[FSK 18] Diskussion: Kino Kontrovers

Weißt du was ich wirklich glaube? Ich glaube, dass man in einem öffentlichen Forum den Anstand besitzen sollte, davon auszugehen, dass sich nicht jeder derart harten Tobak antun will. Und da wären ein paar erklärende, warnende Worte angebracht. Jedenfalls angebrachter als die Filme ausschließlich als sehenswert und genial zu bezeichnen. Meinst du nicht?

Ja, das meine ich auch. Das habe ich doch getan und geschrieben, dass ich niemanden dazu auffordern will, ihn sich anzugucken.

Ich hab den Film nicht gesehen. Hab ich was falsch wiedergegeben?

Das Problem bei deiner Darstellung ist, dass du immer wieder "120" als "Extremvariante" von Filmen (Splatter- , Amateur-Hinrichtungs- und Kinderpornografischen Filmen) darstellst, die Gewalt zur Unterhaltung des Zuschauers zeigen. Genau da unterscheidet sich dieser Film aber von den zig tausend anderen und ist eine Kritik am passiven Konsum von Gewalt in Filmen der heute um so mehr zu finden ist.
Was ist denn deiner Meinung nach besser?
Ein Splatterfilm, bei dem der Zuschauer Gewaltdarstellung heftigster Art als gut konsumierbare Kost präsentiert bekommt und Freude dabei empfinden soll, wenn Menschen in tausend Stücke zerrissen werden, oder aber ein Film dessen Thematik unter anderem "Gewalt" ist und dabei den puren Schrecken beim schauen des Filmes durchlebt?
Versteh das nicht falsch, in jedem Horrorfilm wirst du mehr Blut und Tote sehen als in 120. Diese Filme werden jedoch so gestaltet, dass die Gewaltdarstellungen als Mittel zur Spannungserzeugung und ein paar Schockeffekten benutzt werden und es den Zuschauer nicht berührt, weil der Protagonist ja überleben wird.

Wie sehr die Menschen heute an genießbare Gewaltdarstellungen gewöhnt sind, kann man ganz gut bei dem Film "American Psycho" (AP) beobachten. Dort gibt es eine Szene, in der der AP einen Obdachlosen grundlos mit einem Messer absticht. Direkt danach tritt dann der AP mit seinem Fuss den Hund des Obdachlosen. Hier haben wir also zwei direkt aufeinanderfolgende "Gewalttaten" im Stile des modernen Filmes. Einmal die Ermordung eines Menschen und einmal das treten eines Hundes.
Egal mit wem ich den Film bisher gesehen habe:
Bei der Ermordung des Menschen zeigt niemand auch nur irgend ein Gefühl.
Sobald jedoch der Hund getreten wird, zucken alle zusammen, "Der *****" wird gerufen, "Der arme Hund".

120 ist wirklich das übelste für die Psyche, was ich bisher gesehen habe. Pasolini macht einfach etwas, das nunmal gemacht werden muss. Er zeigt Gewalt als das was sie ist, absolut schockierend, nicht genießbar, verstörend und erschreckend.
Deswegen wird dieser Film auch zur Grenzerfahrung eines fanatischen Splatterliebhabers. Weil es plötzlich nichts mehr zu lachen gibt und rollende Köpfe keinen Spass mehr machen. Aber ist das nicht auch richtig so?

Du solltest das jetzt nicht so verstehen, als wenn das DIE Aussage des Filmes sein soll. Es ist eine von vielen...

Und nun bitte ich dich nicht weiter meine Persönlichkeit zu analysieren und mich nicht weiter zu beleidigen, okay?;)
Das Leben hat mich nicht rektal penetriert, ich bin kein Opfer, schon lange nicht mehr in der Pubertät und alles andere als arm, wie kommst du auf so etwas?

