quomodonam schrieb:
Und zack wird Günter Grass zum Antisemiten.
Kein Wunder, dass er sich über Jahrzehnte in Schweigen über seine halbjährige Zugehörigkeit zur Waffen-SS als Minderjähriger in Schweigen gehüllt hat. Weil kübelweise Jauche über ihn geschüttet würde.
Meine vollste Zustimmung! All die Grass-Kritiker kommen jetzt aus den Löchern gekrochen und murmeln irgendwas von "haben wir ja schon immer gewusst".
Über die Entscheidung, sich im Alter von 17 Jahren nach elf Jahren nationalsozialistischer Indoktrination freiwillig zu den U-Booten zu melden und später der Waffen-SS zugeordnet zu werden, maße ich mir kein Urteil an. Mit mehr als 60 Jahren Abstand, aufgewachsen in Freiheit und wissend um das Vergangene, ist es leicht, so etwas zu verurteilen, aber wer kann schon aufrichtig von sich sagen, dass er damals ganz sicher anders gehandelt hätte?
Natürlich muss man sich darüber wundern, wie einer der größten Mahner gegen das Verdrängen und Ignorieren der eigenen NS-Vergangenheiten 60 Jahre lang zu seiner eigenen Vergangenheit schweigen konnte. Andererseits stimme ich Ralf Giordano zu, wenn er feststellt, dass Grass ja schon lange die Konsequenzen aus seiner damaligen Haltung gezogen hat.
Sein langes Schweigen wertet weder sein schriftstellerisches noch sein moralisches Lebenswerk ab. Man ihm zwar vorwerfen, seinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht geworden zu sein, aber andererseits: Wer kann schon sagen, in seinem Leben alles richtig gemacht zu haben.
Sich jetzt, im hohen Alter als hochangesehener Schriftsteller und wohl wissend über die bevorstehenden Reaktionen, zu outen und mit dem Eingeständnis an die Öffentlichkeit zu gehen, nötigt mir Respekt ab.