Ja, beide Marktführer haben ärgerliche und lange schon mitgeschleppte Mängel, aber auch ihre Vorteile.
Bei Evernote stört mich die iOS-Version, bei dem man Webseiten nur so wie sie sind teilen kann, also blöderweise nicht mit einer vorgeschalteten Formatierungsauswahl wie beim Webclipper der Desktopversion. Auch ist die iOS-Version total doof zu bedienen, wenn man seine Notizen mit Schlagwörtern organisiert hat (was ja immer propagiert wurde!). Auf einem 12.9" iPad wäre genug Platz für eine Dreispaltenansicht. So wird nur Platz verschwendet. Schön wäre es natürlich auch, wenn man mal eine Weiterentwicklung feststellen könnte. Auf meiner Wunschliste steht eine bessere Tablet-Version, Farbmarkierung von Notizen, verschlüsselbare Notizbücher und eine größere Schachteltiefe bei den Ordnern. Der jahrelange Stillstand ist in der Tat kein gutes Zeichen, wenn man schon solch hohe Abogebühren kassiert. Es ist auch sehr ärgerlich, dass die Plus-Version gestrichen worden ist, denn nicht jeder ist ein Power-User, der tonnenweise Dokumente in Evernote hinein schaufelt und die Serverkosten in die Höhe treibt. Es fehlt definitiv eine Version zwischen Free und Premium!
Als hervorragend sehe ich die Gestaltung der macOS-Version an mit seinem übersichtlichen dreispaltigen Layout und der perfekten Inline-Darstellung von Office- und PDF-Dokumenten. Auch der Webclipper ist kaum zu übertreffen (allenfalls hinsichtlich Aufgeräumtheit noch von Instapaper oder Pocket).
In der Gesamtleistung kommt für mich trotz der Defizite kein anderes Tool an Evernote heran, auch nicht OneNote, weil hier der "Ärgerfaktor" einfach zu hoch ist.
Bei OneNote stört mich massiv die in der Breite nicht ausreichend verstellbare Notizenliste. Alle Überschriften werden abgeschnitten! Noch schlimmer ist es bei der iOS-Version, wo die Spalte mit den Notizen nur knapp über 20 Zeichen zulässt! Wirklich extrem ärgerlich! Wieso wird das nicht endlich mal gefixt? Bei der Windows-Version scheint es diesen Mangel nicht zu geben. Hinzu kommt ein Webclipper, der einfach nur potthässliche Resultate erzeugt. Schließlich sagt mir die labile rahmenbasierte Seitenformatierung überhaupt nicht zu. Total unübersichtlich ist die Dateiauswahl, um in OneDrive ein Notizbuch zu laden. Mir ist es ein Rätsel, warum dort so viele Dateileichen angezeigt werden, also Notizbücher, die gar nicht (mehr) vorhanden sind!
Schließlich kommt die Arbeitsgeschwindigkeit von OneNote nicht im Entferntesten an Evernote heran, was aber wohl am riesigen Mikrokosmos von Microsoft liegt mit seinem Single-Sign-On, wo man rund um den Erdball hin und her verlinkt wird. Aber für mich ist das störend.
Klar, es ist kostenlos, was natürlich schön ist für Leute, die nichts ausgeben wollen. Aber wenn man richtig intensiv mit einem solchen Tool arbeitet, ist die Ergonomie wichtiger als eine Gebühr und OneNote fällt bei mir komplett durch.
Apple Notizen hat in den letzten Systemupgrades mächtig aufgeholt, obwohl mich auch hier noch ein paar unnötige Ungereimtheiten sehr stören. So kann man mit der macOS-Version verschachtelte Ordner erstellen, mit der iOS-Version hingegen nicht. Dafür wird in der iOS-Version angezeigt, wieviele Dokumente sich in den einzelnen Ordnern befinden, in der macOS-Version hingegen nicht.
Wenn es nur um einen Webclipper geht, kann ich mich nicht entscheiden zwischen Pocket und Instapaper. Beide haben eine super-aufgeräumte Darstellung von Webseiten, kosten aber auch Abogebühren, wenn man Webseiten dauerhaft speichern will. Leider können sie mit PDF-Dateien überhaupt nichts anfangen. Pocket hat für mich leicht die Nase vorn, weil es eine macOS-Version gibt.
Seltsamerweise wird nirgendwo "Keep Everything" erwähnt, welches als Webclipper ebenfalls ganze Arbeit leistet und die Daten über Dropbox synchronisiert. Wer es nicht kennt, kann die kostenlose Version mal ausprobieren. Die Premium-Version kostet einmalig.