Gesellschaft Geduzt oder gesiezt?

Lieber geduzt oder gesiezt?


  • Umfrageteilnehmer
    86
À propos Skandinavien.
Weiß hier jemand, etwa aus eigener Erfahrung oder als Muttersprachler, zu berichten, wie die sog. »du«-Reform im Schwedischen zustandegekommen ist?

Also das Ding ist da durch.

Ich habe, auch, mit Schweden geschäftlich zu tun, da wird dann englisch gesprochen/geschrieben.

"Fisch vom Tisch", Thema erledigt.

:crack:
 
Ich habe, auch, mit Schweden geschäftlich zu tun, da wird dann englisch gesprochen/geschrieben.
… was aber weder eine Antwort auf die Duzfrage ist (weil im Englischen ja einheitlich geihrzt wird), noch auf meine Frage nach einer aktiven »Reformhaftigkeit« (wie der Begriff »Du-Reform« suggeriert) oder lediglich einer Feststellung einer historisch längst gewachsenen Entwicklung (vulgo »Sprachwandel«).
 
… was aber weder eine Antwort auf die Duzfrage ist (weil im Englischen ja einheitlich geihrzt wird), noch auf meine Frage nach einer aktiven »Reformhaftigkeit« (wie der Begriff »Du-Reform« suggeriert) oder lediglich einer Feststellung einer historisch längst gewachsenen Entwicklung (vulgo »Sprachwandel«).
Es ging ihm auch nur darum, uns mitzuteilen, dass er ein international agierender Geschäftsmann ist. :hehehe:
 
Ich kann dieses DU nicht leiden. Nirgends. Weder per Mail, noch in den Läden. Bin, als Amerikaner, zwar mit diesem typischen Sprachgebrauch groß geworden, aber vielleicht bin ich einfach tief in mir spießig ;)
Vermeide deshalb schon typische Szenegeschäfte, in die meine Kids immer wieder mal reingehen, weil mir diese DUzerei bereits an der Tür auf die Nerven geht.
 
Scheinst tief in dir doch nen Deutschen stecken zu haben :D
 
Scheinst tief in dir doch nen Deutschen stecken zu haben :D
Meine Frau lachte eben laut, als sie das gelesen hatte. Erinnerte sie spontan an eine Edeka Aktion vor 2 Jahren: "Wieviel Panda steckt in dir?", denn da kniff ich damals automatisch den Arsch zusammen.
 
Mist - diese Aktion habe ich verpasst. Die klingt witzig.
 
À propos Skandinavien.
Weiß hier jemand, etwa aus eigener Erfahrung oder als Muttersprachler, zu berichten, wie die sog. »du«-Reform im Schwedischen zustandegekommen ist?

Der deutsche Wikipediaartikel benennt es zwar als »Reform«, aber in meinem Sprachgebrauch ist eine Reform etwas Gemachtes oder Vorgegebenes, im Gegensatz zum natürlichen Sprachwandel. So gesehen bleibt bei der Beschreibung im Artikel auch unklar, welche Exekutivkraft jener dort attribuierte Bror Rexed insachen reformatorischer (Ver–)Änderung überhaupt hat.

Wenn nämlich tatsächlich niemand in Form einer Akademie, dem Bildungsministerium oder einer dem Duden-Verlag vergleichbaren Institution (dem hierzulande von 1901 bis zur Rechtschreibreform 1996 ein quasi-exekutives Monopol zugebilligt wurde) eingegriffen hat/hätte, wäre der Du-Gebrauch dort dann doch nur Ergebnis der normativen Kraft des Faktischen – und eben keine Reform.

Ich kenne es ja auch nur aus den Erzählungen der »Alten« die damals schon gelebt haben. Längst vergangene Zeit, geprägt von Unterwürfigkeiten, verpackt in seltsame skurrile Formen von Anreden und Titel. Das sollte sich in den 60ern ändern. Da passierten Demokratisierung, Anfänge Gleichberechtigung und Gleichstellung. Eine neue Zeit begann, die Gesellschaft veränderte sich, somit veränderte sich auch die Sprache. Miteinander. Untereinander. Innerhalb und ausserhalb der Familie. Arbeit. Firmen. Betriebe. Behörden. Ämter. Zeitungen. Überall.

