JürgenggB schrieb:
ich muss wohl in Zukunft über solch ein Thema
ausführlicher schreiben. Damit ich nicht miss-
verstanden werde. Oder eben ein Smiley dahinter
setze.
Der Times-Schnitt von Morrison aus dem 20.Jahrhundert
für die „Times” ist ein „modernerer” Schnitt der Plantin von
Frank Pierpont aus dem 19. Jahrhundert, der wiederum hat
kräftig von den Handschriften Robert Granjons aus dem
16. Jahrhundert gekupfert.
Sowohl die Plantin als auch die Times gehören zu Klassifi-
zierung „Barock-Antiqua”.
hmpffff ... och komm.
so ziemlich jede schrift beruht mehr oder weniger auf irgendwelchen
historischen vorbildern. da kannst du im prinzip beliebig weit zurückgehen,
um analogien zu finden. zur karolingischen minuskel, zu den gemeisselten
inschriften der römer, zur sumerischen keilschrift, usw. ... also bitte. solche
vergleiche sind doch bestenfalls für schrifthistoriker interessant.
für mich ist die times eine schrift des 20. jahrhunderts und ist somit "nur"
einige jahrzehnte alt. dass sie als barock-antiqua oder "transitional"
kategorisiert wird weiss ich auch. doch was sagen solche klassifizierungen
schon aus? solche kategorien sind ja nicht vom himmel gefallen, sondern
sind menschengemachte (und somit in grenzfällen höchst subjektive) listen
von schriften, die unter formalen gesichtspunkten gewisse ähnlichkeiten
aufweisen. dabei kann es durchaus vorkommen, dass schriften die im
20. jahrhundert entstanden sind als renaissance- oder barock-schrift
klassifiziert werden, obwohl sie "moderne" schriften sind.
unter anderen gesichtspunkten kann es beispielsweise sinnvoll sein,
kategorien von schriften unter dem aspekt der anwendungsgebiete (z.bsp.
zeitungsschriften) aufzustellen. oder ein ganz eigenes kategorisierungssystem
zu entwickeln, dass den persönlichen anforderungen genügt, usw.
worauf ich hinauswill: eine absolute wahrheit gibt es in diesen fragen nicht,
sondern nur sichtweisen die im hinblick auf diese oder jene fragestellung
sinnvoll sind oder nicht.
schöne grüsse,
M.