Geeignete Worte an einen Sterbenden

es hat mich sehr betroffen gemacht, als ich von deiner Krankheit erfuhr.
Ich möchte dich wissen lassen, daß ich an Dich denke und wünsche Dir, daß Du die Kraft
findest, diesen schweren Lebensabschnitt zu meistern.
Ich wünsche Dir, kleine Glücksmomente auch in dieser schwierigen Zeit erfahren und genießen zu können.
 
welche Worte man immer wählt - ich glaube aber, daß Worte, wenn man jemanden näher kennt, in dem entscheidenden Moment einfach viel zu hohl klingen -, so kann sie einem niemand vorsagen.
Worte, auch der Augen-Blick, müssen aus dem Herzen kommen, dem eigenen.
 
dein Posting war gar nicht gemeint. Eher die, die -ohne die näheren Umstände zu kennen- gleich "hingehen" raten

"Hingehen" ist aus meiner Sicht tatsächlich - gerade wenn man sich länger nicht gesehen hat und trotzdem eine Verbundenheit fühlt - die einzige Möglichkeit mich angemessen zu verabschieden und dabei auch die richtigen Worte zu finden...

Das ist meine Sicht der Dinge und jeder muss selbstverständlich seinen eigenen Weg finden.
 
Obgleich längst kein direkter Kontakt mehr zu beiden besteht, würde ich der kranken Frau gerne mittels einer selbstgebastelten Karte noch irgendwie zeigen, dass man an sie denkt. Doch die richtigen Worte fehlen mir.

Und was bringt das? Hast du in der Vergangenheit an sie gedacht? Hättest du an sie gedacht wenn du nicht erfahren hättest dass sie stirbt?
Wenn du die Fragen mit nein beantwortest und dann eine Karte oder dergleichen schickst, fände ich das merkwürdig.
Dann würdest du die Karte nur aus eigennützigen Motiven schicken wollen. Kann man natürlich machen. Aber entsprechend wird das dann von ihr vielleicht auch aufgenommen.
Wenn du natürlich in der Zeit,in der ihr längst keinen Kontakt mehr hattet, trotzdem gelegentlich an sie gedacht hattest (dann kann man fragen warum ihr nicht zumindest losen telefonischen Kontakt hattet), dann solltest du direkt dort vorbei fahren. Aber das wird vielleicht unangenehm und das will man wieder aus eigennützigen Motiven vermeiden, weil es einem mehr um sich als um die Sterbende geht, die man etwas trösten möchte weil sie vielleicht ungern stirbt.
Also, wenn es so ist wie ich vermute, dann würde ich gar nichts machen. Leute die kurz vor Schluss nochmal auftauchen, nachdem sie sich jahrelang nicht gemeldet haben, finde ich nicht so toll.
 
Da gibt es wohl keine richtigen Worte, denn der Tod ist so ungeheuerlich, das man den nicht meistern kann, auch nicht mit Worten. Viele versuchen das mit Standartfloskeln (Beileid, etc), und das ist OK, besser als gar keine. Man könnte aber auch schlicht schreiben, das man sprachlos ist... oder sich für Erinnerungen, Situationen, etc bedanken...

Hinzugehen kann man weder raten noch abraten. Kann sein, das die Frau am Ende froh ist, alte Bekannte noch mal zu sehen, kann aber auch sein, das sie ihre Ruhe haben möchte...
 
Ich würde das lassen mit der Karte an die betreffende Person.
Wenn es ihr noch so gut geht, dass sie sie selber lesen und verstehen kann, dann hat sie die Hoffnung, dass sie noch eine gewisse Zeit hat, vielleicht sogar doch wieder "gesund" wird.
Und wenn sie sie nicht mehr lesen und / oder verstehen kann, dann würdest Du nur Dein Gewissen beruhigen.

Und da ich das "Thema" schon hinter mir habe bei 2x Oma, 2x Opa, Vater und Mutter weiss ich leider ziemlich genau wie das läuft.
 
