MacEnroe schrieb:
Ich gehe konform mit der Meinung zahlreicher Pädagogen und Neurologen, die sich mit der Entwicklung des Gehirns befassen und die das Sitzen vor dem Bildschirm in dem Alter (bis ca. 10 Jahre) ganz klar ablehnen.
Gleichzeitige optische und haptische Erfahrungen, Malen, Matschen, Kleben und sozialer Umgang sind wichtig.
Nun, die Pädagogen stellen sicher eine Linie dar. Wobei bei Pädagogen auch unterschieden werden muss. Ich kenne etliche Pädagogen (aufgrund meines Studiums -ich studiere Journalistik und Psychologie-), die keinerlei Ahnung von Computertechnik haben. Bedauerlicherweise! In der heutigen Zeit müssen sich Menschen vielen Neuerungen stellen. Geschieht dieses nicht, landen wir schnell in der Neosteinzeit!
Psychologische Aspekte zählen bei der Entwicklung des Gehirns eine herausragende Rolle. Dieses hat mit den Hirnaktivitäten und verschiedenen Hirnmustern zu tun. In den 90-er Jahren haben Wissenschaftler eines Instituts sogar nachgewiesen, dass Kinder spezielle Sachen (kreatives Empfindungsvermögen, Aktivierung verschiedener Hirnregionen, rezeptive Aufnahmefähigkeit) schneller und bewusster Erlernen und Wahrnehmen, wenn sie mit Computertechnik lernen umzugehen. Die Wahrnehmungsfährigkeit ist im Alter zwischen 2 und 5 Jahre besonders ausgeprägt, womit ich nun nicht sagen will, dass Kinder in diesem Alter an den Computer "müssen"! Aber ab ca. 6 Jahre ist ein behutsames und gemeinsames (zusammen mit Erwachsene...) vorsichtiges Heranführen an die Technik wichtig...
Ich stelle keinesfalls in Abrede, dass vielfältige Erfahrungen im Kindesalter gesammelt werden müssen! Dazu gehört auch die WAHRNEHMUNG der bunten Medienwelt (inkl. Computer, Werbung, TV. Video, Musik-CD's, Märchen)... Das alles muss in einem Grundkontext gesehen werden. Keines kann losgelöst existieren!
Menschen, die vor dem Umgang mit bestimmten Sachen "geschützt" werden (z.B. Technik und/oder Werbung) wachsen in einer gesellschaftlichen "Kapsel" auf, die der heutigen Zeit und dem heutigen Empfinden kaum oder selten entspricht. Werden diese Menschen in die Welt der verschiedenen Wahrnehmungsformen "hineingeschleudert", so bedeutet das, was einer Kaskadierung von Sinneseindrücken gleichkommt. Der Mensch kapselt sich entweder zu seiner Umwelt ab (die nun einmal aus Werbung, Technik... besteht) oder es kommt zu einer "Überreizung" (z.B. ich kaufe alles, da es in der Werbewelt ja als gut dargestellt wird).
Ich sehe allzuoft Menschen Sachen kaufen, die sie in Wirklichkeit gar nicht brauchen! Ist diese Gefahr nicht gerade auch bei Kindern gegeben?
Deswegen ist ein behutsames heranführen an die Technik-, Werbe-, ...-welt mehr als wichtig!
MacEnroe schrieb:
Das "Computern" ist so was simples, das "lernt" man auch noch mit 60 problemlos.
Wie diese Menschen lernen, konnte ich vor einiger Zeit erfahren. Ich habe oft gesehen, dass alte Menschen ihre Hand an der Tastatur oder Maus verkrampfen... Und denn immer dieses: "Oh, ich mache etwas kaputt...", sowie eine Rückmeldung vom Computer kommt.
Den Umgang mit Computer lernen ältere Menschen auch noch um die 60/70 oder 80, aber ob das so problemlos ist, glaube ich eher weniger...
MacEnroe schrieb:
2 oder 3 Tasten, das haben die 4-jährigen schnell raus..
Andere spielen in der Zeit schonmal Klavier, DAS ist eine echte Herausforderung! (na muss ja nicht mit 4 sein...klar..ein Xylophon tuts auch)
Das andere Kinder in dieser Zeit schon mit Klavier spielen stelle ich nicht in Abrede. Die Koordination zwischen Maus, Mauszeiger und dem "muss" des Klickens sind Schwierigkeiten, die mit dem Erlernen eines Computers einher gehen. Die Ergonomie der zwei, drei, vier..., dreissig, vierzig, oder tausend Maustasten lässt sich bezweifeln! Die meisten Menschen wollen einfach funktionierende Technik, genauso ist es auch bei den Kindern... Ich habe da meine Erfahrung gemacht und habe so mal einen Macintosh (mit einer Maus mit EINER Maustaste) neben einem Macintosh (mit einer Maus mit MEHREREN Maustasten gestellt). Fazit dessen ist, dass Kinder (im Alter um die 6 Jahre) lieber mit der einfachen Variante umgehen... Da geht es auch darum, dass Kinder sich halt mal verklicken und so die falsche Maustaste bedienen. Für Kinder schwerwiegende Fehler, die sie lieber zu der einfachen Maus bewegen...
MacEnroe schrieb:
Das klingt jetzt vielleicht a bisserl extrem, aber ich hab da so meine Erfahrungen...
Ich habe auch vielfältige Erfahrungen gesammelt. Ich arbeite ehrenamtlich in einem Kommunikations-, Werbe- und Computerprojekt mit, welches sich mit medienpädagogischen Gesichtspunkten in der Erziehung von Kindern auseinandersetzt... Jedoch müssen Lösungsansätze gefunden werden und es hilft nicht, dass Kinder mit aller Kraft von bestimmten Aspekten fern gehalten werden! Gerade in der heutigen Konsumwelt ist es wichtig, Kinder an diese Problemlagen heranzuführen.
Medien gehören zur Welt (ob in der Steinzeit, im Mittelalter oder in der Neuzeit) genauso dazu, wie heutzutage Matsch, Fussball, Klettergerüst und Fröbel-Steine...