Die Du-Reform ist keiner einzelnen Person oder Personengruppe zuzuweisen.
Die Du-Reform war nicht von Oben aufgesetzt, sie kam von den Menschen selbst.
Die Du-Reform ist weit mehr als nur »Du« zu jedem zu sagen.

Überregionale Zeitungen wie die DN spielten unbestritten eine sehr wichtige Rolle bei der schnellen und nachhaltigen Verbreitung der Du-Reform im ganzen Land.

Bror Rexed ist mit seiner Rede als »Durex« in unsere Geschichte eingegangen. Zur Wahrheit gehört auch, dass zum Zeitpunkt seiner Rede das »Du« längst in den Betrieben und Firmen angekommen und verbreitet war. »Durex« hat sich nur geschickt medienwirksam inszeniert und somit fälschlicherweise mehr Lorbeeren bekommen als ihm gebührt.

Neulich habe ich gelesen, dass eine Journalisten herausgefunden hat, dass die Ursprünge der Du-Reform in der Landflucht der 50er Jahre begründet liegen. Um mit den Landeiern irgendwie kommunizieren zu können musste die Umgangssprache angepasst werden. Naja. Wenns so war, gebracht hat es in manchen Gegenden bis heute nichts. Gibt halt unendlich viele Geschichten um die Du-Reform. Und die Finnen haben selbstverständlich auch ihre eigenen Ansichten dazu.

Da ich ein schwedischer SE/EE/RU-Mischmasch bin sage ich zu meiner Mutter »du mamma«. Sie ist Deutsche geworden. Vielleicht sollte ich sie jetzt besser mit »Jawoll, Sie Frau Mutter« ansprechen. SCNR.

Glaube ich habe es hier schon oft geschrieben. Wir sagen du zueinander und nennen uns beim Vornamen, denn dazu ist der Vorname da. Nachnamen brauchen wir eigentlich nicht da wir durchnummeriert sind. Natürlich sagt man zu alten Menschen »Du« und nicht »Sie«. Diese könnten es sogar als respektlos oder verletzend auffassen wenn man sie mit »Sie« anspricht. Natürlich sagt man im Krankenhaus »Du Susanne« zur Chirurgin und nicht »Sie Frau Doktor Langstrumpf«. Dass sie in die Schule gegangen ist weiss man doch. Oj, da fällt mir gerade was ein. Name: Greta, Schulabschluss: Keiner, Grundschule: Geht manchmal hin. Nein, sowas gibts nicht in Wirklichkeit.

Hoffentlich ist es einigermassen verständlich geschrieben. Schönes Wochenende.
 
Zuletzt bearbeitet:
Seltsam ist aber doch, dass es mindestens genauso befremdlich wirkt, wenn man seinen Gegenüber in einem Internetforum siezt. Nichts, als die Macht der Gewohnheit.

Ich erwarte schon lange nicht mehr, dass man mich mit meinem Doktortitel anspricht. Aber ein „Sie“ im realen Leben, zumindest, wenn man sich unter weitgehend unbekannten Randbedingungen kennenlernt, halt ich immer noch für angebracht bis angemessen.

Aber wenn ich z.B. jemanden auf eine Party von gemeinsamen Freunden kennenlerne, dann sieze ich den doch nicht. Wie steif und unangemessen ist das denn?

Siezen und Duzen ist beides okay, solange es zur jeweiligen Situation passt.
 
Das muss nunmal eine beiderseitige Übereinkunft sein, das Einseitig aufgezwungene Du geht nunmal gar nicht.

Wie schonmal geschrieben, kurz in die Augen schauen, fragen: Du oder Sie - und schon ists klar.

