Was ist diese GmbH wert?

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So, hier mal die Bilanz, vielleicht könnt ihr da mehr mit anfangen: Bilanz
 
Die Bilanz wirkt irgendwie überhaupt nicht schlüssig.

  • Die liquiden Mittel sind viel zu hoch - wieso sollte jemand so viel Geld horten und nicht die Verbindlichkeiten zurückzahlen oder investieren?
  • Rückstellungen fast doppelt so hoch wie das Eigenkapital - läuft da gerade ein Prozess mit sehr hohem Streitwert gegen das Unternehmen?
  • PRA von über einer Million - anscheinend hat das Unternehmen noch viele Leistungen zu erbringen, für das es schon das Geld erhalten hat.

Um mehr zu sagen, müsste man mehr Details kennen.
 
In was sollte eine Softwarefirma investieren? Zukäufe?
 
..Um mehr zu sagen, müsste man mehr Details kennen.
Würde ich auch so sehen.

Auf den ersten Blick sieht das nicht besonders hübsch aus. Liquide Mittel decken sich aber mit PRA und Rückstellungen. Da würde ich beim Jahresabschluss zum 30.6. nicht gerade in Panik verfallen. Die relativ hohe Kapitalrücklage deutet auf einen Investor oder einen vor dem 30.6.12 dazu gekommenen Gesellschafter hin. Die GmbH ist auf jeden Fall schon ein paar Tage älter. 50.000 DM gezeichnetes Kapital.

Was die Rückstellungen angeht.. Kann vieles bedeuten. Wenn die Bude faktisch zu einem anderen Unternehmen gehört und mit Festaufträgen arbeitet, kann es durchaus möglich sein, dass Mutti zum 31.12. bilanziert, am 1.1. zahlt und die Leistung bis zum 31.12. erbracht/abgerechnet werden muss.

Für so eine Konstruktion spricht u.U., dass Rückstellungen und PRA zum Vorjahr etwa gleich sind. Da kann man aber wirklich nur raten.

Ohne zu wissen, was die genau machen und für wen, kann ich da wenig sagen. Wobei das auch nicht gerade mein Fachgebiet ist.

Wenn die zu einem anderen Unternehmen gehören und einfach ein outgesourcter Dienstleister sind, das mehr oder minder "abhängig" arbeitet (die DB Vertrieb GmbH ist so ein Beispiel), geht der Marktwert IMHO gegen "0". Außer HR und ein paar Sachanlagen steckt ja nicht viel drin und in dem Fall stellt sich die Frage, was die GmbH dem neuen Besitzer so mitteilen darf. Gerade bei Software kann es da schonmal die eine oder andere NDA geben.

Ich halte es da mit dem was mankind geschrieben hat: Der Marktwert offenbart sich erst im Tausch.

Stellt sich also die Frage, was die GmbH an Know How und Infratstruktur anzubieten hat. Bei Whatsapp hat FB eine Vertriebsstruktur gekauft. Wenn ich eine GmbH kaufen würde, die für Wegmann Panzertechnik programmiert hat, kriege ich gar nichts. Das Know How gehört dann nämlich aller Wahrscheinlichkeit Wegmann.

Aus der Bilanz kannst du da gar nix lesen. Außer ein paar Anhaltspunkten, die so vage sind, dass da viele Deutungen möglich sind.
 
Aber gibt es da nicht Erfahrungswerte, was so eine Firma, die ganz gut läuft, so wert ist? So ganz grob...
Um mal hier was konkretes zu liefern: Ja, es gibt Erfahrungswerte. Aber nicht mit Bilanzwerten, sondern mit Werten aus der GuV. Wenn es um Software geht, sagen mir meine klugen Quellen dass man so zwischen 1x und 1,5x des Umsatzes oder 7-8x EBIT rechnen kann. Allerdings für "Small Cap". Angesichts der Größenordnung hier wäre das vielleicht sogar schon zuviel des Guten, da reden wir ja eher von "Micro Cap".

Unternehmensbewertung ist eine Wissenschaft für sich btw.
 
Ok, schonmal vielen Dank für die Hilfe. Ich schaue mal ob ich an bessere Zahlen komme.
 
Angesichts der Größenordnung hier wäre das vielleicht sogar schon zuviel des Guten, da reden wir ja eher von "Micro Cap".
Wäre jetzt auch mein erster Gedanke gewesen. Bei einer Bilanz von 2,2 Mio ist das ein Kleinunternehmen mit <20 Mitarbeitern. Bei 5-10% Gewinn bist du da in einem Bereich, wo du Schwierigkeiten hast, eine Zukunftsprognose aufzustellen wenn sich das Unternehmen in einem Käufermarkt bewegt.

Insbesondere wenn es da Gesellschafterverflechtungen gibt. Wenn die Deutsche Telekom AG die Telekom Deutschland GmbH abstößt, bleibt an marktlichem Potenzial so gar nichts über. Und das hat auf Bilanzierungsseite nichts damit zu tun, ob die TD GmbH eine 100% Tochter der AG ist, sondern damit, dass die Telekom GmbH am freien Markt nichts verkaufen kann.

Und da sind wir in einer Größenordnung mit ganz anderen Bilanzsummen.

Ich kenne einige Unternehmen, deren Wert losgelöst von den Gesellschaftern gegen Null geht. Mit Bilanzsummen, die ein Vielfaches von dem o.g. betragen.
 
Ich kenne einige Unternehmen, deren Wert losgelöst von den Gesellschaftern gegen Null geht. Mit Bilanzsummen, die ein Vielfaches von dem o.g. betragen.

