Bilder vom Krieg: Die Gewalt in Bilder sehen!

Berichterstattung: ja.
Grausame Bilder zeigen: nein.
Auf Fernsehen und Illustrierte kann ich verzichten, auf Zeitungen und Rundfunk nicht.
Die Bilder entstehen ganz von alleine im Kopf.

Gruß, neptun
 
Solange es immer noch "Heil Hitler" groehlende Drecksschweine gibt soll es auch noch die schrecklichsten Bilder des Holocaust geben.

Das war ein Beispiel
 
sehr interessant, vor allem der zombietime link! danke!
 
Gute Fotografen manipulieren ihre Bilder nicht, schlechte Presse schon.
Dass man mit Photoshop Bilder beliebig manipulieren kann, ist doch eine Banalität.
Und was sollen wir daraus für Schlüsse ziehen: Glaube keinem Bild?

Mit Texten, Reportagen etc. ist es noch viel einfacher, zu lügen.
Glaube keinem Text?

Glaube gar nichts mehr?

Die Entscheidung muss jeder für sich treffen, aber mit dieser Begründung kann man alles, was einen irgendwie nicht in das eigene Weltbild passt, beiseite schieben.

Freie Kriegsfotografen machen einem genau das aber schwerer. Sie dokumentieren das Grauen, und das ist angesichts der Banalisierung, Entertainisierung von Gewalt und eingebettetem Kriegsjournalismus sehr wichtig.
 
Gute Fotografen manipulieren ihre Bilder nicht, schlechte Presse schon.
Ich kenne so eine Geschichte: Beim Anschlag auf die beide Türme in New York soll es eine Frau in Irak gegeben haben, die getanzt hatte in einer Bar. Das Dorf war von nur einige dutzende Leute bewohnt, ohne Fernsehen. Man vermutet, sie würde sich freuen. In Wahrheit soll der Fotografen den Barkeeper gezahlt haben, damit sie eine kleine Feier machen können. Während der Feier hatte die Frau also getanzt und der Fotograf fotografierte sie dabei. Das Bild ging auch durch die Welt. Ich würde mich schämen der Fotograf zu sein .. :rolleyes:

Entweder Focus oder Spiegel hatte diese Geschichte entlarvt. Weiß nicht mehr, von wem. :)
 
Das Kriegsbild, welches sich mir am meisten eingebrannt hat, ist aus dem Vietnamkrieg - das Bild, auf dem die flüchtenden, nackten und verbrannten Kinder verzweifelt vor den Flammen wegrennen.

Hat das Bild nicht auch zum Stimmungsumschwung in den USA geführt?

Die Frage ist, würde ein derartiges Bild heute noch die gleiche Wirkung erzielen oder sind wir schon durch die Bilderflut abgestumpft?

Bei diesem Bild glaube ich nicht dass es die Realität allzusehr verzerrt hat.
 
Ich finde Kriegsbilder meistens unangemessen - ersten passen sie nicht zum Espresso, zweitens stellen sie ungefragt Menschen in reichlich misslicher Lage öffentlich zur Schau und drittens bringen sie keinen wesentlichen Informationsgewinn.
 
...sowas muss jeden tag gezeigt werden .... ansonsten ist ein thema wie "Iraq" etwas bei dem man genüsslich eine tasse tee trinken kann.
Der Grund, warum ich beim Thema Irak genüsslich eine Tasse Tee trinken kann, ist eben diese tägliche Berichterstattung.

Jeden Tag:
40 Tote beim Explodieren einer Autobombe. 30 Tote bei Unruhen auf der Straße. 10 Tote bei einem Schusswechsel zwischen religiösen Gruppierungen. 50 Tote bei einem Anschlag auf einen Schulbus.

Wenn ich abends die Tagesschau sehe, empfinde ich diese Massen von Toten Menschen nurnoch als Statistiken, und ich schäme mich dafür. Meine Anteilnahme ist gleich null und wird den betroffenen Menschen nicht im Ansatz gerecht.

Was tun ? :confused:
 
Der Grund, warum ich beim Thema Irak genüsslich eine Tasse Tee trinken kann, ist eben diese tägliche Berichterstattung.

