hoffMan666 schrieb:
Hallo ThoRic,
da is ja ne schwere Diskussion ausgebrochen zwischen gestern Feierabend und heute Arbeitsantritt. Ich beziehe mich jetzt mal auf deine Antwort auf mein Problem und lasse den Rest außer Acht.
Also ich habe hier eine Broschüre mit einem Produkt, das eben satt Rot sein soll (Richtung 100/100 / HKS 13). Jetzt gibt es Bilder in dieser Broschüre, die liegen schon in CMYK vor und ich kann nicht mehr nachvollziehen ob die von ner DigiCam kommen und wer die wo/wie umgewandelt hat.
In der gleichen Broschüre gibt es auch Überschriften, die wurden im Standard Rot (RGB) von QXP 3.11 angelegt.
Jetzt lassen wir die Bilder mal ausser acht und nehmen diese Schrift.
Du schreibst "Von den Werten her sieht das schwer nach perzeptiv aus."
Wenn ich in Photoshop ne Fläche erzeuge in RGB Rot und sage dann "In Profil konvertieren" und wähle da ISOcoated, dann ist der RI völlig egal. Es gibt immer M80/Y86.
So grundsätzlich sind mir diese ganzen CM-Spielchen klar. Ich hätte auch die Möglichkeit bei der Konvertierung in PDF zu unterscheiden zwischen Bildern/Schriften/Vektoren und die mit unterschiedlichen Profilen, bzw. unterschiedlichen RIs zu konvertieren.
Allerdings scheint es mir in diesem Fall einfach keinen Sinn zu machen, wegen meines Photoshop Tests. Oder ist dieser Test schon Scheiße, bzw. Photoshop nicht verlässlich?
Also ich hoffe ich konnte dir so erstmal noch Klarjeit über die Details verschaffen und hoffe weiter auf fachmännischen Rat. Thx!
Gruß
hoffMan
Vielleicht liegt hier noch ein generelles Missverständnis zu Grunde: Farbmanagement sorgt nicht dafür, dass alle Farben überall immer identisch sind! Man darf also nicht erwarten, dass aus 255R 0G 0B automatisch und immer 0C 100M 100Y 0K wird!
Das Prinzip ist ein ganz anderes: RGB und CMYK sind IMMER vom Ausgabegerät abhängig, also keine neutralen Farbbeschreibungen. Beispiel: Kauf' 10 verschiedene Monitore (CRT, LCD, billig, teuer, bunt gemischt). Die schliesst Du bitte an demselben Computer an und lässt 255R 0G 0B vollflächig anzeigen -> 10 verschiedene Rottöne. Genauso ist es auch mit Drucksachen, genauso sehen 10 verschiedene Digitalkameras immer ein unterschiedliches Rot, auch wenn dieselbe Fläche geknippst wird.
Du brauchst also ein übergreifendes System, das unabhängig vom Gerät alle für den Menschen sichtbaren Farben beschreibt. Sozusagen ein Über-System, der größte gemeinsame Nenner. Das ist Lab. Das Schöne bei Lab ist, dass es so konzipiert wurde, dass man Farbabstände als Zahl ausdrücken kann. Haben zwei Farbpaare (z.B. ein grünes und ein blaues) denselben Farbabstand (z.B. Delta E = 10), würde ein Mensch sagen, dass die beiden Grün- und Blautöne zwar jeweils unterschiedlich sind, der Unterschied von beiden paaren aber visuell ähnlich ist (z.B. Hellgrün und Grün, Hellblau und Blau). Wenn man ganz genau ist, stimmt das nicht immer, aber das ist marginal und erstmal nebensächlich.
Bei der Wandlung vom Quark-Rot (255R 0G 0B) kommt es nun also darauf an, welcher RGB-Farbraum als Bezug genommen wird. Es gibt unter unseren 10 Monitoren ganz helle und ganz dunkle, einer zeit Purpurrot, ein anderer Orange. Woher soll das Farbmanagement nun wissen, auf welchen Monitor wir uns beziehen? 255R zeigen sie alle, aber alle sehen unterschiedlich aus! Da kommt nun das Profil ins Spiel. Suchen wir uns einen orangefarbenen Monitor aus und benutzen dessen Profil, wird im Druck auch ein Orangeton erscheinen - obwohl es 255R, also eigentlich Knallrot, war!
Nun kommt aber erschwerend hinzu, dass Drucke im Gegensatz zu Monitoren in der Regel nicht von alleine leuchten. Man soll zwar schon sowas gesehen haben, aber ich meine, das war in der Gegend um Tschernobyl.
Wie will man nun die Farben der Monitore im Druck wiedergeben? So, dass sie maximal gesättigt sind? Oder lieber so, dass jede Tonwertabstufung zu erkennen ist? Für Fotos z.B. kann das sinnvoller sein. Und schon sind wir bei den Rendering Intents.
Mathematisch abstrakter ist es wie "Das Runde muss in das Eckige". Ist das Eckige kleiner, kannste das Runde auch verkleinern, zusammenquetschen oder auf das Eckige zurechtschneiden (das Runde wird dann auch eckig, alles andere ist Abfall). Farbräume werden gestaucht, geknufft, getreten und beschnitten. Arme Hunde!
Wenn ich im bekannten Druckprozess nun eine bestimmte Farbe erhalten will, so ist es besser, direkt in diesem Farbsystem (sprich CMYK) die Farbe anzulegen. Die Kontrolle über das tatsächliche Aussehen ist dann einfacher, weil Du nur den Druckprozess kontrollieren musst. Im Idealfall ist das Offsetdruck nach ISO 12647-2 und ProzessStandard Offsetdruck. Dann kannste das ISOCoated-Farbprofil benutzen. Natürlich kann man in Quark auch ein 255R-Rot anlegen. Aber ohne Farbmanagement ist das Blindflug, mit Farbmanagement Blindflug mit Instrumenten. Die Instrumente bringen aber - technisch bedingt - nicht das Ergebnis, dass der Kunde haben wollte. Das muss man wissen.
ThoRic, übernehmen Sie bitte.
___edit: "100R" geändert zu "255R".