Wie es so ist im Leben gehen Menschen von einem. In diesem Fall die Mutter einer Bekannten. Obgleich längst kein direkter Kontakt mehr zu beiden besteht, würde ich der kranken Frau gerne mittels einer selbstgebastelten Karte noch irgendwie zeigen, dass man an sie denkt. Doch die richtigen Worte fehlen mir.
Glaubst du denn, dass Sie in ihrer Situation eine Karte, Anteilnahme, etc. erwartet/möchte/sich darüber freut? Oder ist es eher dein Wunsch, irgendetwas zu tun, weil du das Gefühl hast, handeln zu müssen?

Wenn es nur dein Wunsch ist, erklärt das, warum dir die richtigen Worte fehlen. Man will nicht einfach nichts tun, weiß aber auch nicht, was man sagen soll.

Wenn du glaubst, dass sie sich über eine Karte freut, dann schreib etwas, von dem du glaubst, dass es ihr Kraft gibt. Du kennst sie besser als wir.

Du kannst ihr schreiben, dass du in Gedanken bei ihr bist, vielleicht, dass du für sie da bist, wenn sie dich braucht (falls du das möchtest), oder etwas über euer Verhältnis, warum sie eine besondere Person für dich ist..

Falls dich der Wunsch überkommt, zu erwähnen, wie du das alles empfindest oder wie tragisch du ihre Situation findest.. Lass es bleiben. Um dich geht es in dieser Situation nicht.
 
Das ist ein Thema, über das mir schon öfters Gedanken gemacht habe.

Während man sich mit den meisten jungen und gesunden Menschen gern über die (gemeinsame) Zukunft unterhält, kann man das sterbenden Menschen nicht so gut. Soviel gemeinsame Zukunft wird nicht bleiben. Und was bietet die Zukunft? - Selbst wenn beide gläubig sind, freut sich meistens niemand über den kommenden Tod.

Meines Erachtens gäbe die gemeinsame Vergangenheit genug Stoff für eine "nette" Unterhaltung. Irgendwas muss man ja reden. Ich möchte als Sterbender auch nicht angeschwiegen werden. - Und vor allem möchte ich meine letzten Tage nicht allein, sondern lieber in Gesellschaft verbringen.

... mein Vorschlag.


Ach ja - und Sachen wie "was ich dir schon immer sagen wollte" sind völlig fehl am Platz. Es geht jetzt nicht mehr darum, dein Gewissen zu erleichtern, sondern für den Anderen da zu sein.
 
wenn sie noch lesen kann, würde ich ihr das buch "oskar und die dame in rosa" schicken. wenn nicht, empfehle ich dir, es zu lesen und mit diesem eindruck des gelesenem eine karte, ein paar zeilen zu scheiben.
:)
 
wenn der Blick sich nach innen oder in die Ferne wendet, ist "nette Unterhaltung" nicht mehr das Richtige. Dann will der Sterbende sich lösen, nicht festhalten ...
 
Ach ja - und Sachen wie "was ich dir schon immer sagen wollte" sind völlig fehl am Platz. Es geht jetzt nicht mehr darum, dein Gewissen zu erleichtern, sondern für den Anderen da zu sein.

Ich finde, das wenn man etwas schriebt, dann sollte es gerade so etwas sein.

Damit meine ich natürlich keine Sachen, die man beichten muss, sonder Dinge wie z.B. "ich kann mich noch daran erinnern, wie herzlich ich immer bei euch aufgenommen wurde. Ich habe dir das nie wirklich gesagt, aber ich habe mich immer sehr wohl gefühlt bei euch und es hat mir sehr viel bedeutet bei dir seien zu dürfen." oder ähnlichem.

Wenn das zu persönlich oder dramatisch erscheint, so etwas der Mutter eines Freundes zu schreiben, sollte man gar nicht schreiben!
 
Damit meine ich natürlich keine Sachen, die man beichten muss, sonder Dinge wie z.B. "ich kann mich noch daran erinnern, wie herzlich ich immer bei euch aufgenommen wurde. Ich habe dir das nie wirklich gesagt, aber ich habe mich immer sehr wohl gefühlt bei euch und es hat mir sehr viel bedeutet bei dir seien zu dürfen." oder ähnlichem.

