Herrlich: Michael Moores "Sicko" kommt übermorgen

Darf man den Film dann "legal" runterladen? Bei einigen Moore filmen war das doch der Fall?

Nirgendwo. Moore soll zwar mal gesagt haben, dass er P2P okay findet, aber das bedeutet nicht, dass man seine Filme legal leechen darf.
Der Filmverleih hat die Verwertungsrechte und der findet P2P garantiert NICHT okay ;)
 
Ich mag ihn auch sehr gerne. Daß seine Filme in erster Linie die öffentliche Diskussion zu einem bestimmten Thema anfachen sollen und keine akademische Untersuchung darstellen
Ach, und das soll dann rechtfertigen, Fakten zu verdrehen, Teile wegzulassen, oder schlichtweg zu lügen, damit eine Sache es besser ins Gesamtbild passt?
Ich würde dir auch mal diesen Film empfehlen.
http://www.manufacturingdissentmovie.com/
Die Sache bei Moore ist einfach, dass er sich gerne als Moralapostel hinstellt, an die böse Industrie und Politik sehr hohe moralische Standards anlegt, diese aber in seiner Arbeit selbst in keinster Weise erfüllt. Und das ist auch nicht damit zu rechtfertigen, dass er damit ja etwas gutes erreichen möchte.
 
Ich mag ihn auch sehr gerne. Daß seine Filme in erster Linie die öffentliche Diskussion zu einem bestimmten Thema anfachen sollen und keine akademische Untersuchung darstellen, ist lange bekannt und wurde von Moore auch nie behauptet. Für "Fahrenheit 9/11" mußte er anfangs viel Prügel einstecken, konnte aber eine gesellschaftliche Diskussion auslösen, was Noam Chomsky, Al Gore, Gore Vidal und anderen mit ihren intellektuellen Streitschriften leider nicht gelungen ist. Alleine aus diesem Grund stellt er für mich eine große Bereicherung der Medienlandschaft dar. Sein neues Werk "Sicko" gefällt mir ziemlich gut, zumal er sich dieses Mal in einigen Bereichen auch etwas zurückhält (z.B. was diese "Straßeninterviews" angeht).

1. Moore ist gut für ein gewisses Publikum. Mir persönlich aber zu populistisch oder einfach zu ordinär oder vielleicht einfach zu amerikanisch in seiner Präsentation.

2. Al Gore und Noam Chomsky bitte nicht in einem Satz. ;)
 
Ach, und das soll dann rechtfertigen, Fakten zu verdrehen, Teile wegzulassen, oder schlichtweg zu lügen, damit eine Sache es besser ins Gesamtbild passt?
Ich würde dir auch mal diesen Film empfehlen.
http://www.manufacturingdissentmovie.com/
Den Film kenne ich natürlich längst (und auch die langen "Fehlerlisten" auf einschlägigen Internetseiten). Die groben Ungenauigkeiten in Moores Filmen halten sich trotz allem sehr in Grenzen. Ob die Glaubwürdigkeit von teils alten Weggefährten, denen der große kommerzielle Erfolg verwährt blieb, so groß ist, wäre auch noch zu klären, aber egal.

Und ja, sein Stil ist völlig legitim, um eine öffentliche Diskussion überhaupt erst anzufachen und auch ein (eher konservatives) Publikum zu erreichen, daß ihn und seine Themen ansonsten meiden würde wie der Teufel das Weihwasser. Seine gesellschaftskritischen Themen geraten auf diesem Wege auch in den Fokus seiner größten Kritiker, die sich der Diskussion aufgrund der hohen Medienpräsenz nicht mehr entziehen können. Und das Wunderbare ist, daß er sich letztendlich nur auf eine künstlerische Weise der Mittel seiner "Gegner" bedient, die diese Mittel in einer - für Betroffene - viel schlimmeren Form bei ihrer tagtäglichen Arbeit anwenden. Oder hat die Bush-Regierung die Fakten etwa immer wahrheitsgetreu wiedergegeben? Und was ist mit der Gesundheitslobby, die gerne den Teufel eines "sozialistischen" bzw. sozialen Gesundheitssystems an die Wand malt?

