Klimaveränderung: Alltägliche Science Fiction?

Mirko D. Walter schrieb:
Glaub ich nicht. Bis dahin weiß man, wie man den Mist wieder los wird ;)

Klar. Raumschiff bauen, Atommüll einladen, Richtung Venus starten und Koordinaten für Kollisionskurs eingeben.
 
Bis dahin weiß man, wie man den Mist wieder los wird
Jetzt – also im Moment – liegt der Atommüll in Zwischenlagern und kühlt ab. Und Monat für Monat kommt mehr dazu.
Das bedeutet: Solange niemand weiss, wohin damit, solange niemand weiss, wie man den überhaupt sicher verpacken kann, müssen wir auf ein hochgefährliches Zeug aufpassen, von dem nicht 1 Gramm in die Biosphäre gelangen darf.
Und die Gutachten über die Sicherheitsrisiken möglicher Atommüll-Endlager, wie z.B. ein Salzstock, sind erheblich genauer als die derzeitigen Klimaprognosen.
Bei allem Vertrauen in die Wissenschaft der Zukunft: Die auf uns folgenden Generationen zwingen wir dazu, eine Verantwortung zu tragen für eine Aufgabe, deren Umfang wir selbst noch gar nicht übersehen können.

Die Frage, ob wir das im Interesse unseres hohen Lebensstandards dürfen, ist eine ethische.
Genauso wie die Frage, wieviel an CO2 und anderen schädlichen Klimagasen wir den zukünftigen Generationen hinterlassen dürfen – grade weil wir nicht übersehen können, wie weit wir damit dazu beitragen, die Erde unwirtlich zu machen.

Für das, was jetzt an Umweltpolitik nötig ist, wäre die Diskussion darüber, welche Prognosen wie wahrscheinlich oder nur Panikmache sind, überflüssig: Weil es zu spät dafür sein kann, wenn wir auf unwiderlegbare Beweise warten.

Wenn es soweit ist, werden aber alle Verantwortlichen, auch wir selbst, nicht mehr leben. Unsere Kindeskinder werden uns nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können. Das macht die Sache so schwierig.
 
2012 beginnt nach dem mayakalender sowieso ein neues zeitalter und dieser kalender ist der genaueste aller zeiten :attention:
 
spoege schrieb:
Weil es zu spät dafür sein kann, wenn wir auf unwiderlegbare Beweise warten. Wenn es soweit ist, werden aber alle Verantwortlichen, auch wir selbst, nicht mehr leben. Unsere Kindeskinder werden uns nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können. Das macht die Sache so schwierig.

Das ist absolut richtig.
Dennoch bleibt bei mir ein komischer Beigeschmack, wenn man dieses Wissenschafts-"Skandälchen" sieht mit den widerlegten Politikerberatern sieht.
Da komme ich mir schon ein wenig manipuliert vor.
Mit welchem Zweck geschieht das? Zum positiven, um die Bevölkerung für die Thematik zu sensibilisieren? Zum negativen, für die Legitimation, um Energie hoch zu besteuern…? :noplan:
 
spoege schrieb:
Bei allem Vertrauen in die Wissenschaft der Zukunft: Die auf uns folgenden Generationen zwingen wir dazu, eine Verantwortung zu tragen für eine Aufgabe, deren Umfang wir selbst noch gar nicht übersehen können. Die Frage, ob wir das im Interesse unseres hohen Lebensstandards dürfen, ist eine ethische.
Wenn du es schon unter ethischen Gesichtspunkte sehen möchtest: Ich sehe nichts ethisch korrektes darin, dass wir Kohle verfeuern mußten, um den steigenden Energiebedarf zu decken und wir jetzt mit den Problemen zu kämpfen haben wie einbrechende Straßen, Löcher in der Landschaft, dreck in der Luft usw. Hat sich darüber jemand in der Vergangenheit Gedanken gemacht? Nein, er hat darauf vertraut, daß die nachfolgenden das in den Griff kriegen - und danach sieht es ja auch aus.
Oder anderes Beispiel: Wegen Stauseen oder Windrädern werden Lebensräume von Tieren zerstört. Übernehmen wir dafür die Verantwortung? Nein, wir argumentieren, daß das "saubere" Energie ist. Auch irgendwie widersinnig, oder?

