Die ganz "alltägliche" Fremdenfeindlichkeit?

Blinddarm

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Möchte ich nur kurz mal loswerden, mal so zur Anregung:

Immer wenn es um den Bezug einer neuen Mietwohnung geht, kommt früher oder später eine Form von Fremdenfeindlichkeit zum Vorschein, die mich regelmäßig ratlos macht. Beim letzten Mal forderte mich der Vermieter auf, mein auf ein Stück Papier gekritzeltes Namensschild an der Türklingel durch ein graviertes zu ersetzen. Auf meine Frage, warum das so sein müsse, antwortete er: "Sonst könnte man ja denken, da würden Türken im Haus wohnen". Worauf mir ein paar Sekunden lang nichts mehr einfiel.

Neue Wohnung, neuer Vermieter. Den fragte ich gleich mal, ob ich eine Sat-Schüssel am Balkon anbringen dürfe (Kabel ist mir zu teuer und zu restriktiv, DVB-T hat hier nur wenige Sender, und außerdem ist die Qualität auch mies). Nun kann der Vermieter nach geltendem Recht ja gut und gerne diesen Wunsch verweigern, sofern es sich beim Mieter um einen Deutschen handelt, der auf ausländische Sender nicht unbedingt angewiesen ist. Er kann sagen: "Ne, Schüssel ist hässlich, will ich an meinem Haus nicht haben". Seine Begründung aber: "Ne, ich will nicht, dass es hier aussieht wie in Klein-Anatolien".

Tja. Was sagt man dazu?
 
Nicht alle Leute sind tolerant, manche haben einfach noch keine (freundliche) Bekanntschaft mit Türken oder anderen Ausländern gemacht. Sagen kann man dazu eigentlich nichts, vor allem das mit dem Klingelschild find ich verwerflich. Bei der SAT-Schüssel ist es halt wirklich grenzwertig, denn das Ding ist eigentlich schon aussagekräftig und siehe oben: Nicht alle Leute sind tolerant. (Soll heißen: Der Vermieter meint, es könnte andere Leute abschrecken.)
 
Türken haben in Deutschland irgendwie ein Imageproblem.
 
...das zeigt prima, wie satt man von "Einsiedlern" sein kann, wenn sie nicht die Kultur des Landes annehmen. Und mal ehrlich, wer lebt oder versteht schon deutschen Standart oder das, was man als Sitte bezeichnet...
 
Vorallem wenn Bayern ein deutsches Bundesland ist. :D
 
Ich finde man kann das Thema Fremdenfeindlichkeit auch bis ins Unendliche Hochjubeln. Als Seefahrer durfte ich bekanntschaft mit vielen Völkern dieser Erde machen und glaubt mir eins: Es geht noch viel viel schlimmer!

In Deutschland ist man immer schnell der Hitler wenn man ein Problem mit Ausländern hat, in anderen Ländern erschiessen sich die Volksgruppen gegenseitig auf der Straße. Zudem sind die Ausländer uns Deutschen auf nicht gerade zimperlich gegenüber, deswegen meine ich das kleinere "Neckereien" wie "Klein-Anatolien" durchaus auch sein dürfen. Ich habe viel Verständnis und bin selber ein sehr linksorientierter Mensch aber ein wenig "Feindlichkeit" ist einfach immer da.
 
Neue Wohnung, neuer Vermieter. Den fragte ich gleich mal, ob ich eine Sat-Schüssel am Balkon anbringen dürfe (Kabel ist mir zu teuer und zu restriktiv, DVB-T hat hier nur wenige Sender, und außerdem ist die Qualität auch mies). Nun kann der Vermieter nach geltendem Recht ja gut und gerne diesen Wunsch verweigern, sofern es sich beim Mieter um einen Deutschen handelt, der auf ausländische Sender nicht unbedingt angewiesen ist. Er kann sagen: "Ne, Schüssel ist hässlich, will ich an meinem Haus nicht haben". Seine Begründung aber: "Ne, ich will nicht, dass es hier aussieht wie in Klein-Anatolien".

Tja. Was sagt man dazu?

Das er Recht hat ? Schau Dir doch mal den Schüssel-Salat in südlichen Gefilden an. Man muss auch nicht päpstlicher als der Papst sein. Mit Fremdenfeindlichkeit hat das nix zu tun.
 
Türken haben in Deutschland irgendwie ein Imageproblem.

ja das ist so. Allerdings muß man auch sagen, daß die Türken in Deutschland anders sind als die Mehrzahl der Türken in der Türkei. Es ist damals eben (leider) eine sehr begrenzte "Auswahl" als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen - nicht gerade die fortschrittlichsten und gebildetsten.
Ich kenne eine "türkische Türkin", die hat sich mir gegenüber richtiggehend entsetzt geäussert, als sie das erste Mal in Berlin war und die Türken dort gesehen hat. Sie dachte zuerst das wären Leute "aus irgendeinem rückständigen arabischen Land", bis sie merkte daß die Leute ihre Muttersprache sprechen.
 
… Form von Fremdenfeindlichkeit zum Vorschein, die mich regelmäßig ratlos macht. Beim letzten Mal forderte mich der Vermieter auf, mein auf ein Stück Papier gekritzeltes Namensschild an der Türklingel durch ein graviertes zu ersetzen. …
Das hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun.

