern, wenn er Bewerber bekommt, die sich mit den Produkten kaum auskennen und bei dem geringen Lohn auch nicht bereit sind neben ihrer Arbeit sich da einzulesen. "You get what you pay for" gilt auch hier. Prämien helfen hier übrigens nicht wirklich, denn dann versuchen die Verkäufer den Leuten nur die hochprämierten Produkte aufzuschwatzen (notfalls, indem man lügt oder schönt); zufriedene, treue Kunden wird man so in der Regel nicht gewinnen.

Meine Erfahrung: kannst voll vergessen.

Wenn man an das richtige Personal gerät, klappt das durchaus. Und ja, dann komme ich gerne wieder.
 
Das kann ich nur zum Teil gelten lassen. Das "komplette Sortiment" ist gerade in einem Fachladen nicht so groß, daß man darüber nicht Bescheid wissen könnte und müsste.

Was sie auf Lager haben, mag vielleicht überschaubar sein, aber nicht das komplette Angebot.

auf so einen zu treffen; und auf Glück möchte ich meine Kaufentscheidung (gerade bei teureren Anschaffungen) nicht basieren.

Hast du vor Internet und Amazon auch nicht getan. Damals hast du dich im Freundes- und Bekanntenkreis umgehört, hast auch mal ein paar Mark in Zeitschriften investiert und Testberichte gelesen. Jedenfalls wenn es um teure Anschaffungen ging.
 
Tatsache ist, dass sich das einkaufsverhalten der Menschen durch das Internet massiv ändert. Das wirkt sich massiv auf das Stadtbild aus. Jeder, der gerne mal einen "Stadtbummel" (das Wort stirbt bestimmt bald aus) macht, geht gern in Läden mit interessantem Sortiment und guter Beratung. Jeder kauft aber gerne preiswert ein. Die Innenstadt ist bei uns bereits vor Amazon zu einer idiotenrennbahn (so heißt hier die Fußgängerzone) mit HM footlocker Douglas pimkey telefonläden in rekursiver Folge verkommen. Ich vermute, dass die Zukunft anders aussieht. Es werden überall Flagship Stores entstehen die primär für das Erlebnisbedürfnis des kundens da sind und um die Marke präsent im real life zu halten. Ich denke zB an die Apple stores in New York . Der an der 5th Ave ist einfach ein konsumtempel, schön, sauber, hübsche verkäuferpriester. Der in Soho war, als ich kürzlich dort war, voller hipster (gestopft voll) weil die ein meet and greet mit irgendwelchen Filmproducern Starlets abgehalten haben. Das war ein Event, der oberflächlich nichts mehr mit Apple gemein hatte, aber im Prinzip viel über die Zukunft sagt. Oder das mercedes Cafe in Berlin , nette und Hippe Location - aber warum macht ein Autohersteller ein Café auf?
Es sieht so aus als ob in Zukunft via Internet geschoppt wird und die Konzerne den Konsumenten mit Brot und Spiele in der Innenstadt weiter bei Laune halten, damit der Internetkauf auch in Zukunft von einem schönen warmen Gefühl in der Bauchgegend begleitet wird
 
Soso, im Einzelhandel übernimmt also der Laden die Verantwortung für den "etwaigen Unsinn", den die Verkäufer verzapfen? Das wär mir neu. Wie genau äussert sich das denn? Erzähl mal ein konkretes Beispiel, wie das bei dir gelaufen ist!
Zuerst: Dein mokantes "Soso" kannst du dir sparen. Lass uns bei netten Umgangsformen bleiben.

Für den Fachhandel existiert eine Aufklärungs- und Beratungspflicht. Der Käufer muss über die für den angegebenen Verwendungszweck bedeutsamen Eigenschaften des Kaufgegenstands aufgeklärt werden. Bekommt er falsche oder unzureichende Auskünfte, kann er Schadenseratz verlangen.
Ich bin kein Jurist und kann deshalb nicht nachweisen, wo genau das wie festgelegt ist. Es wird eine Mischung aus Gewohnheitsrecht, UWG und anderen Gesetzen sein (Beispiel §5 UWG), vor allem jedoch in der laufenden Rechtsprechung, nach der sich dann auch die nachfolgenden Urteile in der Regel richten. Ich denke, da kannst du endlos weitere Forschungen anstellen.

Unbestreitbar aber dürfte sein, dass diese Beratungs- und Aufklärungspflicht allgemein als Teil der Geschäftsgrundlage angenommen wird. Ein Fachhändler, der das missachtet und mehrfach falsch oder unzureichend berät, dürfte schon aufgrund der Mund-u-Mund-Propaganda Schaden nehmen, von etwaigen Prozessen ganz zu schweigen.

Im Internethandel ist das im Prinzip nicht anders. Grundsätzlich haften Portalbetreiber aber nur für eigene Inhalte, bei Amazon beschränkt sich das also auf die Produktbeschreibung. Als Beratung kann man die ja nicht bezeichnen, diese Funktion übernehmen die Kundenbewertungen.

