Ganz ehrlich? Ist nur meine Meinung, aber ich schalte meine Geraete grundsaetzlich abends aus, und trenne sie mit dem Schalter an der Steckdosenleiste vom Netz.
Nennt sich Energiesparen. Ist nicht nur gut fuer die Umwelt, ist auch gut damit der Rechner rund laeuft. Ich weiss, manche Leute geilen sich an "Uptime" auf, aber das ist IMHO fuer Leute, die keinen Server betreiben nur Schw....vergleich. Wenn der Rechner morgens neu sein Betriebssystem einliest, laeuft er bestimmt wesentlich besser, als wenn er nach Wochen im Speicher zig Bitflips hatte.
Ist nur meine Meinung.
So einfach ist diese Rechnung leider nicht. Zunächst einmal stimmt es schlichtweg nicht, dass der Rechner nach einem täglichen Neustart runder läuft. Moderne Betriebssysteme, egal ob UNIX/macOS oder Windows, sind auf lange Laufzeiten ausgelegt. Während des Betriebs wird ein Cache im Arbeitsspeicher angelegt, der den Betrieb erheblich beschleunigt. Sämtliche Systembibliotheken werden im Speicher vorgehalten, ebenso wie bereits gestartete oder häufig benötigte Anwendungen. Beispielsweise dauert der erste Start einer Anwendung nach dem Hochfahren sehr lange, ab dem zweiten Mal sind aber sämtliche Libraries und Binaries bereits im Speicher geladen und werden einfach nur per Adressübersetzung gemappt, so dass die Anwendung quasi sofort wieder zur Verfügung steht. Je langsamer der Massenspeicher desto stärker tritt dieser Effekt zutage. Letztlich spart dieser Umstand auch Energie, weil kein Zugriff auf die HDD/SSD notwendig ist und die Anwendung schneller zur Verfügung steht, quantifizieren lässt sich dies allerdings nur sehr schwierig. Und "geflippte" Bits im Speicher würdest du merken, glaub mir. Unter Windows resultiert dies in einem BSOD, unter macOS in einem Kernel Panic. Von sich aus "flippt" ein Bit im Speicher nicht mal eben so, da muss schon einiges zusammenkommen. Der Rechner läuft also mitnichten besser, wenn er morgens sein Betriebssystem neu einliest - das ist eine Vermenschlichung von Technik die auf den ersten Blick logisch erscheint, aber mit der Realität rein gar nichts zu tun hat.
Aber kommen wir zum Thema Stromverbrauch. Der Mac Mini 2018 hat laut Apple einen
Idle-Energiebedarf von 0,34W. Leider gibt es von Apple keine Angabe zum maximalen Energiebedarf, auf Basis der verbauten Komponenten dürfte dieser aber beim i3 bei rund 80W rum liegen, beim i5/i7 aufgrund der zusätzlichen Kerne und des höheren Turbo-Boosts eher in Richtung 90-100W. Beim Start des Rechners liegen diese 80-100W dauerhaft an, da beim Hochfahren sämtliche Komponenten initialisiert und beansprucht werden, insbesondere die CPU. Stromsparmechanismen treten erst in Kraft, wenn das Betriebssystem vollständig hochgefahren ist und die entsprechenden Flags setzt - vorher läuft das System auf Vollgas. Nehmen wir also an, dass der Mac Mini rund 12h lang im Standby läuft - entsprechend benötigt er in dieser Zeit etwa 4Wh an Energie. Fährst du ihn runter und trennst ihn tatsächlich elektrisch vollständig vom Strom, benötigt er in dieser Zeit 0W. Allerdings kommen jetzt zwei Prozesse, die du in deine Rechnung mit einbeziehen musst. Erstens sind durch das elektrische Trennen des Netzteils vom Strom sämtliche Kondensatoren im Netzteil entladen und müssen zunächst wieder aufgeladen werden, ehe das Netzteil anfangen kann den Rechner mit Strom zu versorgen. Dieser Prozess benötigt erstaunlich viel Energie - nicht umsonst kann ein modernes Schaltnetzteil Energie noch über viele Stunden halten und sollte nicht von unerfahrenen Anwendern geöffnet werden, weil die Gefahr eines tödlichen Stromschlags besteht. Und zweitens kommt jetzt der aufwendige Prozess des Hochfahrens, ich setze dafür mal rund 30s an bis das System komplett hochgefahren ist und die Systeme wieder in den Energiesparmodus fahren. Macht bei rund 80-100W Leistung einen Energiebedarf von rund 0,7-0.8Wh plus initiale "Inbetriebnahme" des Netzteils, dafür kannst du getrost rund 0.3Wh ansetzen. Hinzu kommt die Tatsache, dass jetzt sämtliche benötigten Anwendungen aufwendig (im energetischen Sinne) von der SSD gelesen werden müssen und nicht bereits im Speicher liegen, du kannst diesen Wert also nochmal um weitere 0,5Wh bis 1Wh erhöhen. Statt 4Wh Energiebedarf bist du jetzt also bei grob überschlagen 1,5-2,2Wh. Je länger die Ruhephase des Rechners, desto eher geht diese Rechnung also auf - über ein Wochenende benötigt der Mac Mini beispielsweise rund 16Wh. Klingt jetzt zwar nach einer ganzen Menge, aber setzt man einen Preis von 30ct/kWh an kostet der Standby eines Mac Mini über ein komplettes Wochenende gerade mal 0,0048€ oder 0,48ct. Macht man dies das komplette Jahr über, also alle 52 Wochenenden, kommt man auf 25ct. Pro Jahr, wohlgemerkt. Manchmal sollte man die Kirche also im Dorf lassen
Ich will deiner Aussage also mitnichten widersprechen - bei längeren Ruhephasen lohnt sich das komplette Ausschalten und elektrische Trennen vom Stromnetz rein mathematisch betrachtet durchaus. Allerdings ist der finanzielle Effekt bei weitem nicht so ausgeprägt wie von vielen vermutet und die Aussage, dass ein Rechner "runder" läuft ist eine Vermenschlichung von Technik, basiert auf subjektivem Eindruck und hat mit der technischen Realität aber leider herzlich wenig zu tun