Grüße
 
yucka hats auf den kopf getroffen. man kann es sich gerade bei solchen filmen einfach machen, ein paar kritiken lesen und den wiki-eintrag dazu - aber anhand dessen kann man kein urteil fällen und sich keine ernstzunehmende meinung bilden. dafür ist dieser film viel zu komplex. während sich im de sade'schen original ein paar vollkommen pervertierte adelige und kirchenoberste zu einer nicht enden wollenden orgie treffen, zeigt passolini, was passieren kann, wenn in einem faschistoiden system alle hemmungen fallen.

und 120 ist kein film für splatterliebhaber. spätestens im zweiten höllenkreis dreht sich der magen wie eine waschmaschine und wenn man dann noch erkennt, dass es solche leute tatsächlich gibt, braucht man eine rauchpause.
 
Danke Yucka. :) Mehr wollte ich doch gar nicht. Das ist doch mal eine Aussage, mit der ich auch was anfangen kann.

Ich weiß nicht, was besser ist. Gewalt, in der irgendwie Harmlosigkeit oder irgendein Pathos mitschwingt (Wer auch nur einen Amerikaner tötet, wird dem Erdboden gleichgemacht) oder so brutal und realitätsnah, dass sich einem der Magen umdreht.

Ich denke, dass Splatterfilme, Thriller und alles, wo Gewalt wohnzimmertauglich aufbereitet wird, den Zuschauer ein bisschen schockieren und deshalb unterhalten, weil man ja in der warmen Bude sitzt und froh ist, dass man nicht involviert ist und sich am Schluss darüber freut, dass die Guten gewinnen. Gruselgeschichten am Lagerfeuer erzählen ist bestimmt so alt wie die Menschheit. Dass man die hier genannten Filme damit nicht vergleichen kann, ist mir klar. Ich wollte damit gerade andeuten, dass ich mir bewusst bin, dass wir hier von was anderem sprechen und dass einen die Lust am Gruseln ganz sicher vergeht

Vielleicht mache ich es mir mit dem Lesen von ein paar Kritiken wirklich zu einfach. Trotzdem stelle ich mir ja die Frage, warum ich mich einer solchen Grenzerfahrung aussetzen soll. Mein Vorstellungsvermögen ist ziemlich gut. Vielleicht zu gut. Und ich hab in der Realität schon einige menschliche Abgründe erlebt. Vielleicht ein paar zu viel. Die Kombination lässt mich vermuten, dass mir der Film auch nur Dinge bestätigen würde, die ich schon weiß.

Vergleichen wir es mit einer heißen Herdplatte. Ein paar Mal hab ich mich schon verbrannt. Nix wildes, aber es war mir eine Lehre. Muss ich noch mehr empfindliche Körperteile absichtlich draufhalten, um das Prinzip zu verstehen? Ich denke nicht. Wenn das so wäre, dürfte ich auch dann nicht damit aufhören wenn ich schon total verstümmelt bin.

Ich glaube gerne, dass der Film eine Erfahrung ist, die einen zum Nachdenken anregt. Und ich will auch niemandem absprechen, dass er den künstlerischen Wert erkennt. Trotzdem (und das ist jetzt mal nicht provokant gefragt), stelle ich mir doch die Frage, warum man sich eine solche Erfahrung gibt, wenn man doch eigentlich genug anderen Stoff zur Verfügung hat. Mir reichen schon Berichte über Auschwitz, Mengele, polnische Juden und ähnliches für einen Magendreher. Und das nur vom Lesen.

Aber gut.. Vielleicht kann man das warum auch nur beurteilen wenn man den Film gesehen hat. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob mein sonniges Gemüt das verträgt. Insbesondere weil ich ein außerordentlich gutes optisches Gedächtnis habe.

Vielleicht noch einen Satz zu den Enthaupteten in Tschetschenien. Yucka, du hast insofern recht, dass man sich mal über die Qualität seiner Bekanntschaften Gedanken machen sollte, wenn die sich sowas ansehen. Soweit ich weiß, wurde ihm das auf ähnliche Weise gezeigt.. "Ey, guck mal". Und da ist es schon zu spät. Wie ich es fand, kann ich gar nicht beschreiben. Schockierend ist viel zu milde ausgedrückt.

Einen Effekt hatte es.. Ich hab viel darüber nachgedacht und hab mich gefragt, was in jemandem vorgeht, der jemand anderem die Kehle durchschneidet, ihm den Kopf auf den Rücken stellt und freundlich in die Kamera grinst. Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen, sehe aber Berichte über Kriege in Serbien, Tschetschenien und sonstwo mit anderen Augen.

