spoege
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Manche Mitmenschen erkennen dies und bringen die Sensibilität, den Respekt und die Zuneigung auf, die für eine Beziehung mit einem seelisch Verletzten nötig ist. Der Normalfall aber ist ein Mensch, der schon Probleme hat, Familie und Beruf zu vereinbaren. So jemand bringt nicht die Energie auf für eine Beziehung, die viel Reflektion und Fürsorge erfordert.Psychisch Erkrankte sind doch keine Exoten, sondern haben eine verletzte Seele
Ich komme grade aus unserer Dorfgaststätte, dort habe ich mich mit anderen aus dem Dorf über eine Nachbarin unterhalten, die ausgesprochen schwierig ist. Viele Symptome der "Sozialphobie" treffen auf sie zu. Andere eher nicht, z.B. ihr Drang, Ablehnung gradezu zu provozieren, indem sie sich über zu laute Geräusche, fehlendes Grüssen usw. beklagt. Möglicherweise braucht sie das aber auch als Rechtfertigung für ihre Zurückgezogenheit. Ihr Mann ignoriert das, als gäbe es diese Probleme nicht.
Wir denken, dass sie seelisch krank ist und Hilfe braucht. Aber niemand kann sie ihr geben. Inzwischen vermeiden fast alle den Kontakt zu ihr, weil alle wissen, dass jedes "Wie geht's?" eine unendliche Klage nach sich zieht. Sie interessiert sich für niemanden, nur für ihre eigenen Nöte. Natürlich spürt sie diese Mauern, merkt, dass sie vereinsamt. Aber genau das ist es vermutlich, was sie will: Die eigene Prophezeiung wird Wirklichkeit. Und sie kann die Opferrolle einnehmen.
Was sollen wir da tun? Die meisten haben sich für ein distanziert freundliches Ignorieren entschieden. Sie machen Konversation, gehen auf die Klagen nicht ein und versuchen, sich einen anderen Gesprächspartner zu suchen, so bald es geht.
Dies als konkrete Beispiel alltäglicher Begegnungen mit einem Menschen, der Seelenpflege benötigt, aber nicht bekommt. Und dessen Störung es praktisch unmöglich für andere macht, eine freundschaftliche Beziehung zu ihm aufzubauen.