Abgelaufen = dumm gelaufen? Wie haltbar sind haltbare Lebensmittel?

falkgottschalk

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Gestern war es mal wieder soweit – die Zeit verging mal wieder schneller als die Arbeit. Das bedeutet, dass zu einer bestimmten Zeit noch Arbeit übrig war oder aber dass nach Ende der Arbeit keine Zeit mehr war für andere Dinge.
Wenn man jetzt etwas kleinlich ist (und das bin ich ab und zu), dann gehört Einkaufen zur Arbeit und es braucht Zeit. Und damit sind wie schon gleich in der Nähe des Problems: es gab nach der Arbeit nichts mehr zum Einkaufen und dann muss mal wieder die heimische Küche einen entscheidenden Beitrag zur Versorgung mit Nahrungsmitteln leisten.
Da die Küche das nicht gewohnt ist und schon gar nicht mit frischen Nahrungsmitteln dienen kann denkt man darüber nach, was es sonst noch gibt.
Und irgendwann, wenn man lange genug staubige Regale in der Vorratskammer erfolglos durchforstet hat, dann erinnert man sich vage daran, dass man irgendwann einmal einen Teil seines sauer verdienten Geldes in eine Tiefkühltruhe investiert hat. Damit nicht genug! Wenn man die grauen Zellen noch etwas mehr anstrengt, dann erinnert man sich, dass man da irgendwann einmal sogar irgendwelche Nahrungsmittel eingelagert hat, die man zum Zeitpunkt des Kaufens für einfrier-tauglich gehalten hat,

OK, ich stand also in meiner Küche und grübelte darüber nach, wo ich den Gefrierschrank damals abgestellt hatte. Irgendwann fand ich das Teil dann und öffnete erwartungsvoll die Tür. Hey, das Teil war eingeschaltet und kühlte wirklich fleißig vor sich hin.
Ich wühlte mich also gespannt und erwartungsvoll durch die Schubladen. In diesem Zusammenhang sind dann mehrere Dinge faszinierend (davon abgesehen, dass man kalte Finger bekommt): einmal, was man da alles irgendwann reingeschmissen hat und auch, wie viele der damals gekauften Produkte und Marken längst wieder aus den Regalen der Supermärkte verschwunden sind und damit die lange Reihe der vergeblichen Marketing-Bemühungen weiter in Richtung Bedeutungslosigkeit verlängern. Auch ist es sehr interessant wenn man Sachen in der eigenen Gefriertruhe findet, bei deren Anblick man heute eher den Supermarkt wechseln würde als sie in den Einkaufswagen zu legen.

Ich habe also den einen oder anderen aufgrund der Form prinzipiell in Frage kommenden Gegenstand in die Hand genommen, die Eisschicht abgeschabt, es als theoretisch in Frage kommendes Nahrungsmittel klassifiziert, nach dem im Regelfall mikroskopisch klein aufgedruckten Haltbarkeitsdatum gesucht (und meistens gefunden, hey!) und fing an zu rechnen.
Ist Euch in dem Zusammenhang schon einmal aufgefallen, dass man dabei meistens rechnen muss? „Haltbar bis zum xxx, im 3*-Gefrierfach 3 Monate länger“.
Da die Hersteller offenbar den selben Kalender anwenden wie mein iMac waren die meisten Haltbarkeitsdaten, selbst bei großzügiger Auslegung der Sterneanzahl des Gefrierschranks unter Hinzuaddieren der Sterne einer darin gefundenen Flasche LINIE Auquavit, deutlich überschritten. Mit deutlich meine ich jetzt mehrere Jahre,..