Und ganz ehrlich.. Diese Erfahrung brauche ich nicht nochmal. Zumal ich die Bilder (das ist gut und gerne 5-6 Jahre her) immer noch im Kopf hab.

Nehmt es mir also nicht übel, wenn ich sage, dass ich nicht verstehe, wie man sich einen Film wie die 120 Tage von Sodom freiwillig ansehen kann. Ich kritisiere es nicht, ich verstehe es nur nicht.

Aber auch hier räume ich wieder ein.. Vielleicht weiß man das auch erst nachher und jeder hat da sicher auch ganz individuelle Gründe.
 
Ich glaube gerne, dass der Film eine Erfahrung ist, die einen zum Nachdenken anregt. Und ich will auch niemandem absprechen, dass er den künstlerischen Wert erkennt. Trotzdem (und das ist jetzt mal nicht provokant gefragt), stelle ich mir doch die Frage, warum man sich eine solche Erfahrung gibt, wenn man doch eigentlich genug anderen Stoff zur Verfügung hat. Mir reichen schon Berichte über Auschwitz, Mengele, polnische Juden und ähnliches für einen Magendreher. Und das nur vom Lesen.

Das ist auch eine gute Frage. Ich denke das es sich dabei um zwei gleiche Dinge in verschiedenen Kostümen handelt. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust hängt auch immer mit der Frage: "Wie ist das möglich? Was muss in den Menschen vorgehen um so etwas machen zu können?" zusammen.

120 entfernt sich dabei in sofern von der Geschichtsschreibung, als das es eine Art "Kleine-Welt-Model" von faschistischen Machtsystemen beschreibt und in dieser fiktiven Umgebung die Verhaltensstrukturen der Menschen darstellt.
Das ist sehr wichtig zu wissen. Dieser Film erklärt nicht sondern stellt dar. Er sagt nicht, das ist so, das ist so, und das ist der Faschismus. Die Analyse überlässt er dem Zuschauer. Und an diesem Punkt kommt die künstlerische Genialität ins Spiel.
Der Film hat eine unglaubliche "Bildliche" Kraft die wohl noch stark aus der Stummfilmära geprägt ist (bei der eben nur mit Bildern erzählt werden konnte), mit einer unglaublichen subtilen Detailverliebtheit.

Der Schrecken dieses Filmes kommt, um das noch mal zu betonen, nicht durch ausufernde Gewaltdarstellung zu Stande (welche im Vergleich zu Filme wie z.B. SAW sehr viel sachter und viel weniger Blutrünstig ist) sondern durch die kreierte Situation. Mit den dunklen Seiten der Menschheitsgeschichte im Hinterkopf bekommt diese fiktive Umgebung plötzlich einen überwältigen Realitätsbezug der einen so schockiert.
Er zeigt gleichzeitig Inquisition und Waffen SS, die Faszination an Gladiatorenkämpfe und öffentlichen Hinrichtungen, Kriege und Genozid.

Dabei bezieht er nun einen Aspekt mit ein, der sonst immer tabuisiert wird (ähnlich dem ebenfalls sehr umstrittenen Buch "Die Wohlgesinnten" von Jonathan Littell). Die Sexualität, welche ja der Ursprung des Sadismus ist, wie Sigmund Freud in seinen Abhandlungen zur Sexualentwickelung feststellte.
So sind die zwei wesentlichsten Aspekte bei der gesunden Sexualentwicklung die Überwindung des Ekels und der Scham. In 120 sind genau dies die verstörendsten Stilelemente (Teufeskreis der Schei*e und die andauernde Nacktheit der Opfer).
Wie man das jetzt interpretieren soll weiß ich auch noch nicht so richtig. Das ist eine Thematik die einfach extrem unangenehm und sperrig ist. Aber Teil des Menschen...


Nehmt es mir also nicht übel, wenn ich sage, dass ich nicht verstehe, wie man sich einen Film wie die 120 Tage von Sodom freiwillig ansehen kann. Ich kritisiere es nicht, ich verstehe es nur nicht.

