Für Assad sind wir Tiere
Die Chemiewaffen muss Syriens Diktator abgeben, doch unerbittlich will er weiterhin alle vernichten, die Freiheit wollen. Von Omar Kaddour
(…) Wir haben es hier mit einem umfassenden System von körperlicher und symbolischer Gewalt zu tun. Zuerst werden die Menschen entehrt, indem sie als Tiere bezeichnet werden, die ganz allgemein als minderwertige Kreaturen gelten. Und dann werden sie gequält wie Tiere, ein Verhalten, das wiederum als völlig normal hingestellt wird: Wer als Tier gilt, kann auch wie ein Tier behandelt werden. (…) In dem Augenblick, in dem diese Zeilen niedergeschrieben werden, beschießt die syrische Armee einen knappen halben Kilometer entfernt Zivilisten aus Flugzeugen und mit Raketenwerfern. Es sind die gleichen Zivilisten, die einer tödlichen Belagerung ausgesetzt sind, denen Lebensmittel und Medikamente verwehrt werden. Hier reichen die Worte nicht mehr aus, um das Leid der Menschen zu beschreiben. (…)
Das war der Grund, der die Menschen in Syrien auf die Straße trieb: Sie wollten frei sein. Das Regime aber will eine Bevölkerung von Tieren, willenlos und ohne die Fähigkeit, sich auszudrücken. Deshalb wendet es alle Formen von Gewalt an, unter den Augen der Weltöffentlichkeit. Es hat ja schon einmal funktioniert, 1982, beim Massaker von Hama, als syrische Spezialkräfte und die Luftwaffe unter der Führung des Präsidentenbruders Rifaat al-Assad, unter dem Vorwand, einen Aufstand der Muslimbrüder zu beenden, bis zu 30 000 aufständische Muslimbrüder Menschen ermordete – und die Welt wegsah. (…)