Es hat eben NICHT jeder die Wahl, ob er Leistungsport machen will oder nicht!
Wenn ich mir heute meine ehemaligen Teamkollegen anschaue, dann verstehe ich, wie es so weit kommen kann. Wir haben alle unsere Jugend auf dem Rad "vergeudet", man geht vormittags zur Schule, danach gleich aufs Rad. Wer faul ist oder nur mittelmäßig clever, wird seine Schule verhauen. Von meinen ca. 20 früheren Teamkollegen hat im letzten Jahr der 4. (!) sein Abitur gemacht. Mit Ach und Krach und im Alter von 22 wohlgemerkt. Der Rest...einer hat es wirklich "geschafft" und ist bei Columbia unter Vertrag. Ein anderer ist starker U23-Fahrer, wird aber u.U. auf halber Strecke verhungern...und dann?! Der Rest: Knieverletzung, Hauptschulabschluss, schlechte Ausbildungen, und, und, und...
Stellt euch vor, ihr habt keinen Schulabschluss, Ausbildung, was auch immer und ständig Pech in den großen Rennen, schlechte Beine...sagen wir es fehlt immer das gewisse Glück. Der Sport ist sowieso der Traum, die Karriere auf dem Rad zu machen und mit 35 genug Geld für den Rest des Lebens zu haben. Jetzt kommt einer auf euch zu "Hier, schau mal. Nächste Woche fährst du mit Trinkflaschen, die ich dir gebe und du gewinnst!". Wenn man naive 17-jährige ohne bessere Aussichten hat - und davon gibt es genug - dann funktioniert das System.
Was hättet ihr getan, wenn die alternative zu Ruhm, Siegen und Millionen eine Ausbildung als Gebäudereiniger, Gärtner oder Bäcker ist mit einem Leben in einer Zweizimmerwohnung in einer Kleinstadt??!!
Sauberer Profi-Radsport ist natürlich nur ein Wunschtraum übergewichtiger und übermütiger Hobbysportler, die Sonntags mal 'ne Runde drehen und meinen, sich auszukennen und alles gesehen zu haben, wenn sie drei Wochen lang pro Jahr die Tour im TV verfolgen und auf diese ignoranten und inkompetenten Kommentatoren hören. Selbst im gehobenen Amateur-Sport und vor allem Nachwuchsbereich gibt es viele schwarze Schafe.