Man weiß es ja vorher nicht;)
Man hört, da ist ein Film der allgemein als "der umstrittenste Film" der je gedreht wurde tituliert wird. Man wird neugierig....

Aber im Endeffekt hat der Film mich nicht nur dazu angeregt nachzudenken, sondern auch mich wirklich intensiver mit Psychologie, dem Holocaust und Geschichte zu befassen.

Ein zweites mal will den halt keiner gucken, braucht man auch nicht ;)
 
Das ist doch mal eine verständliche Darstellung. Irgendwie kommt man ja dann doch ins Grübeln, ob man sich den Film mal ansieht. Allerdings klingt es doch, als sollte man das zu einem Zeitpunkt tun, an dem man nicht mit anderen Sorgen und Emotionen belastet ist. ;)

Insgesamt sicherlich keine uninteressante Thematik. Die Überwindung des Ekels und der Scham.. Freud.. Das ist ja für sich genommen schon abendfüllend. Wenn es dann auch noch entsprechend dargestellt wird.. Nunja. Ich hatte Zeiten, da fand ich Freud noch interessant und Grenzerfahrungen gehörten quasi zu meinem Alltagsgeschäft. ;) Nix dramatisches aber auch nichts, was ich meinen Kindern empfehlen würde. :D

Inzwischen denke ich, dass meine Grenzerfahrungen auf eine andere (gefühlt höhere) Ebene gewechselt sind. Je älter man wird, desto weniger "Tod und Schmerzen" ist dabei. Es sind eher die feinen Zwischentöne, die interessanter werden. Simpel ausgedrückt: Mit 4 Jahren unterscheidet man zwischen süß, sauer, salzig, bitter, lecker und eklig und ein paar anderen Geschmacksrichtungen. 30 Jahre später hat das Essen unendlich viele zusätzliche Abstufungen.

Ich hab auch ein anderes Verhältnis zu Gewalt entwickelt. Damit es mich erschrecken kann, muss es nicht ausufernd dargestellt sein. Die Situtation reicht schon. Das meinte ich mit Vorstellungkraft. Dazu fällt mir "Wenn die Gondeln Trauer tragen" ein. Der Film erzeugt eine so düstere Athmosphäre, die ohne Gewalt auskommt. Absolut einzigartig. Aber eben ein völlig fiktives Thema, aus dem man sich gedanklich am Ende des Films auch zurückziehen kann.

Anders bei "A Clockwork Orange". Der Film besitzt auch unheimlich viel künstlerische Tiefe, man kommt aber auch nur auf Umwegen zu einem wirklichen Nachdenken. Wenn man dazu alleine überhaupt in der Lage ist. Kennt man die Aussagen von Burgess zur "Moral der Geschichte", dann kann man sich auch gut damit auseinandersetzen. Gerne hab ich den Film aber nicht wirklich gesehen.

Vielleicht ist es Bequemlichkeit. Vielleicht will ich die moralische Frage kennen, bevor ich mich den Bildern ausliefere. Umgekehrt (erst schockiert werden und dann den Knoten im Kopf lösen) ist eben ungleich anstrengender. Und man muss bei hartem Material viel Vertrauen in den Regisseur haben. Nämlich dahingehend, dass er auch zulässt, dass man für sich selbst zu einer Lösung oder Verarbeitung des Gesehenen kommt.
 
..., bloß weil irgendwelche Deppen den Unterschied zwischen Kunst und Geschmacklosigkeit nicht kennen.

Gibt es den Unterschied zwingend? Filmkritiker Roger Ebert schrieb in seiner Kritik zu Romeros "Dawn of the Dead" (dt. "Zombie"): "Nobody ever said art had to be in good taste."* (Ok, das war 1979, spätestens jetzt hat es doch jemand gesagt, nämlich Saugkraft ;) ). Ich bin ganz sicher kein Kunstverständiger (vielleicht schon eher "irgendein Depp" ;) ), aber dem würde ich mich anschließen - das Eine schließt das Andere nicht unbedingt aus.


---

* Zur Verdeutlichung hier der gesamte entsprechende Absatz:
"Dawn of the Dead" is one of the best horror films ever made - and, as an inescapable result, one of the most horrifying. It is gruesome, sickening, disgusting, violent, brutal and appalling. It is also (excuse me for a second while I find my other list) brilliantly crafted, funny, droll, and savagely merciless in its satiric view of the American consumer society. Nobody ever said art had to be in good taste.
 