Vertrauen in die Wissenschaft: Ich vertraue in die Wissenschaft wie jeder seriöse Wissenschaftler auch: Nicht. Denn Skepsis gehört zu einem guten Wissenschaftler. Aber - ich gehe davon aus, daß wir uns weiterentwickeln werden und Probleme, die wir heute haben, für nachfolgende Generationen genauso "lösbar" sind wie die Probleme, die Menschen vor 100 Jahren gequält haben (mal als Stichwort: Penizilin).
Unsere Kindeskinder werden uns nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können. Das macht die Sache so schwierig.
Das macht doch auch nichts. Im Rahmen unserer Möglichkeiten achten wir darauf, daß wir nicht zu viel kaputt machen. Der riesige Energiebedarf muß nun mal gedeckt werden und - Ethik hin oder her - Atomkraftwerke sind nun einmal die momentan größten Energielieferanten, die machbar sind. Gefallen muß einem das ja nicht - aber man sollte doch zur Kenntnis nehmen, daß es ohne vielleicht noch viel schlimmer kommen könnte: Haufenweise Kohlekraftwerke, Windräder bis zum Horizont, Stauseen in einfach jedem Tal, daß irgendwann mal eine Hirschherde beherbergt hat, Solarpanels überall und nirgends - auch keine ideale Umwelt (für mich).
 
Der riesige Energiebedarf muß nun mal gedeckt werden
Die entscheidende Frage ist: Wie viel Energie brauchen wir, und wie viel verschwenden wir.
Im Gegensatz zu Atomkraftwerken und Atommüll, können Kraftwerke, die regenerative Energie herstellen, praktisch sofort wieder restlos entfernt werden, wenn sie nicht mehr gebraucht werden.

Was lässt dich darauf vertrauen, dass es irgendwann eine Lösung für Atommüll geben wird?
 
Mirko D. Walter schrieb:
Nein, er hat darauf vertraut, daß die nachfolgenden das in den Griff kriegen - und danach sieht es ja auch aus.
Oder anderes Beispiel: Wegen Stauseen oder Windrädern werden Lebensräume von Tieren zerstört. Übernehmen wir dafür die Verantwortung? Nein, wir argumentieren, daß das "saubere" Energie ist. Auch irgendwie widersinnig, oder?

Sie ist ja auch sauber. Die Beeinträchtigung der Natur bzw. des Artenreichtums durch Windräder und Stauseen und Solarpanels ist relativ gering im Vergleich zu unsicheren End- und Zwischenlagern bzw. Emmissionen durch fossile Brennstoffe.

Mirko D. Walter schrieb:
Vertrauen in die Wissenschaft: Ich vertraue in die Wissenschaft wie jeder seriöse Wissenschaftler auch: Nicht. Denn Skepsis gehört zu einem guten Wissenschaftler. Aber - ich gehe davon aus, daß wir uns weiterentwickeln werden und Probleme, die wir heute haben, für nachfolgende Generationen genauso "lösbar" sind wie die Probleme, die Menschen vor 100 Jahren gequält haben (mal als Stichwort: Penizilin).

Das sehe ich auch so. Allerdings sollte man im Vertrauen auf die Weiterentwicklung und Problemlösekompetenz der Menschheit nicht das Kind mit dem Bade aussschütten: Der Abschied von fossilen Energieträgern (der mit Wohlstandsverlust einhergeht) und derzeitiger Atomtechnik gehört zur Lösung.

Das billige Öl wird ausgehen. Je früher wir es künstlich verknappen, desto geringer fällt der Schock aus, wenn es sich tatsächlich verknappt.

Die Folgen der Klimaerwärmung sind ja jetzt schon zum Problem geworden. Wenn man vielen Klimaforschern glauben schenken möchte, sind die derzeitigen Extremwetterlagen sogar mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Mernschengemacht.
 
