Bahnstreik - so lasse ich ihn mir gefallen

klasse. ich finde den Streik prima. Und diese Diskussion sehr erheiternd. Die Lokführer sollten meiner Meinung nach genug verdienen, um sich und ihre Familien gut zu ernähren. Das sollte für jedes Unternehmen das Zeil sein: nicht gigantische Gewinne einzufahren, sondern seine Mitarbeiter gut zu versorgen! Das haben leider in Deutschland die meisten Unternehmen verpennt, die denken, das Ziel ist, möglichst viel Gewinn zu Lasten der Arbeitnehmer zu machen. Dabei zahlen sich die Manager und Vorstände doch schon selber die höchsten Löhne...

das ist der Jammer mit Firmen, die nicht unternehmergeführt sind. Unternehmer sind Menschen, die irgendwann mal, um sich und ihre Familie zu ernähren, eine Firma gegründet haben, und nun stolz darauf sind, dass inzwischen nicht nur sie selber, sondern auch X weitere Menschen in Arbeit und ebensoviele Familien versorgt werden. Otto Versand z.B. ist noch unternehmergeführt. Da werden schon mal Entscheidungen gefällt, die dem Unternehmen Millionen kosten, nur, damit die Mitarbeiter bessere Leistungen erhalten. Ein Unternehmer ist ein Mensch, der oft genug nicht vergisst, dass er einer ist.

Kapitalgesteuerte Unternehmen haben Vorstände und Manager, die austauschbar sind, und an die Stelle des Unternehmers mit Gewissen tritt eine Kapitalgesellschaft, Aktionäre oder Investoren, die ihre Hände aufhalten und alles beklatschen, was den Unternehmensgewin nach oben treibt. Eine Firma braucht gar nicht unbedingt gigantische Gewinne, ausser, man hat viele Blutegel, die die Firma quasi aussaugen. Der Bahn tun die 30% oder was auch immer davon übrig bleibt am ende sicher nicht weh, allerdings werden sie sich das Geld unrechtmäßig wieder holen, denn die Aktionäre werden nicht zulassen, das der Gewinn einfach geschmälert wird, sondern werden verlangen, dass der Gewinn gleich hoch bleiben muss und daher irgendwo anders gespart wird (z.B. durch teurere Tickets...)

Noch mal kurz zur Info: Gewinne sind das, was übrig bleibt, nachdem alles bezahlt wurde, also alle Gehälter, Investitionen etc. Es ist eine Frechheit, zu erwarten, dass eine Firma immer steigende Gewinne macht, und gleichzeitig die Verantwortung für die Mitarbeiter nicht zu sehen.

Jemand sagte mal, die Unternehmer sind die Könige der heutigen Zeit. Bei den Mengen an Beschäftigten bei den Unternehmen hat manches Unternehmen schon mehr Familien, die es versorgt, als so manches Königreich. Der Staat kann nur regulierend eingreifen, wenn es um Gerechtigkeit geht. Aber die Unternehmer sind die wahren Versorger, es liegt in ihrer Hand, die Familien, die von ihnen abhänig sind, zu versklaven, oder sie gut zu versorgen, wie es ein guter König machen würde. Aber die Unternehmen heute schieben die soziale Verantwortung für ihre Mitarbeiter und deren familien auf den Staat und die Politik.

Es wird Zeit, dass die Firmen und Unternehmen sich wieder mehr bewusst werden, dass ihr Ziel nicht ist, unverschämt reich zu werden, sondern ihre Familien gut zu versorgen.

...just my 2 cents..

Wenn keiner mehr in einem kapitalgesteuerten Unternehmen arbeitet, dann würden die sich auch ändern. Mal drüber nachgedacht? Niemand muss Lokführer werden, niemand muss bei Siemens arbeiten. Jeder kann sich bei Bosch oder sonst wo bewerben. Aber auch inhabergeführte Unternehmen wollen logischerweise die besten Mitarbeiter haben...

...just my 2 cents... ;-)
 
Also, dazu noch etwas anderes: wenn Leute quasi gezwungen werden, unbezahlte Überstunden en masse zu absolvieren, ist dies ein Zustand den ich tatsächlich für Bestreikungswürdig halte. Allerdings muss dafür kein riesiger Streik passieren, sondern schlicht die - wie wir ja sehen - gut organisierten Arbeitnehmer nur so viel arbeiten wie sie laut Vertrag müssen. Da gehe ich doch vollkommen konform.