Zuletzt bearbeitet:
Irgendwie kommt man ja dann doch ins Grübeln, ob man sich den Film mal ansieht.

Also, wie gesagt, das sollte jeder selbst entscheiden.

Es gibt verschiedene Aspekte, unter denen er interessant ist. Zum einen wenn es um "Gewalt als Teil des Menschen" geht. Da ich scheinbar noch ne Ecke jünger bin als du (21) befindet man sich natürlich in einem Alter der Neugierde und hat eben noch nicht so viele Erfahrungen und sucht nach Erklärungsansätzen.

Zum zweiten wollte ich auch einfach, als eine Art Selbstversuch, wissen, wie ich mit so etwas umgehen kann und vor allem Erfahren welche Auswirkungen ein Film auf mich persönlich haben kann.

Zum dritten war er interessant aus Filmtechnischer Sicht. Ich hab damals mich viel mit der Arbeitsweise der alten Regisseure beschäftigt und fand den Unterschied bei der Herangehensweise zwischen Stumm- und Tonfilm interessant. Das war halt so ne Zeit, wo ich insgesamt stark an "Bildnerischen" Filmen interessiert war, die subtiler arbeiteten und zum denken anregen sollen.
Heute wird in den meisten Filmen ja alles "vorgedacht", die Aussage möglichst intensiv erklärt....

Dagegen spricht, dass es einem danach mindestens 3, 4 Tage schlecht geht. Ich habe mich wirklich über einen langen Zeitraum beschissen und leer gefühlt.

Grüße
 
...

Zum zweiten wollte ich auch einfach, als eine Art Selbstversuch, wissen, wie ich mit so etwas umgehen kann ...

Mit diesem Erklärungsmuster kann man alles rechtfertigen.
Vom Drogenkonsum bis hin zum Mord, ist alles drin ...:cool:

Subjektivmodus an

120 Tage von Sodom habe ich schon vor ein paar Jahren gesehen.
Es ist ein Klo Film nicht nur dem "Inhalt" nach.
Wenn es sowas wie eine Aussage des Films gibt, so ist sie Gesellschaftssystem unabhängig.

Das ist der "menschliche Makel" der Menschheit.

Pasolini war wahrscheinlich von seinen Ideen - Werteverfall in der Gesellschaft usw. - etwas überinspiriert ...

Es gibt Menschen, die müssen erst etwas gesehen haben um es zu "verstehen", dann gibt es noch welche, die "verstehen" es danach immer noch nicht.

Ich denke, man muss nicht alles sehen um alles zu verstehen ...:eek:


Subjektivmodus aus


mfg.
 
Mit diesem Erklärungsmuster kann man alles rechtfertigen.
Vom Drogenkonsum bis hin zum Mord, ist alles drin ...:cool:
Deshalb meine provokante Frage weiter vorne zum Thema Kinderpornografie. Zugegeben eine etwas unangebrachte Frage, weil es da tatsächlich ein Opfer gibt. Aber sie hat Potenzial, darüber nachzudenken, welche Antwort man darauf hat.

Yucka, ich hatte so einen Selbtversuch auch mal mit 18 oder 19. Da hieß die Reihe "Gesichter des Todes".
 
Las jemand das "Buch" von de Sade? Das ist noch weitaus schlimmer, da noch wesentlich mehr beschrieben wird und nichts so packende Bilder inszenieren kann, wie die eigene Phantasie..

Ich fand den Film zwar schockierend aber ganz ehrlich, bei "Trade" war mir danach übler und konnte eine Nacht nicht schlafen, weils in meinem Kopf rotiert hat... Saló (o. d. 120 T. v. S.) ist einfach Schwachsinn gewesen. Ein billiger Versuch, zu provozieren. Es ist genau das, was Pasolini wollte, zu ekeln und vielleicht noch den Ekel auf´s faschistische "Volk" zu lenken, Problem war nur, dass so gut wie niemand was mit Saló anfangen kann (meine Meinung)... :hum:
 
Yucka, ich hatte so einen Selbtversuch auch mal mit 18 oder 19. Da hieß die Reihe "Gesichter des Todes".

