D'Espice schrieb:
Was mir beim lesen der Beiträge hier aufgefallen ist:
Ihr dürft eines nicht vergessen: Die technisch orientierten Naturwissenschaften sind nur ein geringfügig kleiner Teil des gesamten akademischen Umfelds.
Da muß ich dir leider widersprechen. Wenn ich mich unter den Studies unserer TH, FH, BA etc. umschaue, so studieren fast alle technische Fächer. Germanisten, Lehrer und Kunststudenten sind da eher die Ausnahme.
Und dass dies genau nicht der Fall ist wird geschickt ausgeredet, mit Sätzen wie "das ist doch gar nicht so schwer" oder "das ist doch alles machbar, musst dir nur die Dokumentation durchlesen". Das aber genau hier der Haken liegt wird ebenso nicht klar. Fakt ist, dass LaTeX zu lernen kompliziert ist und keine "Hausfrauenaufgabe" für einen Tag darstellt (Man möge mir in diesem Fall den Ausdruck verzeihen). Fakt ist, dass alleine schon die Installation ungleich komplizierter abläuft als beispielsweise bei iWork oder Mellel und bereits so viele Anfänger abschreckt.
Ja, und weiter? Fakt ist auch, wenn man die Installation (welche nunmal wirklich nicht schwer ist - versuch dagegen mal den mplayer oder xine aus den Sourcen ohne Paketverwaltung selber zu bauen) und die Grundlagen hat, ebenso Vorlagen, ist alles andere easy. Bei Word und Co. eben nicht. Es sieht einfach aus, und bringt die Leute hinterher zur Verzweiflung, weil hinterher wiedermal was nicht funktioniert.
Und es ist leider ein Zeichen der Zeit, daß viele immer alles haben wollen, ohne dafür etwas zu tun. Daß ein Dokument zu Erstellen auch Arbeit ist, darüber machen sich viele keine Gedanken. Hauptsache irgendwas hingeschrieben und nachher zurecht geklickt. Das geht oft genug schief. Zum strukturierten Arbeiten gehört es eben auch, daß man sich über viele Dinge vorher Gedanken macht. Und einen definierten Lernaufwand für Latex im Voraus einzuplanen fällt leichter, als abzuschätzen, wieviel Zeit man hinterher braucht, um Probleme mit Word & Co, die man vorher ja noch gar nicht abschätzen kann, in den Griff zu bekommen.
Ich habe Verständnis dafür, wenn einem "Arbeiter" (soll jetzt nicht negativ sein), der eben mal schnell einen Brief oder eine Rechnung schreibt, sowas wie Word benutzt. Ist ja verständlich. Aber gerade im akademischen Umfeld sollte die Bereitschaft zum strukturierten Arbeiten, und auch dazu, sich mit der notwendigen Materie zu beschäftigen, einfach da sein.
Fakt ist, dass die Betrachtung des Dokuments während der Bearbeitung selber nur mit reger Phantasie möglich ist - oder aber mit umständlichem compilieren.
Soviel Phantasie traue ich dem Durchschnittsakademiker zu. Ist ja ähnlich wie z.B. bei HTML.
Erklärt doch mal eurer Großmutter, sie solle doch bitte die Briefe in Zukunft in LaTeX setzen.
Die ist wohl kaum eine Zielgruppe für Latex. Aber auch das wäre kein Problem, da in der g-brief Vorlage Kommentare sind. Sie braucht mit dem Cursor nur da hinzugehen, wo die Kommentare stehen, und das zu tun, was drinsteht, also Absender, PLZ, Inhalt einfügen und nacher das PDF Symbol anzuklicken (komfortabler Latex Editor vorausgesetzt).
Fällt ihr vielleicht sogar leichter, als sich in Textfelder, Seitenformatierung (z.B. bei den Fensterbriefumschlägen) etc. pp. einzuarbeiten.
Erklärt doch mal einem technisch nicht versierten Studenten, dass es doch völlig hirnrissig sei ein Wort mittels Option-B (oder mittels Benutzung der Maus) fett zu schreiben, da LaTeX das gleiche doch mittels \bf{text} viel unkomplizierter gestalten würde. Erklärt doch mal einer Studentin, dass ein Text erstmal gescannt, compiliert und gesetzt werden müsse bevor sie ihn ohne störende Metasprache lesen kann.
Wo ist das Problem? Außerdem stört die Metasprache nicht, sie vermittelt einem, wie das Dokument nachher aussieht.
Gerade das herumgeklicke mit der Maus ist nervig, und braucht Zeit. Außerdem macht jeder Editor und jede Textverarbeitung das irgendwie anders, hat andere Hotkeys etc. pp. Da schreib ich das lieber einfach aus.
Warum kann man nicht einfach akzeptieren, dass es Leute gibt für die LaTeX eben nicht erste Wahl ist? Dass es Leute gibt denen das ganze Prozedere einfach zu aufwendig ist? Dass es Leute gibt die gerne den geschriebenen Text vor sich sehen wollen so wie er im Ausdruck erscheint?
Kann man akzeptieren. Habe ich kein Problem mit. Es ging darum, was in einem akademischen Umfeld sinnvoll ist, und das ist latex nunmal. Es ging nicht darum, ob das für einen Handwerker sinnvoll ist, oder einen Schüler, da mal eben 2 Seiten formatierten Text produzieren will.
Das mit dem Aufwand, vor allem im akademischen bereich, ist eine Milchmädchenrechnung.
Und ferner kann man das Dokument jederzeit compilen und sieht tatsächlich das, was nachher rauskommt. Word und Co. zeigen das oft nicht richtig an. Insbesondere, wenn man das Dokument an mehreren Rechnern mit anderen Druckern, und anderer Software (OO, Word for Mac etc.) bearbeitet.