Kardinal Meißner als Commedian

Herr Chow schrieb:
Die 68er-Ära ist vorbei, auf allen Ebenen. Was hat z.B. die sogenannte "sexuelle Revolution" gebracht: Die Befreiung von gesellschaftlich verhängten Regeln und Lizenzen hat den Sex zu einer Ware verkommen lassen.

Was? so jung ist das älteste Gewerbe der Welt? Ist da nicht ein bißchen viel Verklärung mit im Spiel? Die Welt der katholischen Kirche gibt es nicht mehr, sie ist eine Theoretische! Aber vielleicht merken die Kirchen das erst, wenn gar keiner mehr kommt...
 
MacZoë schrieb:
Max Weber hat einmal geschrieben, er sei religiös unmusikalisch. Wenn ich mit der Interpretation dieses Zitates weit gehen dürfte, dann würde ich sagen, daß es wirklich wie mit einem Instrument ist, je früher man zu spielen beginnt, desto stärker wird man sein Tun verstehen und perfektionieren können. Wenn dieses Verständnis irgendwann dazu führt zu sagen "Ich will das nicht" - d'accord, aber es nie eröffnet zu bekommen ist traurig.
Der Vergleich mit der Musikalität ist sehr schön. Dazu fällt mir eine Stelle aus Platons "Phaidon" ein: Sokrates berichtet von einem Traum, der ihn schon sein ganzes Leben lang verfolgt hat: In diesem immer wiederkehrenden Traum habe man zu ihm gesagt: "Sokrates, mach und betreibe Musik!" Er rätselt auch jetzt noch, kurz vor seinem Tod, was dieser Traum bedeuten könnte. Für Platon ist es klar: Die bloße Vernunft des Sokrates reicht nicht, um dem Göttlichen entgegenzublicken. Es bedarf der Musik!

Chow
 
MacZoë schrieb:
Kardinal Meisner muß ich also zustimmen, denn wer seine Kinder nicht in die Religion einführt, raubt ihnen die Möglichkeit zum religiösen Empfinden.
Ich möchte meiner Tochter gern alle Weltreligionen vorstellen (wenn sie etwas älter sit ;) ), aber religiös erziehen kann ja nur, wer religiör ist und vor allem lebt.
...und da ist es sicher wie mit anderen Erziehungsstilen und weitergegebenen Traditionen auch: Manche werden sie toll finden und andere werden sie hassen... ich glaube nicht, daß mein Unglaube meiner Tochter etwas nimmt.

as-sassin
 
wegus schrieb:
Die Welt der katholischen Kirche gibt es nicht mehr, sie ist eine Theoretische! Aber vielleicht merken die Kirchen das erst, wenn gar keiner mehr kommt...


...und das ist auch gut so :D
 
as-sassin schrieb:
Ich möchte meiner Tochter gern alle Weltreligionen vorstellen (wenn sie etwas älter sit ;) ), aber religiös erziehen kann ja nur, wer religiör ist und vor allem lebt.
...und da ist es sicher wie mit anderen Erziehungsstilen und weitergegebenen Traditionen auch: Manche werden sie toll finden und andere werden sie hassen... ich glaube nicht, daß mein Unglaube meiner Tochter etwas nimmt.

as-sassin
Ich denke, wenn Du Deine Tochter entsprechend offen erziehst (und dabei auch Ethik eine Rolle spielt), wirst Du ihr wohl kaum etwas nehmen.
Ich habe gerade ein Buch über die 7 Weltreligionen gelesen (Weltbild - 10,-- Euronen) - welches die Bereiche zwar nur anreißt, aber dafür nicht schlecht ist. :)
 
Das was der Meißner da von sich gibt, ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht eines jeden überzeugten Christen!
Fels in der Brandung sein? Bin ich dabei!
Die Bibel als Grundlage ansehen? Tue ich auch!