Davon habe ich als ich vielleicht 12 oder 13 war und diese ganze Napster Geschichte begonnen hat versehentlich einen Clip runter geladen weil er einen falschen Namen hatte. Das war ne ziemlich traumatische Geschichte...
Ich hab erst vot kurzem erfahren, dass das nur gestellt war...

Das positive ist, dass mich das ganz schön geplagt hat und ich meinen Eltern davon erzählte. Die haben daraufhin einen Deal mit mir geschlossen, bei dem Sie mir jeden Monat Geld für eine Schallplatte gaben (quasi als Taschengeld-Kulturbonus) wenn ich mich einfach von den illegalen Downloads fern halte.

Jetzt habe ich ne feine Plattensammlung und seitdem nichts mehr mit illegalen Internataktivitäten zu tun:drum::music:
 
Das ist sicherlich ein komplexes Thema und wir starten hier sicherlich keine Diskussion, die nicht schon hinlänglich von diversen Generationen geführt wurde. Nutzt dieses Thema hingegen zur Heilung seelischer Schäden, beteilige ich mich gern. Ich persönlich habe den Film nicht gesehen, an Möglichkeiten mangelte es dabei jedoch nie. In diversen Bekanntenkreisen, auf "Feierlichkeiten" unter "Freunden", beim Bund, auf Studienpartys, während meiner Pubertät,... überall wurde der Film unter vorgehaltener Hand als neue Mutprobe gesehen und ich glaube, dass zwei Dinge unbedingt notwendig sind, um keine traumatischen Schäden davon zu tragen:
  1. Ein hohes Maß Medienkompetenz.
  2. Eine ausgebildete und standhaft Persönlichkeit.
Zuschauer, die nur einen der beiden Faktoren erfüllen können, werden letztendlich von Film belastet. Ich selbst hinterfrage meine eigene Medienkompetenz, würde mich durch den Konsum wohl eher verstört zurückgelassen fühlen, was ich im Vorfeld bereits weiß und nicht wollen würde. Ich belaste mein Innerstes nicht freiwillig, das ist so eine Lebensphilosophie von mir, die mich bisher tief glücklich machte und sicherlich vor vielem Schund bewahrte. Als Schund würde ich den erwähnten Film hingegen keinesfalls bezeichnen.
Besonders die Tatsache der Herkunft im Zusammenspiel mit der Thematik "Drittes Reich", verleiht dem Film eine warnende Aussage. Das professionelle Filmemacher (Metro-Goldwyn-Mayer und so als sachliche Argumentation) am Werk (!) waren, stellt sicherlich niemand in Frage, fraglich ist die Schwelle der persönlichen Entscheidung und die Art des Konsums bzw. der geweckten Gefühle. Mich für meinen Teil ekelt das Übertreten einer gewissen inneren Schwelle, obwohl auch ich weiß, dass Judenhaut in zweiten Weltkrieg zu Lampenschirmen verarbeitet wurden. Vermutlich wurde nur ein Bruchteil von dem offen gelegt, was damals in den KZs wirklich geschah.
Ich muss das auch gar nicht alles wissen, ich bin von der reinen Tatsache das Menschen solche Taten verbrachten/ noch immer vollbringen tief schockiert. Trotzdem öffnen die Gräueltaten der Menschheit einem Kunstwerk weder Türe noch Tor. Sensationsgeilheit ist für mich zwar schon irgendwie nachvollziehbar, ich verstehe auf Basis mediensoziologischer Sichtweisen das Streben nach stärker Befriedigung sensationeller Wahrnehmung, allerdings verstehe ich aus rein menschlicher Sicht nicht, warum man (das Alter oder Gesellschaftsschicht spielt dabei gar keine Rolle) sich solche Filme ansieht, obwohl man sich unwohl fühlt und appelliere etwas naiv-väterlich (aber nicht dämlich) an etwaige jüngere Mitleser: Eure Psyche weiß am Besten, was gut für euch ist, schaut euch nichts an, was euch Unbehagen bereitet.

