@Killerkaninchen:
Das ist ja ein Satz fürs Poesiealbum. Verstehe ich dich richtig, dass du dir mehr Dünnhäutigkeit und somit noch mehr Alarm wünscht, oder eher ein empathischeren Umgang miteinander, sodass gar kein dickes Fell notwendig ist?
Eindeutig das Letztere.
Mangelnde Empathie ist so vielschichtig wie das Internet als Medium selbst, in dem diese auftritt.
Hassrede war einer der Gründe, warum ich schon vor Jahren Twitter verließ. Da wurde der Papst als "seniler H****bock" bezeichnet und nichts geschah. (Und mit "nichts" meine ich jetzt nicht mangelnden Widerspruch, sondern mangelndes Eingreifen der Moderation.)
Viele glauben, einen rechtsfreien Raum zu betreten, sobald sie den Computer einschalten und onlinegehen.
Auch halbgare Gesetzesnovellen dagegen bringen nicht viel, denn sie kommen zu spät.
Zu spät, weil Mobbing, Trollen und (vor allem!) Hatespeech quasi der Standard sind.
Mit denen, die gern online auskübeln, auf einer Seite.
Und mit den anderen, die das über sich ergehen lassen (müssen), auf der anderen.
Steige ich in eine Straßenbahn ein, so unterhalten sich Kinder und Jugendliche mit Anreden wie "bist du behindert, du dreckiges Stück Sch***?".
Und das Niveau sinkt weiter, denn Befreundete von mir, die als Lehrer arbeiten, jammern unisono über Schüler, die teils hirnlos abschreiben und dabei nicht einmal das Hirn einschalten, ob die Lösung stimmen kann, von einer Überschlagsrechnung zu Anfang ganz zu schweigen. So kommen dann Sachen raus wie
100/4=330.
Was das alles mit Foren und dem Internet zu tun hat?
Nun, wer seine Freunde als behinderte Analgeburt bezeichnet, und wer in Foren wie diesem mit dem gleichen Engagement agiert, als wäre ein Pavian über die Tastatur gerannt, der muss sich ganz einfach Niveaulosigkeit und teils Schlimmeres vorwerfen lassen — und unter "Schlimmeres" verstehe ich hier Hassrede, die online geradezu salonfähig geworden ist.
Dabei nehme ich aber auch nicht die demonstrative Häme und Schadenfreude aus, wenn z. B. mal wieder Popcorn verteilt wird.
Ich nehme auch nicht User aus, die mit Kommentaren auffallen wie "hättest du mal" oder die
Fanboy und
Hater als Lieblingsvokabeln haben, die als Rechtfertigung für alles herhalten müssen.
Und – ich nehme auch mich selbst davon nicht aus. Jeder Mensch macht Fehler.
Nur dass ich von mir behaupten möchte, dass ich noch nie jemanden vorsätzlich vor den Kopf gestoßen oder absichtlich beleidigt habe.