@madmarian: dein Text enthält sehr viel richtiges und gutes. Aber man kann halt nicht voraussetzen oder verlangen, dass Arbeitgeber mehr für die Mitarbeiter tun als gesetzlich und vertraglich festgelegt. Da müssen die Arbeitnehmer auch mal selber was tun. Allerdings nicht nach der Unterschrift sondern davor.
 
auch noch was sachliches:
sowohl die GdL als auch die Führung der Bahn haben einen Schlichtervertrag unterzeichnet der den Lokführern einen eigenen Tarifvertrag zusichert. Komisch nur dass sich auf Bahnseite da jetzt keiner mehr dran erinnern will
 
Wenn keiner mehr in einem kapitalgesteuerten Unternehmen arbeitet, dann würden die sich auch ändern. Mal drüber nachgedacht? Niemand muss Lokführer werden, niemand muss bei Siemens arbeiten. Jeder kann sich bei Bosch oder sonst wo bewerben. Aber auch inhabergeführte Unternehmen wollen logischerweise die besten Mitarbeiter haben...

...just my 2 cents... ;-)

??? wie soll das vor sich gehen? Alle, die in solchen Firmen arbeiten, kündigen? Well, der Kapitalismus sieht vor, dass Mitarbeiter gut behandelt werden, weil sie dann produktiv arbeiten. Wenn man also in Kapitalgesellschaften gut behandelt wird, dann nicht, weil jemand tatsächlich ein Herz für seine Arbeiter hat, sondern weil kühl rechnerisch es sich auszahlt für die Firma. Mit Arbeitsverweigerung, Streiks und co. wird eine Kapitalgesellschaft gezwungen, die Definition von "gut behandeln" neu zu buchstabieren, z.B. in Form von höheren Gehältern, oder anderen Leistungen.

Die Maxime, Mitarbeiter gut zu behandeln ist allerdings ebenso anzusehen wie die selbstverständliche Maxime, Geräte und Maschinen gut zu behandeln. Keiner würde auf die Idee kommen, eine millionenteure Maschine zu ruinieren, in dem man am Öl dafür spart. Man wägt die Kosten gegeneinander ab, und entschließt sich, das Beste für die Maschine zu tun. Würde das Öl plötzlich mehr kosten als die Maschine, sähe es natürlich anders aus. Also, die Loyalität von Kapitalgesellschaften zu ihren Mitarbeitern ist absolut kalkulierbar. Wenn Mitarbeiter mit doppeltem Gehalt dreifache leistung vollbrächten, wären wir alle hochbezahlt. Man kann also mit Druckmittel gewisse Leistungen erzwingen, aber man muss sich vor Augen führen, dass bei einer Kapitalgesellschaft Menschen nur als Faktoren betrachtet werden...
 
@madmarian: dein Text enthält sehr viel richtiges und gutes. Aber man kann halt nicht voraussetzen oder verlangen, dass Arbeitgeber mehr für die Mitarbeiter tun als gesetzlich und vertraglich festgelegt. Da müssen die Arbeitnehmer auch mal selber was tun. Allerdings nicht nach der Unterschrift sondern davor.

Hallo, ich habe es auch nicht vorausgesetzt, ich hoffe, man begreift aber, dass in anonymen Kapitalgesellschaften eben nur das getan wird, was rechtlich notwendig ist, um mit dem Gesetz nicht in Konflikt zu kommen. Als Arbeitgeber schäme ich mich doppelt: einerseits kann ich aus eigener finanzieller Lage einem Mitarbeiter nicht so viel zahlen, wie ich angemessen finden würde. Der Mitarbeiter hingegen freut sich, bei mir mehr geld zu verdienen als er es bisher irgendwo hat. Toll: andere zocken ihre Mitarbeiter noch mehr ab, sodass ich mit meiner gefühlten Unterbezahlung schon der Held bin. peinlich.

Konkret: ich finde Gehälter unter 15 Euro/h unmöglich, ich selber habe Stellen abgelehnt, wo ich nur 12,50 verdienen sollte, weil damit unterm Strich zu wenig übrig bleibt, um Leben zu können, wenn man nicht gerade wirklich billig wohnt und lebt. Meine Mitarbeiter bekommen also mindestens 15,- -und damit teilweise fast doppelt soviel, wie sie bisher in ihren Studentenjobs und Hiwi-Stellen bekommen haben! Die haben teilweise nur 6-8 Euro die Stunde bekommen bei bisherigen Jobs! ich schäme mich echt für so viel Menschenausbeutung. Und solange es Menschen gibt, die am Anfang ihrer Arbeitskarriere stehen, und sich daher nicht wirklich selbstbewusst sind, was sie verdienen, werden solche Jobs dankbare Abnehmer finden. Angebot und Nachfrage... tja.

