T-Online und die Marktforschung
Ich seh diese "Abstimmung"/Erhebung auf der T-Online-Seite so ähnlich wie "Deutschland sucht den Superstar". Da kann ich ( bzw. könnte ich, wenn ich es tun würde ) so oft für jemanden voten wie ich lustig bin.
Der Vergleich hinkt ?
Mir ist kein besserer eingefallen. Denn: welche Absicht verfolgt T-Online mit dieser Vote-Box ?
Ich sehe in der Theorie vor allem zwei mögliche Ziele:
1. T-Online will ein repräsentatives und statistisch korrektes Bild, wieviel Prozent ihrer Seitenbesucher mit welchem Betriebssystem operieren und dabei möglichst jeden Visitor befragen.
2. T-Online will durch ein zusätzliches interaktives Element die "User-Bindung" steigern und verfolgt somit ein Marketingziel.
Ganz ehrlich: ich tendiere zu Absicht Nummer ZWO.
Why ?
Zu 1: Dieses Voting kann nie repräsentativ sein. Eine Umfrage, bei der sich jeder beteiligen kann, der will, ist keine repräsentative. Das ist eine uralte Marktforschungsweisheit. Sollte bei T-Online jemand glauben, auf diese Weise ein realistisches und statistisch haltbares Abbild zu bekommen, dann hat derjenige aber den völlig falschen Job....
Warum fehlt da Windows 95 ? Soll ja noch einige Menschen geben, die das auf ihrem Rechner laufen haben ( ich kenne welche ).
Warum ist dieses Voting dann nicht an prominenterer Stelle des T-Online-Portals, sprich: der Startseite ? Erst, wenn ich mich zu den Computerseiten durchklicke,habe ich überhaupt die Möglichkeit, bei dieser sog. "Marktforschung" teilzunehmen. Das schliesst viele Usergruppen von vorneherein aus.
Zu 2:
Repräsentative Daten kann ich also aus diesem Voting nicht gewinnen. Warum macht es T-Online dann ?
Ganz einfach: jedes interaktive Element, vor allem Votings, erhöhen eindeutig ( und das hat statistisch fundierte Marktforschung bewiesen ) die Attraktivität eines Portals, erhöhen die Bindung ( "Hier ist meine Meinung gefragt"/"Die interessieren sich, mit was für nem Rechner ich gerade surfe") und befriedigen eine ganz natürliche Neugier ( "Wieviele Leute haben denn das selbe Betriebssystem wie ich ?"/ "Wie stark ist denn meine Fraktion?" etc. ).
Vielleicht schauen die bei T-Online sich das Ergebnis auch mal an, mag sein. Vielleicht vergleichen sie die Zahlen ja auch mit den Ergebnissen aus der "echten" Marktforschung ( um dann festzustellen, wie offene Votings von diesen Ergebnissen abweichen oder nicht ). Vielleicht lassen sie das auch bleiben.
Mein Fazit:
Wenn bei diesem Voting ein überdurchschnitticher Mac-Anteil herauskommt, dann werden die für die technische Umsetzung des Portals Zuständigen bestimmt nicht glauben, dass die Zahl der Maccies über Nacht ins Unermessliche gestiegen ist und sofort beginnen, alles mac-like umzupfrimeln.
Aber: sie werden die Erkenntnis gewinnen, dass die Mac-User überdurchschnittlich motivierbar sind. Das wiederum KÖNNTE Auswirkungen auf Marketing/Produktstrategien haben...
Wir manipulieren keine als seriös geplante Statistik, wenn wir hier mehrfach abstimmen. Wir senden vielmehr ein lächelndes, meinetwegen: grinsendes Zeichen, dass wir da sind - und dass wir quicklebendig sind
Sorry für die Sonntagsrede ;-)