Und damit sind wir schon beim Thema,
Wie ernst kann man die Haltbarkeitsdaten nehmen?
Dass die meisten Nahrungsmittel, die man einfrieren kann, generell schlecht schmecken ist selbst für mich keine wirklich neue Erkenntnis. (Mehr als genug von dem Zeugs aus dem Supermarkt schmeckt ja schon schlecht ohne dass man es einfriert, aber das ist auch wieder eine andere Geschichte.)
Die Meinungen, ob man den schlechten Geschmack durch Einfrieren weiter verschlechtern kann, gehen weiter auseinander als die der G8-Gegner und George W. Bush. (Das ist der Kriegsdienstverweigerer und Urkundenfälscher aus dem Vietnamkrieg, dessen Vater ein korrupter Ami-Präsident war. Bekannt geworden ist er durch seine Hauptrolle in dem Buch „stupid white man“ von Michael Moore, ansonsten besteht seine Hauptleistung bisher darin, dass er in den zu schreibenden Geschichtsbüchern viel Platz gelassen hat für die guten Taten seiner Nachfolger.) Die offene Frage, ob etwas, das nach nichts schmeckt wenn es frisch ist, schlechter schmeckt wenn es alt ist, lassen wir mal außen vor.

Jedenfalls frage ich mich nun: wird durch Überlagern der Haltbarkeitsdaten der Geschmack der Lebensmittel einfach nur noch fader und noch schlechter oder werden die wirklich schlecht?
Ich habe gestern einen Selbstversuch gestartet, der zur Klärung des Themas beitragen wird und habe ein Knoblauchbrot verdrückt, dessen Haltbarkeitsdatum 2005 abgelaufen ist. Geschmacklich war da kein Unterschied zu einem, das ich vor 3 Wochen frisch gekaut hatte und das ich frisch verdrückt hatte. (OK,, ich hätte schon damals eine andere Reihenfolge nehmen sollen, aber das ist eine andere Geschichte…)

Wie ist da Eure Meinung? Hat hier vielleicht sogar jemand stichhaltiger Erklärungen der Hintergründe? Sind die Haltbarkeitsdaten generell gefaked? (Ich frage mich z.B. schon lange, was an einer Flasche Mineralwasser schlecht werden soll, die hat aber auch ein Haltbarkeitsdatum.)
Mein steinaltes Knobibrot habe ich mich in der letzten Nacht nicht mehr durch den Kopf gehen lassen, habe also eine nebenwirkungslose Nacht gehabt.
Biologisch schlecht kann es also nicht gewesen sein.
So, und nun sind die Experten dran. Wie lange kann man wirklich etwas sorgenfrei einfrieren? Woran erkennt man, dass es wirklich schlecht ist und nicht nur abglaufen?

Danke für Eure Tips!
 
an der stelle möchte ich noch mal kurz auf den unterschied von mindesthaltbarkeitsdatum und verfallsdatum hinweisen!
 
Ich sehe das mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum für nicht so tragisch.
Es ist ja, wie das Wort sagt, das Datum, an dem der Hersteller noch für die Haltbarkeit garantiert.
Übrigens hält gefrieren den Zersetzungsprozess nicht auf, es verlangsamt ihn nur. Und wenn es sich um noch intakte Zellen handelt (bei Fleisch oder Gemüse) werden diese durch das Einfrieren ja sogar zum guten Teil zerstört.

Endlos hält sich ein Lebensmittel also keinesfalls im Gefrierschrank. (War es eigentlich ein echter Gefrierschrank oder nur ein Drei Sterne Fach? Das ist ja nochmal einige Grad wärmer)
Das Brot hält sich ja sogar im Kühlschrank lange, von daher war es meiner Erfahrung nach Grenzwertig aber ok, es noch zu essen.

Bei anderen Nahrungsmitteln, gerade selbstgekochtem (also mit Keimen versetzen und bereits einmal gekocht), das 2 Jahre in der Kält liegt, wäre ich sehr vorsichtig. Denn - wie geschrieben - der Zersetzungsprozess ist nicht aufgehalten, sondern läuft nur langsamer ab.

Aber ich esse auch Sachen, deren Haltbarkeitsdatum schon Wochen (Kühlschrank-Kram) oder Monate (Trockenes oder Gefrierschrank) drüber ist. Wenn allerdings eineinhalb Jahre zwischen MHD und Verzehr liegen, dann würde selbst ich Abstand davon nehmen.
 