Wie geht das? Man könnte doch zumindest die in der Bilanz angegebenen Werte verscherbeln, und davon die Schulden bezahlen. Der Rest wäre dann doch der minimale Wert? Es sei denn die in der Bilanz angegebenen Werte stimmen nicht, etwa eine Immobilie, die viel zu hoch bewertet ist.
 
Naja, zum einen hat ja nicht jedes Unternehmen tatsächliche Sachwerte, die du veräußern kannst. Wie z.B. Immobilien. Bei rund 70.000 Euro Sachvermögen sind das Büromöbel, technische Anlagen wie Server, PCs und ein bisschen Klimbim drumrum.

Im Bereich von 2 Mio Bilanzsumme und 70.000 Euro Sachvermögen kannst du die Hütte im Zweifelsfall an einem Tag in einen großen Umzugslaster packen.

Insofern muss ich mal fragen.. Was willst du da verscherbeln? Die Kapitalrücklage ist Fremdkapital, muss also bei der Auszahlung oder einem Verkauf entsprechend behandelt werden. Damit kannst du nicht rechnen.

Rückstellungen und PRA ist Geld was noch jemand anders bekommen wird. Demgegenüber steht der Kassenbestand. Die gleichen sich in etwa aus. Was letztlich bleibt sind 70k Sach"werte" (die abhängig von dem Alter, der Abschreibung und der Zuverlässigkeit der Mitarbeiter auch deutlich weniger wert sein können), ein paar Vorräte (die möglicherweise nicht nutzbar sind oder weniger Marktwert besitzen) und offene Forderungen.

Die interessantere Frage wäre eigentlich: Was willst du denn überhaupt wissen? Es gibt da drei Positionen:
1. Verkäufer (der seine Wertbeurteilung in der Regel zu hoch ansetzt)
2. Controller (der sinnvollerweise vom nackten, sofort realisierbaren Weiterverkaufswert ausgeht)
3. Käufer, der abwägen muss, welches Potenzial und welche Risiken im Kauf stecken

Nimm dir mal den Controller. Den interessiert (im eng gefassten Controllingbegriff) nicht, was das Unternehmen leisten könnte. Auf die Spitze getrieben muss ein Controller eine heute getätigte Investion morgen wieder in einen Erlös konvertieren können. D.h. heute 5 Mio für Unternehmen x bezahlt, morgen kann er es zum selben Preis wieder verkaufen.

Es gibt da noch viele Ansichten in Richtung Marketingcontrolling, etc., nüchtern muss man aber erstmal mindestens von null Verlust ausgehen. Wissenschaft hin oder her, in da musst du erstmal schlichtweg Kaufmann sein.

Der Käufer muss seinen ROI beurteilen. Unternehmen x gekauft, was kann ich damit machen? Oder simpler: Wenn ich x Euro investiere, was gibt es für eine Rendite. Da kommen wir dann aber in den Bereich des Marketing. Mit reinem Bilanz- oder GuV-Lesen hat das nichts zu tun.

Tja, und der Verkäufer muss nehmen was er kriegt. :hehehe:

Dazu musst du dir eine simple Frage stellen: Was bringt mehr Rendite? Ein Verkauf oder das Geschäft selbst. Hat schon der gute Richard G. in Pretty Woman für das gemeine Volk thematisiert.

Falls der Verkauf lohnenswerter sein soll.. Glaub mal ja nicht, dass es mit ein bisschen Marketing getan ist. Man kann von Facebook, Whatsapp und anderen "Startups" halten was man möchte. Letztlich sind solche Verkäufe überbewertet. Denn irgendwer muss die Kohle mit Arbeit verdienen. Aber glaub mal ja nicht, dass die nur ein Unternehmen verkaufen würden. Da steckt viel HR dahinter.

Die kurze Antwort hat Mankind75 geliefert. ;)
 
Okay, vielen vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

Hier mal die Bilanz, um die es eigentlich geht. Das davor war ein Beispiel, weil der Bundesanzeiger offline war: Bilanz

Es ist ein Softwareunternehmen, dessen Produkte bei großen Konzernen etabliert sind und sogar eine Art Standard bilden. Das Unternehmen wurde an eine AG verkauft, die sich ebenfalls mit Software befasst.

Was meint ihr, war der Preis eher bei 2 Millionen (grob Vermögen - Verbindlichkeiten) oder eher bei 4 Millionen oder gar 15 Millionen?
 
Du kannst nur aus einer Bilanz ohne weiter Angaben zum Unternehmen (und insbesondere ohne Detailkenntnisse der internen Unternehmensunterlagen) keine seriöse Kaufpreisschätzung ableiten. Wenn Du vorhast das Unternehmen zu kaufen, dass unterschreib eine Vertraulichkeitserklärung und lass die die geprüfte Jahresabschlüsse (inkl. Prüfberichte!) der letzten drei Jahre geben. Dann hast Du einen ersten Anhaltspunkt was in dem Unternehmen los ist und was für Fragen Du stellen musst, um eine wirkliche Einschätzungsgrundlage zu bekommen. Die Bilanz alleine hat keinerlei Aussagekraft.
 
Das davor war ein Beispiel,..
Wenn du mir das eben persönlich gesagt hättest, hätte ich dir ein paar väterliche Ohrfeigen verpasst. Das rüttelt das Hirn durch und hilft beim Denken.

Glaubst du eigentlich, dass wir hier Langeweile haben? :noplan:
 
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