Im Privaten Umfeld steigen die digitalen Inhalte und Daten. Wer will denn seine MP3 Sammlung, Fotos, Videos auf einem Server im Internet haben. Ein paar Photos vielleicht, aber nicht alle. Gilt ebenso für Briefe die man privat schreibt oder die ganzen Adressen. Hey, da wäre ich mir unsicher wer alles an die Daten rankommt. Sicher ist nur, dass da nichts sicher ist.
Ich sag ja dass es da derzeit noch Vertrauensprobleme gibt. Zu Recht! Fakt ist aber auch, dass der Computer abschreckt. Dass immer mehr "Intelligenz" auch in anderen Geräten zu haben ist. Kleine, smarte Devices, gesteuert durch einen kleinen PC, der praktisch keinen eigenen Speicher mehr hat (MacBook Air!!!). Die Platte hängt per WLAN an allen Geräten dran, die sich daraus bedienen. Das TV zieht die Bilddaten (tv!!!), die Anlage und der iPod holen sich die Musikdaten. Erste Schritte in diese Richtung hat Apple ja schon gemacht.
Das ist der Trend. Mag Ballmer heute noch über "den Computer ohne CDROM-Laufwerk" lachen, zeigt es doch, wie gestrig er denkt. CDROM-Laufwerke sind Technik von gestern, die braucht bald kein Mensch mehr, weil er die Daten aus dem (W)LAN zieht. Die Musik und die Filme kauft oder leiht man sich im Netz, etc.
Niemand spricht davon, dass man immer alles ins Internet stellen muss, aber es ist für viele Dinge wirklich praktisch, die von mir aufgeführten Beispiele sind nur ein ganz, ganz, ganz kleiner Ausschnitt.
Für Firmen ist das noch viel kritischer.
Firmen sind ein anderes Kapitel. Der Irrsinn ist: Man wollte Client/Server, um die Abhängigkeit vom Großrechner loszuwerden. Was ist denn ein Firmen-PC heute noch wert, wenn mal der eine oder andere Server im LAN ausfällt?
Hatte ich neulich bei einem Kunden: Netzwerkstörung! Kein Telefon ging mehr (alles VoIP, ist ja so einfach und so modern) die Rechner ließen sich nur noch lokal booten (was sie praktisch nutzlos macht), kein Zugriff auf irgendwelche Projektdaten möglich (weil die ja im Netz liegen, was ja auch Sinn macht). Die ganze Firma stand praktisch still.
So ein PC ist ein Terminal. Ein überdimensionierter "Thin Client", wie ihn Sun und IBM mal verkaufen wollten, aber nicht konnten. Weil man ja unabhängig vom Großrechner aka Server sein wollte.
Wie gut das gelungen ist, zeigt mein Beispiel. So eine Firma braucht keine PCs, sondern grafikfähige Terminals. Sie weiß es nur nicht und will es auch nicht wissen, gerade auch weil die IT gar kein Interesse daran hat, dass alles einfacher wird -- denn das würde nicht zuletzt auch Personalabbau in der IT bedeuten.
Ich selbst habe an Thin Clients von IBM gearbeitet (als ich BEI IBM gearbeitet habe lol) und habe durchweg positive Erfahrungen damit gemacht. Sowas wie heute morgen (Rechner ließ sich nicht booten, weil Windows beschädigt war) tritt entweder genau EINMAL global auf oder gar nicht. Dass einer sich für einen einzelnen Client um so ein Problem kümmern muss, käme bei Thin Clients gar nicht vor.
Das ist die eine Seite. Nun zur anderen: Firmen arbeiten bereits sehr vernetzt. Das ist mein Alltag. Da werden keine Bestellungen mehr gedruckt und mit der Post verschickt, sondern als IDOC von einem System zum anderen geschickt. Und was nicht SAP heißt, braucht entsprechende Schnittstellen, denn SAP ist im Unternehmensbereich das, was MS für Clients ist: Sie geben die Standards vor.
Und von einem System zum anderen bedeutet eben auch von einer Firma zur anderen. Es ist vollkommen üblich, dass Firma A nachsehen kann, wieviel Stück Firma B von einem bestimmten Teil am Lager hat, entsprechende Vertragsgestaltung vorausgesetzt. Auch das wird sich immer mehr steigern, die Vernetzung der Firmen untereinander. Dass das berechtigungstechnisch nicht trivial ist, ist mir (und allen Beteiligten) natürlich klar.
Selbstverständlich braucht jeder seine Privatheit, insbesondere Unternehmen. Es war nicht die Rede davon, dass immer alle im Internet speichern, aber warum ein Programm kaufen, weil man die Funktionalität fünfmal braucht? "on demand" ist das Stichwort einer Technologie, die seit Langem angekündigt wird, und sich jetzt bald durchsetzt. Nicht zuletzt durch Apple. Wir kaufen unsere Musik online (die Zahlen sprechen für sich), wir leihen uns unsere Filme (warum soll ich durch den Regen zur Videothek rennen, wenn ich mir den Film an der Fernbedienung aussuchen kann -- Apple zeigt doch, dass man zum Filmleihen den monolithischen PC gar nicht mehr braucht), bald werden wir uns auch Software leihen. Zum Beispiel ein komplettes SAP-System für Recherche und Schreiben der Diplomarbeit zum Thema "Instandhaltung" oder ein paarmal ein bisschen Photoshop für einen ganz bestimmten Zweck, vielleicht auch nicht alles, sondern nur bestimmte Funktionspakete. Dafür will niemand Vollversionen kaufen bis ans Lebensende.
Wenn ich aber mit dem Handy einen Song auswähle und ihn als MP3 herunterlade, der dann auf die im WLAN freigegebene Platte kopiert wird, damit die Stereoanlage und der iPod sich daraus bedienen kann - warum brauche ich einen PC? Und wenn ich den Film a la Jobs-Präsentation leihen kann, indem ich tv per Apple Remote steuere, mir die Box den Film herunterläd und am TV zeige, wofür brauche ich dann noch einen PC? Für das Schreiben von ein paar Mails, das ich auch am iPhone machen kann? Oder an einem dafür spezialisierten Touchpad (das im Zweifel nicht so abschreckend ist für unbedarfte Benutzer wie ein PC mit seinen komischen Systemmeldungen, Ordnern, Icons und so weiter)? Dieses Touchpad habe ich in Zukunft vielleicht sowieso im Haus, weil es meine Jalousien steuert (der EIB-Bus hat sich ja nie wirklich durchgesetzt, aber Home Automation ist immer noch ein Thema!).
Da gehts hin, davon bin ich überzeugt. So unvermeidlich wie der Weg zur grafischen Benutzerführung mit Maus und Klick.
Ralf