Hallo tomasu!
Bedaure, die Effekte für Nr. 2 und Nr. 3 gibt es "leider" nicht auf Abruf, sondern sind "made_by_operator" und auf mehreren Ebenen verteilt. Zwei Effekte, die allerdings unmittelbar eingesetzt wurden, sind die Schattenfunktionen und Relief-Funktionen in Photoshop. Der Rest sind grafische Elemente in verschiedenen Ebenen, die man selbst erstellen muss, ganz individuell der Form zugrunde legend, um die es geht. Es gibt zwar viele Effekte für Photoshop, aber im Detail muss jeder Grafiker selbst ran, damit er gute Ergebnisse erzielt.
Insbesondere bei Abbildung Nr. 2 lassen einen Plugins schnell im Stich, denn was allen Plugins fehlt, sind Selektionsfähigkeiten. Nicht jedes Element darf über den gleichen Effekt verfügen, aber weil Plugins von Hause aus "doof" sind, kann der Effekt, einmal angewendet, nicht unterscheiden, ob dieser an einer Stelle mehr oder weniger zum Einsatz kommen muss. Ohne Alphakanal wäre es auch nur halb so lustig. Ich nutze lediglich die Schattenoption von Photoshop und spiele dazu mit Relief, aber in Fragen der Wirkung verlasse ich mich lieber auf das Handwerk. Anders ist gezielte Anwendung und Kompensation der Effekte nicht möglich, denn die brachiale Anwendung von fertigen FX sieht man sofort und diese wirken stets überladen. Dabei ist es die Kunst, Dinge wegzulassen, um trotzdem zu gefallen.
Ich wollte nur deutlich machen, dass Kunden stets auf gleiche Weise reagieren wie Du: Am Anfang präsentiert man eine schlichte Grafik und sie sind begeistert, dann haucht man den Ergebnissen etwas mehr Leben ein und schon sind die ersten Entwürfe Schnee von gestern. Sicher ist die Abbildung Nr. 2 auch mein Favorit, wenn man sie nun direkt mit der Abbildung 1 aus den Entwürfen gegenüberstellt, aber in Reproduktionsfragen ist die Abbildung, die ich als Druckvorlage erstellt habe, stets geeigneter, denn es gibt weniger zu beachten. Die Nr. 2 würde auch die Druckkosten unweigerlich erhöhen, denn dazu wäre ein 4-Farbdruck nötig und der kostet wesentlich mehr als Druck mit 2 Farben.
Was die Unterschiede in dem Erscheinungsbild eines Signets betrifft:
Die Adaptionsmöglichkeit, ein Signet an die jeweiligen Motive und Situationen anzupassen, in denen es präsentiert wird, hat sich längst etabliert und wird sogar von vielen Unternehmen gefordert. Man ist mutiger geworden. Als Beispiel sei hier Warner Brothers genannt. Vor vielen Jahren gab es den klassischen Filmvorspann: Erst präsentierte man das Logo von Warner Brothers, dann gab es ein kurze Blende ins Schwarze und dann folgte erst der eigentliche Film mit dem Titelvorspann.
Diese Trennung wurde längst zugunsten eines fließenden Übergangs aufgehoben und findet in Kinofilmen wie Matrix, X-MEN etc. Anwendung, wo das Warner Brother Signet elementarer Teil des Films wird und der Zuschauer sieht, wie es zum Film überleitet. Auch in Deinem Bereich hat das Vorteile, denn der Soundtrack beginnt schon beim Intro und nicht erst beim Film. Das Ziel, alles homogener zu machen, ist geglückt. Stets im Focus, das Signet so zu verändern, das es zur neuen Umgebung optisch passt, aber trotzdem noch eigenständig ist, das die Zuschauer das Logo jederzeit wieder erkennen. Das ist eine Meisterleistung und ich staune stets aufs Neue, wie viel Liebe zum Detail in solchen Arbeiten steckt, die nur wenige Sekunden dauern, nur damit der Zuschauer den Eindruck gewinnt, dass das Signet von Warner Brothers visueller Teil des Films ist. Die anderen Studios arbeiten heute auch so und ihr Signet muss für die erste Szene des Films herhalten. Sieht aber immer klasse aus – keine Frage.
Wer nicht weiß, worüber ich nun rede, der sollte einfach mal ins Kino gehen und auf den Anfang eines Films achten. Vorwiegend bei Blockbustern kommt dieser nahtlose Übergang von Unternehmensdarstellung und Film zum Einsatz.