Eine schöne Geschichte.
Du weißt nicht wo du deinen Gefrierschrank hast? :kopfschüttel:
 
Gut dass ich solche Probleme nicht habe. Meine Küche biete zwar auch immer nur den Minimalvorrat an Essbarem, aber wenn man im Zentrum einer grösseren Stadt wohnt hat man 24/7 Zugriff auf Döner. Grundversorgung ist aso immer gewährleistet :D
 
Wenn dir davon nicht schlecht geworden ist wars wohl noch gut. :D
 
aaalso, betrachten wir das Ganze mal fachmännisch. Ich bin Biologe und arbeite viel mit "verderblichen" Dingen, die (tief-)gefroren aufbewahrt werden müssen. Wir unterscheiden verschieden Lagertemperaturen für verschiedene Dinge. Das geht von Raumtemperatur (was in der Wissenschaft etwa +21°C ist), +4°C (Kühlschrank), -20°C (Gefrierschrank), -80°C (Tiefgefrierschrank oder Trockeneis), und -196°C (Flüssigstickstoff). Ganz allgemein kann man sagen: Je empfindlicher die Ware, desto kälter muss sie aufbewahrt werden. Zellen, die nach dem Auftauen weiterleben sollen, werden in Flüssigstickstoff aufbewahrt und sind dort "unbegrenzt" haltbar. Für kürzere Zeit kann man sie auch in Trockeneis aufbewahren (zB. zum Transport), dort sind sie mindestens 3 Monate überlebensfähig.
Ein normaler Haushaltsgefrierschrank mit etwa -20 bis -30°C ist nur für relativ unempfindliche Sachen geeignet. Zellen zB. kann man so gar nicht in überlebensfähigem Zustand eingefroren lassen.
Beim "Kaputtgehen" bei falscher oder zu langer Lagerung muß man unterscheiden zwischen biologischem Verderben (durch das Wachsen von Bakterien oder Pilzen), chemischem Verderben (zB. durch Oxidation - ein klassisches Beispiel ist das Ranzigwerden von Fetten), und physikalischem Verderben (hauptsächlich durch Wasserentzug). Das biologische Verderben ist bei -20°C bereits sehr effizient und andauernd gehemmt. Sprich: Einfrorene Ware verschimmelt nicht und gärt nicht.
Das chemische Verderben wird durch Einfrieren verlangsamt, aber nie ganz aufgehalten, egal wie tief die Temperatur ist. Es ist hauptsächlich das chemische Verderben, das zu lange gelagerter Tiefkühlware zusetzt, und dabei vor allem die Oxidation von Fetten, die zu übelriechenden und widerlich schmeckenden Produkten führt. Also gilt: je fetter ein Lebensmittel, desto kürzer darf man es aufbewahren. Zum Glück hat uns die Natur einen sehr sehr guten Sensor für chemisch verdorbene Lebensmittel mitgegeben: die Nase! Was also komisch riecht, darf nicht mehr verzehrt werden.
Das physikalische Verderben kommt hauptsächlich dann vor, wenn Ware in ungeeigneter Verpackung eingefroren wird (zB. dünne Plastiktüten), zuviel Luft drum rum ist, oder wenn die Lagertemperatur zu sehr schwankt (viele "abtau-freie" Haushaltsgefrierschränke). Für diese Art Verderben hat die Industrie den schönen Begriff "Gefrierbrand" in die Werbung eingeführt. Was gemeint ist ist der teilweise Wasserentzug und/oder die Bildung von Eiskristallen direkt auf dem Lebensmittel. Dies führt dazu, daß sich die Konsistenz des Lebensmittels stark verschlechtert, ist aber nicht wirklich gesundheitsgefährdend. Ganz toll ist es, wenn chemisches und physikalisches Verderben zusammenkommt; gut zu beobachten bei überlagerten, halbgefüllten Behältern Speiseeis: Eiskristalle auf der Oberfläche, zähe, angetrocknete Oberfläche, und Verfärbungen die den Zerfall der Fette zeigen: wegwerfen!!
 
aha! Danke für die Kommentare.
@walfrieda: danke für die ausführlichen Erläuterungen.

