Aber da, wo Menschen arbeiten, sind Fehler unvermeidbar.
Ja, da ist was dran. Allerdings ist damit nicht gesagt, dass die grobe Schlamperei, die in der IT-Branche normal ist, unvermeidlich sei. Da herrscht nun mal die Auffassung, dass man die Sachen erst mal raushaut und dann nach und nach so weit bringt, dass man sie ernstlich anbieten kann. Die Arbeit, die man vorher nicht gemacht hat, machen dann die Kunden. Diese Haltung trifft man, wo man hinsieht. Mein derzeitiges Lieblingsbeispiel ist save.tv. Da wird eine neue Oberfläche installiert, die nicht nur elementarste Richtlinien und Konventionen des Designs verletzt, sondern auch überall stark fehlerbehaftet ist. Und die Firma schreibt jedem, der sich beschwert, eine Mail, aus der hervorgeht, dass sie »zwingend« auf die Mitarbeit der Kunden angewiesen ist, weil sie das sonst nicht zustande bringen. Gerade haben sie mit großem Tam-Tam die neue Version ihrer Android-App angekündigt, die nicht nur ständig abstürzt, sondern auch nicht zählen kann. Wenn es nach dieser App geht, dauert es bis zum 1. Oktober noch rund 760 Tage. Ganz offensichtlich hat das niemand getestet. Oder ein anderes besonders schönes Beispiel: DragonDictate 4.0. Das enthält nicht nur dieselben (überaus zahlreichen) Fehler der Version 3, ist unterscheidet sich überhaupt in keinem Punkt von dieser vorigen Version, das Update kostet aber immerhin gut 80,-. Und wenn man ein Problem hat, bekommt man vom Support Lösungen vorgeschlagen, die nicht nur nicht ausprobiert worden sind, sondern ganz offensichtlich so unlogisch sind, dass sie gar nicht funktionieren können. Dass etwa 60% der Befehle, die das Handbuch auflistet, nicht funktionieren, weil sie anders heißen, aber niemand weiß, wie, ist das nur noch das Tüpfelchen auf dem I.
Und das sind nur zwei beliebig herausgegriffene Beispiele. Ich würde sofort rausfliegen, wenn ich meine Arbeit derartig fehlerhaft abliefern würde, wie es in der IT-Branche normal ist. Das allerdings nur, weil sich bei uns dieser Geist noch nicht durchgesetzt hat, der sonst ja auch überall immer selbstverständlicher wird. (Neulich las ich vom Autor eines sauteuren Kochbuchs, dessen erste Auflage eine große Zahl grob fehlerhafter Rezepte enthielt, dass es ja schließlich normal sei, dass ein Buch zur ersten Auflage nicht fertig ist...)
Natürlich hören die Konzerne den Spruch, dass das ja alls unvermeidlich ist, gern, und sie verbreiten ihn ja auch. Aber man sollte sich von dieser Propaganda nicht täuschen lassen. Alle Fehler sind nicht zu vermeiden. Solche groben Schnitzer wie ein Softwareupdate oder ein Antennendesign, das ein Gerät unbrauchbar macht, sind es schon. Man kann es ja einfach mal ausprobieren, bevor man den Quatsch macht.