Allgemein möchte ich anmerken, dass mir der bisher menschenwürdige Ton der Diskussion hier im Forum gefällt, behaltet das bitte bei. Schulhofgespräche laufen sicherlich anders ab, bedenkt das weiterhin.
Da es hier ja um den künstlerischen Ansatz geht, kann ich auf Basis bisher gesehener Ausschnitte / Bilder nur die authentische Optik, die Kostüme und die Inszenierung hervorheben. Vielleicht auch das Marketing, heute würden wir es "viral", oder "guerilla" nennen, für damalige Verhältnisse ist das und die dadurch resultierende Resonanz sicherlich ebenso beachtlich, wie die reine Filmkunst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Davon habe ich als ich vielleicht 12 oder 13 war und diese ganze Napster Geschichte begonnen hat versehentlich einen Clip runter geladen weil er einen falschen Namen hatte. Das war ne ziemlich traumatische Geschichte...

was geschah in dem video?
 
Jetzt habe ich ne feine Plattensammlung und seitdem nichts mehr mit illegalen Internataktivitäten zu tun:drum::music:
Das nenn ich mal positive Wendung. Und sehr geil von deinen Eltern. :) Aber 13 ist natürlich heftig. Da kann ich mir vorstellen, dass dich das geplagt hat.

mann-aus-wurst: Schön gesagt. Ich hinterfrage bei mir beide Punkte. Nicht völlig, denn ich denke, dass ich beides habe, aber die Frage ist eben: wieviel? Reicht es für den Film? Und vor allem.. In welcher psychischen Verfassung befindet man sich gerade? Heutzutage wird man an allen und Ecken mit Medien bombardiert. Jingles und Werbung, Musik im Kaufhaus, überall herrscht eine Atmosphäre der Aktiviertheit. Da ist eben die Frage, wieviel man da noch draufsetzen kann/soll.

Übrigens finde ich es klasse, dass wir doch noch dazu gekommen sind, über die Thematik zu sprechen. Ich finde die Frage, wieviel Schmerz muss/soll/kann man sich ansehen, damit man zum Nachdenken angeregt wird, generell ganz interessant. Denn eigentlich sollte man doch in der Lage sein, das Leid anderer auch ohne eine plastische Darstellung oder grausame Beschreibung antizipieren zu können.

Irgendwie stelle ich dabei aber rückblickend auch ein Gefälle fest. Als ich noch jung war, da hab ich auch mehr nach emotionalen Erlebnissen gesucht. Sonst hätte ich mir Gesichter des Todes nicht angesehen, nicht Freud und Henry Miller gelesen und nicht nächtelang mit Leuten über Gott und die Welt diskutiert. So wie das eben jeder in dem Alter tut. Selbstfindung, das Leben ausloten, etc.

Vielleicht lässt das später einfach deshalb nach, weil das wirkliche Leben einen immer mal wieder rektal penetriert (den originalen Terminus darf ich hier im Forum nicht gebrauchen :hehehe:) und man einfach genug auf dem Erlebniskonto hat, um auf derartige Filme verzichten zu können.

Vielleicht wird man auch zum Jammerlappen, ich weiß es nicht. ;) :crack:
 
was geschah in dem video?

Ein Mann lag auf dem Boden, ein anderer hat seinen Fuss auf dessen Kopf gestellt und ihm dann ein Messer in den Hals gerammt. Ein 10sec Clip.
Unten rechts stand Faces of Death weswegen ich dann Jahre Später die Verbindung zu "Gesichter des Todes" machen konnte. Bis dahin war ich von irgend einem Kriegsamateurvideo ausgegangen...

In diversen Bekanntenkreisen, auf "Feierlichkeiten" unter "Freunden", beim Bund, auf Studienpartys, während meiner Pubertät,... überall wurde der Film unter vorgehaltener Hand als neue Mutprobe gesehen...