Als Fazit kann ich also festhalten: solange es nicht komisch riecht und/oder komisch schmeckt, ist es noch genießbar? Und für wirklich langes Lagern bräuchte ich eine Lagerstätte auf Basis von Flüssigstickstoff, das lasse ich dann aber besser mal. (Obwohl, als Gag könnte ich ja mal danach im Geiz- und Blödmarkt fragen? Wetten, dass mir da ein Verkäufer sagen wird, dass die gerade alle und bestellt sind und nächste Woche wieder reinkommen? Oder dass der neue Funai Energieklasse F die selbe Kühlleistung haben wird...)

Viel Spaß noch!
 
Wieder einmal vermisse ich die Danke-Taste in der Bar :)

Danke walfrieda :)

Womit wir wieder ganz schnell beim "Gammelfleisch" wären und dem Grund, warum "die Politik nichts macht". Das führt aber wieder zu weit weg... :)
 
Wieder einmal vermisse ich die Danke-Taste in der Bar :)

Danke walfrieda :)

Womit wir wieder ganz schnell beim "Gammelfleisch" wären und dem Grund, warum "die Politik nichts macht". Das führt aber wieder zu weit weg... :)

ja, daran hab ich auch gedacht. Ich würde wetten die Leute, die am lautesten geschrieen haben bei dem "Gammelfleisch-Skandal", haben selbst abgelaufenes Fleisch oder Fisch in ihrer Gefriertruhe(*). Ehrlich, wer ist nicht schon in seinen Vorräten (auch den nicht gekühlten) auf etwas gestossen, von dem er geschworen hätte es erst "vor kurzem" gekauft zu haben, und wenn man die Packung rumdreht sieht man daß das Zeug schon zwei Jahre abgelaufen ist. So ist es nun mal, die Zeit vergeht einfach zu schnell. Warum macht da die Politik eigentlich nichts ;)


(*) was den bewussten Handel mit vergammelter Ware nicht rechtfertigen soll - das ist eine Sauerei. Aber der Druck ist groß, und schwarze Schafe sind immer da, wo man Geld verdienen kann. Wenn ich morgen in einem Laden 2 Kilo Schweinehack für 59 Cent verkaufe, stürmen mir die Leute die Bude - egal ob das Zeug schon abgelaufen ist. Selbst wenn ich es in riesigen Lettern draufschreiben und in der Werbung extra drauf hinweisen würde. Ich glaube nicht daß Kunden dadurch abgeschreckt würden, solange das Zeug einfach unschlagbar billig ist - da setzt das Hirn bei den meisten Leuten aus.
Gäbe es eine Schweinegammelhacksteuer (SghSt), durch die der Staat am Verkauf von gesundheitlich bedenklichem Schweinehack verdienen würde, wär ein Hinweis "Der Verzehr dieses Produktes gefährdet ihre Gesundheit" vollkommen ausreichend und das wäre alles legal. Ähnlichkeiten mit gängigen, gesundheitsgefährdenden Produkten (Zigaretten, Alkohol...) sind natürlich rein zufällig.
 
Ja, es wurde einerseits mit gesundheitsgefährdendem Fleisch gehandelt und andererseits mit "chemisch verdorbenem". In der Presse habe ich nirgendwo einen Unterschied gelesen.
 
Habt Ihr schon mal Lebensmittel gesehen, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum sogar mit Mindesthaltbarkeitsuhrzeit angegeben wird? Ist mir irgendwann mal bei einem Joghurt- oder Quarkbecher aufgefallen… Hab mich "köstlich" amüsiert! :D
 
Habt Ihr schon mal Lebensmittel gesehen, bei denen das Mindesthaltbarkeitsdatum sogar mit Mindesthaltbarkeitsuhrzeit angegeben wird? Ist mir irgendwann mal bei einem Joghurt- oder Quarkbecher aufgefallen… Hab mich "köstlich" amüsiert! :D

ja, das kenn ich. Das ist ähnlich lachhaft wie Mindesthaltbarkeitsdatum auf Salz und Mineralwasser.
 