Also, nur weil ein Unternehmen Unternehmergeführt ist, heisst es nicht, dass die Mitarbeiter besser behandelt werden. Aber bei kapitalgesellschaften ist der Mitarbeiter nur noch ein Faktor, der kosten verursacht und leistung erbringt. Hier darf sich keiner wundern, dass wirklich nur das gesetzlich vorgeschriebene geleistet wird, und nur dann mehr, wenn sich dadurch mehr gewinn versprochen wird. Gestandene Unternehmen, deren Gründung zu lange zurückliegt, als dass sich jemand an den eigentlichen Gründungszweck erinnert -nämlich, eine stabile Fürsorge für sich und seine Familie, und die Familien der Mitarbeiter- denken von sich aus nicht daran, dass sie vor Gott die Verantwortung nicht für ihre Aktionäre, sondern für die Familien ihrer Beschäftigten haben. Je breiter die Spitze eines Unternehmens, umso eleganter kann man auch dieser Verantwortung wehren. Gleichzeitig habe ich großen Respekt vor jedem Kapitalunternehmen, das sich wie eine unternehmergesteuerte Firma um ihre Mitarbeiter sorgt und unabhängig davon, ob es Gewinn verspricht oder nicht, sehr gut für ihre Mitarbeiter sorgt.

Mein letzter Arbeitgeber war der größte Verleger Deutschlands, ich weiss aus erster Hand, dass Unternehmen unpersönlicher und bürokratischer sein können als staatliche Einrichtungen...

Edit: das artet hier in eine Kapitalismuskritik aus, ich bin mir dessen bewusst. sorry für OT... ich will damit nur sagen, dass ich auf der Seite der Lokführer bin... okay? :)
 
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Ich wusste nicht mal ob ich lachen oder weinen sollte, als ich gehört habe dass 15% mehr Lohn und eine Einmalzahlung von 2000 Euro nicht genug sind...

Die armen, armen Lokführer...

Nur so am Rande: Was haltet ihr eigentlich davon, dass ein Call-Center Mitarbeiter euch bei euren iPhone Problemen 160 Stunden im Monat für 780 Euro netto helfen darf :(

Zum Leben zu wenig, zum sterben zu viel. Aber immernoch genug, damit man Hartz IV bzw. Wohngeld beantragen muss & um sich mit arroganten AA-Mitarbeiterinnen, rumzuärgern, die einen wie einen Sozialschmarotzer hinstellen obwohl man tagtäglich seine 8-10 Stunden arbeitet...

Das ist die Realität, mit der sich Menschen hier in unserer Region rumschlagen müssen. Aber gut, als Call-Center-Agent & Ossi trägt man ja auch keine Verantwortung, und hat demzufolge ein Gehalt, welches ein menschenwürdiges Leben ermöglicht nicht verdient... :mad:
 
Aber gut, als Call-Center-Agent & Ossi trägt man ja auch keine Verantwortung, und hat demzufolge ein Gehalt, welches ein menschenwürdiges Leben ermöglicht nicht verdient...
Doch.

Ein menschenwürdiges Leben wird in Deutschland durch das Sozialgesetzbuch gesichert - auch und gerade durch Angebote wie das Arbeitslosengeld II, umgangssprachlich Hartz 4. Man muss und sollte nicht so tun, als das eine Frage von menschenwürdigem Leben. Selbst wenn man das verbleibende Netto preisbereinigt auf andere Länder umrechnet, dann haben Millionen und Milliarden Menschen auf dieser Erde weniger Kohle - und finden ihr Leben trotzdem menschenwürdig.

Es ist eine Sache, ob man denkt "ich/die Lokführer/die Arbeitslosen haben zuwenig Kohle".
Das "menschenwürdige Leben" ist aber eine ganz andere.

Mir geht das ehrlich gesagt einfach langsam auf den Zeiger, wie so viele, die einfach gerne mehr Kohle hätten so oft gleich die menschenwürdige Moralkeule heranziehen.
Ich find's dann irgendwann auch nicht mehr menschenwürdig, ohne Mac (Pro) mit einem billigeren auskommen zu müssen.
Weil ich darunter nämlich leide. Beinahe unerträgliches Leid, wisst ihr?!?
 
...nun, der arbeitgeber, der über die jahre den arbeitern/angestellten 15-20% genommen hat ;)

...oder der arbeitgeber, der seinen leuten 30% weniger zahlt, als die unternehmen in nachbarländern wie Frankreich, Spanien, UK

Die Lokführer aus Tschechien scheinen ja aktuell sehr zufrieden mit dem Gehalt unserer Lokführer zu sein.
 
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