Ich habe mich als Mitmieter jahrelang über den bekritzelten Tesa-Kreppstreifen auf dem Briefkasten meiner deutschen Nachbarn geärgert. Umfeld muss man schaffen, Schönheit muss man im Kleinen pflegen, das Gesamtbild entsteht durch das Einzelne.

Wenn einem das egal ist, findet man sicher eine Gegend, in der jeder darf, wie er will. Eine Sat-Schüssel in Farbe des Hauses/Balkons und deren Positionierung kann schon viel verbessern, grundsätzlich finde ich so Häuser abstoßend:

http://www.detlef-henke.de/wp-content/uploads/vorsatz_tv_neues_jahr.jpg
Es ist nicht mein Blog, es war das erste Bild, das mir passte!

Ahrsib
... heißt nicht Detlef Henke.
 
Das er Recht hat ? Schau Dir doch mal den Schüssel-Salat in südlichen Gefilden an. Man muss auch nicht päpstlicher als der Papst sein. Mit Fremdenfeindlichkeit hat das nix zu tun.

Naja, aber warum sagt der Vermieter dann nicht einfach: "Finde ich hässlich, verschandelt die Hausfassade, will ich nicht haben"?

Ich glaube schon, dass seine Begründung was mit Fremdenfeindlichkeit zu tun hat. Er bezieht sich sicherlich nicht auf Eindrücke, die er von Hausfassaden in südlichen Gefilden gesammelt hat - so er denn je in Anatolien war -, sondern er denkt natürlich an Ausländersiedlungen in Deutschland, die man unschwer an den vielen Schüsseln erkennt.

Ich frage mich wirklich, was denn so schlimm an einer Schüssel ist. Es ist ein Stück Technik, das Ausländern und denjenigen Einheimischen, die an der Welt interessiert sind und möglicherweise eine Fremdsprache lernen (wie z.B. ich), sehr gute Dienste leistet. Um die Ästhetik geht es meinem Vermieter jedenfalls nicht - sondern nur um das, was man mit einer Schüssel am Balkon gedanklich verbindet: Da wohnt ein Ausländer, und vielleicht sogar noch einer, dem die Verbindung zur Heimat wichtiger ist als die Anpassung an die deutschen Sitten. Womöglich noch Moslem, da weiß man ja nie...:rolleyes:

Sonst hätte mein Vermieter auch klar auf die mangelnde Ästhetik bezogen und nicht darauf, dass es aussieht wie in "Klein-Anatolien".
 
Warum sagt man, dass etwas abgeht wie Schmitts Katze? Wieso kommt der Sack Reis in’s Spiel, wenn einen etwas nicht interessiert?

Weil bildhafte Vergleiche teil der sprachlichen Kultur sind. Und wenn wir gerade bei den bildlichen Redewendungen sind, sollte man vielleicht auch mal die Kirche im Dorf lassen, sonst müssen wir noch ein klinisches Neusprech á la Orwell erfinden, damit ja mit keiner Äußerung Emotionen verbunden sind.

Und ja, andere Länder, andere Sitten – ich möchte auch nicht mit der Bahn fahren wie in Pakisten, wo ich mich mit 50 anderen Leuten je Seite außen am Wagen festhalten muss. War das jetzt auch schon fremdenfeindlich? :confused:
 
Die erste Äußerung ist durchaus verletzend. Die Aussage ist ja: Türken = unordentlich, hässliches Erscheinungsbild. Das mag zwar auf Erfahrung beruhen, trotzdem ist das einfach schlechter Stil. Vermieter outet sich dadurch als Prolet. Es ist schlechter Stil und zeugt auch von schlechter Kinderstube, wenn man Menschen pauschalisierend beleidigt. Was wenn Du Türke wärst, oder türkische Verwandte oder Freunde hättest - dann wäre die Aussage auch gegenüber Dir ein Fettnäpfchen.
Zur Erleichterung: Es ist auch nervend wenn man im Ausland ständig mit Hitler oder dem 2. Weltkrieg in Verbindung gebracht wird, einem Humorlosigkeit unterstellt wird oder wenn man als Laut und grobschlächtig bezeichnet wird, nur weil man deutscher ist. Kein Weltuntergang - aber keine gute Art.
 
Zur Erleichterung: Es ist auch nervend wenn man im Ausland ständig mit Hitler oder dem 2. Weltkrieg in Verbindung gebracht wird

das Problem das ich dabei habe ist, daß diese Äusserungen zu Hitler im Ausland sehr oft positiv belegt sind; da ist man als Deutscher noch viel mehr in der Zwickmühle als wenn man unter Nazi-Generalverdacht gestellt würde.
 
Ich habe mich als Mitmieter jahrelang über den bekritzelten Tesa-Kreppstreifen auf dem Briefkasten meiner deutschen Nachbarn geärgert.
da hat man aber dann keine anderen Probleme, oder? :faint:
 
Man kann aber auch jedes Haar spalten, tausende Korinthen kacken und jedes einzelne Wort auf die Goldwaage legen ;).
 
meinst du mich? ich finde es auch ohne "jahrelang" noch albern. Mich über Tesakrepp-Namensschilder auf Briefkästen aufzuregen, dazu ist mir meine Lebenszeit echt zu schade :)
 
Mich über Tesakrepp-Namensschilder auf Briefkästen aufzuregen, dazu ist mir meine Lebenszeit echt zu schade :)
Lass mich raten:
Du hast nie für die Deutsche Post o.ä. gearbeitet, oder?
Unleserliche Namenschilder zu entziffern - dazu war mir meine Lebenszeit echt zu schade ;)
 
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