Wenn das zu persönlich oder dramatisch erscheint, so etwas der Mutter eines Freundes zu schreiben, sollte man gar nicht schreiben!

so geht das nicht ... außer man weiß genau, was ein Sterbender fühlt.

Es gibt Menschen, die wollen gar nicht an ihren baldigen Tod erinnert werden und schon gar nicht auf ihr früheres Leben zurückblicken. Es gibt auch Menschen, die ihren baldigen Tod vor sich selbst leugnen: "so lange lebe ich noch, daß es ein neues Heilmittel gibt". Die wollen nun ganz gewiß nicht "es war schön mit dir damals" hören.
Manche haben auch ganz einfach Angst, weil sie sich nicht vorstellen können, wie es weitergeht, weil sie mit Schmerzen, Erstickung oder sowas rechnen, und weil der Tod ein schwarzes Nichts sein könnte. Manche haben vielleicht auch noch eine Rechnung offen, ein schlechtes Gewissen wegen irgendwas, einen tiefen Schmerz - und können das nicht mehr lösen.

Dann gibt es aber auch Menschen, die mit ihrem alten Leben schon abgeschlossen haben und sozusagen "nach vorn" blicken. Sie wollen vielleicht eher darüber reden, was sie tun werden, wenn sie "drüben" sind. (Auch das kann ein Verdrängen von Angst sein - muß aber nicht.)

Daraus geht schon hervor, daß es bei einem Sterbenden nicht darauf ankommt, selbst etwas zu tun, sondern darauf, auf ihn zu hören. Das geht nicht per Brief, sondern nur persönlich - und dann gehts um die Intuition: ob der Sterbende überhaupt was hören will, sondern nur Beistand spüren.
 
wenn der Blick sich nach innen oder in die Ferne wendet, ist "nette Unterhaltung" nicht mehr das Richtige. Dann will der Sterbende sich lösen, nicht festhalten ...


Mit "netter Unterhaltung" meine ich überhaupt "Unterhaltung".
Menschen haben doch fast immer den Drang zu kommunizieren, dabei fühlen sie sich weniger allein.
 
Mit "netter Unterhaltung" meine ich überhaupt "Unterhaltung".
Menschen haben doch fast immer den Drang zu kommunizieren, dabei fühlen sie sich weniger allein.

das stimmt überhaupt nicht.
Mein Mann hat tagelang vor seinem Tod nicht gesprochen, er wollte nicht sprechen, auch als er noch gekonnt hätte. Er wollte auch schon Wochen vorher nicht mehr viel reden, schon gar nicht über den Tod. Er hörte aber durchaus zu, wenn Freunde da waren und wir uns unterhielten.
Zwei Tage vor seinem Tod war der Priester da. Da folgte ich einer Eingebung und fragte ihn, ob wir nicht noch kirchlich heiraten sollten. Seine Augen leuchteten, sagen konnte er nichts mehr. Einen Tag später kam der Priester mit seinen Utensilien wieder, und wir heirateten.
Das ist Intention - erfühlen, was ein Sterbender will und was nicht.
Menschen wollen nicht immer kommunizieren - meist sogar nicht -, sondern spüren. Spüren, daß jemand da ist. Ohne Worte.
 
Als mein Vater todkrank war, hat es auch uns Angehörigen sehr gut getan zu erfahren, dass andere Leute an uns alle denken und Kraft wünschen etc. Bei manchen Zuschriften denkt man aber auch "Warum meldest du dich erst jetzt, wo es zu Ende geht...etwas spät".
 
Es gibt wenig Dinge die mich so hilflos machen wie der Tod und ich scheue den Kontakt und die Auseinandersetzung mit ihm - vielleicht ist das ja auch ein Ansatz um dir klar zu werden ob und was du einem Sterbenden sagen moechtest.
 
ja, es fühlt sich schwer an, wenn man dabei ist, wie sein vater seinen noch halbwüchsigen kindern sagen muss, dass er bald sterben wird und ja, freunde fühlen sich hilflos, wenn sie ihren freund besuchen und sehen, dass da nur noch eine handvoll tage übrig ist. aber eigentlich geht es doch nur darum, nebeneinanderzu sitzen und nochmal den arm umeinanderzulegen, da braucht man nicht soviele worte.
 
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