Wie sieht es mit Datenmüll aus?
Es gibt ja auch einen elektronischen Besitz. Haltet ihr euch da zurück, oder archiviert ihr tausende Fotos und Musikstücke (obwohl die CDs teilweise nicht mehr als 5 Meter entfernt stehen).
Oder "besitzt" ihr Spindeln voll gebrannter Alben und hört ihr diese dann auch wirklich?
Und wie viele Programm habt ihr installiert und mit welchen arbeitet ihr wirklich?
Ich für meinen Teil habe damals viel "für den Fall der Fälle gelebt", das ist ganz schön dumm. Wenn ich zum joggen, oder auf Reisen unbedingt eine bestimmte CD hören will, dann rippe ich mir diese kurz vor der Fahrt- das Ganze dauert dann vielleicht so seine 10 Minuten, das mag viel sein (und immer noch weniger als 200CD+ Riporgien nach Macneukauf), wenn ich gerne 5 CDs dabei haben möchte. Aber da stellt sich mir doch die Frage, ob ich jemals so viele CDs während einer Zugfahrt hören kann/will, oder einfach nur unentschlossen bin.
Sehr oft endet Besitz bei mir in Unentschlossenheit. Ich kaufe etwas und fühle mich danach Schlagartig schlecht, als hätte ich ein schlechtes Gewissen. Ich selber kann kaum begründen woran so ein Fühlen liegen mag, mangelt es doch weder an Geld, noch an ehrlich gemeintem Interesse am gekauften Objekt.
Weiterhin gab es diesen unweigerlich Punkt im letzten Jahr, an dem ich gnadenlos ausgemistet habe, die Kunst dabei war nicht zu übertreiben. Ich habe erst mal alle Alben gelöscht, die auch hier im Regal stehen und iTunes lediglich auf Podcasts und Einkäufe im i.T.M.S. beschränkt. Das hatte zur Folge, dass man 2 ganze unterschiedliche Musikgeschmäcker geprägt hat. Zum Einen die Anlage in der Relax-Ecke, wo man Musik noch wirklich intensiv hört und sich nicht nur bedudeln lässt und zum Anderen iTunes für Sport, Arbeit, Reise. Ein ganz tolles Konzept, mich hat diese Trennung glücklich gemacht.
Danach habe ich alle Altdatenbestände gelöscht. Dinge aus dem Studium, der Schule, irgendwelche Dinge, die mal angefangen und dann nie vollendet wurden, archivierte Mitschriften und Referate... Einfach das Zeug, wo ich seit mehr als 2 Jahren nicht reingucke.
Als nächstes war iPhoto dran: 10.000 Bilder gelöscht, nur die Besten 1.000 behalten. Die werden dieses Jahr gedruckt und füllen eine gesamte Wand. Ja, jedes Bild hatte einen emotionalen Wert, wurde von mir selbst geschossen und symbolisiert etwas Emotionales: Freunde, Urlaub, Feierlichkeiten. Aber mal ganz ehrlich: Ich habe auch noch so etwas wie ein Gedächtnis und muss mir nicht Opa Leos Geburtstag zum hundertsten Mal ansehen. Und auch Freunde und Urlaube waren toll, aber will ich das mein ganzen Leben lang, von System zum System rumschleppen? Nein, das würde mich eher schwerfällig machen und mir Spontanität rauben. Ich bin inzwischen soweit, dass ich gar keine Kamera mehr mit in den Urlaub nehme, wodurch sich die Art und Weise des Urlaubs erhebliche änderte.
Ich sehe das so: Wirklich wertvolle Situationen bleiben schon irgendwie hängen und der Rest... na sei's drum.
Zum Schluss der größte Wendepunkt im letzten Jahr: Das Handy. Mein Vertrag lief aus und ich war schlicht mit der Auswahl und dem Überangebot überfordert. Mir war bei dieser ganzen Entwicklung nicht wohl, das war nicht mehr meins. Kids mit Handy-Lautsprechern in der Bahn, Jamba-Monatspakete, permanente Erreichbarkeit... zum kotzen. Eigentlich will ich das gar nicht und verdammt, dann bin ich halt Oldschool. Ich schloss also keinen weiteren Vertrag ab, kaufte mir auch keine Karte, ich blieb Handylos.
Dann das erste Problem: Junge, Du brauchst einen Wecker. Bisher übernahm mein Handy diesen Job, auch wenn ich ehrlich gesagt jeden Morgen mit Wut über das widerliche Fiepen aufgestanden bin. Nun gut, ich habe mir also einen Wecker gekauft und gut war.
Mein Freundes- und Bekanntenkreis hat lange Zeit nicht verstanden warum ich fortan ohne Handy lebe, aber viele von denen schnacken auch nur. Ich bin ganz klar entstresst und habe Gespräche geführt, in denen ein gewisser Neid auf diese Stressfreiheit zum Ausdruck kam, jedoch würde niemand seine aktuelle Situation ändern und es mir nachmachen, nicht einmal den Selbstversuch für eine Woche
Naja, soll nicht mein Problem sein.
Auch hier haben sich wieder 2 Dinge geändert: Der Nachrichtenwechsel per Mail mit den Freunden, die weiter weg wohnen, ist viel intensiver geworden, weil eine Mail doch wesentlicher bewusster und gehaltvoller verfasst wird, als 160 Zeichen SMS zwischendurch.
Der Nachrichtenwechsel mit Freunden, die in meiner Umgebung wohnen ist schon ebenfalls leichter. Man spricht sich über das normale Telefon ab und wenn man nicht da ist, ist man nicht da, denn Anrufbeantworter sind auch nicht mein Ding.
Innerhalb meines Experimentes fiel mir auf, dass wir an so ziemlich allen Plätzen extrem gut für den Notfall gerüstet sind. Überall gibt es Telefonsäulen/Zellen, die verhältnismäßig günstig sind– 10 Cent für 20 Sekunden.
Diese Notfall-Argumente sind übrigens sehr leicht zu entkräften.
"Ja, Du brauchst aber ein Handy, es kann ja immer mal was sein."
Ein kleines Rechenbeispiel: Ich habe damals einen Vertrag für rund 20 Euro im Monat gehabt, darin waren Freiminuten und Frei-SMS, soweit so gut. Dieser Vertrag hatte eine Laufzeit von 2 Jahren. Auch okay. 20 Tacken pro Monat x 24 Monate, sind stolze 480 Euro. Und jetzt mal ganz ehrlich: Sollte ich einen Notfall haben, dann setze ich mit 480 Euro Notfallbudget (das sich dann ganz automatisch anspart) mehr Hebel in Bewegung, als mit meinem popeligen Handy. Wenn ich irgendwo Nachts in der Pampa stehen würde, dann könnte ich mir ohne Weiteres ein Hotelzimmer leisten, oder mich einfach für 150 Euro mit dem Taxi nach Hause fahren lassen.
Kurioserweise habe ich aber in der Vergangenheit keinerlei große Notfälle zu beklagen und wenn doch mal was gewesen sein sollte, dann hat mir das private Handy bestimmt nicht den Tag gerettet...
Nun ja, soweit erstmal von mir, mich interessieren vor allem eure Erfahrungen mit Datenmüll.