Bei Amazon können Kunden ihre Bewertungen nun frei einstellen und schreiben, was sie wollen. Grenzen gibt es nur im allgemein üblichen strafrechtlichen Rahmen, also für Schmähkritiken, Beleidigungen etc. Es besteht keine Pflicht von Amazon zur Prüfung der Inhalte (Kammergericht vom 15.7.2011, Az. 5 U 193/10). Wenn Amazon Hinweis auf eine rechtswidrige Kundenbewertung bekommt, muss das Unternehmen tätig werden und prüfen, was dran ist.

Das betrifft im wesentlichen aber nur die Konflikte zwischen Anbietern und Produzenten einerseits und Kunden andererseits. Vor kurzem ging eine Klage durch die Presse, in dem ein Amazon-Kunde von einem Marketplace-Händler auf 70.000 Euro Schadensersatz verklagt wurde, weil er angeblich eine "falsche Tatsachenbehauptung" geschrieben habe. Ein Vergleich vor Gericht ist gescheitert. Wenn das Schule macht, werden sich Kunden in Zukunft sehr vorsehen müssen, was sie in ihre Bewertungen schreiben.

Und zu deiner Bitte, mal ein selbst erlebtes positives Beispiel zu nennen. Grade erlebt: Für die Wertermittlung beim Ende eines Leasingvertrages hat eine Firma, die Apple-Produkte vertreibt, mir eine unzutreffende Auskunft gegeben. Als Restwert des geleasten MacPro wurde von der Leasinggesellschaft ein höherer Betrag angesetzt als bei Abschluss des Vertrages angekündigt. Da ich den Rechner gern übernehmen möchte, muss ich natürlich den höheren Preis bezahlen. Der Verkäufer hat sich entschuldigt, er habe nicht voraussehen können, wie stark die alten Modelle seit Markteinführung des aktuellen Modells im Preis steigen würden, und auf die Berechnung der Leasinggesellschaft habe er keinen Einfluß. Er bot mir an, beim nächsten Kauf die Differenz anzurechnen.
 
Für den Fachhandel existiert eine Aufklärungs- und Beratungspflicht. Der Käufer muss über die für den angegebenen Verwendungszweck bedeutsamen Eigenschaften des Kaufgegenstands aufgeklärt werden. Bekommt er falsche oder unzureichende Auskünfte, kann er Schadenseratz verlangen.
Ich bin kein Jurist und kann deshalb nicht nachweisen, wo genau das wie festgelegt ist. Es wird eine Mischung aus Gewohnheitsrecht, UWG und anderen Gesetzen sein (Beispiel §5 UWG), vor allem jedoch in der laufenden Rechtsprechung, nach der sich dann auch die nachfolgenden Urteile in der Regel richten. Ich denke, da kannst du endlos weitere Forschungen anstellen.

aus dem paragraphen eine
Aufklärungs- und Beratungspflicht
abzleiten halte ich für sehr gewagt.

Nichts irreführendes zu sagen, heißt noch lange nicht aufzuklären oder zu beraten. Es ist sicherlich kein zufall das es keinerlei gesetzliche Qualifikation für den Fachhandel gibt (ausnahme Apotheke, aber selbst da schnitten Vor Ort Apotheken nicht viel besser ab als ihre online Versionen - Stiftung Warentest)

Das die "Beratung" häufig bedeutet, das Menschen überdimensionierte/übertuerte Geräte oder ähnliches kaufen ist ja nicht strafbar.
Das ein guter Fachhändler einiges an Know How hat und der Kunde davon profitiert ist unbestritten, das regeln aber eher die Gesetze des Marktes und nicht der Justiz.

Jeder wird situation im einzelhandel erlebt haben, wo er das Gefühl hatte als Kunde zu stören, weil die Verkäufer erstmal zu Ende reden/telefonieren/lesen mussten bevor man widerwillig bedient wird.
 
Es ging aber nicht um die Frage, was die Qualität guter Beratung ausmacht. Sondern um meine Aussage:
Eine Beratungshotline gibts nicht, die Kunden schreiben ihre Bewertungen kostenlos, Amazon muss keine Verantwortung für etwaigen Unsinn übernehmen und kann die Preise niedriger kalkulieren als der Einzelhandel.
Daraufhin hat Walfrieda geschrieben:
Soso, im Einzelhandel übernimmt also der Laden die Verantwortung für den "etwaigen Unsinn", den die Verkäufer verzapfen? Das wär mir neu.

Es habe versucht zu begründen, warum ein Fachgeschäft für das, was seine Verkäufer dem Kunden erzählen, auch haftbar gemacht werden kann.

Im Gegensatz zu professionellen Kundenberatern, die von den Fachgeschäften bezahlt werden, sind Amazons Kunden in der Regel Amateure, die unentgeltlich ihre persönliche Meinung zum Produkt posten.

Das Fachgeschäft kann für falsche Beratung verklagt werden, Amazon für die Meinungsäusserung eines Kunden jedoch nicht.
 
Zurück
Oben Unten