Jeden Tag:
40 Tote beim Explodieren einer Autobombe. 30 Tote bei Unruhen auf der Straße. 10 Tote bei einem Schusswechsel zwischen religiösen Gruppierungen. 50 Tote bei einem Anschlag auf einen Schulbus.

Wenn ich abends die Tagesschau sehe, empfinde ich diese Massen von Toten Menschen nurnoch als Statistiken, und ich schäme mich dafür. Meine Anteilnahme ist gleich null und wird den betroffenen Menschen nicht im Ansatz gerecht.

Was tun ? :confused:

...genau das hatte ich ja gemeint .... es wird nichts autentisches aus regionen wie dem Iraq berichtet.
...wo sind denn jedentag die 30-40 leichen .... es sind doch bloss noch zahlen für uns .... in meinem kopf gibt es keine bilder zu diesen nachrichten.
 
Menschen sind unterschiedlich aufnahmefähig für Bilder&Nachrichten von Terror und Krieg, und für viele nutzt sich der Neuigkeitswert ab.

Die Redaktionen orientieren sich am Mainstream, nicht an politisch interessierten Personen. Da ist der Vouyerismus ein starkes Motiv.

Aber die Ausgangsfrage war ja, warum Kriegsberichterstatter immer wieder in die Kriegsberichte fahren und Bilder und Reportagen machen.
Das ist eine andere Frage als die, wie die Medien mit diesem Material dann umgehen.

Ich glaube, dass es sich meist um sehr moralische Menschen mit hoher Empathie für die immer am stärksten leidenden Menschen, den unbeteiligten Frauen und Kindern, in solchen Konflikten handelt, die den Lügen der Kriegparteien etwas entgegensetzen möchten. Und die hoffen, dass ihre Berichterstattung diesen Krieg eher beenden wird.

Hätte es die öffentlich Diskussion um den Vietnamkrieg gegeben ohne die verheerende Wirkung der Bilder von napalmverbrannten Kindern?
Und würden wir nicht immer noch den Völkermord in Darfur uninteressiert überblättern, wenn es diese schrecklichen Bilder nicht gäbe?
Warum versuchen die Kriegsparteien immer, die journalistische Bercihterstattung zu verhindern, siehe Irak und Tschetschenien, und lassen missliebige JournalistInnen sogar ermorden?

Weil Bilder eben diese Wirkung haben, weil sie die Lügen der Parteien entlarven.
 
Wäre mal interessant zu wissen, wie viele sich in War Games am Computer reinhängen und dann das große Heulen kriegen und in Empörungsschreie ausbrechen, wenn ihnen ein reales Kriegsbild mit Leichen und Blut unterkommt.
 
ui ... noch einer der "killerspiele"-fraktion?

ich bin da voll bei dir ... ich finde auch, dass fangenspielen bei kindern verboten gehört. das grenzt immer armen jungen so dermaßen aus ...

:rolleyes:
 
Wir hatten hier mal einen langen Thread zu Gewalt&Computerspielen, in dem auch ähnliche Fragen erörtert wurden.
Die Gamer beteuerten, Kriegsspiele hätten nichts mit der Wirklichkeit zu tun und sie könnten problemlos zwischen Spiel und Realität unterscheiden.

Das würde bedeuten, es ist durchaus möglich, dass ein Gamer eben einem virtuellem Feind den Kopf abgeschossen hat, aber vom Anblick eines real zerschossenen afrikanischen Kopfes nicht behelligt werden möchte.

Ich halte dies für durchaus möglich – bezweifle allerdings, dass die Sensibilität des Gamers der Grund dafür wäre.
 
Das mit der Interpretation wird nochmal geübt, Macuzen Mores, vielleicht beim Fangerlesspielen.
 
Ich halte Bilder vom Krieg für notwendig und wichtig. Nur halte ich umgekehrt den Einsatz der Kriegsbilder in den Medien in Qualität, Quantität und Autentizität für fragwürdig!

Alleine das Begehr der Amerikaner, keine "unkontrollierten" Fotos von ihren Einsätzen zuzulassen zeigt, wie groß die Angst der Regierenden vor ein paar simplen Fotos sein kann. Im Umkehrschluß führt genau diese Angst dazu, Manipulationen zu billigen, anzustiften oder gar selbst vorzunehmen.