Zellen, die nach dem Auftauen weiterleben sollen, werden in Flüssigstickstoff aufbewahrt und sind dort "unbegrenzt" haltbar. Für kürzere Zeit kann man sie auch in Trockeneis aufbewahren (zB. zum Transport), dort sind sie mindestens 3 Monate überlebensfähig.
Ein normaler Haushaltsgefrierschrank mit etwa -20 bis -30°C ist nur für relativ unempfindliche Sachen geeignet. Zellen zB. kann man so gar nicht in überlebensfähigem Zustand eingefroren lassen.

... Achtung Kinder bitte nicht nachmachen! Die/Der gute Walfrieda hatte vergessen zu erwähnen dass gegen Wasserkristallbildung der Stoff DMSO (Dimethylsulfoxid) dazugemischt wird. Macht sich nicht so tolle auf Haut (hautgängig). Beim Selbstversuch zuhause würden alle Zellen die nicht entsprechend bestimmten Einfrierprozessen behandelt werden einfach platzen. Hier auch Stichwort Flüssigkristalle. :D

Ansonsten: Die Waren die wir haben könnnen häufig nach dem Ablaufdatumm durchaus gegessen werden. Man sollte auf Geruch und Geschmacksänderungen achten. Geruch wurde schon erwähnt. Beim Geschmack würde ich besonders auf das sauer werden achten, indikator für Bakterien die gerne Säure abgeben.

Ansonsten: guten Appetit
 
Stichwort Gammelfleisch und wie man sich davor schützen kann.

Fürs Lab musste ich zur Enzymaufreinigung etwas Klabsfleisch besorgen. Da aber unser Lieferant im urlaub war ging ich zum Metzger XY.

" Guten Tag. Ich komme von dem Institut XY können sie mir ein möglichst frisches Fleishc verkaufen? Wir möchten Proteine aus dem Fleisch isolieren und diese gehen kaputt wenn das Flesich zu alt ist. Wie alt ist denn das Fleisch das sie verkaufen?"

Es kam eine kurze Diskussion mit dem Metzger dann meinte er erwürde mir das Fleisch von der Theke nicht empfehlen und ging nach hinten. Er holte das was ich so verlangte und meinte es sei erst 4 Tage oder so alt.

Ich bin mir sicher der Tip funktioniert auch beim Supermarkt.

Nun viel Spass beim Einkaufen :D
 
Nicht abgehängtes Rindfleisch bekommt man so schlecht zwischen den Zähnen raus :) Wie das bei Kalb ist, weiß ich nicht.
 
Tja, die gute walfrida liegt zwar nicht total daneben, aber auch nicht ganz richtig. Fette werden zwar ranzig, aber eben, dass stört zwar die Nase und den Geschmackssinn, ein lebensbedrohlicher Schaden ist aber kaum möglich.

Es gibt einen Wert, der nennt sich Wasseraktivität a und gibt an, wieviel Wasser für chemische Rekationen im Lebensmittel vorhanden ist. Ist a hoch, können die Lebensmittel schnell verderben. Dazu gehört Fleisch, aber auch Salat etc. Wenig a haben zum Beispiel staubtrockene Kekse. Ziel bei der Haltbarmachung ist also oft, a zu senken. Dies geschieht z. B. beim Räuchern (Fettgehalt bleibt gleich, bzw. lagert sich das Fett sogar an der Oberfläche als Schutzfilm :)Oldno:) ab), Einzuckern (Konfitüre), Salzen (Heringe), Säuern (Sauerkraut, Spreewaldgurken) oder Trocknen (Fleisch). Die Aussage, mehr Fett = empfindlicher, ist demzufolge absoluter Blödsinn (siehe Butter oder Käse), trifft aber vielleicht auf Tiefkühlware zu (entzieht sich meiner Kenntnis). Heute gibt es noch weitere Verfahren, diese zielen darauf hin, Keime abzutöten (Erhitzen, Schutzbegasung etc.).

Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wird bei Lebensmitteln angegeben, bei denen der Verbraucher den Verderb gut selbst erkennen kann (z. B. Schimmelbildung (die durchaus lebensbedrohliche Stoffwechselprodukte abgeben). Bei anderen Lebensmitteln mit Zu Verbrauchen Bis kann Verderb nicht auf den ersten Blick erkannt werden (z. B. Fleisch), ein Verzehr könnte lebensbedrohlich sein. Die Zeitangabe ist ein Mittel zur Rückverfolgung durch den Hersteller, da z. B. bis 12:53 Charge 1, ab 12:53 Charge 2 abgefüllt wurde.

:augen:
 
... Achtung Kinder bitte nicht nachmachen! Die/Der gute Walfrieda hatte vergessen zu erwähnen dass gegen Wasserkristallbildung der Stoff DMSO (Dimethylsulfoxid) dazugemischt wird.
richtig. Das betrifft aber nicht die Haltbarkeit sondern das Überleben der Zellen (die durch die Kristallbildung sonst mechanisch kaputt gehen würden). DMSO hat keinen Einfluß auf das "Verderben" um das es bei Lebensmitteln geht.
Macht sich nicht so tolle auf Haut (hautgängig). Beim Selbstversuch zuhause würden alle Zellen die nicht entsprechend bestimmten Einfrierprozessen behandelt werden einfach platzen.
absolut korrekt. Aber hier geht's um Lebensmittel; die Leute frieren ja keine lebende Sau ein :D DMSO ist übrigens in vielen Cremes drin, um den eigentlichen Wirkstoff in die Haut einzuschleusen, und ist in geringer Dosis unbedenklich. Ausserdem ist DMSO die einzige Chemikalie, die man über die Haut schmecken kann (kids, don't try this at home!).

Stichwort Gammelfleisch und wie man sich davor schützen kann.

Fürs Lab musste ich zur Enzymaufreinigung etwas Klabsfleisch besorgen. Da aber unser Lieferant im urlaub war ging ich zum Metzger XY.

" Guten Tag. Ich komme von dem Institut XY können sie mir ein möglichst frisches Fleishc verkaufen? Wir möchten Proteine aus dem Fleisch isolieren und diese gehen kaputt wenn das Flesich zu alt ist. Wie alt ist denn das Fleisch das sie verkaufen?"

Es kam eine kurze Diskussion mit dem Metzger dann meinte er erwürde mir das Fleisch von der Theke nicht empfehlen und ging nach hinten. Er holte das was ich so verlangte und meinte es sei erst 4 Tage oder so alt.

Ich bin mir sicher der Tip funktioniert auch beim Supermarkt.