Das ist aber auch ein falscher Umgang mit so etwas. Es handelt sich um einen ernsten Film, den man auch als diesen Behandeln muss. Man sollte so etwas nicht aus "Ich muss etwas beweisen" Gründen gucken, sondern um sich ernsthaft mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Aber das ist wohl ein Bestandteil von:

1. Ein hohes Maß Medienkompetenz.
2. Eine ausgebildete und standhaft Persönlichkeit.

Sensationsgeilheit ist für mich zwar schon irgendwie nachvollziehbar, ich verstehe auf Basis mediensoziologischer Sichtweisen das Streben nach stärker Befriedigung sensationeller Wahrnehmung, allerdings verstehe ich aus rein menschlicher Sicht nicht, warum man (das Alter oder Gesellschaftsschicht spielt dabei gar keine Rolle) sich solche Filme ansieht, obwohl man sich unwohl fühlt und appelliere etwas naiv-väterlich (aber nicht dämlich) an etwaige jüngere Mitleser: Eure Psyche weiß am Besten, was gut für euch ist, schaut euch nichts an, was euch Unbehagen bereitet.

Übrigens ist dies ebenfalls Thematik des Filmes. Pasolini wollte mit der schockierenden Inszenierung Kritik an der Maßlosigkeit des "geistigen Konsums" üben, indem er diese Sensationsgier des Zuschauers mit dem Unbehagen beim gucken des Filmes bestraft.
Symbolisch umgesetzt hat er das indem beim "Teufelskreis des Blutes" immer zwei Peiniger foltern und zwei durch ein Fernglas auf einem Thron sitzend beobachten. Die Kamera filmt dabei durchweg durch das Fernglas (normal als Close-Up-Shot, das Fernglas umgedreht als Wide-Shot). Damit stellt er die Sensationsgier des Filmzuschauers auf eine Stufe mit der Perversion der beobachtenden Peiniger im Film um zu zeigen, dass sie der gleichen Natur entspringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Mann lag auf dem Boden, ein anderer hat seinen Fuss auf dessen Kopf gestellt und ihm dann ein Messer in den Hals gerammt. Ein 10sec Clip.
Unten rechts stand Faces of Death weswegen ich dann Jahre Später die Verbindung zu "Gesichter des Todes" machen konnte. Bis dahin war ich von irgend einem Kriegsamateurvideo ausgegangen...

hmm ... das könnte das berüchtigte *******-video sein. das ist allerdings keine fake sondern ein amateurvideo aus dem tschetschenienkrieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
hmm ... das könnte das berüchtigte &/%!$-video sein. das ist allerdings keine fake sondern ein amateurvideo aus dem tschetschenienkrieg.
Könntest Du den Namen bitte unkenntlich machen? Wir wollen hier um keinen Preis Recherche-Grundlagen für Minderjährige liefern. Vielen Dank. :schmatz:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mag ja die Vorstellung, dass es ein Fake war ganz gerne...
 
das ist allerdings keine fake sondern ein amateurvideo aus dem tschetschenienkrieg.

Davon gibt es leider sehr viele, teils auch aus Afrika, Kosovo, Tschetschenien und vor allem Massenhaft welche aus dem Irak (teils von irakischen Aufständigen, die sich dabei filmen, wie sie mittels Scharfschützengewehr einen Ami-Soldaten erschießen)... Sah auch einige in jungen Jahren... :hum: Warum mich das nicht schockt, weiß ich selber nicht, habe eine komische Beziehung zum Tod anderer Menschen (es trifft mich einfach nicht sonderlich)... Bitte nicht falsch verstehen, ich bin ein ziemlich stinknormaler Mensch, nur kann ich anscheinend nur gut damit umgehen... Oder auch nicht... :confused: Ganz anders gehts mir aber bei Gewalt gegen Kindern... Angesprochen hatte ich kurz den Film "Trade", welcher ganz schön üble Stimmung in mir hervorrief, obwohl es "harmlos" verpackt war... :eek:

Faces of Death und seine Äqivalente hab ich nie gesehen und mich reizt es auch nicht sonderlich, weil ich mich jetzt mal so plump hinstelle und behaupte, dass ich von Filmen unterhalten werden will und Mord an anderen Menschen ist für mich alles andere, als Unterhaltung...

Sah jemand "9 Songs"? Was haltet ihr davon? Für mich wars die erste Pornografie, die von oberster Stelle ab 16 freigegeben wurde... Aus der Geschichte wurde ich nicht schlau... :confused:
 
Zurück
Oben Unten