Mensch als unter seiner Würde beleidigen? So tun, als wäre Sex eine Erfindung dieses Jahrhunderts? Behaupten, die Bibel sehe Sex nur als Mittel der Fortpflanzung an? Bestimmte Menschen heilig sprechen und damit wertvoller machen als andere???

In meiner Bibel steht so etwas nicht..
 
Friedemann schrieb:
Mensch als unter seiner Würde beleidigen? So tun, als wäre Sex eine Erfindung dieses Jahrhunderts? Behaupten, die Bibel sehe Sex nur als Mittel der Fortpflanzung an? Bestimmte Menschen heilig sprechen und damit wertvoller machen als andere???

In meiner Bibel steht so etwas nicht..
Was Du hier aufzählst, hat keiner gesagt, weder Meisner noch irgendjemand in diesem Faden. Sex darf nicht um des Vergnügens willen instrumentalisiert werden. Daß Sex nur Mittel der Fortpflanzung sei, ist keine christliche, sondern die naturwissenschaftliche Sicht. Daß die Heiligsprechung einen Menschen wertvoller mache als den anderen, ist so auch nicht richtig. Die Werke und Wunder eines Heiligen hat ja Gott durch diesen Menschen bewirkt. Der Heiliggesprochene ist gleichsam "fertig" in seiner geistigen Entwicklung, so daß er als Fürsprecher angebetet werden kann (sehr vereinfachend). Die Kategorisierung wertvoll – nicht-wertvoll trifft das komplexe Verfahren der Heiligsprechung sicherlich nicht.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Herr Chow, ich sehe die Aussagen Meißners durchaus als Beleidigungen an.

Und natürlich impliziert eine Heiligsprechung, dass ein Mensch "heiliger", also besser war als andere. Interessanterweise sagt die Bibel klar und deutlich, dass jeder, der an Gott glaubt, ein Heiliger ist. Auch hier widerspricht die katholische Kirche deutlichst der Bibel und macht sich damit zu einer eigenen Religion.
 
Friedemann schrieb:
Und natürlich impliziert eine Heiligsprechung, dass ein Mensch "heiliger", also besser war als andere.
Es kommt darauf, was wir unter "gleich wertvoll" verstehen; wenn es bedeutet, daß jeder Mensch in allen Belangen gleich ist, dann hast Du recht. Wenn es bedeutet, daß die Menschen in ihrem Wesen gleich wertvoll sind und dementsprechend von Gott geliebt werden, aber es dennoch Unterschiede gibt – die einen fallen ab, sündigen, verfehlen ihr Leben, die anderen kommen dem Heiligen näher – dann habe ich recht. Das Christentum geht von einem emphatischen Freiheitsverständnis aus: Weil der Mensch frei ist, gibt es immer Menschen, die abfallen, die ihr Leben schlechter führen. In ihrem Wesen indes sind alle Menschen gleich wertvoll.

Friedemann schrieb:
Interessanterweise sagt die Bibel klar und deutlich, dass jeder, der an Gott glaubt, ein Heiliger ist. Auch hier widerspricht die katholische Kirche deutlichst der Bibel und macht sich damit zu einer eigenen Religion.
Dazu kann ich nichts sagen, es muß jedoch beachtet werden, daß die Bibel ja nicht die einzige Stütze des Katholizismus ist, dazu kommt noch die mündliche Überlieferung. Der Katholizismus ist keine sola-scriptura-Religion.
 
Heiliger Sex hin und her, religiös zu sein ist doch erst mal nichts Schlimmes. Leider gibt es aber in der Interpreatation religiöser Überlieferungen einige Dissonanzen, so dass in meinen Augen einige Anhänger der jeweiligen Religion über das gewünschte Ziel etwas hinausschiessen.

Sei es drum, ich lass Menschen religiös sein, solange wie sie mich als "Ungläubigen" ebenfalls akzeptieren. Wenn aber jemand (siehe Eingangspost) Menschen wie mich herabwürdigt, muss man als Reaktion auf diese Aussage auch Kritik gelten lassen.
 