Charles_Garage schrieb:
Sie ist ja auch sauber. Die Beeinträchtigung der Natur bzw. des Artenreichtums durch Windräder und Stauseen und Solarpanels ist relativ gering im Vergleich zu unsicheren End- und Zwischenlagern bzw. Emmissionen durch fossile Brennstoffe.
Nur so weit - ich stimme dir in weiten Teilen zu - aber das ist unser heutiger Stand. Ich denke ähnliches hat man zu Beginn der Atomenergie auch gedacht. Nicht von ungefähr sagt man doch: Der Schlag eines Schmetterlings hier verändert das Wetter in Asien... wir wissen schlicht nicht, wie genau die Zusammenhänge sind bzw. stehen noch sehr am Anfang.
Gut, strahlen tun die Windräder wohl nicht :)
 
Als wir begannen, die Atomenergie für die Energieerzeugung zu nutzen, gab es ebenso wenig ein Konzept für ein sicheres Endlager wie heute.
Man hat auch vor 30 Jahren bereits gesagt, wir vertrauen darauf, dass die Forschung schon eine Lösung finden wird, es ist ja noch viel Zeit.

Nun drängt das Problem allmählich, und weltweit gibt es nach wie vor weder ein Endlager noch ein Konzept dafür, stattdessen weiterhin nur Vertrauen in die Forschung.
Genau dies haben die Gegner der Atomenergie (ich gehörte auch dazu) seinerzeit prophezeit und wurden dafür geschmäht und beschimpft.
Heute wird ihnen gesagt, okay, wir haben nun mal diesen Müll und müssen ja wohl irgendwo hin damit. Wenn ihr dagegen seid, das Zeug in einem Salzstock zu vergraben, müsst ihr eine andere Lösung vorschlagen, alles andere ist verantwortungslos.

Ein anderes Beispiel dafür, dass es mit den "Massnahmen" nicht allzu weit her ist: In der Lausitz oder bei Köln (Garzweiler) wird Braunkohle abgebaut und verstromt, obwohl Braunkohlekraftwerke nachweislich die grössten Dreck- und CO2-Schleudern unter allen Energieerzeugern sind.
Ein Zugeständnis an die Gewerkschaften und Stromindustrie, aber für Umwelt und Klima verheerend.
Wie das Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt, Energie in einem Gutachten für das Umweltbundesamt im Oktober 2004 feststellte, belaufen sich die direkten und indirekten Subventionen für die Braunkohle-Verstromung auf ca. 4,5 Milliarden Euro jährlich. (Die Studie ist, wie anderes Material zum Thema, auf der Website des Umweltbundesamtes herunterzuladen.)
Die jetzige Koalition hat daran nichts ändern wollen.

Es gibt zahllose andere Beispiele dafür, wie Fortschritte auf der einen Seite (etwa durch das Energieeinspeisegesetz) durch Rücksichtnahmen gegenüber partikularen wirtschaftlichen Interessen (z.B. Energie- und Autowirtschaft ) auf der anderen Seite wieder zunichte gemacht werden. Die "Zeit" hat in mehreren interessante Artikel auf die unglaublichen Verflechtungen zwischen Energieindustrie und Regierungen hingewiesen, die immer wieder zu diesen Rücksichtnahmen führen.
So wissen wir inzwischen auch, dass Deutschland seinen Ausstoss an Klimagasen kaum noch vermindert. Die Fortschritte der letzten Jahre waren eine Folge der Stillegung der rückständigen ostdeutschen Industrieanlagen.

Fazit: Auch wenn wir wissen, dass wir mit einer Technik grossen Schaden anrichten, lassen wir es dennoch nicht.

Der Glaube, dass die Zusammenhänge ja so kompliziert seien, dass wir die genauen Ursachen-Wirkungsketten gar nicht nachweisen können, dient als Generalargument gegen unbequeme politische Massnahmen.
Und die Hoffnung auf zukünftige Ideen zukünftige Forscher als Freibrief, so weiterzumachen wie bisher.
 
spoege schrieb:
Der Glaube, dass die Zusammenhänge ja so kompliziert seien, dass wir die genauen Ursachen-Wirkungsketten gar nicht nachweisen können, dient als Generalargument gegen unbequeme politische Massnahmen. Und die Hoffnung auf zukünftige Ideen zukünftige Forscher als Freibrief, so weiterzumachen wie bisher.

