Quark spielt seine Stärken in Arbeitsgruppen aus wo mehrere Leute an den gleichen Jobs arbeiten. Da holt man die Mehrkosten der Softwareausstattung schnell wieder rein. Allein deshalb wundert mich nicht, daß hauptsächlich Industriebetriebe und Verlage wieder zu Quark wechseln. Denn dort trifft genau diese Beschreibung am ehesten zu.
Ich habe mal an einem Magazin mitlayoutet, welches über InDesign/InCopy lief und der Workflow war super. Teilweise haben wir Layouts mit Blindtext gesetzt und ohne Nacharbeit war eine Doppelseite reif für die Litho. Super aufwendige Layouts waren das, die mit Quark gar nicht realisierbar gewesen wären. Also InCopy würde ich nicht unterschätzen. Lief trotz erster CS-Version sehr reibungslos
Jetzt prüfe ich eher Druckdaten und mache sie druckfertig. Quark-PDFs haben da noch etwa einen Anteil von 10%, wie ich an einem ruhigen Tag mal gezählt habe, wobei Quark 8 eher die Ausnahme war. Nachbearbeiten müssen wir meistens alle, weil die keine Media-Boxen im PDF integriert haben, außer es ist über den PDF-Export direkt gelaufen. InDesign konnte das schon seit Version 1 und man muss schon über den Umweg EPS>PDF gehen um keine Mediaboxen zu integrieren, was gottseidank sehr selten passiert.
Kann man da eigentlich mittlerweile auch Größen jenseits von 150 cm anlegen? Wir drucken meistens größere Sachen. Auch toll, immer alles 1:10 angelegt zu sehen. Riesige Schnittmarken, aber keine Schnittmaschine dieser Welt erkennt Schnittmarken. Die brauchen eine Trimbox oder überhaupt einen Pfad im Endformat, den Quark nicht einbettet
Aber auch Visitenkarten konnte man in Quark ja nie einzeln anlegen, weil die wieder zu klein sind. Also wenn die da nicht mal mit Version 8 was gemacht haben, dann sollen die echt zum Teufel gehen. Das hätte spätestens mit der 6er sein müssen und das ist das Hauptproblem von Quark mal abseits der Suite. Sie haben jahrelang nichts von InDesign gelernt.
Mein letzter Quark-Auftritt war vor knapp drei Jahren in einer Druckerei, die auf InDesign umsteigen wollte, wären da nicht langjährige Angestellte, die das nicht mehr lernen wollen. Der Workflow war entsprechend steinzeit-artig. Quark 7.2 oder gar mehr war zwar auf den alten Macs (natürlich noch mit Uralt-Röhre, die kaum mehr drei Lumen ausspuckte), aber hat nur Probleme mit der Abwärtskompatibilität verursacht, weshalb man bei Quark 6 geblieben ist. Für jedes pissige Ansichts-PDF musste man über riesige Postscript-Dateien ein Distiller-PDF erzeugen (es geht halt nicht anders, wenn man E-Mail benutzt). Wenn man ein neues Bild einsetzt, wurde dieses wie in der 6er üblich, immer zu 100% Skalierung auf x/y=0 gesetzt und man musste wieder mal zum x-ten Male ein Bild runterskalieren und neu ausrichten. Es gab da zwar ein PlugIn für (wahrscheinlich mit Kosten verbunden), war aber wie immer nicht installiert. Echt eine coole Arbeitsbeschaffungsmaßnahme dieses Programm.
Um auf´s Thema zurückzukommen. Ich habe noch auf Quark 4 gelernt und es von Anfang an gehasst (Hass und Liebe, du verstehst). Nicht mal ein Undo hatte der Dreck und vor jeder PDF-Ausgabe einer simplen Datei musste man Stoßgebete in den Himmel richten, damit es bloß nicht schon wieder zu einer dieser berüchtigten Fehlermeldungen kam, die fast immer kamen. InDesign 2 (also nicht mit der CS2 verwechseln) war dagegen zwar sehr langsam auf der gegebenen G4-Hardware, aber konnte schon eine Galaxie mehr an Funktionen und vor allem Erleichterungen, die Quark bis heute z. T. nicht eingeholt hat. Ich könnte ewig weiter motzen über Quark. Das Programm hat einfach diesen Eiszeit-Code, den z. B. auch Illustrator hat und der einfach Bugs ohne Ende produziert. Während die neuste InDesign-Version immer noch ein Silberstreifen am Adobe-Horizont ist, der schon viel mehr Effekte und tolle Funktionen kann als Illustrator.
Quark sollte lieber mal Corel Draw Konkurrenz machen anstatt InDesign, was natürlich nur mit humanen Preisen jenseits der 1000 Euro zu schaffen wäre. Gibt ja doch noch Leute, die Software kaufen. Die können mit InDesign überhaupt nicht konkurrieren, weil sie ja unbedingt tolle Web-Funktionen einbauen musste, anstatt das GUI und die PDF-Ausgabe mal auf neusten Stand zu bringen. Quark ist jetzt so eine Art "Master of None", wie mein Guruji so schön sagte. Kann viel, aber nix richtig. Für die billige eierlegende Vollmilchsau kein schlechtes Konzept, aber Adobe können die mit dem Code-Haufen echt nichts entgegen setzen, also sollten sie es lassen.