Wenn das nicht geht dann möchte ich ein Sie außerhalb eines Umfelds in dem das Du nicht üblich ist (Foren, Clubs, Discos, Kneipe, etc)
 
Zuletzt bearbeitet:
Das muss nunmal eine beiderseitigt Übereinkunft sein, das Einseitig aufgezwungene Du geht nunmal gar nicht.
Sagt wer? Ich find ein aufgezwungenes "Sie" wesentlich unangenehmer ...
Versteh mich nicht falsch, es gibt 1000 andere Dinge die mich mehr beschäftigen als die Frage wie jemand angesprochen werden möchte. Aber diese Stock-im-Arsch-Gesellschaft geht mir schon so ein wenig am Nerv :D
 
Wenn Du mich persönlich kennen würdest siehst Du bei mir bestimmt keinen Stock im Arsch.

Es geht um einen respektvollen Umgang miteinander.

Und ich finde es (im Club der 50er) respektlos ungebeten gedutzt zu werden wenn es eher unüblich ist.

Ein paar Beispiele wo es mich stört und ich es als unüblich empfinde:

Apple
Hermes
Ikea (auch wenn die es schon ewig machen ist es nicht richtiger)

Überall wo man sich persönlich begegnet hab ich nicht das geringste Problem damit. Bei Kunden (arbeite im Service) auf jedenfall ein Sie, es sei denn der Kunde spricht mich gleich mit Du an. Was viele tun, siehe weiter oben: Stock im Arsch.
 
Es geht um einen respektvollen Umgang miteinander.
Also Respekt zeig ich persönlich anders als durch die Ansprache. Aber da legt wohl jeder auf was anderes wert ... für mich ist das nicht respektlos wenn mich jemand mit "Du" anspricht.
 
Also mein Senf..
Respekt hat da schon eine gewisse Bedeutung, aber nicht im Sinne von Unterordnung o.Ä.

Auf Baustellen, wo ich schon viel die Jahre unterwegs war wird unter den Handwerkern immer geduzt, egal ob jung oder alt, Lehrling oder
Meister. Man kann sagen, alle die Arbeitsklammotten anhaben. Das gehört dort zum "guten Ton".
Bei Architekten, Bauleitung, ists meisst anders oder ne Typfrage.

Zum Respekt durch ein "Sie" ist gemeint, dass es eine gewisse Gleichrangigkeit des unbekannten Gegenübers signalisiert.
z.B. ich bin auch über 50, und meine durchaus warzunehmen, da ich deutlich jüngere unbekannte Leute bei der Anprache generell auch sieze,
dass dies stets ein Wohlwollen beim gegenüber auslöst, weil die jungen Leute sich mir gegenüber das i.d.R. nicht erlauben würden.
Dass "Sie" schafft hier sozusagen ein Anerkennung der Gleichwertigkeit, sozusagen als Erwachsene..

Auch ists eine Art der Anerkennung des Privatradius des anderen. Man mag ja auch nicht, wenn ein anderer z.B. bis auf 20 Zentimeter
auf die Pelle rückt.

Sonst ists bei Gleichaltrigen auch ne Typ bzw. Sympathiefrage oder Anlass/Umgebung..
Ein "Du" bedeutet immer doch irgendwie ein Vertrauensschritt, aus der Tradition heraus, und ich möchte auch nicht,
dass mir weniger sympathische Zeitgenossen ein Art Vertraulichkeit aufs Auge drücken.
 