Bis auf diesen Absatz Zustimmung!
Dass Schadstoffausstoß, Verbrauch fossiler Rohstoffe etc. immer minimiert werden muss, steht ausser Frage.
Bei deinem letzten Absatz sehe ich es mittlerweile aber eher umgekehrt.
Komplexe, auch heute noch wissenschaftlich nicht entschlüsselte Zusammenhänge werden simplifiziert und zu plakativen Schlagworten umgeformt, um etwas zu erreichen. Wie gesagt, das Ziel ist ja richtig, von daher könnte man sagen "der Zweck heiligt die Mittel".
Aber was ich in den letzten Tagen über das Thema gelesen habe, da erscheint mir der Großteil der Thesen wie gesagt plakativ simplifiziert.
Dabei geht es nicht darum, die Ziele und Mittel in Frage zu stellen, sondern den Umgang mit dem Thema.
Dass die fossile Energie rationiert werden muss, ist richtig. Aber andererseits stelle ich auch die politische Progressivität in Frage, wenn bisherige Energiequellen immer weiter verteuert werden (was ja als Teilmaßnahme sehr sinnvoll ist), gleichzeitig Alternativen (die bei der Abhängigkeit der Gesellschaft von eben diesen fossilen Rohstoffen dringend benötigt werden) aber auch kaum gefördert werden, teilweise sogar im Gegenteil (wird Biodiesel jetzt nicht auch besteuert?).
Ich finde es kontraproduktiv, dass fossile Energie (z.B. in Form von Benzin) nicht nur Energie, sondern auch Geldquelle ist. Damit meine ich nicht die Erzeuger, sondern die Politik. Nicht nur die "dumme, unflexible" Bevölkerung ist vollkommen vom Erdöl abhängig, sondern auch der Herr Finanzminister. Deshalb wäre es politisch wohl auch nicht erwünscht, wenn plötzlich alle mit solarbetriebenen Elektroautos fahren würden (was mir sehr gefallen würde).
Das ist ein Dilemma. Für beide Seiten, weil es einerseits Abhängigkeiten und großen Nutzen gibt, der Status quo aber auch beide Seiten vor akute und langfristige Probleme stellt.
 
Zuletzt bearbeitet:
ich erinnere auch mal an die Ozon-Zudecktaktik ...
Vor ca. 10 Jahren waren die Zeitungen voll von Ozon-Vor-vor-vorwarnstufen, allgemeinen Warnungen an Babies und Asbachs, und man verkaufte sogar Ozonmeßgeräte für den Hausgebrauch (mal abgesehen davon, ob die auch korrekt angezeigt haben).
Und was ist heute? Nix oder fast nix (bei uns in Ö). Grad mal bei den letzten Hitzetagen wurde das Ozon mal wieder erwähnt, weil die Vorwarnstufe bei weitem überschritten wurde. Man weiß nicht mal als Normalbürger, inwieweit die Stufen nach oben revidiert worden sind .... Zudecktaktik, nur nicht dran rühren.

Gleiches mit Atomstrahlung ... nach Tchernobyl war die Angst groß, und die Becquerel wurden überall genannt. Heute? wer erwähnt schon, daß Pilze noch immer verstrahlt sind? daß man keine Pilze aus den Ostländern essen sollte? (geht ja auch nicht, wegen EU)

Am besten, Augen zu und durch. Schließlich ist eine Halbwertzeit von 30.000 Jahren ja ohnehin nicht vorstellbar, also decken wir mal eine Decke drüber.
Und was mit dem Schrottreaktor 4 in Tchernobyl passieren soll - ob die geplanten Maßnahmen überhaupt greifen, und wenn, wie lange - all das wird verschwiegen.
Wie die anderen (noch?) nicht geplatzten Ostschrottreaktoren nach ihrer Stilllegung versorgt werden sollen: davon wird auch nichts verlautbart. Hauptsache: Deckel drauf (auf die Information, meine ich).
 
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