Nun viel Spass beim Einkaufen :D
ich hab mal Proteinreinigungen aus Kalbbries gemacht - lang ist's her. Das hat nur funktiniert, weil wir nen Metzger in der Bekanntschaft hatten, der das Bries kuhwarm in Flüssigstickstoff schockgefroren hat. Kein Fleisch das beim Metzger an der Theke liegt, wäre dafür auch nur annähernd frisch genug.
Um euch den Appetit gänzlich zu verderben: Rind und Wild ist nur direkt nach Schlachtung/Jagd genießbar, wenn es zubereitet wird bevor es kalt wird. Hat erst die Totenstarre eingesetzt, muß man warten bis das Fleisch in die Selbstauflösung übergeht. Damit das Ganze nicht so eklig klingt, nennt man das dann "Abhängen lassen". Im Prinzip ist das Abhängen nichts anders als der Natur Zeit zu geben für die ersten Zersetzungsprozesse. Je nach dem, wie lange man es abhängen lässt, kann das dann schon mal etwas riechen... In Frankreich zB. wird Rindfleisch bis zu sechs Wochen abhängen gelassen (bei uns eine bis zwei Wochen), weil das Fleisch dann zarter ist und stärker schmeckt (...). Tatsächlich ist der typische "Rind"-Geschmack bei ganz frisch geschlachteten Tieren angeblich kaum vorhanden. Ihr seht: es ist ein schmaler Grat zwischen "gut" und "verdorben".
Im allgemeinen würde ich deshalb erstmal dem Mindesthaltbarkeitsdatum vertrauen; der Hersteller kennt sein Produkt am besten. Panik, wenn mal was ein paar Tage "drüber" ist, ist nicht angebracht. AUSSER bei frischer, nicht eingefrorener Ware, die dem biologischen Verderben ausgesetzt ist. Hackfleisch würde ich NIE länger als einen Tag aufbewahren, auch wenn etwas anderes auf der Packung steht. Genauso frisches Geflügel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Tja, die gute walfrida liegt zwar nicht total daneben, aber auch nicht ganz richtig. Fette werden zwar ranzig, aber eben, dass stört zwar die Nase und den Geschmackssinn, ein lebensbedrohlicher Schaden ist aber kaum möglich.
habe ich das behauptet? Reicht es nicht wenn es eklig schmeckt/riecht und man davon die Flitzekacke bekommt?
Es gibt einen Wert, der nennt sich Wasseraktivität a und gibt an, wieviel Wasser für chemische Rekationen im Lebensmittel vorhanden ist. Ist a hoch, können die Lebensmittel schnell verderben. Dazu gehört Fleisch, aber auch Salat etc. Wenig a haben zum Beispiel staubtrockene Kekse. Ziel bei der Haltbarmachung ist also oft, a zu senken. Dies geschieht z. B. beim Räuchern (Fettgehalt bleibt gleich, bzw. lagert sich das Fett sogar an der Oberfläche als Schutzfilm :)Oldno:) ab), Einzuckern (Konfitüre), Salzen (Heringe), Säuern (Sauerkraut, Spreewaldgurken) oder Trocknen (Fleisch). Die Aussage, mehr Fett = empfindlicher, ist demzufolge absoluter Blödsinn (siehe Butter oder Käse), trifft aber vielleicht auf Tiefkühlware zu (entzieht sich meiner Kenntnis). Heute gibt es noch weitere Verfahren, diese zielen darauf hin, Keime abzutöten (Erhitzen, Schutzbegasung etc.).
Die Wasseraktivität ist ein Maß dafür wie leicht Lebensmittel BAKTERIELL oder durch andere Mikroorganismen angegriffen werden können (die "Tierchen" brauchen nämlich Wasser zum Leben). Die Wasseraktivität hat nichts mit der chemischen Haltbarkeit zu tun. Da es hier im Thread eigentlich um Tiefkühlware geht, bei der biologisches Verderben praktisch nicht auftritt, bin ich darauf auch nicht eingegangen. Bei der Haltbarkeit von Tiefkühlware spielt Fettoxidation die größte Rolle, daher gilt als Daumenregel "je fetter desto kürzer lagerbar".
 
Hackfleisch würde ich NIE länger als einen Tag aufbewahren, auch wenn etwas anderes auf der Packung steht. Genauso frisches Geflügel.

Hast du da nicht etwas übertrieben? Ich meine wenn ich den Supermarkt gehe bin ich mir sicher dass das Hackfleisch auch vom Vortag angeboten wird, oder denkst du die "verbrauchen" das Fleisch immer am Abend?

Generell sehe ich das ganze nicht ganz so eng denn wer verdorbenes Fleisch riecht der weiss es dann auch sofort wie der Zustand ist. Ich habe schon Hackfleisch erst am nächsten Tag verarbeitet, war kein Problem. Vom Geschmack her habe ich auch nichts besonderes gemmerkt. Auch von der Farbe her neheme ich an dass keine Unterschiede zu erkennen sind da eh Rhodanit reingehauen wird (schätze ich jetzt mal). Dieses dürfte auch konservieren, oder?

Zu der Proteinaufreinungung: Es hatte alles sehr gut geklappt auch bei unserem "alten" Fleisch. Aber ich kann bestätigen der Händler meinte das Fleisch sei üblichreweise mindestens 1 Woche alt und muss auch vorher getestet werden (je nach Fleischart nach unterschiedlichen Krankheitserregern).
 
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