Angesichts dessen finde ich den Vorwurf der Lüge bzw. des Verdrehens von Fakten in seinen Filmen auch völlig übertrieben. Seine Werke sind keine dokumentarischen Aufarbeitungen akademischer Thesen und wollen es auch gar nicht sein. Hier wird von den Kritikern einfach ein falscher Maßstab angelegt. Wer einen trockenen, ausgewogenen und objektiven Diskurs eines Themas bevorzugt, sollte sich seine Filme gar nicht erst anschauen. Wenn er wie in "Sicko" mit einer Gruppe teils sterbenskranker Ground Zero-Zombies nach Kuba reist, die dort demonstrativ für ein paar Cent versorgt werden (während sie von der eigenen Regierung eher im Stich gelassen werden); oder wenn er bei den Beispielen zu Gesundheitssystemen in anderen Ländern fröhliche Patienten aus Kanada, teure Audi-fahrende Ärzte in Großbritannien und fürsorgliche französische Hausärzte zeigt (während amerikanische Mütter ihre kranken Kinder zu Grabe tragen müssen, weil das monopolistische US-Gesundheitssystem sie getötet hat), dann ist die Schwarzweißmalerei so offensichtlich, daß eigentlich klar wird, daß es sich um reine Satire und keine Dokumentation im ursprünglichen Bedeutungssinne handelt.
 
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Dass man Moores Werke gemeinhin für ungestellte (zumindest nicht krass gestellt) Dokumentation hielt und hält, dürfte ihm selbst bewußt genug sein - dazu ist er auch clever genug.

Und dann zu behaupten, er sehe sich selbst nicht als Dokumentarfilmer und so weiter und so fort, ist unter diesen Umständen scheinheilig.
 
Kann man sich solche Filme nicht anschauen und dabei das eigene Hirn einschalten? Oder ist das schon zuviel verlangt. Manch einer kommt hier rüber, als wäre es die Pflicht eines jeden, der in der Medienbranche tätig ist, ihm das Denken abzunehmen und ihm eine vorgefertigte Meinung zum Dummlabern beim nächsten Partysmalltalk auszuhändigen. Ich für meinen Teil schaue mir solche Filme an und versuche mich bei Interesse auf weiteren, anderen Wegen zu informieren. Und da halte ich solche Moore-Fehler-Listen wie sie im Internet kursieren für ebenso "populistisch" wie Moores Filme selbst. Wenn mich ein Film zum nachdenken und forschen anregt hat er seine Daseinsberechtigung doch schon, vielleicht muss man dazu auch mal provozieren. Getreu nach dem Motto: Eine gute Geschichte muss nicht wahr, sondern gut erzählt sein. Ist doch völlig üblich Interwievs oder ähnliches aus dramaturgischen Gründen zu schneiden, bzw. auf diese Art zu manipulieren usw. Bei den Tagesthemen stört das doch auch keine Sau. Da wird jetzt zum x-ten mal die Vogelgrippe ausgepackt, weil wir im pressetechnischen Sommerloch stecken. Aussortieren muss man schon selbst, man sollte nicht gedankenlos fressen was man vorgesetzt bekommt.

Gruß
 
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Ich für meinen Teil schaue mir solche Filme an und versuche mich bei Interesse auf weiteren, anderen Wegen zu informieren. Und da halte ich solche Moore-Fehler-Listen wie sie im Internet kursieren für ebenso "populistisch" wie Moores Filme selbst.
Dem stimme ich völlig zu, es ist nicht sinnvoll, einzelne Fehler (Details) herauszusuchen und auf ihnen herum zu reiten. Auch muss man Moore wohl zugestehen, dass er im Kern ein Problem anspricht, das tatsächlich existiert - niemand wird ernsthaft behaupten, dass der amerikanische "Sozialstaat" so richtig gesund ist.

Nur wird es eben im Film so dargestellt, als wäre in Europa heile Welt, weil es hier zumeist kostenlose oder doch sehr günstige Behandlungen gibt, die jeder unabhängig vom Einkommen erhält. Er überlegt sich aber eben nicht, was das alles kostet (er tut zwar so, aber als Europäer sieht man zu sehr hinter die Kulissen, um ihm das abzunehmen) und gerade die in "Siko" völlig verherrlichte Grande Nation hat ein echtes (finanzielles) Problem mit ihrem Wasserkopf-Sozialstaat. Die Amerikaner hinken dieser Entwicklung einfach hinterher und können es nicht wirklich verstehen, weil sie es gar nie selbst erfahren haben - in Europa haben wir seit Langem recht gute Sozialleistungen, aber die haben ihren Preis und gewisse Bevölkerungsschichten, konkret der Mittelstand, bluten dafür (fiskalisch) ganz schön.

