Deutschland ist wirtschaftlich im weltweiten Vergleich sehr gut positioniert, es hat eine gut bis sehr gut entwickelte Infrastruktur[1], das politische System und ihre Vertreter sind noch ausreichend im bürgerlichen Mileu verwurzelt, die Skandale halten sich in Grenzen und das demokratische System funktioniert[2], das Land ist sehr liberal und tolerant[3], es zählt weltweit zu den beliebtesten Ländern[4], der Einfluß der Kirche ist seit Jahren rückläufig, das Gesundheits- und Sozialsystem gewährleistet eine immer noch sehr gute Versorgung und Absicherung[5], jeder kann sich so entfalten wie er will, der Umweltschutz wird bei allem wirtschaftlichen Erfolg nicht außer acht gelassen[6], wir haben eine seriöse Judikative[7], die Qualität der Berichterstattung in der Medienlandschaft ist insgesamt gut, da im Durchschnitt ausgewogen[8] usw.
Warum und wogegen soll ich jetzt nochmal protestieren? Wegen ein paar Dutzend unzufriedenen Bloggern?
Natürlich stößt mir auch einiges negativ auf, aber dann unternehme ich ggf. punktuell etwas dagegen (zum Beispiel, indem ich Foodwatch unterstütze und zusammen mit Kollegen einige zehntausend Unterschriften zum Erhalt der KSK gesammelt habe). Die Grundvoraussetzungen in Deutschland sind aber sicher nicht die schlechtesten.
[1] Einigen Brennpunkten im Ruhrpott zum Trotz.
[2] Keine monatelange Interimregierung wie in den Niederlanden, nicht >60 Regierungen seit dem 2. Weltkrieg wie in Italien, keine Zweiparteiendemokratie wie in den USA (von den unterschiedlichen politischen Flügeln in den beiden Parteien mal abgesehen).
[3] Schwuler Hauptstadtbürgermeister, schwuler Außenminister, Wirtschaftsminister und Vizekanzler mit asiatischen Wurzeln, Finanzminister im Rollstuhl... ob Spitzenpolitiker oder normaler Bürger, man nimmt es locker.
[4]
http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-22624104
[5] Nicht wie etwa in Amerika, wo die Krankenversicherung an den Arbeitgeber gekoppelt ist (auf eine ganz andere Weise als hierzulande), extrem zu Buche schlägt und Behandlungen gerne wegen Vorerkrankungen abgelehnt werden.
[6] Im Gegensatz zu China zum Beispiel.
[7] Die sich nicht abhängig von der Berichterstattung in den Medien oder öffentlichen Meinungen macht. Vor allem das Bundesverfassungsgerichts ist über jeden Zweifel erhaben und wirkt ggf. als Regulativ.
[8] Von der Bild-Zeitung und taz mal abgsehen sowie dem effekthaschenden SpOn-Journalismus. Auch in Ländern wie der Schweiz, Frankreich und Großbritannien ist die Berichterstattung noch ausgewogen, in anderen Ländern wie der USA gibt es dagegen gerade bei den größeren Anstalten und Publikationen keine Nachrichten im ursprünglichen Sine mehr, sondern nur noch verbreitete Meinungsmache.