Nu mal lamgsam mit den jungen Pferden. Es kann nicht einen über alle Branchen und alle Tätigkeiten gleichen Mindestlohn geben. Das wäre zum einen der Tod vieler kleiner und mittelständischer Betriebe, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bilden. Zum anderen muss der Lohn auch in einer Relation zur Art der Tätigkeit und der dafür mitzubringenden Ausbildung stehen. Wer sich nicht der Mühe unterzogen hat eine berufliche Fachqualifikation zu erwerben, darf sich nicht wundern, wenn er am unteren Ende der Lohnkette steht.
Da kann ich Dir nur beipflichten. Einige sehen das aber anders und bringen Chancengleichheit, soziales Umfeld und ähnliche Dinge in das Spiel. Ich hatte die Zahlen (Berlin) gepostet, die zeigen das 50-65% der Auszubildenden ihren Ausbildungsvertrag vorzeitig beenden. Ich vermute viele beginnen eine zweite Ausbildung aber einige werden wohl keine Ausbildung mehr machen. Warum diese Quote so hoch ist, konnte mir noch keiner erklären und ich konnte es auch nicht in Erfahrung bringen.
Und was nightdancer eigentlich beklagte ist, dass es manchmal bei Bewerbern an den fundamentalsten Grundvoraussetzungen für die Einstellung fehlt. Wenn ich die jährlichen Bewerbungsrunden für unsere Auszubildenden sehe, stehen mir die Haare zu Berge. Die kommen unausgeschlafen, ungewaschen zur Vorstellung, können kein korrektes Deutsch, beherrschen nicht die Grundrechenarten aber haben Vorstellungen vom Berufsleben wie wir Weiland vom Schlaraffenland. Und bei regulären Bewerbungsrunden habe ich auch schon oft zu hören bekommen, "wie jeden Morgen um acht Uhr anfangen? Nee, das ist mir zu früh!" oder "ich will den Job gar nicht, unterschreiben sie nur dass ich hier war, sonst wird mir H4 gekürzt". Leider Realität.
Das ist Realität!
Nach fast 20 Jahren GF/Vorstand eines mittelständischen Unternehmens (77 Mitarbeiter) könnte ich ganze Bücher über diese Umstände schreiben. Stellen sind von mir ganze 2 x beim Arbeitsamt ausgeschrieben worden, das habe ich ganz schnell eingestellt.
Ich habe selbst ausgebildet (Bürokaufleute) und da die Ausbildungsvergütung, Arbeitsort (Düsseldorfer Medienhafen) gut war und wir allen eine feste Übernahme zugesagt haben, konnten wir uns über die Anzahl der Bewerbungen nicht beschweren.
Die Qualität war grausam, fast alle Bewerber hatten Abitur, konnten keinen Dreisatz, lesen und schreiben höchstens befriedigend. Ich musste eine Mitarbeiterin abstellen die Nachhilfe gab, die Berufsschule anrief ob auch alle da sind, etc.
Ich hatte bei 13 Auszubildenden über die Jahre allerdings auch nur einen Abbruch.
3 Mitarbeiterinnen sind nach der Ausbildung gegangen. Sie haben mir vorgerechnet das sie mit Hartz 4 und 4 Wochenenden hinter der Theke einer Disco/Cafe/Bar mehr Netto mit weniger Zeitaufwand hatten, als sie bei uns bekommen. Nach der Ausbildung haben wir 2.200.-€ - 2.400€ Brutto im ersten Jahr gezahlt.
In meinen Gesprächen mit anderen Mittelständlern habe ich erfahren, dass dies auch deren Realität war.
Aber das mag hier keiner hören.