Wie allerdings ein Fotograf das dokumentierte Grauen überhaupt dokumentieren kann, ohne selbst vielleicht helfend einzugreifen, werde ich aber auch nicht verstehen, verstößt er doch selbst gegen einen der grundsätzlichsten menschlichen Grundsätze, jemanden, der Hilfe braucht, diese zukommen zu lassen, insofern man diese geben könnte.
Ein, egal wie ehrenwerter, Fotograf kann sich eigentlich nicht über alle erheben und Neutrum sein, wenn er mit solchen Grauen konfontiert wird, ohne selbst in irgendeiner Weise dauerhaften seelischen Schaden zu nehmen.
 
ein kriegsbild ohne text und kommentar hat für mich die beste aussage. sobald sie aber in den medien erscheinen, wirken sie manipulierend.

mir hat der film "the war-photographer" viel eindruck gemacht.

aber was seit dem irak-krieg und dem libanon-krieg produziert und in den medien gezeigt wird, ist doch recht fragwürdig.

ich spiele kriegsspiele auf meiner xbox, ich habe schon ein paar übel zugerichtete leichen in natura gesehen. daran gewöhnt man sich nicht. und hat auch gar nichts miteinander zu tun.

viel mehr sind die täglichen, "normalen" 100-tote-meldungen aus irak abstumpfend, das stimmt mich nachdenklich.
 
Momentan wird allerorten über den Bomberangriff auf Guernica berichtet. Irgendwo wurde die Frage gestellt, ob sich das Ereignis nur deshalb so in die Köpfe eingebrannt hat, weil Picasso das Ereignis großflächig verewigte.

Er bildete es auch nicht zu hundert Prozent realitätstreu ab. Ein Überlebender sagte, schreiende Pferde hätte es dort eigentlich nicht gegeben. Trotzdem empfinde ich das Bild nicht als effekthascherisch oder unehrlich.

Das Bild hängt als Kopie im Gebäude der Vereinten Nationen (zur Mahnung?). Am Tag als Powell die Runde von den (nicht vorhandenen) Atomwaffen Iraks überzeugt hat/überzeugen wollte ..., wurde das Bild zugehängt!

Auf der anderen Seite starben bei diesem Angriff auf Guernica wohl nicht wie anfangs gedacht mehr als 1000 Menschen, sondern "nur" ca. 300.

Trotzdem, momentan sterben im Irak täglich ca. 100 Menschen! (Mission accomplished!!) Wie sollte man dies überhaupt noch fotografisch vermitteln? Es gab mal eine Seite im Netz, auf der amerikanische Soldaten ungefilterte Fotos von Toten, Zerfetzten und Schwerverletzten einstellten, teilweise kommentiert mit perfidestem Zynismus. Diese Bilder konnte man eigentlich gar nicht anschauen, zumindest waren sie nicht "jugendfrei" da zu brutal. Ich hatte mir das mal angetan, ich traute mich nichtmal sie meiner Frau zu zeigen und habe es auch gelassen.

Das Napalmbild mit vietnamesischen Kindern entstand auch noch in einer Zeit, in der Fotografie und vor allem deren mediale Verbreitung das Privileg einiger weniger waren, so dass die Wirkung viel stärker war ohne gleichzeitig zu sehr in's Detail gehen zu müssen.

In der heutigen Zeit der Bilderflut und der Ungeduld vieler Mediennutzer beim konsumieren der Nachrichten wüsste ich gar nicht was ein adäquates Mittel wäre, um das Grauen und den Schrecken eines Krieges so zu transportieren, dass echte Betroffenheit ausgelöst wird.
Leerzeile
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke es ist aufjedenfall wichtig, das die Welt solche Bilder zu Gesicht bekommt. Das Internet ist voll mit geschnmacklosen bis zu wirklich perversen unmenschlichen Fotos, da sollte es jawohl gestattet sein der Welt in den Nachrichten zuzeigen wie die Realität aussieht. Und wenn die realität krieg bedeutet, müssen wir diese auch zu Gesicht bekommen. Schließlich gibt es, auch wenn es irgendwie unglaublich ist, immernoch Leute die den Holocaust verleumden, allein die Tatsache sollte für regelmäßige Kriegsberichterstattung, auch mit Fotos sprechen, so dass auch der Dümmste von uns, ja sogar der leser der Bildzeitung, weiß was "da draussen" passiert ;-)

Gruss
Applewein
 
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