Herr Chow schrieb:
Sex darf nicht um des Vergnügens willen instrumentalisiert werden. Daß Sex nur Mittel der Fortpflanzung sei, ist keine christliche, sondern die naturwissenschaftliche Sicht.

Falsch!
Sex hat auch in der Natur bei vielen Tierarten eine soziale Funktion.
Als berühmtestes Beispiel seien nur mal die Bonobos genannt.
Du willst uns Menschen ja nicht mit Eintagsfliegen vergleichen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Also mir ist das Rille was der Mann da erzählt - hat sich aber sehr amüsant lesen lassen. Meine Eltern haben mir die Freiheit gelassen selbst zu entscheiden welchen Glauben ich annehme - ich habe mich für gar keinen entschieden, da ich nicht an Gott glaube. Die Bibel ist für mich nur ein Buch voller antiker Geschichten.
Ich glaube nur an den Urknall und das wir von einem Kometen abstammen und nicht von einem Mann erschaffen wurden, den nie einer gesehn hat. ;)
 
ricky2000 schrieb:
Falsch!
Sex hat auch in der Natur bei vielen Tierarten eine soziale Funktion.
Und welchen Zweck hat dann diese "soziale Funktion"? Letztlich doch die Arterhaltung. Solche biologistischen Erklärungen können jedenfalls aus christlicher Sicht für den Menschen nicht herangezogen werden.
 
Herr Chow schrieb:
Und welchen Zweck hat dann diese "soziale Funktion"? Letztlich doch die Arterhaltung. Solche biologistischen Erklärungen können jedenfalls aus christlicher Sicht für den Menschen nicht herangezogen werden.

Bonobos setzen Sexualkontakte nicht nur zu Fortpflanzungszwecken ein, sondern auch im Kontext sozialer Auseinandersetzungen, wo ihnen eine deutlich spannungsmindernde bzw. friedensstiftende Funktion zukommt.

Quelle: http://mkat.iwf.de/index.asp?Signatur=C 1986

Gibt sicher noch viel mehr Quellen dazu, kannst bei Interesse ja selbst suchen. ;)
Jedenfalls ist es eine sehr antiquierte Sicht, das menschliche Sexualverhalten mit der Fortpflanzung von einfachen Tieren gleichzusetzen.
Dass Sex bei Menschen auch der Bindung... dient kann man damit geschickt ignorieren. Will daraus aber keine große Diskussion machen, Sexual- und Verhaltensforschung bieten sicherlich genug Lesestoff dazu :).
 
ricky2000 schrieb:
Quelle: http://mkat.iwf.de/index.asp?Signatur=C 1986

Gibt sicher noch viel mehr Quellen dazu, kannst bei Interesse ja selbst suchen. ;)
Jedenfalls ist es eine sehr antiquierte Sicht, das menschliche Sexualverhalten mit der Fortpflanzung von einfachen Tieren gleichzusetzen.
Dass Sex bei Menschen auch der Bindung... dient kann man damit geschickt ignorieren. Will daraus aber keine große Diskussion machen, Sexual- und Verhaltensforschung bieten sicherlich genug Lesestoff dazu :).
Ja, danke! Hätte ich nicht anderes erwartet. In unserer Diskussion ging es ja von Anfang an um Menschen. Du hast mit den Affen angefangen. Bin mit Dir ja einer Meinung. Meine Ausgangsthese, daß die Vorstellung, Sex sei Mittel der Fortpflanzung keine christliche Sicht ist, sondern aus der Naturwissenschaft kommt (von mir aus veraltet), ist damit in keinster Weise berührt. So etwas nenne ich Spam! ;)
 
Nein, deine These ist, dass Sex ausschliesslich zur Fortpflanzung bestimmt ist.
Ich habe versucht, das zu widerlegen, weil auch manche Tierarten Sex nicht ausschliesslich zur Fortpflanzung benutzen.
Selbstverständlich ist es die zentrale biologische Aufgabe, für die Fortpflanzung zu sorgen. DAS hat ja auch niemand bestritten!
Bei höher entwickelten Tieren (wozu auch wir Menschen zählen dürften), hat er aber noch weitere Bedeutungen bekommen. Deshalb ist es falsch, Sex als ausschliesslich der Fortpflanzung dienlich zu bezeichnen. Und genau DAS tun viele Christen.
 