Man mag ja auch nicht, wenn ein anderer z.B. bis auf 20 Zentimeter
auf die Pelle rückt.
Das ist doch sowas von nicht gleichzusetzen mit einer Anrede :D

Da ich mir aus dieser Blahblubb wenig mache, entscheid ich das eher nach Bauchgefühl und ob ich denjenigen noch brauchen kann. Klingt komisch, is aber so. Jeder "normale" Mensch wirds mir ansonsten schon sagen wenn ihm was nicht passt. Hat die letzten Jahrzehnte ganz gut funktioniert. Ich dutze auch bspw. Ärzte - ich mein, wie viel privater kanns noch werden als dass jemand meinen Testikel in der Hand schaukelt? :crack:

Leute, welche da steil gehen und daraufhin mir irgendwelche Steine in den Weg legen würden meide ich generell. Da kommts dann eben drauf an ob ich angewiesen bin auf die Type. Alle andere - wie gesagt - schaffen es eh sich normal zu artikulieren dass sie gerne was anders hätten. Ist mir in den letzten 30 Jahren allerdings noch nicht passiert dass sich da jemand "Wichtiger" beschwert hätte. Die paar Ausnahmen die es gab waren ausschließlich jene, die sich darauf irgendwas eingebildet haben, sich höher stellen wollten. Und darauf kann ich wie gesagt so und anders verzichten.

Als gäbs nix wichtigeres als sowas ... So gern ich unsere Länder hier (Deutschland, Österreich, Schweiz) mag mit ihren eher "genormten" Abläufen, man kann alles übertreiben. Wenn ich nur respektvoll mit einem "Sie" bin und nur für voll genommen werden wenn ich nen Schlips trage (anderer Thread), dann tuts mir echt leid fürs Volk :D
 
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Ich dutze auch bspw. Ärzte - ich mein, wie viel privater kanns noch werden als dass jemand meinen Testikel in der Hand schaukelt? :crack:
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Da ist mir sofort beim Lesen schlagartig noch ne Steigerung des Privaten durch die Hirnwindungen geflitzt..:hamma:

Nene, versteh dich schon, ich nutz schon gern auch die ganze Palette sozialer Interaktion.
Vergleichbar vielleicht mit der Verwendung von Sprache generell. Mal direkt wie ne Armbrust, mal wie als Kunstwerk, zumindest als Versuch.

Herr Doktor Dingsbums hier und dort schon wieder, begreif ich genauso wenig wie Krawatten..
Noch schlimmer ist die Rasierwasserpest..:mad:
 
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Ein "Du" bedeutet immer doch irgendwie ein Vertrauensschritt, aus der Tradition heraus, und ich möchte auch nicht,
dass mir weniger sympathische Zeitgenossen ein Art Vertraulichkeit aufs Auge drücken.

Bildschirmfoto 2019-06-07 um 00.17.13.png

Das ist doch sowas von nicht gleichzusetzen mit einer Anrede...

unter Umständen durchaus.

...ich nutz schon gern auch die ganze Palette sozialer Interaktion.
Vergleichbar vielleicht mit der Verwendung von Sprache generell. Mal direkt wie ne Armbrust, mal wie als Kunstwerk, zumindest als Versuch.

Ich bezweifle nicht, dass jeder hier in der Lage ist, zum jeweiligen Zeitpunkt das richtige Du oder Sie aus dem Ärmel zu schütteln und wenn man sich zufällig geirrt hat, ja dann kann man es ja auch gleich wieder gerade biegen. Den Vorstandsvorsitzenden der Firma auf der Weihnachtsfeier zu duzen kann gut sein, nächsten Arbeitstag vielleicht nicht mehr, den Handwerksmeister und Prüfer in der Meisterprüfung der Handwerkskammer zu duzen pikiert diese meistens (schon vorgekommen), die Verkäuferin im Supermarkt zu duzen ist auch nicht immer angebracht: "Holst mir mal bitte noch ein paar Kartoffeln, die hab ich grad vergessen" kann abwertend klingen, wenn man nicht jeden Tag dort ist und die Verkäuferin von Kindheit an kennt. Wie gesagt, es ist Situationsbedingt und ich traue vielen zu, das einzuschätzen.

ABER: Welche Firma kann aus der Ferne die Diagnose "angebracht" oder "nicht angebracht" jederzeit richtig einschätzen? Ich kaufe meinen Endschalldämpfer vielleicht gerade deshalb woanders:D
 
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