Original geschrieben von Jörg
82 % sagen, MacOS wäre vorrangiges Betriebssystem, heißt noch lange nicht, daß tatsächlich 82 % Macs installiert sind, sondern womöglich nur knapp über der Hälfte. Ich halte die Fragestellung für sehr schönfärberisch, gerade in amerikanischen Medienumfragen werden gerne Mac-freundliche Ergebnisse präsentiert.
In Deutschland sieht die installierte Basis unbedingt anders aus. Grafikbereich heißt auch Druckvorstufe, und denen geht es schon seit fast zehn Jahren schlecht, der Verdrängungswettbewerb hat dazu geführt, daß alle Krähen sich gegenseitig die Augen aushacken, sprich der Preiskampf bis oberhalb der Schmerzgrenze geführt wird. Diese und andere Gründe wie auch die Agenturkrise der letzten Jahre hat verstärkt zu Platformwechseln in der Branche geführt, oft wird nur noch ein Mac für die Agenturkunden am Leben gehalten. Selbst "Agenturen", die früher alles und jedes auf dem Mac produziert haben, sind Weg der vermeintlich billigeren Hardwareanschaffung gegangen. Durch Berichterstattungen in PAGE und MacUp ist die NT-Workstation doch geradezu salonfähig geworden. Hinzu kam Apples hausgemachte Prozessorkrise, die, Megahertzmythos hin oder her, die Argumentation für eine Mac-Hardwareanschaffung auf deutlich schwächere Füße gestellt hat. Genervte Grabenkämpfer hier im Forum können Arien über Mac-vs-Windows-Schlachten singen.
Vor diesem Hintergrund würde ich dem Grafikbereich in Deutschland maximal 50 bis 60 % Macausrichtung zubilligen.
Gibts eigentlich keine Studien für Deutschland? Kann hier nicht mal einer durchzählen?
Jörg
In Deutschland lag der Anteil Ende der 90er Jahre noch viel höher als 82%.
Er war bei über 90% damals, ich kann mich gut an eine Studie aus der
Publishing Praxis erinnern. Insbesondere Druckvorstufen-Betriebe sind
SEHR kritisch, was einen Plattformwechsel anbetrifft. Und gerade weil hier
ein ruinöser Preiskampf herrscht, haben viele Produktions- und Lithobetriebe
seit zwei, drei Jahren überhaupt nichts investiert. Zudem bedeutet ein Plattformwechsel trotz vermeintlich billigerer Hardware einen nicht unwesentlichen Zeit- und Geldaufwand für Schulungen und vor allem für externen Support. Es ist einfach Fakt, dass PCs deutlich höhere Kosten für Service und Support haben. Dies wurde z. B. auch bei der kürzlichen Media Solutions-Roadshow (X und XP) von Cancom von allen Experten durch die Bank bestätigt, obwohl HP einer der Hauptsponsoren- und Partner war. Daran hat sich selbst mit der Einführung von Mac OS X nicht viel geändert, da das System schon überraschend stabil in einem Produktions-Workflow läuft. Im Gegenteil: Ich behaupte, dass unsere Kosten für Service und Support seit der Installation von OS X an allen Arbeitsplätzen spürbar
zurück gegangen sind. Am Ende des Jahres kann ich hier einen detaillierten
Bericht vorlegen, da ich dann zum ersten Mal ein OS 9- mit einem OS X-Jahr vergleichen kann.
Derzeit sieht es hier im Raum Stuttgart ungefähr so aus: ALLE Agenturen,
die ich kenne (und es sind nicht wenige) arbeiten zu nahezu 100% mit Macs, selbst an den Büro-Arbeitsplätzen. Die Produktionsbetriebe (Druckvorstufe, Litho) ebenso, aber die haben alle noch einen PC in der Ecke stehen, um eventuelle Kundendaten aus Corel Draw oder Word zu verarbeiten. Produziert wird auf den Kisten aber nichts. Ansonsten sieht
man die PCs nur als RIP an Druckmaschinen oder Farbkopierern, daher auch die recht hohe Verbreitung in diesem Bereich.
Ich denke mal, dass das Gros der reinen Druckereien mit Windows arbeitet, weil die eigentlich nur PDFs weiterverarbeiten und bis vor einigen Jahren überhaupt nichts mit Computern am Hut hatten.
Der Aldi-Gigahertzwahn scheint Apple fast nichts ausgemacht zu haben, da es die letzten zwei Jahre einfach so mies lief, dass niemand wirklich investiert hat. Die meisten Produktionsbetriebe hier in der Gegend arbeiten immer noch mit G3s oder den ersten Graphite G4s. Und fast alle, mit denen ich spreche, haben jetzt G5s und XPress 6 bestellt, um ihren Workflow
auf den neuesten Stand zu bringen