Wie üblich verkürzt und nach fernöstlicher Art die Wucht gegen den Ausübenden verwendet. Nett und nachvollziehbar.
Hehe.
Blöderweise an den falschen (oder richigen?
) Stellen gekürzt.
Wir sind die Spießbürger, die so richtig rebellieren, indem wir Samstags das Auto mal nicht waschen und am Freitag ohne Schlips zur Arbeit gehen. Wir sind die Spießbürger, die dafür sogar einen Namen erfinden (Casual Friday), damit wir immer noch einen Rettungsfallschirm haben, falls es mit dem dreckigen Auto und ohne Schlips dann doch eine Spur zu heftig ist.
Wir sitzen zu Tränen gerührt vor dem Fernseher wenn die Mauer zum 25. Mal fällt und wir es schaffen, tausende von Flüchtlingen gemeinsam zu stemmen und wir eine Meinung zu allem haben und die per like und teilen so richtig in die Welt hinaus zu schreien.
Wir entrüsten uns darüber, dass unsere Regierungschefin abgehört wird, begnügen uns aber damit, dass wir entrüstet sind. Neger und Kanake sagt man nicht mehr. Es reicht uns aber, die pöhsen Pegriffe aus unserem Wortschatz zu verbannen und mit deutscher Gründlichkeit darauf hinzuweisen, dass man sowas nicht sagt und bei Facebook das "Don't judge a book.." zu teilen.
Wenn sich die Neger (ups, die Schwarzen) "da unten" aber gegenseitig erschießen, weil wir ihnen die Waffen liefern und unsere Hühnerabfälle da "entsorgen", schicken wir ihnen noch eine Schiffsladung Kondome und Pullover nach Afrika (das ist das große Land südlich von Europa), damit sie sich nicht mit irgendwas infizieren und nicht frieren müssen.
Mutti Merkel trifft sich mit dem bösen bösen bösen Diktator Erdogan? Pfui!! Die sollte dem mal so richtig die Meinung sagen!
Mutti Merkel - die Regierungschefin eines souveränen Staates - wird von einem anderen Staats abgehört? Och ja. Doof, ne? Aber nachvollziehbar.
Wir wollen bei allem mitreden. Der Trump, der Erdogan, der Assad, der Netanjahu..
Bei welchem lokalen Verschmutzungsgrad die Empörung berechtigt ist? Bei jedem. Wir müssen nicht auf das Schnitzel verzichten weil irgendwo jemand hungert. Und wir müssen uns nicht zu Märtyrern machen bevor wir gegen etwas protestieren.
Wir sollten unsere Empörung aber ernst nehmen und nicht einfach wie heiße Luft in die Welt hinaus blasen. Getreu dem Motto: Ja, Massentierhaltung ist schlimm. Aber lecker wenn man sie lange genug mariniert und Ketchup dazu nimmt.
Wir sind so sehr darauf trainiert, zu funktionieren, dass wir sogar beim Protestieren geil auf Likes sind.
Bis es aber soweit ist, hat jeder das Recht, seine Meinung kund zu tun, auch wenn das nervt. (…und natürlich muß er sich die Antwort anhören.) Wenn alle die Schnauze hielten, hätten die, die trotzdem brüllen von vorneherein gewonnen.
Absolut. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Wir
müssen gegen das protestieren was wir falsch finden. Und wenn wir selbst nicht besser sind, dann ist das eben so. Das ist nicht falsch. Denn wenn ich gegen etwas bin was ich selbst nicht besser mache, dann habe ich wenigstens die Chance, dass meine Kritik auch mein Verhalten ändert.
Wir sollten aber zwischendurch trotzdem mal anhalten und uns fragen, wie es mit unserer Moral steht. Der dicke Göring war ganz weit vorne wenn es um die Beseitigung entarteter Kunst mit nackten dicken Weibern ging. Oder sollte ich sagen, dass er das Volk vor schlimmerem bewahrt hat, indem er sich geopfert und die unmoralischsten Stücke bei sich zuhause aufgehängt hat?