Damit wäre Deine Frage beantwortet, wenn es darum geht, für jedes Medium das passende Outfit zu präsentierten. Das Signet zu "tommy B" kann auf Plakaten für eine Beerdigung ebenso "schwarz" und "düster" wirken, wie das Thema und auf Motiven für einen Badeurlaub in der Karibik ebenso "sonnig" und "nass" daher kommen. Wichtig ist und bleibt nur, dass "tommy B" stets als "tommy B" zu erkennen ist. Wir tragen ja auch nicht jeden Tag die gleichen Klamotten und unsere Nachbarn erkennen uns trotzdem wieder. So muss es auch beim Logo sein – im idealen Fall!
Was die Animation betrifft, da ist Flash ein Universalwerkzeug, wenn es um eine skalierungsunabhängige Endversion geht, die man nicht nur im Internet sondern auch auf Video oder in Verbindung mit anderen Medien verwenden möchte. Aber auch hier muss man sagen: Handwerk hat goldenen Boden und wer es individuell mag, der benutzt dazu auch After Effects und legt sich lieber auf ein bestimmtes Endformat fest, denn insbesondere im Videobereich, komme ich mit After Effects schneller und bekömmlicher an das gewünschte Ergebnis – ist einfach mehr drin. Für das Internet reicht Flash dagegen dicke aus! Was eine Applikation zu leisten imstande ist, erfährt man nur, wenn man sie benutzt.
Zurück zu den neuen Abbildungen. Um Deine Frage im Voraus zu beantworten, die sicher schon irgendwo in Deinem Hinterkopf spukt: Sorry, tomasu ... zu den Abbildungen 1 bis 3 gibt es leider keine Druckvorlagen von mir. Man muss die Kirche im Dorf lassen. Du hast Deine Druckvorlagen schon erhalten. Die neuen Abbildungen sind ausschließlich zur Inspiration, was Du später mal aus der vorhandenen Basis machen könntest. Klar, Du würdest jetzt lieber die Nr. 2 der neuen Entwürfe als Druckvorlage haben, aber so sind eben die AIDA-Spielregeln in unserer Branche:
A = Attention(Aufmerksamkeit)
I = Interest (Interesse)
D = Desire (Verlangen)
A = Action (Kaufhandlung)
Die Punkte A und I hatten wir in der Entwurfsphase und mit Übersendung der Druckvorlagen. Die neuen Abbildungen fördern D und zum letzten A könnte ich weiter reizen, aber das möchte ich nicht, denn Du hast ja von Dir gesagt, dass man auch mit wenigen Dingen zufrieden sein kann. Weitere Druckvorlagen sind also nicht nötig, auch wenn diese noch besser wirken. Man darf Kunden nie zu viel präsentieren, denn dann lecken sie Blut – mein Blut.
A wie Action findet also nicht statt, war schon Action genug. Sei froh, dass ich an dieser Stelle keine 3-D-Animation von "tommy B" präsentiere, denn mit Ködern fängt man Fische, nicht mit Büchern übers Angeln. Glaub mir, ich hatte im Laufe meines Lebens schon viele Interessenten im Studio, die wollten zu Beginn in allen Punkten sparen und hatten stets eine Hand auf ihrem Taschenrechner. Gerede und Papierkram konnten sie nicht von ihrem Standpunkt abbringen, mehr für ein Projekt auszugeben als nötig. Und sie waren sich sicher, daran festhalten zu können. Dann machte ich – ganz unverbindlich – eine Konzeptvisualisierung und wir trafen uns ein paar Tage später erneut. Nun sahen die Interessenten, was sie für ihr Geld bekommen "könnten". Und schon warfen viele ihre Prinzipien über Bord, denn sie waren nur noch heiß darauf, es zu bekommen. Das liegt in der Natur des Menschen, denn was einen begeistert, das will man auch – um jeden Preis! Besonders gut klappt das mit Kunden, die von sich behaupten, bescheiden zu sein. Dabei ist Bescheidenheit die schlimmste Form der Eitelkeit und damit werden sie zu leichter Beute, denn Werbung ist die Inszenierung der Eitelkeit.
Falls jemand sagt, er habe kein Geld für Werbung, dann glaube ich das. Aber das bedeutet nicht, dass für eine Inszenierung kein Geld vorhanden ist, wenn jemand glänzen kann, der eigentlich nur sparen wollte. Wer es nicht schafft, zu verkaufen, der hat einfach nur versäumt, den anderen heiß zu machen! Abgekocht ist dagegen ein fieses Wort, denn das trifft nur bei Gaunern zu, die für Geld nichts leisten, aber alles nehmen. Davon ist eine Designleistung weit entfernt, auch wenn die Branche nur mit Wasser kocht.
Alles Gute für Dein weiteres Vorhaben
- Sterling