ricky2000 schrieb:
Nein, deine These ist, dass Sex ausschliesslich zur Fortpflanzung bestimmt ist.
Ich habe versucht, das zu widerlegen, weil auch manche Tierarten Sex nicht ausschliesslich zur Fortpflanzung benutzen.
Was habe ich gesagt?
Herr Chow schrieb:
Im Hintergrund steht die Vorstellung, daß Sexualität als etwas Heiliges nicht zum Vergnügen da ist.
Herr Chow schrieb:
Daß Sex nur Mittel der Fortpflanzung sei, ist keine christliche, sondern die naturwissenschaftliche Sicht.
Soviel dazu.
ricky2000 schrieb:
Deshalb ist es falsch, Sex als ausschliesslich der Fortpflanzung dienlich zu bezeichnen. Und genau DAS tun viele Christen.
Es geht in dieser Diskussion auch darum, einige Vorurteile auszuräumen. Also: Sex als "Mittel zur Fortpflanzung" ist keine christliche Perspektive. Allein schon der "Fortpflanzungs"-Begriff, der hier zugrunde liegt, ist im christlichen Kontext unbrauchbar, da die Phänomene der Liebe, der Nachkommenschaft (was im Wesen etwas anderes ist als "Fortpflanzung") nicht gebührend berücksichtigt würden. Im übrigen sind dies für den Christen auch keine "sozialen Funktionen". Aber das ist wirklich ein weites, weites Feld ...
 
Zitat von Herr Chow
Daß Sex nur Mittel der Fortpflanzung sei, ist keine christliche, sondern die naturwissenschaftliche Sicht.

DAS war deine Behauptung und die ist und bleibt falsch. Es sei denn du schliesst die soziale Bedeutung von Sex aus dem Begriff der "Biologie" aus.
Dann ist sie eben "Psychologie" oder fällt unter die Verhaltensforschung.
Das tut der Tatsache aber keinen Abbruch, dass Sex für den Menschen weit mehr Bedeutung als nur die Fortpflanzung hat und das ist nicht erst seit ein paar Jahrzehnten so. Es ändert nichts daran, dass die streng katholische Sicht der Sexualität weltfremd ist.

Deshalb wird das hier zu einer pedantischen Klugscheisserdiskussion, die sich um Begrifflichkeiten und nicht um Inhalte dreht. ;)
 
ricky2000 schrieb:
DAS war deine Behauptung und die ist und bleibt falsch. Es sei denn du schliesst die soziale Bedeutung von Sex aus dem Begriff der "Biologie" aus.
Dann ist sie eben "Psychologie" oder fällt unter die Verhaltensforschung.
Das tut der Tatsache aber keinen Abbruch, dass Sex für den Menschen weit mehr Bedeutung als nur die Fortpflanzung hat und das ist nicht erst seit ein paar Jahrzehnten so. Es ändert nichts daran, dass die streng katholische Sicht der Sexualität weltfremd ist.
Wenn ich einen Naturwissenschaftler frage, welchen Zweck Sex letztlich für den Menschen hat, dann wird er wohl antworten: "Gerade auch die sozialen Funktionen etc, lieber Herr Chow, dienen letztlich der Arterhaltung. Beim Menschen ist das natürlich ein sehr komplexes Thema, aber letztlich steht eben die menschliche Sexualität in kausalen Zusammenhängen. Und der letzte Zweck hat etwas mit der Erhaltung des Lebens zu tun. Es tut mir leid, Herr Chow."

Überdies: Woraus leitest Du ab, daß nun die katholische Sichtweise weltfremd wäre. Ich sehe kein Argument.
 
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