Passt jetzt nicht mehr ganz in den Thread-Flow, aber ich wurde gefragt (auf S.14).
Das Original und eine gute Übersetzung würde mich interessieren! Hast du da nen Link?
[...] 不聞不若聞之聞之不若見之見之不若知之知之不若行之學至於行之而止矣行之明也明之為聖人 [...] (Quelle:
http://www.ctext.org, Xunzi, Kapitel 9-23)
Das sind die ersten drei Saetze aus dem Xunzi 9-23 (sein Werk wird nach seinem Namen bezeichnet).
Kurz erlaeutert. Xunzi sagt, dass der Mensch von Natur aus schlecht sei, und er nur durch Selbstkultivierung, i.e. dem Lernen, ein "Heiliger" (nicht christlich heilig, sondern tugendhaft wie die alten Koenige) werden koenne.
Obiges Zitat ist ein Teil seiner pragmatischen Theorie des Menschen. Er sagt, der Mensch muesse tun, um zu lernen. Niemand koenne die Groesse des Himmels kennen, wer nicht den hoechsten Berg erklommen habe, niemand kenne die Tiefen der Erde, wenn er nicht das tiefste Tal erblickt habe (aus dem Stehgreif paraphrasiert).
Dies bezieht sich nicht auf die Selbstkultivierung/ Lernen per se, sondern auf das soziale Handeln und die damit zwingend verbundenen Begriffe wie Moral und Sitte (daoli)[bitte nicht im Kant'schen Sinne verstehen
]. Dass damit alleine das Lernen bzw. die Art des Lernens (Lernprozess) gemeint sein soll, ist eine Verklaerung des Westens, auch wenn das Zitat das auf den ersten Blick suggerieren mag.
Eine standhafte Uebersetzung habe ich nicht zur Hand (die gibt es auch nicht). Grob uebersetzt in etwa wie folgt:
"Etwas zu hoeren ist besser als es nicht zu hoeren, etwas zu sehen ist besser als es zu hoeren, etwas zu erfahren [im Sinne von "sich etwas aneignen" und es dann zu wissen] ist besser als es zu sehen, etwas zu tun ist besser als es sich anzueignen. Lernen endet mit dem Handeln [auch hier nicht soziologisch], was zum Verstaendnis [der Riten] fuehrt. Wer versteht, wird ein Heiliger [s.o., ein perfekter Mensch]."
Jene hochstilisierten Uebersetzungen sind vom Nachteil beseelt, dass sie Begriffen nur eine Denotation zuordnen koennen, die dem Original nicht gerecht werden. Ohne umfassende Annotationen ist die Lektuere und eine Interpretation der Klassiker sinnlos. Zudem ist der Stil des Originals ganz und gar nicht "literarisch" im westlichen Sinne. Repetitionen sind voellig normal und gewollt, was bei uns ein absolutes No-Go waere.