Moore geht da meiner Meinung nach einfach viel zu undifferenziert an die Sache heran - zu undifferenziert selbst für einen solchen Film.
 
Jeder hat halt seinen Geschmack und für meinen ist Moore definitiv nicht geeignet. Dann ist es egal wie wahr oder konstruiert seine Geschichten sind. Sein Stil gefällt mir nicht, sonst gibt es dazu nichts hinzuzufügen. Über den Film kann ich erst urteilen wenn ich ihn gesehen habe.
 
Ich für meinen Teil schaue mir solche Filme an und versuche mich bei Interesse auf weiteren, anderen Wegen zu informieren.
Du vielleicht.

Aber Moore weiß ganz genau, dass man seine Filme für Dokumentationen hält - und meines Erachtens setzt er deren Stilmittel ganz bewußt ein. Und da längst nicht jeder so kritisch-informiert an seine Filme rangehen kann oder will, ist dies ein bewußtes Spiel mit den Trugschlüssen der Menschen.

Der Mann hat mehrere Preise, u.a. den Oscar für "Dokumentarfilme" gewonnen!

"Doku-Preise nehme ich gerne mit - auch wenn ich mich nicht um deren anerkannte filmerische Grundsätze schere?"
Dann die Leute bewußt zu täuschen oder im Unklaren darüber zu lassen, dass seine Filme gestellt und getürkt sind, ist ein einfach... unanständig und schlechter Stil.
 
Lasst den "armen" Herrn Moore doch in Ruhe, der will doch nur mal wieder den 5-Minuten-Ruhm...


... vielleicht sollte er mal mit Paris Hilton ausgehen und Erfolgsrezepte austauschen, immerhin haben beide ähnliche Ziele.


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Angesichts dessen finde ich den Vorwurf der Lüge bzw. des Verdrehens von Fakten in seinen Filmen auch völlig übertrieben. Seine Werke sind keine dokumentarischen Aufarbeitungen akademischer Thesen und wollen es auch gar nicht sein.
Nochmal, das rechtfertigt aber noch lange nicht, Fakten zu verdrehen, Teile wegzulassen, umzuschneiden oder schlichtweg zu lügen, damit eine Sache es besser ins Gesamtbild passt, akademischer Anspruch hin oder her.
Oder was ist es anderes als eine Lüge, zu behaupten, man renne monatelang vergeblich Robert Smith (GM Chef) hinterher, um ein Interview zu bekommen, und schlachtet das schön filmisch aus, dabei stimmt dies überhaupt nicht? Dabei verweigert er gerne selbst mal jegliche Interviewanfragen, wenn es ihm nicht in den Kram passt
Oder den Eindruck erwecken, man könne direkt mit einem Gewehr als Prämie für eine Kontoeröffnung aus einer Bank marschieren, dabei stimmt dies so nicht? Für mich ist das eine Verdrehung der Tatsachen und Täuschung des Publikums.
Wie schon gesagt, das Problem an Moore ist, dass er in seinen Filmen an andere sehr hohe moralische Ansprüche stellt, hält diese aber selbst in keinster Weise ein.
Ich finde nicht, dass man dies mit dem Hinweis, dass seine Filme ja einen akademischen Anspruch stellen würden, einfach so wegwischen kann.
 
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Was ich gut an Moore finde:
Er bringts immerhin zur Sprache, er legt den Finger in Wunde. Auch wenn er dabei ein wenig die Tatsachen verdreht, die Ursprünglichen Gründe werden dadurch nicht angetastet, wie z.B. die irrsinnige Waffenlobby. Er benutzt die selben Methoden wie seine Gegner. Ist doch okay, solange man das ganze immer differenziert betrachten kann und seine Lehre als die einzige Wahrheit sieht.

Was ich an Moore schlecht finde:
Er ist mittlerweile so geworden, wie die, die er einst bekämpft hat. Er scheffelt Millionen und schottet sich ab, anstatt mal den Arsch in der Hose zu haben und sich Vorwürfen zu stellen. Schade eigentlich, hatte bei ihm gedacht er hätte mehr Rückgrat.

Was mir am neuen Film gefällt:
Er kommt raus aus der "kleiner linker Stinker kämpft gegen die Republikaner" heraus und spricht ein Problem an, was alle betrifft. Ich bin mal gespannt :)
 
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